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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 280
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Buch ‘Sprachförderung - Das Kompendium’ gibt nicht nur einen Überblick über das erforderliche theoretische Basiswissen rund um das Thema Sprachförderung. Neben der Thematisierung der Grundlagen zur kindlichen Sprachentwicklung, dem Erst- und Zweitspracherwerb, der Definition der Sprachförderung, der Rolle der Lehrperson und den methodischen Elementen der Sprachförderungsarbeit werden vor allem praxisorientierte Konzeptionsvorschläge gegeben, wie eine solche Förderung von der Lehrperson gestaltet werden kann. Durch die gegebenen Anregungen und Empfehlungen in diesem Buch kann eine individuelle Konzeption zur thematischen und inhaltlichen Gestaltung einer Sprachförderung erstellt werden, die z.B. Kerninhalte, Zielstellungen und methodische Umsetzungen umfasst. Zudem werden drei Unterrichtsversuche vorgestellt, die in einer vorschulischen Sprachförderung zum Einsatz gekommen sind.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. 1. 1, Themen der vorschulischen Sprachförderung: Die erste Unterkategorie ‘Themen der vorschulischen Sprachförderung’ thematisiert nicht nur Themen, die in dem Kurs zum Einsatz gebracht werden können, sondern diese beleuchtet auch u.a. Erfahrungen der Lehrkräfte mit dem Einsatz der Themen sowie Probleme und Schwierigkeiten, die sich durch gewisse thematische Bereiche ergeben können. Insgesamt lässt sich die Unterkategorie ‘Themen der vorschulischen Sprachförderung’ in folgende thematische Bereiche gliedern: - Allgemeine Themenbereiche. - Bedeutung der allgemeinen Themenbereiche. - Themen, die sich nicht eignen. - Häufig genannte Themen und ihre Bedeutung für die Sprachförderung der Kinder. - Thematische Berücksichtigungen in Bezug auf die Sprachstände der Kinder. - Erfahrungen mit dem Einsatz der Themen. Im Weiteren werden die subjektiven Theorien der befragten Lehrpersonen zu diesen thematischen Bereichen nacheinander dargestellt. ? Allgemeine Themenbereiche: Welche Themenbereiche sollen allgemein in der vorschulischen Sprachförderung besprochen und durchgenommen werden? Welche Themenbereiche eignen sich ganz allgemein für den Einsatz im Kurs? Die Beantwortung dieser beiden Fragen ist in Hinblick auf die Fragestellung dieser qualitativen Studie zu klären und steht deshalb in diesem ersten Abschnitt im Vordergrund. In diesem Unterpunkt werden somit Bedingungen und Kriterien vorgestellt, die bei der allgemeinen Auswahl von Themenbereichen bedeutend und zu berücksichtigen sind. Aus diesem Grund werden innerhalb der Schilderung über ‘allgemeine Themenbereiche’ keine speziellen Themen aufgeführt, die sich für die Durchführung in einem vorschulischen Sprachförderungskurs eignen. In diesem Abschnitt werden zunächst Themenbereiche erläutert, die allgemein in dem Kurs eingesetzt werden können. Als Ankerbeispiel für diesen Unterpunkt und als Ankerbeispiele für die folgenden thematischen Bereiche wird jeweils das erste Zitat genommen, welches zur Erläuterung der verschiedenen Punkte aufgeführt wird. Auf die Frage, welche Themen sich für die vorschulische Sprachförderung eignen, antwortete eine interviewte Lehrperson, dass es ansprechende Themen sein sollten zu denen jedes Kind eine Beziehung aufbauen kann: ‘Ich glaube, dass viele Themen genommen werden können, so lange sie jedes Kind ansprechen. Es muss also jedes Kind einen Bezug zum Thema haben. Jedes Kind muss wissen, worum es geht. Es geht nicht, dass ich den Kindern zwei Stunden von Tieren erzähle, kein Tierbild zeige und die schwächeren Kinder überhaupt nicht wissen, was ein Tier ist’. Ansprechende