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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Auch in seriösen Zeitungen sind immer häufiger Aufmacher wie ‘Lehrer als Risikogruppe’ oder ‘Die Ausgebrannten’ zu lesen. Diese Problematik ist höchst aktuell, wie zahlreiche wissenschaftliche, populärwissenschaftliche oder sonstige Veröffentlichungen zeigen. Die Überschriften sind zwar teilweise plakativ, kommen aber nicht von ungefähr - Lehrkräfte sehen sich in ihrem Beruf zunehmend immer größeren Belastungen ausgesetzt. Verschiedene Studien zeigen, dass der Lehrberuf wesentlich belastender ist als große Teile der durch Vorurteile über die ‘faulen Säcke’ (Altbundeskanzler G. Schröder) geprägten Öffentlichkeit erkennen wollen. Eine mögliche Folge dieser Belastungen ist das Burnout-Syndrom. Da das Burnout-Syndrom durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale hervorgerufen werden kann, wird in dieser Arbeit zuerst die Persönlichkeit der Lehrkräfte analysiert. Vor der genauen Betrachtung des Burnout-Syndroms werden die Belastungen des Lehrberufs, die ebenfalls das Burnout-Syndrom auslösend sein können, dargestellt. Abschließend folgt eine Vorstellung von Entspannungsmöglichkeiten für die betroffenen bzw. gefährdeten Lehrkräfte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.6, Belastungsfaktor Arbeitsaufgaben und schulorganisatorische Bedingungen: 2.6.1, Arbeitsaufgaben: Die fünf Aufgaben des Lehrers nach dem ‘Katalog der Berufsaufgaben der Lehrer’ des Deutschen Bildungsrates sind: Lehren: Mit ‘Lehren’ ist nicht nur die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten gemeint, sondern auch das Wecken von Verständnis für das Gelernte und das Sichtbarmachen von Zusammenhängen. Wichtig ist außerdem die Vermittlung von Methoden zur Aneignung von Wissen. Erziehen: Der Lehrer soll dem Schüler Hilfe zur persönlichen Entfaltung und Selbstbestimmung geben und ihn zu freiem und verantwortungsbewussten Handeln erziehen. Der Schüler soll zu Kritik fähig sein und sich der Entscheidungsschwierigkeiten bewusst werden. Beurteilen: Der Lehrer soll die Leistungen seiner Schüler gerecht messen und möglichst nach den Gütekriterien der pädagogischen Diagnostik Validität, Objektivität und Reliabilität beurteilen. Beraten: Der Lehrer soll die Schüler in den Bereichen Erziehungs-, Bildungs-, Schullaufbahn- und Berufsberatung beraten. Innovieren: Neben dem kritischen Aufnehmen neuer methodischer, didaktischer und curricularer Ansätze soll der Lehrer auch neue Bildungsinhalte entwickeln und an der Bestimmung von Bildungszielen mitwirken. Fuchs hat zu den fünf Aufgaben zwei weitere Aufgaben hinzugefügt: Beaufsichtigen: Der Lehrer soll die Schüler vor Schaden bewahren und sie beschützen. Natürlich soll er auch verhindern, dass die Schüler anderen Mitmenschen und Dingen Schaden zufügen. Verwalten: Er soll unterrichtsunabhängige sowie unterrichtsabhängige Verwaltungsaufgaben erfüllen. All diese Aufgaben gehören fest zu dem Anforderungsprofil des Lehrerberufs und sind damit grundlegende Belastungsfaktoren. 2.6.2, Arbeitszeit: Die Arbeitszeit der Lehrer ist ein stark diskutiertes Thema. Die Öffentlichkeit sieht die Lehrer teilweise als ‘vielbeneidete Inhaber eines bequemen Halbtagsjobs, dessen Probleme hauptsächlich um die Gestaltung ausgedehnter Ferien und eine gepflegte Rückhand beim Tennisspiel kreisen’. Die Lehrer dagegen sehen sich als ‘Fußabstreifer der Nation, den alle treten’, die unter anderem dort arbeiten, wo andere Menschen ihre Freizeit verbringen, nämlich zuhause. Für den Unterricht selbst benötigen die Lehrer weniger als die Hälfte ihrer Arbeitszeit (s. Tab. 2). Daneben müssen Lehrer nachmittags