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Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 224
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
So viel Geschichte wie heute gab es noch nie. Überall stoßen wir in unserem Alltag auf Geschichte und auch Kindern und Jugendlichen geht es diesbezüglich nicht anders. Solche Begegnung mit Geschichte führen bei jedem Menschen zu der Bildung eines persönlichen Geschichtsbewusstseins - ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Doch welche Vorstellungen von Geschichte haben Kinder und Jugendliche eigentlich? Die deutschsprachige Geschichtsdidaktik hat das Geschichtsbewusstsein von Kindern bislang nicht sehr umfangreich erforscht. Schülervorstellungen zu einem Thema sind folglich oft unbekannt und Lerngelegenheiten können nur schwer verbessert werden. Die vorliegende Studie soll einen Beitrag zur Erforschung solcher Schülervorstellungen leisten. Im Fokus stehen die Fragen Nehmen Grundschulkinder historischen Wandel wahr? und Wie erklären sie historischen Wandel? . Um ihnen auf den Grund zu gehen, wurden Viertklässler in Einzelinterviews mit Hilfe eines konzipierten Leitfadens zu den Themenbereichen Spielen und Spielzeuge und Gegenstand zum Kochen befragt. Die Autorin bietet hiermit eine interessante und lesenswerte Studie zu einer bisher noch wenig erforschten Thematik.
Textprobe: Kapitel 2.1.3, Schülervorstellungen als Voraussetzung für das Lernen: Der Gedanke, dass das Vorwissen für das Lernen wichtig ist, ist nicht neu. Walter Jung weist darauf hin, dass bereits Friedrich Diesterweg 1835 gefordert hat, dass der Standpunkt des Schülers Ausgangspunkt sei und er vor dem Unterricht zu erforschen sei. Der Lehrer müsse den Standpunkt seines Schülers kennen. Auch Ausubel sieht die Bedeutsamkeit des Vorwissens für das Lernen: ‘Der wichtigste Faktor, der das Lernen beeinflusst, ist das, was der Lernende bereits weiß’. Der Konstruktivismus interpretiert Lernen als die Veränderung von Schülervorstellungen. Lernen ist aus konstruktivistischer Sicht ein aktiver Konstruktions-prozess auf der Basis bereits vorhandener Vorstellungen. Unter Zuhilfenahme des vorhandenen Wissens findet die Konstruktion von neuem Wissen statt. Im Lernprozess wird vom Lernenden neues Wissen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft. Ohne Schülervorstellungen fände kein Lernen statt, da sie den Rahmen für die Verarbeitung neuer Informationen bilden. Die ‘alten’ Vorstellungen müssen vorhanden sein, damit neue Vorstellungen gebildet werden können. Vorstellungen sind subjektiv, es sind Prozesse, die im Gehirn eines Individuums ablaufen, wobei jedes Individuum seine Vorstellungen selbst erzeugt. Sie können weder im Unterricht noch in anderen Situationen weitergegeben werden. Der Lehrer kann sein Wissen nicht an seine Schüler weitergeben. Sondern diese müssen selbst aktiv werden und ihre bereits vorhandenen Vorstellungen als Basis für den Aufbau neuen Wissens verwenden. Vorstellungen können zwar nicht weitergegeben, jedoch vermittelt werden über zwei grundsätzliche Mittel: Die Sprache und die Fakten. Bei der Kommunikation wird versucht, Vorstellungen oder Bedeutungen durch unser Zeichensystem, die Sprache auszudrücken. Das Gegenüber hingegen versucht den verwendeten Zeichen Bedeutungen zuzuweisen, also zu verstehen und zu begreifen, was der Sprecher gemeint hat. Ob der Versuch der Weitergabe von Vorstellungen oder Bedeutungen jedoch gelingt, ist nicht sicher. Bei der Bezugnahme auf Fakten sollen die Lerner Bedeutung, also Vorstellungen, erzeugen. Schülervorstellungen sind demnach für den Aufbau neuen Wissens unerlässlich. Sie können jedoch auch ein Lernhindernis sein, und zwar dann, wenn sie die Aneignung eines wissenschaftlich angemessenen Sachverhalts behindern. Die Bedeutung der Schülervorstellungen für das Lernen darf folglich nicht unterschätzt werden. Der Lehrer als Arrangeur von Lernprozessen sollte ein Bild von den Vorstellungen seiner Schüler haben, damit er den Schülern passende Lerngelegenheiten zum aktiven Lernen zur Verfügung stellen kann. 2.1.4, Gründe für die Erforschung von Schülervorstellungen allgemein und zu historischem Wandel: An dieser Stelle soll zunächst begründet werden, weshalb die Untersuchung von Schülervorstellungen allgemein und dann in eine zweiten Schritt, weshalb gerade die Erhebung von Vorstellungen zu historischem Wandel sinnvoll ist. Wie bereits im vorherigen Punkt erläutert wurde, sind