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- Wie effektiv ist E-Learning bei der Vermittlung praktischer Fertigkeiten?: Eine Vergleichsstudie gegenüber klassischem Unterricht bei Physiotherapieschülern
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 188
Abb.: 87
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Untersuchung der Effektivität von Blended-Learning für die Vermittlung von psychomotorischen Fertigkeiten in der medizinischen/physiotherapeutischen Fortbildung. Fortbildungsangebote an Physiotherapeuten müssen neben dem Wissenserwerb in besonderem Maße das Erlernen psychomotorischer Fertigkeiten ermöglichen. In der durchgeführten Untersuchung wird die Effektivität eines Blended-Learning-Angebots mit der eines klassischen Präsenzunterrichtes verglichen. Da die Effektivität von E-Learning bei der Vermittlung theoretischer Inhalte bereits in vielen Studien in ähnlicher Weise untersucht wurde, will die vorliegende Studie die Fragestellung auf die Effektivität beim Erlernen von psychomotorischen Fertigkeiten erweitern, wie sie bei der Manipulativmassage nach Dr. Terrier erforderlich sind. Die Untersuchung wurde mit Berufsfachschülern des Fachs Physiotherapie durchgeführt. Den Schülern Unterricht in der Manipulativmassage erteilt, wobei zwei Einheiten des Unterrichts als Blended-Learning-Programm und zwei weitere Einheiten im klassischen Präsenzunterricht angeboten wurden. Das Zielkriterium der vergleichenden Untersuchung war die Verbesserung der psychomotorischen Fertigkeiten ausgehend von der annähernd gleichen Ausgangssituation in der für die Schüler bisher unbekannten Behandlungstechnik.
Textprobe: Kapitel 2.9, Effektivität von E-Learning: Viele Studien zur Effektivität von E-Learning wurden bereits in den 90er Jahren publiziert. Kerres (1999) fasste Metaanalysen zur Effektivität des Computereinsatzes zu Lehr-/Lernzwecken zusammen und stellte die Ergebnisse in folgenden Aussagen dar: Es gibt keine systematischen Belege für eine grundsätzliche Überlegenheit eines bestimmten Mediensystems oder einer Verbundlösung. Nicht das Mediensystem an sich ist ausschlaggebend für den Lernerfolg, sondern die didaktische Medienkonzeption und die Integration in die Lernumgebung. Bei Personen mit hoher Lernmotivation und selbständigem Lernverhalten zeigen sich Vorteile bei der durchschnittlichen Lerndauer. Diese Personen können das mediale Lernangebot zu einer intensiven kognitiven Auseinandersetzung nutzen. Das Lernen mit Medien kann nicht nur auf kognitive Lerninhalte beschränkt genutzt werden. Es kann auch bei psychomotorischen Fertigkeiten und beim Aufbau sozialer Verhaltenskomponenten erfolgreich zum Einsatz kommen. Der Einsatz von Medien im Unterricht kann die Lernmotivation steigern. Jedoch ist dieser Effekt von kurzer Dauer und rechtfertigt damit nicht den Aufwand des Einsatzes digitaler Medien für Lehr- und Lernzwecke. (vgl. Kerres 1999) Die Schwierigkeit die Effektivität von E-Learning zu messen, liegt vor allem darin begründet, dass für die Qualität von E-Learning überhaupt noch keine Normen existieren (vgl. Waxman et.al. 2003).Waxmann et. al. (2003) kamen jedoch in ihrer Metaanalyse zur Effektivität von Lernen und Lehren mit technischen Medien in Bezug auf deren Erfolge zu dem Ergebnis, dass eine kleine positive Wirkung (p < .001) gegenüber klassischem Unterricht festzustellen sei. Schaper (2005) konstatierte, dass der Erfolg von E-Learning nicht nur von den medialen Lernangeboten, sondern in hohem Maße von den kognitiven und motivationalen Voraussetzungen der Lernenden, den kompetenten Einsatz der Medien durch die Lehrenden sowie den Rahmenbedingungen des Lernkontextes abhängen. Das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen von E-Learning ist noch zu einem großen Teil unzureichend für eindeutige Aussagen über deren Wirksamkeit (vgl. Schaper 2005). Tulodziecki (2003) kam nach Auswertung mehrerer Metastudien zu ähnlichen Thesen: Das Lernen mit neuen Medien ist in der Lage, selbstständiges Lernen von Schülern zu fördern. Auf Dauer verändert sich das Verhältnis von Lehren und Lernen. Insgesamt lässt sich eine Verschiebung von der Instruktion (durch die Lehrperson) hin zur Konstruktion (durch die Schüler) beobachten. Die Kommunikation und Kooperation der Schüler untereinander wird durch die Verfügbarkeit neuer Medien begünstigt. Die Arbeit mit computerbasierten Medien fördert auch den Erwerb fachübergreifender Kompetenzen, z.B. die sinnvolle Nutzung des Computers, Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit. Unter bestimmten Bedingungen ist eine Verbesserung fachlicher