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Gesellschaft / Kultur

Abdelaziz Bouchara / Hamid Baalla

Lehr- und Übungsbuch zur Einführung in die Linguistik

ISBN: 978-3-95935-252-9

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Zweck und Ziel dieser Einführung ist es in erster Linie, die Studienanfänger mit wichtigen Bereichen der Sprachwissenschaft mit (weitgehend) gesicherten Ergebnissen vertraut zu machen. Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt: Kapitel 1 führt den Leser zunächst in die Auseinandersetzung mit natürlicher Sprache ein. Das zweite Kapitel behandelt Sprache und Semiotik. Der Leser wird hier durch die Grundbegriffe des Strukturalismus geführt. Die Kapitel 3 bis 6 greifen die Kerngebiete der modernen Linguistik auf Phonologie, Phonetik, Morphologie, Semantik und Syntax. Außerdem war es unbedingt notwendig, ein Lexikon zur Hand zu haben, was den Lernenden zu Gute kommt. Das Buch ist durch viele veranschaulichende Beispiele relativ verständlich. Ebenfalls sind die am Ende jedes Kapitel gestellten Übungsaufgaben mit Lösungsvorschlägen hilfreich zum Verständnis. Das Buch ist somit ein stark praxisorientiertes Medium der Linguistiklehre.