Themen beinhalten, dass die Themen auch zum Alter des Kindes passen. Eine weitere Lehrperson betont daher, dass die Themen dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen sollten: ‘Ich kann nur Themen durchnehmen, die altersentsprechend sind’. Die Themen, die in der vorschulischen Sprachförderung zum Einsatz kommen, beinhalten auch die Aufgabe einer Schulvorbereitung, wie eine weitere Lehrkraft schildert: ‘Themenbereiche, die die Kinder im Leben antreffen und Themenbereiche, die die Kinder auf die Schule vorbereiten, wie, dass gewisse Sachen zur Schule durchgenommen werden’. Die Themenbereiche, die altersentsprechend sind und die Kinder auf die Schule vorbereiten, sollten sich nach der Meinung einer anderen befragten Lehrperson auf den Alltag der Kinder und auf situative Zusammenhänge beziehen: ‘Allgemein alles, was in den kindlichen Alltag hinein gehört. Es müssen nicht künstlich irgendwelche Themen hochstilisiert werden, sondern es kann ganz nah an der Basis gearbeitet werden. So wie z.B. die Jahreszeiten oder Karneval’. Im Verlauf des Interviews führt diese Lehrperson ihre Ansicht weiter aus: ‘Was die Kinder interessiert und wo sie auch drin sind. Das finde ich so wichtig. Ich muss das noch einmal bestärken, dass wir nicht etwas künstlich hochstilisieren’. Eine Lehrkraft bezeichnet die Aufnahme der kindlichen Lebenswelt sogar als ‘die Grundbasis der Themenwahl’: ‘... ich denke, dass das die Grundbasis der Themenwahl ist, dass sie die Lebenswelt der Kinder aufgreift und dass die Kinder etwas damit anfangen können’. Das Interesse der Kinder an den Themen, die ihre Lebenswelt umfassen, wird somit als eine Voraussetzung für die kindliche Sprachförderung gesehen: ‘Im Prinzip die Themen, die Kinder interessieren, die ihrer Lebenswirklichkeit entsprechen, die um sie herum sind und mit denen sie auch etwas anfangen können. + Die ihren Alltag und ihr Leben bestimmen’. Bei der Entscheidung, welche Themen für die Kinder von Interesse sind und welche zu ihrer Lebenswelt gehören, meint eine Lehrperson, dass dem Interesse der Kinder keine Grenzen gesetzt sind, genauso wie der Themenwahl für die vorschulische Sprachförderung: ‘Eigentlich finde ich, dass sich alle Themen eignen. Erst einmal alle Themen, die die Kinder interessieren’. Eine weitere Lehrkraft betont, dass es nicht nur eine Vielzahl von Themenbereiche gibt, die Kinder interessieren, sondern, dass sich eigentlich jedes Thema zur sprachlichen Förderung eignet. Die Sprachförderung wird als etwas Allgegenwärtiges beschrieben, welche sich nicht nur auf den Sprachförderungskurs bezieht: ‘Ich denke, dass sich im Prinzip alle Themen eignen, weil Sprachförderung + passiert immer. ... Sprache existiert täglich’. Die Auswahl der Themen kann jedoch auch mit subjektiven Zielen verbunden werden, so dass sich z.B. die Kinder in vielen thematischen Bereichen auskennen sollen: ‘Ich denke, dass diese vorschulische Sprachförderung sehr breit gefächert und mit ganz vielen Themen versehen ist. Ich finde es wichtig, dass Kinder sich in vielen Bereichen auskennen’. Eine andere Lehrperson äußert dazu ihre subjektive Diagnosehypothese, dass die Kinder bereits ein Wissen über diese Themen besitzen, welches ihnen allerdings noch schwer fällt zu verbalisieren: ‘Zum anderen glaube ich, dass die Kinder damit etwas anfangen können und auch schon Wissen über dieses Themen haben. Sie können es teilweise nur noch nicht verbalisieren’. ? Bedeutung der allgemeinen Themenbereiche: An dieser Stelle werden subjektive Diagnosehypothesen und Ziele der befragten Lehrpersonen vorgestellt, die erläutern, warum die genannten allgemeinen Themenbereiche für die vorschulische Sprachförderung von Bedeutung sind. Dies