Lernleistungen und eine Verkürzung von Lernzeiten durch die Nutzung digitaler Medien möglich. Es haben sich allerdings, abgesehen von Einzelfällen, die hohen Erwartungen insgesamt nicht erfüllt. Ausgehend von dieser Zusammenfassung kommt Tulodziecki (2003) zu folgender Schlussfolgerung: Digitale Medien können grundsätzlich zu wirkungsvollerem Lernen beitragen. Allerdings geschieht dies nicht ‘automatisch’. Das Potenzial digitaler Medien kann erst im Rahmen geeigneter Unterrichtskonzepte zur Geltung kommen. Blömeke (2003) kam bei der Untersuchung der Wirkung der neuen Medien im Unterricht unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Lernwirksamkeit stark von den Persönlichkeitsmerkmalen der Schülerinnen und Schüler sowie der instruktionalen Unterstützung durch Lehrer oder das Medium abhängt. Michael Allen et al. (2003) untersuchten die Eignung, die Wirksamkeit und die Kosten für ein CME(continued medical education)-Programm zur Vermittlung praktischer Fertigkeiten mittels Videokonferenzen und tutorieller Begleitung. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass es zu deutlichen Wissenszuwächsen bei dieser Lernform gekommen sei und die Teilnehmer die gewonnenen Kompetenzen auch in der eigenen Praxis anwendeten. Akzeptanz: Vor allem aktuelle Studien zur Wirksamkeit von neuen Medien im Unterricht fragen nach der Akzeptanz, die das E-Learning bei den Lernenden erlebt. Nistor et.al. (2005) stellten eine hohe bis sehr hohe Einstellungs- und Verhaltens-Akzeptanz bei Teilnehmern in virtuellen Seminaren fest. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Studien von Reinmann-Rothmeier & Mandl (2002b) und Weinberger (2003). Sunita Mathur (2005) stellte in einer Untersuchung an kanadischen Physiotherapeuten fest, dass bereits ein hoher Prozentsatz der Therapeuten Web-based-Trainingsprogramme zur eigenen beruflichen Fortbildung nutzen und allgemein in dieser Berufsgruppe ein großes Interesse an derartigen Formen der Weiterbildung besteht. Effektives Lernen erfordert jedoch zwingend eine strukturierte didaktische Planung. 2.10, Didaktische Planung: Um das Blended-Learning-Konzept und den klassischen Unterricht im Rahmen der vorliegenden Arbeit annähernd vergleichbar machen zu können, war es nötig, dieser Stelle eine genaue Projekt-Planung, vor allem eine genau didaktische Planung vorzunehmen. Diese wird im Folgenden näher ausgeführt: 2.10.1 Zielgruppe: Die Zielgruppe der Fortbildung in Manipulativmassage nach Dr. Terrier sind im Normalfall berufstätige Therapeuten. Speziell werden Physiotherapeuten, Masseure aber auch Ärzte angesprochen. Für den Zweck der in vorliegender Arbeit durch-zuführenden Studie wurden jedoch Physiotherapieschüler herangezogen, da das Eingangsniveau bei dieser Gruppe bezüglich Manipulativmassage nahezu gleich ist. Die Schüler waren 17 bis 45, im Mittel 22, Jahre alt und nahmen alle freiwillig parallel zu ihrer Ausbildung zum/r Physiotherapeuten/in an der Fortbildung teil. Ihre hauptsächliche Motivation dazu war intrinsisch, da die Schüler sich eine Erweiterung ihres späteren Behandlungsspektrums erhofften. Ein Moment extrinsischer Motivation bestand zusätzlich in dem Angebot, nach erfolgreichem Abschluss ein Fortbildungszertifikat zu erhalten. Die gewählte Zielgruppe ist somit als relativ homogen anzusehen. Die Erfahrungen mit selbstgesteuertem, kooperativem oder netzbasiertem Lernen waren in diesem Fall in der Regel sehr gering und die Lerndauer prinzipiell nicht begrenzt, da die Schüler/innen die Physiotherapie-Ausbildung in Vollzeit absolvierten.
Herr Dr. Manfred Eglmeier, M.A., Bc., wurde 1965 in Parsberg/Opf. geboren. Zunächst studierte er Sport an der TU München und absolvierte nach dem erfolgreichen Abschluss zum Sportlehrer mehrere therapeutische Ausbildungen, darunter den Bachelor in Physiotherapie an der Hogeschool van Amsterdam. Zudem absolvierte er ein Masterstudium der Medienpädagogik an der Universität Duisburg Essen, das er 2005 mit dem akademischen Grad Master of Arts abschloss. Im Rahmen seiner Doktorarbeit untersuchte Herr Dr. Eglmeier die Effektivität von E-Learning beim Erlernen praktischer Fertigkeiten mit Berufsfachschülern der Physiotherapie. In seiner über 20-jährigen Erfahrung in der beruflichen Lehre, unter anderem als Professor für Physiotherapie an einer privaten Fachhochschule, beschäftigte er sich intensiv mit dem Einsatz der neuen Medien im Unterricht. Derzeit ist Herr Dr. Eglmeier für einen Schulträger mit 30 Berufsfachschulen im Gesundheitswesen als fachlicher Gesamtleiter tätig.
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