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Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 284
Abb.: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Inklusion – noch wird und kann sie nicht in allen Bereichen der Gesellschaft umgesetzt werden. Mit diesem Wissen beleuchtet das vorliegende Buch die Inklusion im Sport. Die Studie zeigt, inwiefern Sport Möglichkeiten zur Veränderung der sozialen Reaktion gegenüber Kindern und Jugendlichen (KuJ) mit Behinderung bietet. Eine Betrachtung der Lebenswirklichkeit von KuJ ist besonders relevant, da in dieser Lebensphase bereits wichtige Weichen für die Inklusion im Erwachsenenalter gestellt werden. Auch liefert die Studie Definitionen von grundlegenden Begriffen und erläutert den geschichtlichen Hintergrund der Inklusion. Inwieweit Inklusion sich an Schulen und in Vereinen durchsetzt und wie die UN-Behindertenrechtskonvention ihren Beitrag dazu leistet, wird ebenfalls veranschaulicht. Für eine praxisnahe Gestaltung wurden im Rahmen der Untersuchung Lehrkräfte und Trainer hinsichtlich ihrer Einstellungen und Erfahrungen zum Thema Inklusion im Sport befragt.
Textprobe: Kapitel 2.4.1.2, Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Sportvereinen: Das folgende Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander, welche Bedeutung die Vereine in der Entwicklung der KuJ mit Behinderungen einnehmen. Dabei spielt der Aspekt von Freizeit eine große Rolle. Auch beschäftigt sich dieser Teil des Buchs mit den Gründen und der motivationalen Aspekte, aus denen KuJ mit Behinderungen Vereine aufsuchen. Weiterhin wird die Problematik der Inklusion in Sportvereinen angesprochen und hierzu verschiedene Studien und Projekte, wie z.B. die PFiFF-Studie, vorgestellt. Zur Bedeutung des Sportvereins für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen: Es gibt verschiedene Sichtweisen zum Sport von Menschen mit Behinderungen, vom traditionellen Ansatz einer Behindertensportpädagogik über den medizinisch-therapeutischen Ansatz, dem interaktionsorientierten Ansatz bis hin zum Normalisierungsprinzip (vgl. Rheker, 1993, S. 54 und 1996, S. 8-17 Ministerium für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, 1996, S. 22ff). Bei inkludiertem Sport geht es grundsätzlich um das Entgegenwirken von Aussonderung und Isolierung und zur Unterstützung der gesellschaftspolitischen Gleichheit aller. Wenn man nach dem Gesetz der Gleichbehandlung - Grundgesetz Artikel 3, Absatz 3 - argumentiert, sollte jedem Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit gegeben werden, in jedem Sportverein aktiv zu werden. Fraglich ist jedoch, wie es die einzelnen Vereine sehen und der/die Betroffene selbst. Möchte er überhaupt in einen Verein mit Menschen ohne Behinderung? Aber nicht nur diese Sichtweisen spielen eine Rolle. Wenn beide Parteien oben genannte Fragen bejahen, rücken die Gegebenheiten des Vereins in den Blickpunkt. Wie sieht es mit den räumlichen Bedingungen aus, ist z.B. die Sporthalle barrierefrei und sind qualifizierte Trainer vorhanden, die Menschen mit Behinderung beim Sporttreiben begleiten? Durch die Entwicklung der Behindertensportverbände ist anzunehmen, dass auch die Trennung in den Köpfen noch immer eine starke Bedeutung hat. Schaut man tiefer in die Struktur und die Geschichte von Behindertensportvereinen, so wird offensichtlich, dass viele noch immer ihr Hauptaugenmerk auf die Rehabilitation legen, während in den Sportvereinen für Menschen ohne Behinderungen ein Trend vom leistungs- und körperbetonten Sport in Richtung Spiel und Spaß erkennbar ist. Laut Rheker (1996, S. 103) und Markowetz (2007, S. 376f.) fühlen sich viele Mitglieder in ihrem Behindertensportverein sehr wohl, jedoch wünschen sie sich, dass auch Menschen ohne Behinderung in ihren Verein eintreten. Eine positive Tendenz seitens der Sportvereine für Menschen mit als auch jene ohne Behinderungen ist darin zu sehen, dass beide Seiten in Richtung heterogene Sportgruppen hinarbeiten. Jedoch ist die derzeitige Inklusionsgeschwindigkeit viel geringer, als es sich die Fachleute, Eltern, Betroffenen und der Staat selbst erhoffen. Ein großes Problem sind dabei die differenzierten Angebote sportlicher Maßnahmen auf beiden Seiten, die ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und Inklusionsverständnis bedürfen, um die Schranken abzubauen. Die Motive für den