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- Mitteleuropa 1658 - 2008: Die Chronik einer Familie
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 292
Abb.: 43
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Diese Chronik ist die vielseitige und wechselvolle Geschichte einer ungewöhnlichen Familie von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in unsere Zeit. Von den umstrittenen, aus Italien stammenden Wein- und Gewürzhändlern in der strengen Reichstadt Frankfurt am Main zur Zeit des jungen Goethe und der Bettina Brentano, vom Gouverneur von Verona im österreichischen Königreich Lombardei-Venezien unter Feldmarschall Radetzky, von den illegitimen Geschwisterkindern im Hause Sachsen-Coburg und Gotha zur Zeit der Queen Viktoria und des Prinzen Albert, vom Künstlerdasein in Wien und vom Garnisonsleben in der k.u.k. Armee in Ungarn, vom schwierigen Überleben auf den Gütern einer Junkerfamilie in Hinterpommern, bis zum Grauen der Weltkriege und den wechselvollen Schicksalen der Nachkriegszeiten. In jedem Abschnitt ist das eigentliche Familiengeschehen in den Ablauf der großen Geschichte eingebettet, um die Zeit lebendig werden zu lassen, in der die jeweiligen Generationen gelebt haben. Dennoch ist dies kein historisches Werk im eigentlichen Sinne und soll es auch nicht sein, sondern ein interessanter, reichhaltiger und aufschlussreicher, aber dennoch sehr persönlicher Ablauf der Jahrhunderte, durch den sich das ereignisreiche tägliche Leben der Generationen wie ein roter Faden hindurchzieht. Diese Abfolge deutet aber auch den Kreislauf an, den Mitteleuropa durchlaufen hat: Vom offenen, übernationalen Heiligen Römischen Reich in den Jahrhunderten vor den Napoleonischen Kriegen, hin zu den engen Nationalstaaten im 19. und 20. Jahrhundert und nach zwei Katastrophen wieder zurück zu den supranationalen Bestrebungen der Europäischen Union.
Textprobe: Kapitel Kriegswirren: Die Kriegswirren der Französischen Revolution erreichen auch Frankfurt.1792 besetzt Général Custine die Stadt und erhebt eine Brandschatzung von zwei Millionen Franken. Vier Jahre später belagern und beschießen die Franzosen noch einmal die Stadt. Frau Rath Goethe, die damals schon seit 14 Jahren als Witwe allein in Frankfurt lebt, berichtet darüber in ihrer unvergleichlich direkten, sprunghaften und zuversichtlichen Ausdrucksweise an ihren Sohn in Weimar: ‘Lieber Sohn! Du verlangst die näheren Umstände des Unglücks unserer Stadt zu wissen. Dazu gehört eine ordentliche Rangordnung, um klar in der Sache sehen zu können. Im engsten Vertrauen sage ich dir also, dass die Kaiserlichen die erste Ursache sind - da sie nicht imstande waren, die Franzosen zurückzuhalten, da diese vor unseren Toren stunden. Da Frankfurt keine Festung ist, so war es Unsinn, die Stadt, ohne dass sie den mindesten Vorteil davon haben konnten, ins Unglück zu bringen - mit alle dem wäre aller Wahrscheinlichkeit nach kein Haus abgebrannt! Wenn der fatale Gedanke, den sich niemand ausreden ließe, die Franzosen würden plündern, nicht die Oberhand behalten hätte….In allen Häusern - waren die größten Bütten mit Wasser oben auf die Böden der Häuser gebracht - sowie eine Kugel zündete, waren nasse Tücher - Mist u.d.g. bei der Hand. - so wurden Gott sei Dank - die ganze Zeil - die große und kleine Eschenheimer Gasse - der Roßmarkt - die Tönges und die Fahrgasse gerettet - daß nicht ein Haus ganz niedergebrannt ist - ja besser zu sagen gar nichts das der Mühe wert wäre zu sehen. - Der andre Teil der Stadt, der Römerberg, Mainzergasse und so weiter kam ohnehin wenig hin - und tat gar nichts. Auf der Frieburger Gasse ist unser ehemaliges Haus abgebrannt - auch der gelbe Hirsch hinten hinaus.