bedeutet, dass an dieser Stelle nicht die Bedeutung spezieller und spezifischer Themen erläutert wird, sondern im Folgenden wird geschildert, warum die interviewten Lehrkräfte diese allgemeinen Themenbereiche, die in dem Abschnitt zuvor erläutert wurden, für den Kurs wichtig finden. Eine befragte Lehrperson, die eine vorschulische Sprachförderung in einem Kindergarten leitet, verweist darauf, dass die Themen aus dem Grund bedeutend sind, da sie bereits im Kindergartenalltag vorkommen: ‘Ich habe gemerkt, dass diese Themen, in etwas abgeänderter Form, im Tagesgeschehen der Kinder vorkommen. + Dass ich das einfach ergänzend noch einmal aufgreife, was im Kindergarten schon gemacht wird. Ich denke, das sind Themen, die über das Jahr (verteilt) auch im Kindergarten vorkommen. Die überhaupt immer vorkommen’. Nach der subjektiven Diagnosehypothese einer anderen Lehrkraft, die in einer Grundschule einen Kurs leitet, sollten die allgemeinen Themenbereiche die vorschulische Sprachförderung strukturieren, da es den Unterricht für die beteiligten Personen erleichtert: ‘Zum einen glaube ich, dass irgendwo der Hebel angesetzt werden muss und dass es die Sache sowohl für mich als Planungskraft als auch für die Kinder als Beschulte einfacher und strukturierter macht, wenn ein Thema vorgegeben (wird) und gesagt werden kann: ‘Heute sprechen wir über das und das’. Wie bereits unter ‘allgemeine Themenbereiche’ erwähnt, sollten die thematischen Bereiche die Bedingung erfüllen, dass sie der Lebenswelt der Kinder entsprechen. Eine genannte subjektive Diagnosehypothese, die erläutert, warum die Lebenswelt der Kinder aufgegriffen werden sollte, lautet: ‘Sie sollten sich sicher in der Thematik fühlen, damit sie auch freier damit umgehen’. Der sichere Umgang mit einer Thematik und die damit verbundenen Aktionen und Handlungen, die den Kindern dadurch ermöglicht werden, sei für die sprachliche Förderung der Kinder wichtig. Die allgemeinen Themenbereiche haben nämlich nach Ansicht einer befragten Lehrperson die wichtige Funktion die Kinder zum Sprechen zu animieren. Im Mittelpunkt steht dann nicht das Thema, welches durchgenommen und besprochen wird, sondern der Sprechanlass bzw. das Sprechen der Kinder und die sich daran anschließende Sprachförderung: ‘Weil das Themen des Alltags sind. Die Kinder sollen natürlich über die Alltagsdinge erst einmal sprechen. (...) Wir sind ja an der Basis. Wir arbeiten an der Basis, damit die es grundsätzlich erst einmal schaffen Sätze zu formulieren. ... Letztendlich ist das Thema egal. Es sollte nur schon ein Thema sein, was die Kinder anspricht. Ich muss einfach nur sehen, dass die Kinder sprechen und dass sie lernen, das dann auch in einen vernünftigen Satz zu packen’. Diese Aussage wird durch eine subjektive Diagnosehypothese einer anderen interviewten Lehrkraft unterstützt: ‘Es ist nicht so abstrakt, wie einige andere Dinge. Die Kinder können einfach damit etwas anfangen’. Diagnostiziert wird auch die besondere Situation der Kinder, dass sie neben ihrem Alltag im Kindergarten zum Sprachunterricht kommen. Um ihnen diese Umstellung zu erleichtern, sollten Themen in der vorschulischen Sprachförderung durchgenommen werden, die der Lebenswelt der Kinder entsprechen: ‘Weil das der Lebenswirklichkeit der Kinder entspricht und die Kinder auch da drin sind. ++ Das ist der Alltag der Kinder. Für die Kinder ist es schon eine besondere Situation in den Sprachunterricht zu kommen und dann wollen wir nicht mit weiteren fremden Dingen um die Ecke kommen’. Diagnostiziert wird auch, dass eine Identifikation der Kinder mit diesen Themen des Alltags stattfindet. Gleichzeitig beinhaltet die Aussage das subjektive Ziel einer befragten Lehrperson, dass