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- Zigarette und Wasserpfeife bei Jugendlichen: Wie unterscheiden sich Schüler deutscher, türkischer und arabischer Herkunft?
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Abb.: 47
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Rauchen stellt mit jährlich 110.000 bis 140.000 vorzeitig an direkten Folgen des Tabakkonsums sterbenden Menschen das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland dar. Aufgrund der gesundheitlichen Schädigung durch Tabakkonsum und des Suchtcharakters des Rauchens müssen Präventionsmaßnahmen möglichst frühzeitig im Jugendalter ansetzen. Für zielgruppenspezifische Präventionsprogramme sind genaue Kenntnisse des Rauchverhaltens in Abhängigkeit von möglichen Determinanten erforderlich. Obwohl jeder vierte Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren einen Migrationshintergrund hat, sind Studien zum Tabakkonsum einzelner Herkunftsgruppen rar. Bislang wenig untersucht und zugleich immer beliebter ist auch der Konsum von Wasserpfeifen in Deutschland. Aufgrund der ursprünglichen Verbreitung der Shisha im südlichen und östlichen Mittelmeerraum ist eine migrationssensible Analyse sinnvoll. Diese Studie hat das Ziel, das Rauchverhalten von Jugendlichen herkunftsgruppenspezifisch zu beschreiben. Hierfür wurden mit Hilfe einer Befragung von 501 Zehntklässlern in Berlin-Mitte Jugendliche deutscher, türkischer und arabischer Herkunft verglichen. Der Shishakonsum wurde über die Lebenszeitprävalenz und Zigarettenrauchen sowie Prävalenz und Frequenz des aktuellen Konsums erfasst. Daneben wurden Gründe zum Rauchen und Nichtrauchen sowie Einstellungen der Eltern zum Rauchen ihrer Kinder erhoben. Neben ausführlichen deskriptiven Analysen wurde das Rauchverhalten auch inferenzstatistisch geprüft. Das Rauchverhalten der Schüler unterschied sich in Abhängigkeit vom Migrationsstatus. Fast jeder zweite deutsche Jugendliche, aber nur jeder dritte türkischer und jeder vierte arabischer Herkunft rauchte zum Untersuchungszeitpunkt Zigaretten. Diese herkunftsspezifischen Unterschiede waren für Mädchen stärker ausgeprägt als für Jungen. Weiterhin zeigten sich für türkisch- und arabischstämmige Jugendliche, im Vergleich zu deutschen Jugendlichen, ein höheres Einstiegsalter, strengere Einstellungen der Eltern zum Rauchen ihrer Kinder und eine deutlich größere Bedeutung des Glaubens als Grund zum Nichtrauchen. Die Ergebnisse dieser Arbeit belegen die weite Verbreitung des Rauchens unter Jugendlichen und die große Public Health-Relevanz des Themas. Neben dem Zigarettenrauchen spielt der Shishakonsum eine beträchtliche Rolle. Die herkunftsspezifische Analyse unterstreicht die Bedeutung einer migrationssensiblen Gesundheitsberichterstattung und daraus abgeleiteter zielgruppenorientierter Interventionen.
Textprobe: Kapitel 4.3, Untersuchungsdurchführung: Die Erhebung der Suchtbefragung wurde im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Jugendarbeitsschutzgesetzuntersuchung durchgeführt. Es gibt in Deutschland je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen darüber, welche Institution die JAG-Untersuchung durchführt. In Berlin wird die Schulentlassungsuntersuchung durch die Kinder- und Jugendgesundheitsdienste der Bezirke vorgenommen. Von sechs verschiedenen Teams an zwei Standorten im Bezirk Berlin - Mitte wird die JAG-Untersuchung jeweils während des Schuljahres durchgeführt. Die hier vorliegende Suchtbefragung wurde denjenigen Schülern, bei denen im Zeitraum von September 2007 bis April 2008 die JAG-Untersuchung anstand, im Wartezimmer von den Mitarbeitern des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes ausgehändigt. Die Schüler konnten den ausgefüllten Fragebogen in einem verschlossenen Umschlag zurückgeben. Auf diesem Umschlag wurde eine Identifikationsnummer notiert, die eine Zuordnung zum Dokumentationsbogen der JAG-Untersuchung desselben Schülers zuließ. Die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes hatten jedoch zu keinem Zeitpunkt Einblick in die Antworten der Schüler auf die Suchtbefragung. Die Teilnahme war für die Schüler ausdrücklich freiwillig. Es wurde darauf hingewiesen, dass sowohl die gesamte Befragung als auch einzelne Fragen nicht beantwortet werden müssen. Die Teilnehmer wurden über Zweck und Inhalte der Befragung informiert. Zudem wurden die Teilnehmer darüber aufgeklärt, dass eine Zusammenführung der Ergebnisse der Suchtbefragung und der JAG-Untersuchung stattfindet. Als Anreiz zur Erhöhung der Teilnehmerquote wurden zehn Einkaufsgutscheine der Firma Galeria Kaufhof GmbH im Wert von je 20 Euro verlost. Um an der Verlosung teilzunehmen, konnten die Schüler ein Los ausfüllen und in eine Urne einwerfen. Vor Beginn der Hauptbefragung wurde ein Pretest an Zehntklässlern außerhalb des Bezirks Mitte durchgeführt. Dazu wurden zwei zehnte Klassen von Schulen in Berlin - Neukölln ausgewählt, um eine Vergleichbarkeit hinsichtlich Alter, Herkunft und Sozialstatus zu ermöglichen. Nach Auswertung des Pretests wurde die endgültige Version des Fragebogens erstellt. 