zuhause arbeiten, sei es um eine Stunde vorzubereiten oder zu korrigieren. Dies wird von der Öffentlichkeit oftmals unterschätzt. Die häufig kritisierte Anzahl der Ferienwochen verbringen viele Lehrer zumindest teilweise ebenfalls mit Arbeit zuhause für die Schule. Untersuchungen zeigen, dass Lehrer nicht weniger, sondern mehr als der durchschnittliche Arbeitnehmer arbeiten. Hübner kommt auf eine durchschnittliche Anzahl von 46,3 Stunden pro Woche, verteilt auf das Jahr sind dies 40,7 Stunden pro Woche. Teilzeitlehrer arbeiten nach Hübner relativ gesehen noch mehr als Vollzeitlehrer. Demnach arbeiten beispielsweise Grundschullehrer mit Vollzeit 46 Stunden pro Woche, Lehrer mit einer halben Stelle kommen auf 32,6 Stunden pro Woche. Bei Teilzeitlehrern finden sich nach Schaarschmidt weniger Lehrer im Muster G und mehr Lehrer im Muster B als bei Vollzeitlehrern. Gründe dafür dürften sein, dass sich Teilzeitlehrer nach Hübner gründlicher auf ihre Stunden vorbereiten, die emotionale Belastung im Vergleich nicht viel geringer ist und sie nach Schaarschmidt die emotionale Unterstützung der sozialen Kontakte im Kollegium nicht im gleichem Umfang haben. 2.6.3., Unterrichtsfach: Wendt und Schaarschmidt geben die höchsten Belastungswerte für Deutsch- und Kunstlehrer an. Bei der Fächerkombination dieser beiden Fächer sind bei Schaarschmidt 37 % im Burnoutmuster. Bei Lehrern, die Sport, aber nicht als einziges Fach unterrichten, sind 31 % im Schonungsmuster. Bei der Fächerkombination Deutsch mit einer Fremdsprache sind 31 % im Muster A. Nach Rudow sind hingegen die Lehrer der Fächer Kunst, Musik, Hauswirtschaft und Sport weniger belastet. Er schließt dies aus der geringen Unterrichtsvorbereitung im Vergleich zu anderen Fächern. Weiter vermutet er, dass Fächer wie z.B. Mathematik, ‘welche besonders transparente, konkrete Lern- bzw. Lehraufgaben aufweisen […], eine geringe Belastung’ sind. 2.6.4, Klassengröße: Die Anzahl der Schüler einer Klasse ist ein großer Belastungsfaktor für den Lehrer. Je mehr Schüler in einer Klasse sind, desto größer werden soziale Probleme wie z.B. Disziplinschwierigkeiten. Weiter fehlt dem Lehrer bei großen Klassen ‘Zeit für eine intensive pädagogisch- psychologische Arbeit mit einzelnen Schülern oder Schülergruppen, die besonders begabt sind oder Lern- bzw. Verhaltensschwierigkeiten zeigen’ . In einer BLLV-Studie (2003) zu der Lehrerbelastung von Gerhard Hüfner gaben die Lehrer an, dass zu große Klassen sie ‘stark’ (M= 2,85) belasten. 2.6.5, Klassenzusammensetzung: Die immer heterogeneren Klassenstrukturen werden nicht nur an Hauptschulen immer mehr zu einem Belastungsfaktor für den Lehrer. Die Schüler kommen vor allem im städtischen Bereich aus vielen verschiedenen Kulturkreisen. Sie bringen unterschiedlichste Voraussetzungen hinsichtlich Bildung, Sprachen und Erziehung mit. Diese Schüler zu einer homogenen Klasse zu formen ist eine schwierige Aufgabe und Belastung für den Lehrer. 2.6.6, Schulgröße: Die Größe einer Schule, gemessen an der Schüleranzahl, ist ein weiterer großer Belastungsfaktor. Je größer eine Schule ist, über desto mehr Belastungsquellen verfügt sie. Laut der Studie von Hüfner steigt die Arbeitsbelastung von Lehrern kontinuierlich mit der Anzahl der Klassen in der Schule. 2.6.7, Schultyp: Lehrer an Haupt- und Förderschulen sind auf Grund des anstrengenderen Schülerklientels mehr belastet als beispielsweise Gymnasiallehrer. So fanden Häbler und Kunz heraus, dass Lehrer der Grund- und Hauptschule durch mangelnde Motivation und Konzentrationsfähigkeit ihrer Schüler wesentlich stärker belastet sind als ihre Kollegen an Gymnasium oder Realschule. Völlig gegensätzliche Ergebnisse veröffentlichte Hübner: Die Belastung der Haupt-und Realschullehrer in Berlin ist gegenüber den Belastungen der Lehrer an anderen Schularten am geringsten - nur ein Drittel der Lehrer dieser Schularten fühlt sich belastet. Am stärksten belastet sind nach dieser Studie Gesamtschullehrerinnen mit 52,7%, am wenigsten belastet sind männliche Grundschullehrer mit 11,4 %. 