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Gesellschaft / Kultur

Mahmoud Abu-Shuair

Mohammed als historische Gestalt: Das Bild des Islam-Propheten bei Rudi Paret

ISBN: 978-3-95425-244-2

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im 19. Jahrhundert begann die Erforschung der islamischen Religion und Geschichte auf historischer Ebene. Die historisch-kritische Methode ist ergo die anerkannte erfolgreiche Methode beim Erforschen des Islam und seines Propheten geworden. Das Problem liegt vor allem darin, ob diese Methode bei der Islam- bzw. Muhammad-Forschung anwendbar ist. Rudi Paret (1901–1983) gilt als einer der größten deutschen Orientalisten. Bekannt wurde Paret vor allem durch seine erstmals 1962 erschienene Koran-Übersetzung, deren Plan er erst im Jahr 1935 in einer Festschrift zu Enno Littmann zur Diskussion stellte. Aus der Koran-Übersetzung Parets entstand dessen weit verbreitete Schrift über das Leben des arabischen Propheten Muhammad Mohammed und der Koran , die im Rahmen dieser Studie erforscht wird.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Die Methoden der deutschen Orientalisten seit dem 19. Jahrhundert: Bevor man die Methoden der Orientalistik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts behandelt, muss auf die Veränderungen der Methoden innerhalb der Orientalistik hingewiesen werden. Es handelt sich dabei um wichtige Phasen der Orientalistik, also von der Polemik bis zur wissenschaftlichen Erforschung, oder wie es Hans Küng bezeichnet, vom polemischen Zerrbild zur differenzierten Neubewertung. Zunächst war die deutsche Orientalistik völlig von der philologischen Methode geprägt, und zwar auf der Grundlage ihrer Entstehung an den deutschen Universitäten vor allem unter der Leitung von Fleischer und Ewald. Als der islamische Orient als geschlossener Kultur- und Geschichtsraum in den Fokus des Interesses einiger Orientalisten geriet, wurde der Islambegriff, der sich zuvor auf den Koran, die Hadithe (Aussprüche und Handlungen des Propheten Muhammad) und die Person des Propheten Muhammad berief, erweitert und verändert und der Islam nicht nur als Religion wahrgenommen. Dies bewirkte auch Veränderungen der Methoden innerhalb der Orientalistik. Einige deutsche Orientalisten richteten sich an den Methoden und Ergebnissen der Nachbarfächer aus, wie der Entwicklungs- und Kulturgeschichte, und gewannen das Innovationspotential für ihr Fach. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Orientalisten das Ziel, die Ereignisse, Gestalten und Epochen der islamischen Vergangenheit in deren Einmaligkeit und Verschiedenheit zu erfassen und im Bewusstsein ihrer Gleichwertigkeit zu würdigen. In diese umfassende Kultur der Menschheit galt es auch den Orient einzuordnen. Dabei verbreitete sich unter den Orientalisten im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr die Ansicht, dass der von Muhammad begründete Islam, komplementär zur christlichen Welt, über die theologisch-religiöse Sphäre hinaus auch das interkulturelle, kulturelle, rechtliche, soziale und politische Leben der orientalischen Länder prägte. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich dann – jenseits des philologischen Interesses für die orientalischen Sprachen, aber auch der historischen Suche nach der politischen Geschichte des Orients – der Islam mit seinen religiösen, rechtlichen, geistigen, wirtschaftlichen und politischen Implikationen als Kultur zum eigenständigen Forschungsgegenstand. Alternativ zum Orient als Ursprungsort einer Reihe von semitischen Sprachen, die bisher der Orientalistik zugrunde lagen, fanden die Islamkundler um 1900 im Islam jene Kultureinheit, auf die sie ihre neue Wissenschaft vom Orient aufbauen konnten. Einige deutsche Orientalisten befassten sich gleichzeitig sowohl mit der orientalischen Philologie als auch mit den historischen Themen. Die historische Methode übte einen erheblichen Einfluss auf die orientalische Philologie aus. Trotzdem war die orientalische Geschichtsforschung bis 1914 ein Teil der Philologie. Die Werke orientalischer Historiker, die von den Orientalisten übersetzt oder herausgegeben wurden und seit Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen, wurden später wichtige Quellen für einige historische Werke über den Orient. Beeinflusst vom Historismus als Methode wie als Denkrichtung wandten sich einige deutsche Orientalisten