Leseprobe

Einleitung: Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt. Kapitel 1 führt den Leser zunächst in die Auseinandersetzung mit natürlicher Sprache ein, um ihn zur Beschäftigung mit Sprache zu motivieren. Auch stellen wir die Frage, was Linguistik überhaupt ist. Diese Frage lässt sich nicht in zwei Sätzen beantworten, aber während des Durcharbeitens des Buches erhält man die Antwort darauf. Das zweite Kapitel behandelt Sprache und Semiotik. Der Leser wird durch die Grundbegriffe des Strukturalismus geführt. Grundlegend sind dabei de Saussures Begriffspaare Langue/Parole , Diachronie/Synchronie , Syntagmatische/paradigmatische Beziehungen etc. Die Kapitel 3 bis 6 greifen die Kerngebiete der modernen Linguistik auf. Zunächst werden die Lehre von den Sprachlauten und ihrer Funktion, die Phonologie, und die Lehre der Bildung der einzelnen Laute, die Phonetik, thematisiert. Hinzu kommt die Morphologie, die Lehre von den kleinsten bedeutungstragenden Einheiten. Hier wird die morphologische Analyse parallel zur phonologischen Analyse erläutert. Anschließend erklären die Autoren die Lehre von der Bedeutung der sprachlichen Zeichen, die Semantik. Dabei werden beispielsweise die Wortsemantik und die Satzsemantik dargestellt. Weiterhin wird auf die Syntax eingegangen. Wir greifen vier Grammatiken, nämlich traditionelle Grammatik, Konstituentenstrukturgrammatik und Dependenzgrammatik sowie generative Transformationsgrammatik, auf. Diese werden dann kritisch auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin überprüft. Außerdem war es unbedingt notwendig, ein Lexikon zur Hand zu haben, da (fast) alle Begriffe noch einmal im Glossar erklärt werden müssten, was den Lernenden zu Gute kommt. Allgemeinverständliche Abkürzungen sind ebenfalls ein nützliches Hilfsmittel bei der Textkomprimierung und bei der Schreiberleichterung, gerade in einer Klausur. Insofern wäre es sinnvoll, ihren Gebrauch in einem solchen Buch einzuüben. Das Buch richtet sich hauptsächlich an Studenten der Linguistik. Es ist durch viele veranschaulichende Beispiele relativ verständlich. Ebenfalls sind die am Ende jedes Kapitel gestellten Übungsaufgaben mit Lösungsvorschlägen hilfreich zum Verständnis. Das Buch ist somit eine sehr stark praxisorientierte Art, Linguistik zu betreiben. 1 Einführung in die Linguistik: 1.1 Was ist Linguistik? Der Terminus Linguistik wird im Deutschen nur auf die strukturalistische Sprachwissenschaft angewandt, der Terminus Sprachwissenschaft vor allem auf die vorstrukturalistische (weitgehend historisch orientierte) Sprachwissenschaft (vgl. Pelz 1990: 23-24). Wenn im vorliegenden Buch also abwechselnd von Sprachwissenschaft und Linguistik die Rede ist, so weist dies darauf hin, dass wir beide Begriffe als synonym gebrauchen. Die Sprachwissenschaft (Linguistik) ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit menschlicher (natürlicher) Sprache. Daraus ergibt sich die folgende Frage: • Was heißt es, Sprache wissenschaftlich zu erforschen? Die Linguistik versucht, diese und eine Reihe weiterer Fragen zu beantworten und deckt eine Vielzahl von Phänomenen ab, deren grundlegende Betrachtungsweisen und Fachbegriffe in dieser Einführung vermittelt werden. 1.2 Sprache als soziales und menschliches Phänomen: Ein wesentlicher Zweck von Sprache ist es, der Kommunikation zwischen Menschen in einer Gesellschaft zu dienen. Das Interessante an der Sprache ist, dass nur der Mensch über dieses spezielle Mittel der Kommunikation verfügt. Zwar kommunizieren Tiere auch miteinander, aber ob dieser Informationsaustausch den Charakter einer Sprache hat, ist zumindest zweifelhaft. So weiß man etwa, dass die Tänze der Bienen Informationen über die Lokalisierung von Honig aussagen. Dennoch besteht in der Wissenschaft weitestgehend Einigkeit darüber, dass sich die Kommunikationssysteme der Tiere erheblich von der menschlichen Sprache unterscheiden (Vater 2002: 16f.). Warum kommunizieren Menschen anders als Tiere und warum besitzen Menschen eine Art Sprache, die bei Tieren nicht vorhanden ist? • Der Mensch hat im Laufe der Geschichte einen Artikulationstrakt entwickelt und ohne diesen Apparat wären wir mit Sicherheit nicht in der Lage Laute auszusprechen. Dieser Apparat besteht aus verschiedenen Organen. Vor allem die Unterlippe, die Zunge und der Kehlkopf (Stimmbänder), also die beweglichen, aktiven Organen, die an der Lautproduktion beteiligt sind (s. Kap. Phonetik/Phonologie). • Anders als bei Tieren besitzen Menschen eine Schriftsprache. Diese Sprachfähigkeit ist ein menschliches Attribut: Erst in der Schrift wird die Sprache zu einem Objekt, zu einem isolierbaren Gegenstand (Linke et al. 1992: 2). Dieser Gegenstand, also die Schriftsprache, wird uns erst in der Schule beim Schreibenlernen bewusst, wenn die Gliederung der Sprache in Buchstaben und Laute sowie in Wörter und Sätze langsam deutlich wird (ibid.). Tiere dagegen entwickeln ihre Kommunikation nicht auf dieser Art und Weise, sondern unbewusst, vielleicht instinktiv. Die Schrift ist auf jeden Fall mit Tradition eng verbunden, denn ohne Schrift ist Tradition unvorstellbar, d. h. alle Formen der Verwaltung, der Mitteilung von Gedanken, der Kultur des