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- Sitcoms und ihr wachsender Einfluss auf jugendliche Zuschauer: Die ‚Gilmore Girls‘ und andere Beispiele
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Popularität von Sitcoms im Allgemeinen sowie die umfangreiche Auseinandersetzung mit der Erfolgsserie Gilmore Girls im Speziellen ließen diese Thematik zur Grundlage der vorliegenden Arbeit werden: Durch die verschiedenen Konzepte der vielen einzelnen Sitcoms bieten diese ein großes Potenzial bezüglich der Identifikation - vor allem für Jugendliche, die sich in der Phase der Identitätsentwicklung befinden und sich hinsichtlich dieser beispielsweise an den Serienfiguren orientieren können. Dabei stellt Gilmore Girls sowohl für weibliche als auch für männliche Rezipienten eine Serie dar, die sowohl Spannung als auch Entspannung sowie die Vermittlung von Werten bietet. Es ergibt sich die Fragestellung: Welche spezifischen Darstellungen der Serie wirken sich in welcher Weise auf die jugendlichen Rezipienten aus? Diese und weitere interessante Aspekte werden in diesem Buch beleuchtet.
Textprobe: Kapitel 3, Der Einfluss von Sitcoms auf Jugendliche: In der heutigen Gesellschaft ‘ist unbestritten, dass (audiovisuelle und digitale) Medien die Erfahrungswelt von Kindern - schon bevor sie lesen können - und von Jugendlichen entscheidend prägen’ (Leubner und Saupe 2009: 234). Leubner und Saupe stellen damit fest, dass unter anderem Fernsehproduktionen, jedoch auch weitere audiovisuelle Medien, heutzutage eine entscheidende Rolle als Einflusskomponente nicht nur auf Jugendliche, sondern sehr früh bereits auf Kinder inne haben, ‘denn die Medien sind mittlerweile in jeden unserer Lebensbereiche eingedrungen’ (Ludwig, Schaner und Schwarz 2007: 3). Kinder und Jugendliche orientieren sich in ihren eigenen Erfahrungen, dabei kann es sich um Erfahrungen jeglicher Art handeln, an den ihnen bekannten Inhalten aus Fernsehproduktionen. Dadurch werden der Einfluss und die Integration der Medien und des Fernsehens in jedem Lebensbereich der Heranwachsenden deutlich. ‘Für das Fernsehen gibt die Mehrheit der Kinder an, sie wählten es, weil <<das Fernsehen sowohl Bild als auch Ton hat>> und <<man zu Hause fernsehen kann>>‘ (von Feilitzen 1979: 162). In anderen Worten, Kinder schätzen das Fernsehen aufgrund der Kombination unterschiedlicher Modi in den Serien, da es somit mehrere Sinne anspricht und zwecks der Häuslichkeit, in der das Fernsehen stattfindet. Sie können dadurch das Sehen der Sendungen in ihren Alltag integrieren und es bietet unterschiedliche Anreize, sowohl auditiv als auch visuell. Im Fernsehen werden Bilder, Musik und Sprache (vgl. Hartley 1994 zit. n. Mikos 2008: 45) dazu verwendet, mit den Zuschauern zu kommunizieren. Dazu werden Personen eingesetzt, die diese Bedeutungsträger als darstellende Figuren in Serien übermitteln. Eine Bedeutung kann jedoch erst vollständig entstehen, sobald der Zuschauer einen Fernsehtext und somit die Dialoge in einer Fernsehserie rezipiert und dekodiert hat. Damit können den Fernsehserien als solchen laut Mikos ‘lediglich potenzielle Bedeutungen’ zugeschrieben werden, die durch einen ‘aktiven Zuschauer’ (Mikos 2008: 23) vervollständigt und somit zu bedeutendem Material gemacht werden. Der Zuschauer, in dem hiesigen Fall der Jugendliche, der noch weniger Gelegenheit hatte, die Welt selbst zu erkunden, erhält durch die Präsentationen in Fernsehserien unterschiedliche Ansichten, die er als reale Welteindrücke verarbeitet, denn ‘es ist damit der Apparat, der unsere überwiegend medial vermittelte Sicht der Welt […] bestimmt’ (Simmering 1990: 204). Der jugendliche Zuschauer entdeckt ihm bekanntes und verknüpft dies mit der gewonnen Erfahrung aus dem Fernsehen und einige Tatsachen werden ihm präsentiert, ohne dass er diese bereits