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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 168
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Zwischen 1200 und 1210 dichtet der deutsche Epiker Gottfried von Straßburg seinen Tristanroman. Die Liebesgeschichte um Tristan und Isolde besticht durch ihre neue und vor dem mittelalterlichen Hintergrund sehr moderne Liebeskonzeption. Der Dichter entwirft nicht nur eine ideale Form der Minne, sondern teilt auch seine eigenen Vorstellungen von einer vollkommenen Weiblichkeit mit. Neben Isolde als primär ausführender Kraft der neuen Minnekonzeption bestimmen zahlreiche weibliche Nebenakteure die Handlung. Jede von ihnen trägt entscheidend zum Fortgang des Geschehens bei und wird so zur Verkörperung der neuen Modernität in der mittelalterlichen Literatur. Wie die agierenden Frauen die Liebesgeschichte um Tristan und Isolde beeinflussen und welche Funktion ihnen dabei zukommt, soll diese Studie darlegen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5.1, Floraetes Charakterisierung auf der Ebene des Textes: Nach Blanscheflurs Tod geben Rual und Floraete Tristans Elternschaft vor, um den Knaben aufzuziehen, bis er sein siebtes Lebensjahr erreicht hat. Rual, Tristans offizieller Vater und der Marschall am Hof zu Parmenien, trägt den Beinamen li foitenant, was der ‚Treue Haltende’ bedeutet. ‘Die Loyalität gegenüber seinem Herrn, die er vom Vater auch auf den Sohn überträgt sucht ihresgleichen.’ Doch auch Floraete, Ruals Ehefrau wird mit diesem Begriff ausgezeichnet. Noch bevor Gottfried näher auf die Geschehnisse eingeht, preist er die unermessliche Ergebenheit der Eheleute Rual und Floraete, die beide ein triuwe unde ein lîp got unde der werlde wâren: swer nâch dem vriunde riuwe hât, nâch tôde triuwe an ime begât, daz ist vor allem lône, deist aller triuwe ein crône. Er beschreibt Floraete, Ruals Frau, als saelige marschalkîn, welche die Tugenden der guote, staete und reine in sich vereint und bezeichnet sie nicht nur als Abbild weiblicher Ehre, sondern vergleicht sie mit der Reinheit und Vortrefflichkeit eines Edelsteins. Diese Metaphorik ist auch in Zusammenhang mit Isolde anzutreffen, bei der sie dieselbe Funktion erfüllt. Ruals Befehl, eine Schwangerschaft vorzugeben und Tristan schließlich als ihr eigen Fleisch und Blut darzustellen, befolgt Floraete ohne zu zögern, ja sogar mit großer Bereitschaft. Dies ist zum einen ihrem bedingungslosen Gehorsam gegenüber dem Gatten, zum anderen ihrem Bestreben, die eigene Ehre zu vergrößern, zu verdanken: […] diu was des lîhte gemant, daz ir doch z’êren was gewant Die faktisch stattfindende Vorspiegelung falscher Tatsachen durch die Eheleute und Gottfrieds überschwängliches Lob scheinen auf den ersten Blick nicht kompatibel zu sein, jedoch wird schnell klar, warum Gottfried Rual und Floraete seine höchste Anerkennung zuteil werden lässt. Die beiden geben Tristan als ihr eigenes Kind aus, um ihn vor dem Zorn Morgans zu beschützen. Diesen hat Tristan zu befürchten, wenn Morgan von seiner Existenz erfährt. Der Hinterhalt der beiden steht daher ganz im Zeichen der Loyalität und Liebe zu Tristan, die Täuschung wird lediglich zur Wahrung der Interessen des jungen Herrn und zum Besten des Landes begangen. Aus diesem Grund erklärt Gottfried die sittliche Vollendung - âne alle missewende unz an ir beider ende - der Eheleute und ganz besonders die Vorbildlichkeit Floraetes: ez wart durch triuwe getan. Der Betrug lässt laut Gottfried keinen Zweifel an der moralischen Integrität der Eheleute. Weiter spricht Gottfried von Floraete als dem saeli[gen] wîp und greift damit eine Bezeichnung auf, die der Dichter im huote- Exkurs der idealen frouwe zukommen lässt. Doch Floraete ist nicht nur eine vorbildliche Ehefrau, auch ihre mütterliche Seite scheint voll und ganz vollendet zu sein: si leite ouch allen ir sin mit muoterlîcher liebe an in und was des alsô staete, als ob sî’n selbe ie haete under ir brüsten getragen. Floraete, die guote marschalkîn, liebt Tristan mit solcher Inbrunst, als wäre er ihr eigener Sohn. Ständig sorgt sich die Frau um das Wohlergehen ihres Pflegesohnes und kümmert sich mit großem Eifer um den jungen Tristan. Dementsprechend ist es laut Gottfried noch niemals geschehen, daz ein man unde ein wîp ie mê mit solher liebe ir hêrren zugen. Der Text zeigt deutlich, welche Wertschätzung Gottfried Floraete zukommen lässt. Sie entspricht seinem Idealbild einer loyalen Ehefrau und fürsorglichen Mutter. Durch die List, die Floraete anwendet, nimmt sie Tristans Schicksal in die Hand und leistet einen großen Beitrag zum weiteren Verlauf des Geschehens. Sie ist ganz und gar nicht tatenlos, sondern übernimmt bezüglich ihrer eigenen Bestimmung und dem Los ihres Pflegesohnes das Ruder, was aus ihrer Liebe zu Ehemann Rual, aus ihrem zärtlichen Mutterherzen und aus ihrer sittlichen Vollkommenheit resultiert.

Über den Autor

Barbara Bauer wurde 1987 in Freyung geboren. Ihr Doppelstudium der Germanistik, Romanistik und Psychologie schloss die Autorin im Jahre 2013 erfolgreich mit dem akademischen Grad der Magistra Artium und dem ersten Staatsexamen ab. Während des Studiums sammelte die Niederbayerin praktische Erfahrungen im Journalismus und arbeitete in mehreren Zeitungsredaktionen sowie für ein namhaftes Internetportal in Köln. Neben ihrer studienbegleitenden Tätigkeit im Buchhandel war die Autorin u. a. auch als Mitarbeiterin im Goethe-Institut in München und als Reiseleitung in den südfranzösischen Hochebenen des Larzac aktiv.

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