Lehrens und Lernens usw. sind nur auf der Grundlage der Schrift denkbar, haltbar und wieder lesbar. Schrift erlaubt die Kodifikation von Wissen in Büchern. Die Konfrontation mit alten Schriftstücken hilft uns sogar, die Veränderung der Sprache selbst ans Licht zu bringen. Dies ist die Aufgabe der Sprachgeschichte (ibid.). Sprache ist ein kompliziertes System von Signalen. Wir teilen einige dieser Signale der Sprache mit Tieren. Andere sind für die Menschen einzigartig. Was sind diese Merkmale? Eines heißt Displacement: Menschen haben ein Gefühl für die Vergangenheit und für die Zukunft. Wir können über mehr als das Hier-und-jetzt sprechen das ist eine Eigenschaft der Menschen (ibid.). Tiersignale sind in ihrer zeitlichen Referenz begrenzt (sie können keine Informationen über Vergangenes oder Zukünftiges austauschen) Ein weiteres Charakteristikum für die Menschen ist, wie schon oben erwähnt, das hoch entwickelte Sprechwerkzeug, das nur sie besitzen. Dieses Organ erlaubt uns, viele unterschiedliche Töne zu produzieren. Es gibt außer den Menschen keine anderen Geschöpfe auf diesem Planeten, die über solche Fähigkeiten verfügen. Sprache ist deshalb ein auf Menschen beschränktes Kommunikationsmittel. 1.3 Wozu Linguistik? Wer sich mit einem Forschungsgebiet wie der Linguistik, beschäftigen will, sollte i. d. R. erst einmal grundsätzlich wissen, wozu diese Beschäftigung eigentlich gut ist. Linguistik ist in vielerlei Hinsicht wichtig: • Für die Beschäftigung mit Sprache im Fremdsprachenunterricht leistet die Linguistik auf verschiedenen Ebenen wertvolle Beiträge. Linguistik ganz allgemein beschäftigt sich mit dem Sprachsystem, stellt dessen Systematik, Struktur und Regelhaftigkeiten dar und untersucht – in einem modernen Verständnis – die Bedingungen des Gebrauchs von Sprache. Um diese verschiedenen Aspekte einer Sprache kennen zu lernen, bildet die Linguistik mit ihrer Terminologie und ihren präzisen Beschreibungswerkzeugen die Grundlage, z. B. für Deutschlehrer an den Schulen oder außerhalb der Schule. In Schulunterricht wird die Bedeutung von Kenntnissen der Grammatik, Orthographie, Textproduktion und Textrezeption noch ansteigen (vgl. Ardelt et al. 2001). Die deutsche Sprache ist die Sprache mit den meisten Muttersprachlern in der Europäischen Gemeinschaft und es besteht ein Bedarf im Bereich Deutsch als Fremdsprache. • Die Linguistik analysiert allgemeine Aspekte menschlicher Kommunikation. Sprache ist zwar das wichtigste menschliche Kommunikationsmittel, allerdings auch die Quelle vieler Missverständnisse. Ärzte und ihre Patienten, Vorgesetzte und ihre Untergebenen sowie unterschiedliche soziale Gruppierungen sprechen oft unterschiedliche Sprachen. So ist die Dialektsituation in einer linguistischen Gemeinschaft enorm wichtig. Oft werden Mundarten, d. h. Varietäten oder Dialekte, die (phonologisch) vom Standard abweichen, belächelt und sind in bestimmten Situationen, z. B. bei Bewerbungsgesprächen, nicht erwünscht. Die Linguistik kann hier helfen. Durch die Untersuchung der Verwendungsprinzipien von Sprache kann erreicht werden, dass sich Menschen besser verstehen und Missverständnisse vermieden werden. • Die Linguistik nutzt Computer bei der Erforschung von Sprache. Mit Beginn der 70er Jahre wurden Computer für die Linguistik interessant. Ein klassischer Arbeitsbereich für Linguisten ist die Erstellung von Grammatiken und Wörterbüchern. Bei der Wörterbucharbeit ist der Computer ein unentbehrliches Hilfsmittel. Linguistische Datenverarbeitung bzw. Computerlinguistik ist ein weiterer, sehr bedeutender Zweig der Linguistik. Zum Beispiel arbeiten Linguisten an der maschinellen Übersetzung, an der automatischen Dokumentation sowie an intelligenten Lernsystemen. • Die Linguistik befasst sich unter zeitlichem Aspekt mit der Gegenwartssprache und mit früheren Sprachstufen des Deutschen als einzelnen Sprachzuständen und in ihrer Entwicklung. Sie unterstützt somit die Erschließung der Sprache der Literatur. Literarische, insbesondere historische Texte, enthalten zahlreiche, linguistisch interessante Fakten. In diesem Zusammenhang rekonstruiert die Linguistik mit ihrem Arbeitsfeld die historische Sprachwissenschaft, die Geschichte der Sprache und die sozialen und kulturellen Bedingungen des Sprachwandels. Mit dem Phänomen des Sprachwandels befasst sich die historische Sprachwissenschaft, die nicht nur frühere Sprachstufen einer Sprache beschreibt, sondern auch versucht, zu beantworten, wie und warum sich Sprachen überhaupt wandeln.

Über den Autor

Abdelaziz Bouchara, geb. 1963 in Marokko, studierte Anglistik, Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Heidelberg. Er beschäftigt sich u.a. mit interkultureller Kommunikation und kontrastiver Linguistik. Seit 2001 ist er Hochschuldozent für Linguistik und Wirtschaftsdeutsch an der Universität Casablanca. Hamid Baalla geb. 1964 in Marokko, studierte Germanistik an der Universität Osnabrück. Derzeit bilden die Erforschung kontrastiver Linguistik (insbesondere Lexikologie und Morphologie) seine zentralen Forschungsinteressen. Seit 2006 ist er Hochschuldozent für Linguistik an der Universität Casablanca.

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