gekannt hätte. Die Rezipienten werden ‘vor allem emotional durch die Erzählung geführt, sie werden in bestimmte Stimmungen versetzt, ihre Aufmerksamkeit wird auf einzelne Aspekte im Film- oder Fernsehbild’ (ebd.) gerichtet, um an das Dargestellte gebunden zu werden und sich für die weitere Entwicklung zu interessieren. Doch auch die allgemeine Konzeption des Themas und der unterschiedlichen Episoden der Serie, konkret der Sitcom, entscheidet darüber, ob die Zuschauer das Format als ansprechend empfinden. ‘Seinfeld, Ellen und Friends sind wohl die erfolgreichsten Beispiele für Serien, die uns suggerieren, daß die eigenen Freunde zu einer Art Familienersatz werden können’ (Wolff 1997: 17). Oftmals werden befreundete Singles präsentiert, mit denen sich ledige Zuschauer und somit jegliche Jugendliche, die sich nicht bereits in einer festen Partnerschaft befinden, identifizieren können. Sie repräsentieren Zusammenhalt und Freundschaft, wie sie in einer Familie vorzufinden sind und geben den Rezipienten durch das wöchentliche Auftreten das Gefühl, mit ihnen befreundet zu sein. Zudem werden ‘Nachbarschaftskneipen’ (Wolff 1997: 18), die durch Cheers in das Genre Sitcom eingeführt wurden, als Ort der Begegnung und Zuflucht sowie des Austausches betrachtet. In diesen treffen sich die Seriencharaktere, wie beispielsweise in der Sitcom How I Met Your Mother, um die neuesten Ereignisse mit den Freunden zu besprechen und sich gleichermaßen geborgen zu fühlen, welches die Zuschauer durch die ihnen nach mehrmaligem Schauen bekannte und ebenso vertraute Kneipe nachvollziehen und somit ebenfalls verspüren können. Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, wird für gewöhnlich bereits im Kindesalter herausgebildet und dieses Phänomen wird als ‘theory of mind’ (Hubert 2011) bezeichnet. ‘Sich in andere hineinversetzen, können Kinder aus dem westlichen Kulturraum im Alter von ungefähr vier Jahren’ (ebd.). Ebendies ist Grund für die Annahme, dass Fernsehserien im frühen Alter bereits verstanden werden können und beim Heranwachsen als relevant hinsichtlich der Identitätsfindung einzuordnen sind. Da bereits Kinder im jungen Alter sich in die in den Fernsehserien präsentierten Figuren hineinversetzen können und ihre Sichtweise einnehmen, fühlen sie sich mit diesen ebenso wie in der Jugendphase emotional verbunden und dies gibt ihnen Anlass dazu, eine Serie und deren Entwicklung zu verfolgen. ‘Es ist nicht eindeutig festzulegen, welche Alterskategorien als >>jugendlich<< einzustufen sind’ (Rust 1981: 19). Von einem juristischen Standpunkt aus betrachtet ist es das Alter von 14 Jahren bis einschließlich 18 Jahren oder auch teilweise älter. Jedoch kann man nicht ausschließen, dass sich bereits Heranwachsende unter 14 Jahren von jugendlichen Attitüden oder Verhaltensweisen, die ihnen präsentiert werden, angesprochen fühlen (vgl. ebd.). Deswegen kann man als Jugendliche diejenigen bezeichnen, die sich den Verhaltensweisen der circa 14 bis 18 Jahre alten Heranwachsenden anpassen, beziehungsweise das Bewusstsein solcher aufweisen. Rust betont jedoch, dass das jugendliche Bewusstsein nicht unbedingt einheitlich festzulegen ist (vgl. ebd). Nichtsdestotrotz geht er davon aus, dass es sich beispielweise durch eine stärkere Abwendung von dem Elternhaus, eine größere Zuwendung zu ‘einer Gruppe gleichaltriger’ (Rust 1981: 19) und durch natürliche körperliche Entwicklungen charakterisieren lässt. Und hier liegt die Aufgabe und Chance eines Mediums, ‘gesellschaftliche Relevanz’ nicht durch die Überbetonung des jeweils zur Diskussion stehenden Status einer Gruppe zu sichern, sondern durch die Integration dieser Gruppe in das Gesamtprogramm und nicht nur im zielgruppenorientierten Programm ‘Jugendliche’ als einen Teil dieser Gesellschaft auszuweisen (Rust 1981: 28). Damit wird an das