…….Unsere jetzige Lage ist in allem Betracht fatal und bedenklich - doch vor der Zeit sich grämen oder gar verzagen, war nie meine Sache - auf Gott vertrauen - den gegenwärtigen Augenblick nutzen - den Kopf nicht verlieren - sein eignes wertes Selbst vor Krankheit, denn so was wäre jetzt sehr zur Unzeit, zu bewahren - da dieses alles mir von jeher wohlbekommen ist, so will ich dabei bleiben. Da die meisten meiner Freunde emigriert sind - kein Komödienspiel ist - kein Mensch in den Gärten wohnt so bin ich meist zu Haus - da spiele ich Klavier, ziehe alle Register, pauke drauf los, daß man es auf der Hauptwache hören kann - lese alles durcheinander: Musenkalender, Weltgeschichte von Voltaire - vergnüge mich an meiner schönen Aussicht - und so geht der gute und mindergute Tag doch vorbei………’ Und die ‘minderguten’ Tage gehen tatsächlich vorüber. Zwar erpresst der kommandierende General Kléber diesmal 6 Millionen Franken. Und das ist nicht das Ende. Denn 1800 wird die Stadt von Maréchal Augereau abermals mit mehreren Millionen Franken gebrandschatzt. Aber Frankfurt überlebt. Doch ist es, unter diesen Umständen, vielleicht nicht erstaunlich, dass Andreas Friedrich Jordis in späteren Jahren in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Er zieht von Frankfurt nach Höchst und lebt bis zu seinem Tode im Jahre 1827 von einer Rente, die ihm sein Bruder Alexander Ferdinand ausgestellt hatte. Wieder treten Brückenbauer unter den Jordis auf. Wieder sucht die Jugend nach neuen Horizonten, nach neuen Möglichkeiten. Auch patriotische Gefühle werden dabei eine Rolle gespielt haben. Doch diesem Falle sind die Brücken schon vorbereitet. Ein halbes Jahrhundert vorher, also um die Mitte des 18. Jahrhunderts, hatte Alexander Ferdinand Fürst von Thurn und Taxis, Erbgeneraloberstpostmeister des Reiches, in seinem prachtvollen Barockpalais in der Großen Eschenheimerstraße in Frankfurt am Main Hof gehalten. Wie schon erwähnt, hatten ihm die Jordis Geld geliehen, wie auch andere ‘Kapitalisten’ Frankfurts es getan. Es ist nicht sicher, ob dies Geld jemals zurückgezahlt wurde, dagegen ist sicher, dass der Fürst Taufpate eben dieses Alexander Ferdinand Jordis wurde, der später seinem Bruder eine Rente ausstellte. Auf Veranlassung und unter Vermittlung seines Paten wanderte dieser Täufling später nach Wien aus, trat in kaiserliche Dienste, nahm an 15 Feldzügen teil. Er wurde Feldmarschallleutnant und Inhaber des zur Zeit der Türkenkriege 1682 gegründeten Infanterieregimentes No. 59, des späteren Salzburger Hausregiments. Sein eindrucksvolles Portrait in voller Uniform, hängt heute noch in der Festung Hohensalzburg (vgl. Bild 4). Er blieb ledig und lebte die letzten Jahre bis zu seinem Tode im Jahre 1821 in Graz. Diese erste Brücke hat dreien seiner Neffen, den Brüdern Anton, Andreas und Franz Jordis, den Weg in eine neue Heimat geebnet: Österreich. Die beiden ersten hat er in sein eigenes Regiment aufgenommen, der dritte diente bei den Husaren. Alle drei machten die Feldzüge gegen Napoleon mit und brachten es zum Oberstleutnant, Oberst und Generalmajor. Und alle drei setzten sich später, wie ihr Onkel es getan hatte, in Graz zur Ruhe. Anton ist der Ahnherr der österreichischen Linie der Jordis, seine beiden Brüder hatten keine Nachkommen.
Alexander Jordis-Lohausen ist Schriftsteller und Illustrator, hauptsächlich von Kinder- und Jugendbüchern, Märchenerzähler in Spitälern sowie Opernkritiker und Pariser Korrespondent der Zeitschrift Operapoint in Köln.
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