2.6.8, Ausbildung: Lehramtsstudenten werden anfangs nach ihrer Abiturnote beurteilt. Dies ist ‘als Kriterium ungeeignet, da sie nicht die wichtigen sozialen und persönlichen Kompetenzen erfasst.’ Wenn die Eignung des einzelnen für den Beruf nicht stimmt, kann dies zu einer immensen Belastung im Beruf werden. Eine Belastung kann sich auch aus der Ausbildung an sich ergeben. Die Lehramtsstudenten werden während ihres Studiums hauptsächlich in ihren Fachwissenschaften ausgebildet. ‘Das Studium vermittelt zu wenig Stoff von Schulfächern, wissenschaftlicher Pädagogik und Verhaltenswissenschaft.’ Wie sie in der Schule agieren sollen, wird nur am Rande behandelt. Ihren eigentlichen Beruf erlernen sie erst im Referendariat. Dieses Referendariat ist teilweise von großem psychischem Druck geprägt, so dass das eigentliche Lernen in den Hintergrund gerät. Wenn sie jedoch nicht ihren Beruf richtig erlernt haben, kann dies im späteren Berufsalltag äußerst belastend sein. 2.6.9, Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen: Weiter- und Fortbildungen, die speziell die Situation des Lehrers hinsichtlich seiner Beanspruchungen berücksichtigen, können dem Lehrer helfen, seine Belastung durch Optimierung seines Arbeitseinsatzes zu reduzieren. Dies könnten Seminare mit dem Fokus auf Stress- und Zeitmanagementtraining oder auch zum Abbau der Belastung durch Entspannung sein. Ein großer Teil der Fortbildungen aber, der für Lehrer angeboten wird, ‘will das eigene fachliche Wissen auf den neuesten Stand bringen’. Fortbildungen sind aber wegen der hohen arbeitszeitlichen Belastung wenig beliebt. 2.6.10, Unterrichtspausen: Unterrichtspausen dienen den Lehrern oft nicht zur Erholung, sondern werden durch verschiedene Aktionen wie Verwaltungsarbeiten, Pausenaufsicht oder Gespräche mit Eltern, Schülern oder Kollegen zur Belastung. Nur ein kleiner Teil der Lehrer, es sind hauptsächlich die Lehrer der Muster S und G, erlebt die Unterrichtspausen als Erholung. Schaarschmidt schreibt, dass gerade die Lehrer, die Erholung nötig hätten, diese nicht nutzen würden. 2.6.11, Belastungen durch verschiedene Teiltätigkeiten: Die Arbeit von Lehrern besteht nicht allein aus der Arbeit in der Schule, sondern auch noch aus vielen anderen Teiltätigkeiten. Nach Hübner wird ‘Beurteilen’ von 55,4 % der Lehrer als ‘sehr belastend’ angesehen. ‘Korrigieren’ wird von 42,2 % als ‘belastend’ empfunden. Das Unterrichten an sich empfinden nur ein Drittel der Lehrer als ‘belastend’. Die Beratung der Schüler sehen ein Viertel der Lehrer, vor allem sind dies Klassenlehrer, als ‘belastend an’. 2.6.12, Lehrmittel: Besonders in den naturkundlichen Fächern wie Physik oder Biologie stellen nicht ausreichende bzw. nicht vorhandene Lehrmittel eine Belastung für den Lehrer dar, da er dadurch seinen geplanten Unterricht nicht verwirklichen kann. Auch Lehrer anderer Fächer können beispielsweise durch veraltete Bücher belastet werden, da sie oft Kopien zu aktuelleren Themen kopieren müssen.

Über den Autor

Ferdinand Falkenberg ist Mittelschullehrer, Fortbildungsreferent auf Schul-, Schulamtsbezirks- und Verbandsebene sowie Autor von diversen Veröffentlichungen.

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ISBN: 978-3-95935-596-4
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