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- Zwischen Tabubruch und Zensur: Gesetzliche, religiöse und gesellschaftliche Zensurmaßnahmen in der Zeichentrickserie South Park
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 160
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Eine Zensur findet nicht statt - so steht es zumindest in Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes. Und in der Tat scheint Zensur in modernen und offenen Gesellschaften, die sich häufig durch eine gesetzlich abgesicherte Presse- und Meinungsfreiheit definieren, nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Aber ist dem auch wirklich so? Beschränkt sich Zensur in der heutigen Zeit tatsächlich nur noch auf klassische Jugendschutzthemen wie Sexualität, Gewalt und vulgäre Ausdrücke - wohlgemerkt nur zum Schutz der Kinder ? Die vorliegende Arbeit geht dieser Frage auf den Grund und versucht anhand von Beispielen in der scheinbar tabulosen Zeichentrickserie South Park aktuelle Formen von Zensur aufzuspüren und deren Hintergründe und Ursachen näher zu beleuchten. Und dabei zeigt sich schnell: Eine Zensur findet auch heute noch statt, sie ist nur nicht immer so offensichtlich...
Textprobe: Kapitel 4.2.1, ‘Seven Words you can never say on Television’: Bereits in den Anfängen des amerikanischen Rundfunks wurde großes Augenmerk auf einen anständigen Sprachgebrauch gelegt. So wurde im Communications Act of 1934 erstmals festgehalten, dass obszöne, unzüchtige und profane Ausdrücke im Radio nicht erlaubt sind. Somit waren die OPI-Vorgaben der FCC bereits in der frühen Phase des Rundfunks ein wichtiger Bestandteil der gesetzlichen Richtlinien. Eine genaue Definition dieser Begriffe blieb jedoch lange Zeit aus, genauso wie die Frage, welche Konsequenzen ein solcher Verstoß nach sich ziehen könnte. Einen wesentlichen Beitrag zur Klärung dieser offenen Punkte brachte der Fall ‘FCC vs. Pacifica Foundation’ mit sich - und begründete in weiterer Folge auch die Fokussierung von Medienunternehmen auf ganz bestimmte Schimpfwörter. Bei diesem Rechtsstreit ging es um einen Radiobeitrag, den der Pacifica-Sender WBAI 1973 im Nachmittagsprogramm ausgestrahlt hat. Dabei handelte es sich um den Monolog Filthy Words des Stand-Up Comedians George Carlin. Als ‘Seven Words You Can Never Say on Television’ deklarierte er dabei die Wörter ‘Fuck”, ‘Shit”, ‘Motherfucker”, ‘Cocksucker”, ‘Piss”, ‘Cunt” und ‘Tits”. Doch obwohl dieser Beitrag mit einer inhaltlichen Warnung an die Zuschauer eingeleitet wurde, gab es eine Beschwerde eines aufgebrachten Vaters, der den Monolog zusammen mit seinem Sohn im Auto gehört hatte. Als Konsequenz hat die FCC dem Sender verboten, den Beitrag außerhalb der ‘Safe Harbour’-Zeit erneut auszustrahlen. Der Sender legte zwar Widerspruch ein, dieser wurde jedoch vom Supreme Court abgelehnt. Somit wurde durch dieses Urteil nicht nur der Handlungsspielraum der FCC abgesichert, sondern hat TV- und Radiosender auch vermehrt dazu bewegt, ihr Programm strikter zu überwachen und wenn nötig zu zensieren. Erstmals hatten die Sender nun auch konkrete Anhaltspunkte, welche Wörter als unanständig und obszön angesehen werden. Dementsprechend entstand in den Jahren nach diesem Urteil eine ‘Post-Pacifica’-Ära, bei der sich nicht nur die Medienunternehmen an diesen ‘Seven Dirty Words’ orientiert haben, sondern auch die Prüfungspraxis der FCC. Wenn man nun jene sieben Wörter, die von Carlin als Tabuwörter im Fernsehen definiert wurden, mit jenen Ausdrücken vergleicht, die bei South Park durch Beep-Töne zensiert werden, sind auch 30 Jahre nach dem Pacifica-Urteil immer noch erstaunliche Parallelen feststellbar. So wird vor allem das Schimpfwort ‘Fuck’ von der FCC immer noch als Maßstab vulgärer Ausdrücke herangezogen: Depending on the context presented, use of the ‚F-Word‘ or other words as highly offensive as the ‚F-Word‘, may be both indecent and profane, if aired between 6 a.m. and 10 p.m. South Park wäre aber nicht als tabubrechende Zeichentrickserie in die TV-Geschichte eingegangen, wenn die Produzenten nicht auch versucht hätten, an diesen Sprachtabus zu rütteln. Deshalb ist es nicht nur interessant, nach jenen Wörtern zu suchen, die in der Serie zensiert wurden, sondern sich auch jenen Beispielen zu widmen, in denen diese tabuisierten Wörter, trotz aller Restriktionen, unzensiert im Fernsehen ausgestrahlt werden konnten.
Reinhard Presslaber wurde 1980 in Lienz/Osttirol geboren. Sein Studium der Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien schloss er 2013 mit dem akademischen Grad des Magisters der Philosophie mit Auszeichnung ab. Schon während seines Studiums beschäftigte sich der Autor umfassend mit den Themenbereichen Drehbuchentwicklung, Jugendschutz und Synchronisation, auf die er sich auch nach seinem Studium spezialisiert hat. Seit 2011 ist er als freiberuflicher TV-Redakteur, Autor und Lektor in Berlin tätig.
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