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Gesellschaft / Kultur

Robert Tanania

Transition in Brasilien: Eine Analyse des politischen Systemwechsels

ISBN: 978-3-95425-492-7

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 224
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Seit den 1970er Jahren hat die politikwissenschaftliche Literatur zu Lateinamerika den Regimewandel und den Transformationsprozess in dieser Region als Schwerpunkt. Im Vergleich zu allen anderen Transitionen in Lateinamerika und Südeuropa stellt die Transition in Brasilien die längste, bei weitem komplexeste von einem autoritären Regime hin zu einer Demokratie und von den neuesten Transitionen (Argentinien, Bolivien, Ecuador, Peru und Uruguay) die wichtigste dar. Die Frage, ob die neuen Demokratien in Lateinamerika bereits konsolidiert sind, oder sich noch in der Phase eines noch nicht abgeschlossenen Transitionsprozesses befinden, wird in den USA, Lateinamerika und in Europa seit den 1990er Jahren kontrovers diskutiert. Das Regime in Brasilien nach 1945 war zugänglicher als andere lateinamerikanische Regime wie z.B. Argentinien, Chile und Uruguay.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Seit den 1970er Jahren hat die politikwissenschaftliche Literatur zu Lateinamerika den Regimewandel und den Transformationsprozess in dieser Region als Schwerpunkt . Im Vergleich zu allen anderen Transitionen in Lateinamerika und Südeuropa stellt die Transition in Brasilien die längste, bei weitem komplexeste von einem autoritären Regime hin zu einer Demokratie und von den neuesten Transitionen (Argentinien, Bolivien, Ecuador, Peru und Uruguay) die wichtigste dar . Die Frage, ob die neuen Demokratien in Lateinamerika bereits konsolidiert sind, oder sich noch in der Phase eines noch nicht abgeschlossenen Transitionsprozesses befinden, wird in den USA, Lateinamerika und in Europa seit den 1990er Jahren kontrovers diskutiert . Das Regime in Brasilien nach 1945 war zugänglicher als andere lateinamerikanische Regime wie z. B. Argentinien, Chile und Uruguay . Dies lag u.a. daran, dass die politische Kultur in Brasilien nach 1945 offener war und die politische Unterdrückung in Brasilien nicht die Strenge hatte wie es in anderen Regimen in dieser Region der Fall war . Diese Zugänglichkeit und relative Offenheit trugen so zu einer umfangreichen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Brasilien nach 1945 bei . Lebten 1960 noch 70% der Bevölkerung in Lateinamerika ländlich, so wandelte sich diese Zahl bis zum Jahr 2000 hin zu einer zu 70% urban lebenden Bevölkerung, in Brasilien hauptsächlich in den küstennahen Ballungsgebieten des Nordostens, Südosten und Südens, und der Alphabetisierungsgrad veränderte sich mit demselben Prozentniveau . Seit 1950 hat sich die Bevölkerungszahl in Brasilien verdreifacht und 2002 waren 50% der Bevölkerung jünger als 20 Jahre alt . Brasilien erreichte so in der Skala der bevölkerungsreichsten Länder Platz 8 . Bereits in den 1950er Jahren erschien den Modernisierungstheoretikern die Demokratisierung als eine direkte Folge wirtschaftlicher Entwicklung, sozialer Differenzierung und Mobilisierung . Eine Intensivierung der Transformationsforschung begann jedoch erst ab Mitte der 1970er Jahre, als die autoritären Regime in Südeuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika zusammenbrachen, mit einer weiteren Intensivierung nach dem Ende des real existierenden Sozialismus . Bis dahin war in der Forschung die Breakdown-of-Democracy-Theorie vorherrschend, die sich mit dem Zusammenbruch von demokratischen Regimen zwischen den beiden Weltkriegen und in den Entwicklungsländern befasste . In den 1980er Jahren beschäftigte man sich in der Lateinamerikaforschung noch vornehmlich mit der Transition hin zu einer Demokratie, während man später in den 1990er Jahren dazu überging, sich mehr mit der Frage zu beschäftigen, wie sich diese neuen Demokratien in der Zukunft entwickeln würden . Brasilien stellt bezüglich dieser Thematik eines der am meisten in der Fachwelt diskutierten Länder dar. In den USA wurde die Transitionsforschung entscheidend Mitte der 1980er Jahre von der Projektgruppe ,Transition to Democracy’ um Guillermo O`Donnell und seinen Mitarbeitern (Schmitter/Whitehead) beeinflusst, in Deutschland von der Heidelberger Projektgruppe ,Lateinamerikaforschung’ (Nohlen/Thibaut) . Brasilien ist das nach seiner Fläche und Bevölkerungszahl - 