die Kinder mit Freude die deutsche Sprache erlernen bzw. ihren Wortschatz in dieser Sprache erweitern sollen: ‘Damit können sie etwas anfangen und damit identifizieren sie sich. Damit wird der Unterricht auch interessant gemacht. Die Kinder sollen mit Spaß Deutsch lernen und ihren Wortschatz erweitern’. Als Kriterium für die Auswahl allgemeiner Themenbereiche wurden in dem vorherigen Abschnitt ‘altersentsprechende Themen’ genannt, die dem Entwicklungsstand des Kindes angepasst sind. Bedeutend sei dies, damit dem Kind der zukünftige Schuleintritt und Schulalltag erleichtert wird: ‘Es sollten Themen sein, die im Endeffekt auch der Entwicklung des Kindes entsprechen. Es geht nicht darum Desoxyribonukleinsäure richtig buchstabieren zu können, sondern es sollten schon Themen sein, die für das Kind gewinnbringend sind und ihm den Alltag in der Schule erleichtern’. Die Bedeutung der allgemeinen Themenbereiche in Hinblick auf die Schule betont auch eine weitere Lehrkraft: ‘Ich denke, das sind grundsätzliche Themen, die ein Kind nach der entsprechenden Anzahl an Monaten + in Hinblick auf die Schule wissen sollte. Es sollte wissen ‘Wie heiße ich?’, ‘Wo wohne ich?’, ‘Meine Telefonnummer’, ‘Wer gehört zu meiner Familie?’ und es sollte auch ausdrücken können: ‘Das und das mache ich gerne’, ‘Das mache ich nicht gerne’, also sollte es auch Vorlieben und Abneigungen zum Ausdruck bringen’. Nach der subjektiven Diagnosehypothese einer interviewten Lehrperson sollte die allgemeine Themenauswahl, um sprachliche Defizite bei Schuleintritt der Kinder vorzubeugen, daher Grundlagen für ein vernünftiges Sprachverhalten zur Verfügung stellen: ‘In der ersten Klasse wird auf ein vernünftiges Sprachverhalten der Kinder aufgebaut. Das bedeutet, dass die Grundlagen von den Kindern schon verlangt werden. Wenn die nicht vorhanden sind, dann gibt es zu Anfang schon Lücken’. Dass die allgemeine Themenauswahl nicht nur eine hohe Bedeutung für das zukünftige Sprachverhalten der Kinder haben kann, sondern auch die schulischen Leistungen in Bezug auf die Themen an sich fördern könnte, diagnostiziert eine andere Lehrperson: ‘Das sind viele Themen, die auch innerhalb des Unterrichts immer wieder angesprochen werden und wenn in gewissen Bereichen dort schon eine Wortschatzerweiterung stattfindet oder ++ andere Arbeiten dazu stattfinden, dann kennen die Kinder sich auch schon aus und können + sich dann schneller beteiligen’. ? Themen, die sich nicht eignen: Nach Ansicht einiger befragten Lehrpersonen (vgl. hierzu Iv 2 bis Iv 7) gibt es auch Themen, die sich nicht für die Durchführung in der vorschulischen Sprachförderung eignen. Welche Themen im Allgemeinen sowie im Speziellen damit gemeint sind und aus welchen Gründen einige thematischen Bereiche als ungeeignet von den interviewten Lehrpersonen empfunden werden, soll im Folgenden dargestellt werden. Wie bereits erwähnt, sind einige der interviewten Lehrpersonen der vorschulischen Sprachförderung der Meinung, dass sich Themen eignen, die sich auf die Lebenswelt der Kinder beziehen und ihr Interesse aufgreifen. Ungeeignet hingegen seien Themen, in denen sich die Kinder nicht sicher fühlen und die den kindlichen Alltag nicht aufgreifen, wie eine Lehrperson in ihrer subjektiven Diagnosehypothese schildert: ‘Als nicht geeignete Themen empfinde ich Themen, die Kinder nicht ansprechen. Die Kinder müssen sich in einem Thema sicher fühlen, um überhaupt darüber sprechen zu können und zu wollen. Themen, wo die Kinder selber unsicher sind oder wo es einfach nur um richtig oder falsch geht, interessiert die Kinder nicht. Wenn es um Wissen geht, was die Kinder nicht weiter interessiert, da ist dann auch gar nicht das Interesse da, sich