4.4, Dateneingabe und –zusammenführung: Die Fragebogen der Suchtbefragung wurden im Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Gesundheit und Personal über das Programm EpiData Entry (EpiData Association, Odense, Dänemark) eingegeben und nachfolgend in Microsoft Excel-Tabellen zusammengefasst (Microsoft Corp., Redmond, Washington). Im Anschluss fand eine erste Überprüfung der Daten auf Vollständigkeit und formale Korrektheit statt. Die Fragebogen der Jugendarbeitsschutzgesetzuntersuchung wurden ebenfalls im Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Gesundheit und Personal mit Hilfe von Microsoft Access - Eingabemasken erfasst und anschließend gleichsam in Excel-Tabellen überführt. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Datensätze der Suchtbefragung und der JAG-Untersuchung anhand einer gemeinsamen Identifikationsnummer in eine gemeinsame Excel-Tabelle zusammengeführt. Bei der JAG-Untersuchung waren einige Nummern über zwei Schuljahre hinweg doppelt vergeben worden. In solchen Fällen wurde zur eindeutigen Zuordnung zusätzlich das Untersuchungsdatum hinzugezogen. Da die Suchtbefragung ausschließlich in den Monaten September 2007 bis April 2008 durchgeführt worden war, konnten nur JAG-Untersuchungen aus demselben Zeitraum in Frage kommen. 4.5, Qualitäts- und Plausibilitätsprüfung der Daten: Zunächst wurde überprüft, ob die Zusammenführung der beiden Datensätze der Suchtbefragung und der JAG-Untersuchung korrekt vollzogen wurde. Hierzu wurden die Variablen Geschlecht und Alter, welche in beiden Fragebogen erhoben worden waren, auf Übereinstimmung geprüft. Hierbei ergaben sich in 17 Fällen (3,3%) Abweichungen beim Geschlecht, teilweise zusätzlich beim Alter. Anhand der Originalfragebogen ergab sich, dass in acht Fällen das Geschlecht in einer der beiden Untersuchungen falsch übertragen wurde. In sieben anderen Fällen war die Identifikationsnummer auf einem der Bogen nicht richtig übertragen worden. In zwei Fällen (Fall Nr. 72 und 227) ließen sich die Unstimmigkeiten nicht aufklären. Daher wurde in diesen beiden Fällen auf eine Zusammenführung der beiden Datensätze verzichtet und für die vorliegende Untersuchung lediglich die Suchtbefragung ausgewertet. Insgesamt konnten damit bei 461 von 501 (92%) Studienteilnehmern die beiden Fragebogen miteinander verknüpft werden. In den anderen 40 Fällen (8%) konnten keine JAG-Untersuchungen zur Suchtbefragung hinzugefügt werden. Dies beruht insbesondere auf Verlusten von JAG-Dokumentationsbogen auf dem Postweg vom bezirklichen Kinder- und Jugendgesundheitsdienst bis zur Stelle, an der die Eingabe erfolgte. Aufgrund der oben erwähnten Übertragungsfehler beim Geschlecht wurden von 15 zufällig ausgewählten Studienteilnehmern die Originalfragebogen mit den entsprechenden Excel-Eintragungen vollständig für alle Variablen abgeglichen. Hierbei fand sich ein Übertragungsfehler in Frage Nr. 5 bei Fall Nr. 312, der korrigiert wurde. Bei allen nachfolgend dargestellten Plausibilitätsprüfungen wurde bei Unstimmigkeiten jeweils anhand der Originalfragebogen überprüft, ob es zu Übertragungsfehlern gekommen war. Wenn nicht explizit erwähnt, war dies nicht der Fall. Zunächst wurden zu quantifizierende Antworten auf die für diese Untersuchung relevanten offenen Fragen hinsichtlich ihrer Plausibilität geprüft. Dazu wurden vorab Minimal- und Maximalwerte festgesetzt. Diese ergaben sich teilweise aus natürlichen Gründen: Das Alter zum Zeitpunkt des ersten Substanzkonsums durfte nicht höher als das aktuelle Alter des Studienteilnehmers liegen (Frage Nr. 13). Für die beiden anderen Fragen wurden Ergebnisse der in der Einleitung vorgestellten Studien BZgA-Rauchfrei, BZgA-Drogenaffinitätsstudie, ESPAD, HBSC und KiGGS als Maß herangezogen. Tabelle 7 zeigt die festgesetzten Werte und die Anzahl der Fragebogen, bei denen Werte außerhalb dieser Grenzwerte angegeben worden waren.
Martin Brünger studierte Humanmedizin und Public Health mit Schwerpunkt Epidemiologie. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Bundestag forscht er aktuell am Centrum für Human- und Gesundheitswissenschaften der Charité Universitätsmedizin Berlin. Seine Forschungs- und Interessensschwerpunkte sind u.a. Versorgungsforschung, Rehabilitationswissenschaften, Sozialepidemiologie und Gesundheitspolitik.
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