neben den philologischen Studien erneut historischen Fragestellungen zu. Im Überblick ergibt sich von daher, dass die deutsche Orientalisten sowohl die historischen Methoden als auch die historischen Themen lange Zeit unter der philologischen Arbeitsweise unter den Gegenständen der Kulturgeschichte in Betracht zogen. Das 19. Jahrhundert gilt nach Auffassung der meisten Orientalisten als Beginn der wissenschaftlichen Orientalistik und Islamkunde. In dieser Hinsicht sollte sich die Lage der westlichen Islamwissenschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ändern. Paret beschrieb diese Entwicklungsphase wie folgt: In dieser Hinsicht unterscheiden sich also die frühen Vorstufen der Arabistik und Islamkunde ganz wesentlich von dem, was man heutzutage – oder sagen wir genauer: etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts – unter diesen beiden Disziplinen versteht. Wenn wir Orientalisten heutzutage Arabistik und Islamkunde treiben, tun wir es keineswegs in der Absicht, die Minderwertigkeit der arabisch-islamischen Welt nachzuweisen. Im Gegenteil. Wir bekunden damit eine besondere Wertschätzung der geistigen Welt, die durch den Islam und seine verschiedenen Erscheinungsformen repräsentiert wird und in der arabischen Literatur ihren Niederschlag gefunden hat. Wir nehmen freilich nicht alles unbesehen hin, was die Quellen berichten, lassen vielmehr nur gelten, was der historischen Kritik standhält oder standzuhalten scheint. Dabei legen wir an den Islam und seine Geschichte und an die arabischen Werke, mit denen wir uns befassen, denselben kritischen Maßstab an, wie an die Geistesgeschichte und an die Quellenschriften unserer eigenen Welt. Auch wenn die Möglichkeiten unserer Erkenntnis beschränkt sind – wie sollte es anders sein –, dürften wir mit gutem Gewissen behaupten, bei unseren Studien keine unlauteren Nebenabsichten zu hegen, vielmehr nach der reinen Wahrheit zu forschen. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wandel in der Entwicklungsgeschichte der Orientalistik vollzieht. Es sollten nicht nur die Ziele der Orientalisten geändert werden, sondern auch die wissenschaftlichen Methoden des Umgangs sowohl mit der Arabistik wie auch mit der Islamkunde. Die historisch-kritische Methode ist der Methodenapparat geworden, mit dem der Islam erforscht wurde. Es ergibt sich auch daraus, dass die historisch-kritische Methode zu einem besseren Verständnis des Islam führen sollte, wie es der Fall bei der historisch-kritischen Bibelforschung ist. Angesichts des Einflusses des Historismus auf die islamische Religion schreibt Johann Fück: Von allen Bewegungen des 19. Jahrhunderts übte jedoch keine einen so nachhaltigen Einfluss auf die Arabistik aus wie der Historismus, die Einsicht in die Zeitgebundenheit jeder geschichtlichen Erscheinung. Man könnte nun vielleicht daraus schließen, dass die unterschiedlichen Ausprägungen und Vorstellungen vom Islam innerhalb der Orientalistik dazu führten, dass einige Orientalisten die modernsten Methoden suchten. Sie betrachteten den Islam unter anderen Geschichtspunkten und studierten ihn nach anderen Methoden. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob die historisch-kritische Methode damals auf allen Gebieten der Arabistik und Islamkunde angewandt wurde. Auf dem Gebiet der arabischen Sprache wurde der Historismus von Theodor Nöldeke praktiziert. Er untersuchte das Arabische in all seinen Sprachperioden bis in die heutigen Dialekte. Mit der Chronologie der Suren in seiner Geschichte des Korans 1860 wurde ein festes Gerüst für die historisch-kritische Koran-Forschung gelegt. Die Untersuchungen des genialen Julius Wellhausen (1844-1918), die auf die politische Geschichte gerichtet waren (wie Das arabische Reich und sein Sturz, 1902, Muhammed in Medina, d. i. Vakidis Kitab al Maghazi in verkürzter deutscher Wiedergabe, 1882, Hudhailitendiwan 1884 und Resten arabischen Heidentums) dienten der historischen Kritik.

Über den Autor

Mahmoud Abu-Shuair, M.A., wurde 1983 in Behira - Ägypten geboren. Sein Studium der Germanistik und der islamischen Studien auf Deutsch an der Al-Azhar Universität schloss der Autor im Jahre 2006 mit dem akademischen Grad Ausgezeichnet mit Ehrengrad ab. Bereits während des Postgradualstudiums sammelte der Autor umfassende Erfahrungen in den islamischen Studien.

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