dazu zu äußern und etwas dazu zu machen. Deshalb ist die Ausrichtung auf die Lebenswelt der Kinder schon ganz wichtig’. Die subjektive Strategie einer weiteren Lehrkraft zur sprachlichen Förderung der Kinder lautet deshalb Themen zu meiden, zu denen die Kinder keinen Bezug aufbauen können, da diese für sie zu abstrakt sind: ‘Ich würde sagen, alles was sehr abstrakt ist. Ich würde erst einmal mit Themen anfangen, wo die Kinder einen unmittelbaren Bezug zu haben’. Als Begründung, warum einige Themen allgemein betrachtet für den Einsatz in einem vorschulischen Sprachförderungskurs nicht geeignet sind, werden verschiedene subjektive Diagnosehypothesen von den befragten Lehrkräften angeführt. Zum einen sei es von der Situation der Kinder und von der Lehrperson abhängig, ob die Kinder einen Bezug zu dem Thema aufbauen oder nicht: ‘Es gibt sicherlich Themen, die bei Kindern manchmal nicht so gut ankommen. Ich denke, da muss ich auch nach der Situation gucken, wie dass gerade im Kindergarten ist und wie die Situation der Kinder ist. Viele Themen, die sich erst ziemlich langweilig anhören, da bin ich für zuständig, diese interessant für die Kinder zu gestalten und herüber zu bringen, dass die Kinder Spaß daran haben’. Die Eignung eines Themas für den Kurs kann somit auch von der Lehrperson abhängig sein. Ein thematischer Bereich, welcher bewusst durch diese befragte Lehrperson von der Durchführung in ihrem vorschulischen Sprachförderungskurs ausgeschlossen wurde und sich somit als ungeeignet herausgestellt hat, ist ‘Multikulturelle Erziehung’. Als subjektive Erklärungshypothese, warum sie dieses Thema ausgelassen hat, führt die Lehrperson Zeitmangel in der Vorbereitungszeit sowie in der Durchführung des Themas an: ‘Ich habe ein Thema weggelassen. Das war das Thema ‘Multikulturelle Erziehung’. + Dafür fehlte mir die Zeit. Ich habe nur ein halbes Jahr zur Verfügung, wo ich ziemlich schnell zum Abschluss kommen möchte... Ich finde dieses Thema ‘Multikulturelle Erziehung’ sehr umfangreich. Das könnte ich nicht in ein- oder zweimal abhandeln. Das geht nicht. ... Ich möchte schon über Russland Bescheid wissen, über Polen Bescheid wissen, über den Libanon Bescheid wissen. Dieses Wissen muss ich mir anlesen. Dann möchte ich Sachen vermitteln. Da fehlt mir die Zeit. Ich habe eine Stunde Vorbereitungszeit in der Woche und das ist sehr wenig. ... Ich würde erst einmal das Land vermitteln wollen. Etwas den Kindern über das Land erzählen. Was dort gegessen wird. Vielleicht auch mal Mütter einladen, die irgendetwas Traditionelles kochen können ... Dann möchte ich auch, dass jedes Kind zum Zuge kommt oder zu Wort kommt. Das ist sehr umfangreich’. Nach Ansicht einer anderen Lehrperson muss die Themenauswahl auch an der vorschulischen Sprachförderungsgruppe abgestimmt werden, da sich nicht jedes Thema für eine Gruppe eignet: ‘Das muss an der Gruppe abgestimmt werden. Es gibt natürlich Gruppen, für die eignet sich ein Thema nicht so gut, wie für eine andere Gruppe’. Dass die Themen der vorschulischen Sprachförderung auf die Situation der Kinder abgestimmt sein müssen und sich die Themenauswahl an der Gruppe orientieren muss, soll folgendes Beispiel aus der Praxis einer befragten Lehrkraft zeigen, die das Thema ‘Hobbys’ als nicht geeignet empfindet. Nach ihrer subjektiven Erklärungshypothese scheiterte das Gespräch mit den Kindern über ihre Hobbys an den fehlenden Aktivitäten der Kinder, die durch Zeit- und Geldmangel der Erziehungsberechtigten zu begründen seien: ‘Ich habe schon die Erfahrung gemacht, was sich nicht eignet, das ist das Thema ‘Hobbys’. Ich glaube, die Kinder haben keine Hobbys. Die haben natürlich schon Interessen. (x) Mir ist folgendes