Massenmedium Fernsehen der Anspruch gestellt, dass es nicht lediglich in bestimmten Serien die Problematik und Thematik der Jugend aufgreifen soll, sondern diese in dem gesamten Programm über die Möglichkeit verfügen sollen, sich mit den Figuren identifizieren zu können. Damit soll der Status der Jugendlichen und ihre Position in der Gesellschaft nicht durch den in den Sendungen auf sie gerichteten Fokus errichtet werden. Dies soll durch die Integration der Jugendlichen im gesamten Fernsehprogramm und damit symbolisch in der Gesellschaft stattfinden. Seidel nennt einige Kriterien, die dazu beitragen, dass Fernsehen als wirksam für Jugendliche beschrieben werden kann. Die ausgestrahlten Serien müssen den Erwartungen und dem Niveau der Heranwachsenden entsprechen, sie sollten Unterhaltung und Wissensvermittlung miteinander kombinieren und schließlich den Jugendlichen Ansatzmöglichkeiten zur Identifikation und weiterführenden Verarbeitung der dargestellten Werte bieten (vgl. 1984: 17f.). Da die bereits in den vorherigen Kapiteln erwähnte Popularität von Sitcoms dazu beiträgt, dass Jugendliche sich mit diesen oftmals auseinandersetzen, wird deutlich, dass Sitcoms ein einflussreiches Genre sind und entsprechend die beschriebenen Kriterien zur der Wirksamkeit auf Jugendliche beitragen. Durch die Erfindung von Kabelfernsehen und Fernsehsatelliten ist nicht mehr durchweg zu kontrollieren, welche Sendungen sich die Heranwachsenden ansehen (vgl. Messenger-Davies 2001: 99). Die Gefahren, die neue Technologien und Massenmedien den Jugendlichen gegenüber darstellen, beispielweise eine Erhöhung des Aggressionspotenzials, dürfen nicht verkannt werden. Nichtsdestotrotz gibt es auch positive Aussichten auf Medienkompetenzen, die sich adoleszente Rezipienten aneignen, indem sie sich Fernsehserien wie Sitcoms widmen (vgl. ebd.). Auf der einen Seite werden die Kinder, die mit dem Massenmedium Fernsehen aufwachsen, dazu ermächtigt, mit diesem umzugehen: ‘Sie lernen das spezifische Alphabet der Fernsehsprache, sie lernen die formale Decodierung der Fernsehinformationen’ (Rust 1978: 28). Dies bedeutet, dass Jugendliche, die bereits von ihrer Zeit als Kinder an mit dem Medium Fernsehen und den dort präsentierten Fernsehsendungen in Kontakt geraten sind, bereits gelernt haben, wie sie mit der spezifischen Darstellung im Fernsehen und der technischen Information umzugehen und diese zu dekodieren haben. Auf der anderen Seite werden die Kinder dazu befähigt, in diesen Informationen technischer Natur nicht nur inhaltliche Zusammenhänge zu lesen, sondern auch intentionale Orientierungen zu entdecken: regelmäßig erscheinen Symbole aus Qualifikationen der Rolle ‘Frau’, der Rolle ‘Mann’, der Charakterisierung ‘gut’ oder ‘böse’, erscheinen dramaturgische Abläufe von Problematisierung und Lösung usw. (Rust 1978: 28). Somit erlernen sie die symbolische Darstellung einiger sich wiederholender grundlegender Motive in Fernsehserien und die Rollenverteilung unter den Serienfiguren zu erkennen, sowie die Klassifizierung bestimmter Merkmale oder dramaturgischer Aspekte zu deuten. Aufgrund dessen sind sie in der Lage, bestimmte die Figuren auszeichnenden Eigenschaften als Charakteristika oder klischeehafte Sinnbilder zu interpretieren und von einigen Darstellungen in ihnen bekannten Serien auf die Bedeutungen der Präsentationen in für sie neuen Serien zu schließen.
Anastasia Wolter wurde 1989 geboren und ging in Wetzlar zur Schule. Ihr Lehramtsstudium für Gymnasien in Giessen schloss sie 2014 mit dem 1. Staatsexamen ab. Danach verschlug es sie nach Köln. Sie ist auch privat leidenschaftliche Verfolgerin von Sitcoms und analysiert diese in ihrer Freizeit auf ihr Potenzial und die entsprechenden Einwirkungen auf Zuschauer jeglicher Altersklassen.
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