Schülervorstellungen außerordentlich wichtig für das Lernen, denn während des Lernens wird von Lernenden neues Wissen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft. Wäre Wissen nicht bereits vorhanden, würde Lernen nicht stattfinden. Schülervorstellungen bilden notwendige Anknüpfungspunkte für den Aufbau neuen Wissens und spielen somit im Lernprozess eine außerordentlich wichtige Rolle. Wenn Unterricht erfolgreich sein will, ist das Anknüpfen an das Vorwissen der Schüler notwendig. Bestimmte Schülervorstellungen können jedoch auch ein Lernhindernis sein, wenn sie die Aneignung eines wissenschaftlich angemessenen Sachverhaltes behindern. Der Lehrer hat einen gewaltigen Vorteil, wenn er typische Schülervorstellungen zu einem bestimmten Unterrichtsthema kennt, denn dann kann er die Schüler bei dem Aufbau neuen Wissens besser unterstützen. Ansonsten kann es sein, dass die Schüler aus einem dem Lehrer nicht ersichtlichen Grund bestimmte Sachverhalte nicht verstehen und die Ursache hierfür eventuell in ihren Vorstellungen begründet ist. Der Lehrer, der die Vorstellungen seiner Schüler nicht kennt, kann schlechter Vermutungen darüber anstellen, was den Schülern während eines bestimmten Lernprozesses Schwierigkeiten bereitet. Sicherlich können nicht vor jeder Unterrichtseinheit die Vorstellungen der Schüler der zu unterrichtenden Klasse erhoben werden, da hierfür im Schulalltag schlicht zu wenig Zeit zur Verfügung steht, doch bereits die Kenntnis der typischen Schülervorstellungen zu einem Thema kann dem Lehrer bei der Unterrichtsgestaltung eine Hilfe sein. Es ist ihm möglich, den Schülern angemessene Lerngelegenheiten zu schaffen. Auch aus der Perspektive des Modells der Didaktischen Rekonstruktion ist die Erfassung von Lernerperspektiven wichtig. Die Grundannahme des Modells ist, dass es nicht ausreichend ist, den Unterrichtsgegenstand lediglich aus der fachwissenschaftlichen Perspektive zu analysieren und ihn dann so aufzuarbeiten, dass er Schülern präsentiert werden kann. Die fachlichen Gegenstände müssen mit den Lernervorstellungen in Beziehung gesetzt werden, um einen Unterrichtsgegenstand entwickeln zu können. Zwischen dem fachlichen Wissen und den Schülervorstellungen muss eine Beziehung hergestellt werden, denn die vorhandenen Schülervorstellungen zu einem Gegenstand sind für das Lernen und somit auch das Lehren von zentraler Bedeutung. Erst nach der fachlichen Klärung und der Erfassung der Lernerperspektive beginnt die Didaktische Strukturierung des Unterrichts-gegenstandes. Dass die Erforschung und Erhebung von Schülervorstellungen wichtig ist, sollte deutlich geworden sein. Einen kleinen Beitrag dazu will auch die vorliegende Untersuchung leisten. Nun noch eine kurze Begründung dazu, weshalb gerade Vorstellungen zu historischem Wandel erhoben werden. Wenn Schüler im Sach- oder Geschichtsunterricht ein historisches Thema erarbeiten, werden sie auf die Unterschiede zwischen ‘früher’ und ‘heute’ aufmerksam gemacht. Historische Wandel durchzieht die gesamte Geschichte. Wandel ist der Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Wandel durchzieht alle Bereiche des menschlichen Lebens, fast Nichts bleibt so, wie es einmal war. Wenn der Wandel so bedeutend ist, dann ist es auch wichtig zu erforschen, welche Vorstellungen Grundschüler zu historischem Wandel haben. Schüler machen sich bewusst und zum Teil auch unbewusst Gedanken über Veränderungen. Was sind die Gründe für Wandel? Warum verändern sich Dinge, Lebensweisen und vieles mehr? Es kommt zur Bildung von Vorstellungen zu historischem Wandel. Diese Vorstellungen bestimmen das historische Lernen in der Schule. Wenn der Lehrer die Vorstellungen seiner Schüler kennt, kann er ihnen geeignete Lernangebote zur Verfügung stellen und sie bei der Bildung neuer Vorstellungen unterstützen.
Anna Dück wurde 1985 in der moldawischen Stadt Kischinjow geboren. Ihr Studium der Fächer Deutsch und des Lernbereichs Gesellschaftswissenschaften an der Universität Münster schloss sie im Jahre 2009 erfolgreich mit dem 1. Staatsexamen ab. Ihr Referendariat am Niederrhein beendete sie im Sommer 2012 mit dem 2. Staatsexamen. In ihrem Studium setzte sich die Autorin intensiv mit dem historischen Lernen von Grundschülern auseinander, was sie dazu veranlasste, sich in der vorliegenden Studie mit Schülervorstellungen von Viertklässlern zu historischem Wandel zu beschäftigen.
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