aufgefallen. Ich habe mit den Kindern ein Spiel gemacht, so wie dieses Berufe raten. Ich weiß, ein Junge besucht einen Schwimmkurs und ich weiß von einem anderen Jungen, dass er Karate macht. Aber ich habe gemerkt, dass das überhaupt nicht ankommt. Ich habe dann noch einmal versucht ‘Hobby’ zu erklären. ‘Hobby’ ist vielleicht ein schwieriges Wort für die Kinder. ...ich habe das auch beschrieben und Beispiele gebracht. Ich mache das auch immer als Erste bewusst vor, damit sie wirklich wissen, was gemeint ist. + Ich habe gemerkt, dass klappt überhaupt nicht. Die Hobbys waren Playstation spielen, Computer und Fernsehen. Das waren dann die Hobbys und damit hatte sich das erledigt. Ich würde das Thema nicht unbedingt wieder ansprechen. Ich glaube, das ist den Eltern einfach zu anstrengend. Solche Nachmittagsaktivitäten kosten Geld, sind zeitaufwändig und das wird häufig bei diesen Kindern nicht gemacht. ...Wenn ich höre, dass die Familie sechs Kinder hat und ich weiß, was wir für Ballett- und Gitarrestunden bezahlen, dann weiß ich, das geht nicht’. Eine andere Lehrperson berichtet von einer ähnlichen Erfahrung zum Thema ‘Märchen’, die sie im Unterricht der vorschulischen Sprachförderung gemacht hat: ‘Ich habe mal irgendwann gelernt, dass die Märchen so vorgetragen werden sollten, wie die Gebrüder Grimm die Märchen verfasst haben, also mit allen Grausamkeiten und mit allem, was drin steht. Das ist unmöglich. Dass kann ich den Kindern nicht vermitteln. ... Ich kann mich daran erinnern, dass ich den Kindern das Märchen von den sieben Zwergen vorgetragen habe und zwei Tage später, also in der nächsten Einheit, das Ganze noch einmal aufarbeiten wollte. Ich wollte besprechen: ‘Was ist denn in dem Märchen geschehen?’. + Da kam so gut wie nichts, abgesehen von sieben roten Zipfelmützen und einem giftigen Apfel. Es war nicht umsetzbar, dass, ich sage mal, von A bis Z wiederzugeben. Das ging einfach nicht. Ich habe es dann noch mit weiteren Märchen versucht, die ich vorgetragen habe. Das Interesse ist einfach nicht da. Es ist einfach ein bisschen schwierig’. Nach ihrer subjektiven Diagnosehypothese sei das Thema ‘Märchen’ aufgrund des fehlenden Hintergrundwissens der Kinder nicht geeignet: ‘Das Thema ‘Märchen’ funktioniert nicht, weil die Kinder das Hintergrundwissen nicht haben. Die kennen nicht + ‘Schneewittchen und die sieben Zwerge’. Es hat sich herausgestellt, dass das für Kinder sehr schwer zu erfassen ist, was in einem Märchen vor sich geht. Es sei denn, ich nehme vielleicht ‘Sternentaler’, das ist recht einfach. Das klappt schon. Aber die Kinder in dieser Einrichtung haben dazu kein Hintergrundwissen und das kann nicht aufgearbeitet werden. ... das fehlt einfach. Die Kinder aus den anderen Kulturen, wenn ich das mal anspreche, ob sie denn türkische Märchen kennen. Nein. Es ist kein Thema für diese Einrichtung. Das finde ich sehr schade’. Auf die Nachfrage, ob ein Thema nicht gerade dann durchgenommen werden sollte, obwohl die Kinder sich in den Thema nicht auskennen, antwortete eine interviewte Lehrperson: ‘Das ist eine gute Frage. Für mich war es damals einfach sehr zäh und die Effektivität ist einfach auf der Strecke geblieben’.

Über den Autor

Sandra Heger wurde 1981 in Paderborn geboren. Ihr Lehramtsstudium an der Universität Paderborn schloss die Autorin im Jahre 2004 erfolgreich ab. Bereits während des Studiums arbeitete die Autorin an mehreren Schulen in der Sprachförderung und sammelte so umfassende theoretische und praktische Grundlagen zu diesem Thema. Ihre erste Staatsexamensarbeit sowie ihren anschließenden Promotionsstudiengang widmete sie ganz dem Thema ‘Sprachförderung’.

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