Eintritt in einen Verein müssen differenziert aus Sicht der Eltern und der KuJ mit Behinderung betrachtet werden. In der Regel wollen die Eltern, dass es ihrem Kind gutgeht. Dabei geht es um die körperliche Gesundheit und deren Erhaltung und Förderung, aber auch um die seelische, soziale Gesundheit ihres Schützlings. Anders hingegen ist es in der Regel bei den KuJ. Ihnen geht es zunächst wohl vielmehr um die Freude am Sporttreiben und - mit zunehmendem Alter mehr und mehr - sicher auch um die Aussicht, andere Menschen kennenzulernen. Positive Begleiterscheinungen wie eine bessere Fitness, ein möglicherweise gestiegener Bewegungsspielraum sind wohl eher gern in Kauf genommene als maßgebliche Motivationen - es sei denn, ihre Eltern haben sie im Vorfeld explizit auf diese Vorzüge hingewiesen und ihnen damit den Vereinsbeitritt schmackhaft gemacht. Generell ist davon auszugehen, dass KuJ mit Beeinträchtigungen ebenso gern Fußball und Badminton spielen oder schwimmen wie alle anderen KuJ auch. Durch den Besuch eines Sportvereins wird die psychische und physische Entwicklung von KuJ mit Behinderung positiv beeinflusst. Sporttreiben verbessert nicht nur ihre Beweglichkeit und Kondition, das Vereinsleben hält noch weitaus mehr positive Aspekte bereit. Es fördert das Vertrauen in sich selbst und andere, die Konzentrationsfähigkeit, das Reaktionsvermögen und vieles mehr. Aber insbesondere trägt es dazu bei, die Selbstständigkeit und Selbstsicherheit von Menschen zu erhöhen, die einen Hilfebedarf haben. Menschen mit Behinderungen haben wie alle anderen auch einen Bewegungsdrang, der sie dazu verleitet, Sport zu treiben und zu spielen. Natürlich hat der Behindertensport präventive und therapeutische Funktionen. Doch muss auch neben lehrreichen und bildungsorientierten Sequenzen die soziale Seite berücksichtigt werden. Die Inklusion im Sport bietet Menschen mit Beeinträchtigungen eine höhere Lebensqualität und den Zugang zu einem normalisierten, gleichberechtigten Leben (vgl. Markowetz, 2007, S. 339-419). Vorstellung ausgewählter Projekte und Studien: Viele Eltern sind auf der Suche nach einer inkludierten Lösung für ihr Kind mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung. So geben viele ihre Schützlinge schon im Kleinkindalter in integrative Kindergärten, in denen sie mit Gleichaltrigen eine gemeinsame Kindheit erleben. Früher oder später stellt sich jedoch die Frage, wenn das Kind mit einer Beeinträchtigung im Kindergarten mit den anderen zusammen spielt und lernt, warum soll es nicht gemeinsam mit ihnen auch seine Freizeit verbringen und einen Sportverein aufsuchen? Doch in den meisten Fällen wird die Suche nach einem geeigneten Sportverein, der auch inklusiv agiert, zur Tortur. Viel zu hoch erscheinen bei vielen Trainern die Vorbehalte, noch dazu sehen viele dies vor allen Dingen mit zusätzlichen Problemen und einem erhöhten Zeitaufwand verbunden, den die ehrenamtlichen Mitglieder nicht aufbringen können - oder wollen. Finden die Familien dennoch einen Verein, so ist dieser oft wohnortfern anzutreffen (Markowetz, 2008, S. 183f.). Durch weite Entfernungen und viele Rückschläge bei der Suche wird sich bei den Familien eine nachlassende Motivation begünstigt, die den Gedanken entstehen lässt, dass es vielleicht doch besser wäre, einen Verein aufzusuchen, in dem nur Menschen mit Behinderung trainieren. Maslow vertritt die Ansicht, dass ‘wenn die Bedrohung überwältigend ist oder wenn der Organismus zu schwach oder hilflos ist, um mit ihr fertig zu werden, neigt er dazu, zu desintegrieren’ (Maslow, 1991, S. 57). Übertragen bedeutet dies, wenn die Familie trotz intensiver Suche immer neue Rückschläge. z.B. durch das ablehnende Verhalten der Vereine gegenüber ihrem Kind, erfährt, kann es passieren, dass sie resigniert und die isolierte Lage ihres Kindes akzeptiert. Aber auch das Kind selbst kann dieses Verhalten entwickeln, wenn es z.B. in einem Verein immer separat und nie gemeinsam mit den anderen Kindern trainiert und spielt. Im Folgenden werden Projekte und Studien vorgestellt, die sich mit inkludiertem Sport beschäftigen […]
Pieter Heubach wurde 1984 in Naumburg/Saale geboren. Sein Studium Lehramt an Regelschulen mit den Fächern Sport und Deutsch an der Friedrich Schiller Universität Jena schloss der Autor im Jahre 2013 erfolgreich ab.
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