192 Millionen im Jahr 2008 laut WamS (161,7 Millionen Einwohner nach einer Schätzung von 1998, 1990 noch 150 Millionen) - nach Russland, Kanada, China und den USA das fünftgrößte Land der Erde . Es ist 24 mal größer als Deutschland und ca. 206 mal größer als die Schweiz . Durch seine sehr große Atlantikküste ist Brasilien für den weltweiten Handel über Schiffswege geradezu prädestiniert . Die meisten Menschen leben entlang einer 200 Meilenzone an der Atlantikküste von der Grenze zu Uruguay bis südlich von Fortaleza . Im Nordosten lebten im Jahr 1996 nur 7,2% der Bevölkerung, während im Südosten 42,7% der Bevölkerung lebten . Brasilien hat von allen lateinamerikanischen Ländern die größte Bevölkerungszahl mit indianischer und afrikanischer Abstammung . Die ethnische Bevölkerung Brasiliens gliedert sich wie folgt auf: 53% Weiße, 22% Mulatten, 12 % Mestizen, 11 % Schwarze und 2% Sonstige ca. 80% sind Katholiken und 18% Protestanten . Die ersten demokratischen Gehversuche in Lateinamerika wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gemacht. Während Chile und Uruguay eine sehr ausgeprägte demokratische Tradition entwickelt haben, gab es in Brasilien einen mehrfachen Wechsel zwischen Demokratie und autoritärer Herrschaft, man spricht hier von mehreren ,Redemokratisierungsphasen’ . Noch in den 1960er und frühen 1970er Jahren galt Lateinamerika als eine Region, in der Diktaturen und politische Instabilität vorherrschten. In unmittelbarer Folge der dritten Demokratisierungswelle (1974-1994) , die in Südeuropa begann, entwickelten sich die lateinamerikanischen Staaten größtenteils von autoritären in demokratische Systeme . Bis auf das Kuba Fidel Castro`s wurden in allen lateinamerikanischen Ländern die bisherigen autoritären Machthaber durch demokratisch gewählte zivile Regierungen ersetzt. Dabei sind diese neuen Regierungen nicht durch Gewaltaktionen, sondern durch demokratische Prozesse an ihre Positionen gelangt. Der Wunschtraum von John Fitzgerald Kennedy, dass die kubanische Revolution von 1959 für die lateinamerikanischen Oligarchien eine Art Schockwelle auslösen würde, wurde nicht erfüllt . Brasilien ist eines von insgesamt 89 Autokratien weltweit, die sich seit 1974 zu einer Demokratie transformiert haben . Es ist mit 47,3% der Fläche Südamerikas das größte Land in dieser Region und zweitgrößter Agrarexporteur der Welt. Die Bevölkerung hat sich seit 1950 fast vervierfacht, was fast 50% der Bevölkerungszahl des südamerikanischen Kontinents entspricht . Der Name Brasilien kommt von dem von den Indígenas, den Nachkommen der Ureinwohner Brasiliens, geschaffenen Wort ,pau brasil’, das eine tropische Holzart beschreibt, die als Färbemittel in der Manufaktur verwendet wurde . In Brasilien wie in Argentinien und Uruguay fand der Wandel vom Militärregime hin zu einem demokratischen Regime friedlich statt . Gerade auch für das Verständnis der Transformation der osteuropäischen Länder nach dem Ende des Kalten Krieges ist ein Verständnis der Transformation in Lateinamerika von Vorteil. Infolge der Einwanderung im 20. Jahrhundert leben heute sogar 1,5 Millionen japanischstämmige Menschen in Brasilien . Mit Beginn der Amtszeit Lulas im Jahr 2005 begann Brasilien stärkere Aktivitäten in der Sicherheitspolitik und in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen, als dies noch in den 1990er Jahren der Fall war, zu entwickeln . Der Historiker Burns schreibt in dem Vorwort zu seiner Geschichte Brasiliens, dass in den 1960er Jahren nicht mehr als 10 Studenten seine Kurse zu Brasilien besuchten, während die Zahl dieser Studenten einige Jahre nach dem Putsch der Militärs in den 1970er Jahren auf über 70 anstieg. Deutschsprachige Literatur ist bis heute nach wie vor nur sehr rar vertreten im Gegensatz zur englischen und spanischen Literatur, die sich sehr stark mit der Transition in Brasilien beschäftigt, wie schon Veser (1993) festgestellt hat. Im Besonderen sind die Werke von Wöhlcke, Veser (1993, Diss.), Schirm (Habil.), Fritz, Heinz (2001, Habil.), Krause (2006, Diss.) und Rumpf (2003, Diss.) hervorzuheben. In dieser Arbeit sollen zunächst die theoretischen Grundlagen der Transformationsforschung erklärt werden (Teil 2) und danach die zeitliche Dimension (Teile 3 und 4) zusammen mit der sachlich-empirischen Dimension mit ihren Teilsystemen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft (Teil 5) .

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