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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Thematik der Inklusion ist so aktuell wie nie: Am 15. Juli 2015 hat der Landtag Baden-Württembergs die Änderung des Schulgesetz verabschiedet. Somit entscheiden nun die Eltern von Kindern mit Behinderung, ob ihr Kind an einer Sonder- oder einer öffentlichen Grundschule unterrichtet werden soll. Diese Entscheidung stellt für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen einen sehr wichtigen Schritt dar, doch stellt gleichzeitig Schulen und Lehrer vor eine große Herausforderung. Viele Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich darauf nicht vorbereitet, geschweige denn dafür ausgebildet. Es gibt nur sehr wenige Handreichungen, wie spezielle Fächer, die inklusiv aufgearbeitet werden können und noch weniger Erfahrungsberichte. Im vorliegenden Buch wurde versucht die wichtigsten Komponenten des inklusiven Unterrichts mit einigen Grundlagen des englischen Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule zu vereinen. Dazu wurden zuerst beide Themen separat behandelt und anschließend miteinander verbunden. Den Abschluss bildet eine qualitative Studie in Form dreier Experteninterviews, bei welchen Lehrer unterschiedlicher Schulformen zu ihren Erfahrungen und Meinungen befragt wurden. Diese Interviews wurden sich dann letztlich noch gegenübergestellt und ausgewertet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. Erfahrungen aus der Praxis: Viele Schulen stehen mittlerweile vor der Aufgabe ein inklusives Schulkonzept auszuarbeiten und die gängigen Schulfächer auf diese Art und Weise zu unterrichten. Inklusion wird seit längerem als wünschenswert betrachtet und ist schon vielerorts realisiert worden. Doch stellt sich die Frage, wie Inklusion im Alltag praktiziert werden kann, und vor allem wie der Unterricht im Fach Englisch gestaltet wird um allen Schülern gerecht zu werden. Es gibt zwar Literatur, wie den Index für Inklusion, der Schulen hilft mit Inklusion und schwierigen Situationen im Alltag umzugehen, doch bietet er kein Methodenrepertoire an, mit welchem fachspezifisch unterrichtet werden kann. Im vorigen Kapitel wurden offene und differenzierende Methoden vorgestellt, welche ein Möglichkeit sein könnten inklusiven Englischunterricht zu gestalten. Doch ob das in der Praxis umgesetzt wird und funktioniert, wurde aus der Literatur nicht ersichtlich. Wie gestalten Lehrkräfte ihren Unterricht inklusiv, welche Methoden wenden sie an und wie fühlen sie sich dabei? Durch die Befragung von einzelnen Lehrkräften an verschiedenen Schulen, sollen diese Fragen beispielhaft geklärt werden, um anschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu bisherigen Erkenntnissen der Arbeit aufzuzeigen. Ursprünglich war im Rahmen dieser Arbeit geplant, die Untersuchung an einer Schule im Großraum Freiburg durchzuführen. Anhand der Schule, welche sich durch mehrjährige Erfahrung im Inklusionsbereich angeboten hatte, sollte versucht werden, einen Einblick in die Praxis der Inklusion im Englischunterricht zu schaffen. Doch obwohl die Durchführung frühzeitig mit der Schulleitung besprochen und bestätigt wurde, sagte diese kurzfristig ab. Darum wurde die Erhebung derart umstrukturiert, dass die Befragung sich nicht mehr ausschließlich nach Grundschullehrkräften einer ausgewählten Schule richtet. Vielmehr sollte das Spektrum insofern erweitert werden, dass Lehrkräfte aus unterschiedlichen Schulformen mit variierendem Erfahrungsgrad befragt werden sollten. Unter den befragten Lehrkräften befinden sich nun zwei Grundschullehrerinnen, sowie eine Sonderschullehrerin, welche alle an unterschiedlichen Schulen im Raum Schwäbisch Gmünd praktizieren. Die beiden Grundschullehrerinnen unterscheiden sich in ihrer Erfahrung enorm. Auch die Umsetzung der Inklusion ist von Grund auf verschieden. Durch die verschiedenen schulischen Schwerpunkte und Erfahrungsgrade sollen zum einen die Sichtweisen zur gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklung in den Schulen untersucht werden, sowie die persönlichen Meinungen der Lehrerinnen zum Thema verglichen werden. Die Grundschullehrerinnen sollen auch einen genaueren Einblick in die Umsetzung des Englischunterrichts geben, wie sie ihn an ihrer jeweiligen Schule praktizieren. Durch die Erfahrungen der Lehrkräfte wird versucht Einblick in die Praxis der Inklusion im Englischunterricht zu erlangen. Die Zielsetzung der Untersuchung anhand der Interviews ist demnach, herauszufinden wie inklusiver Englischunterricht funktioniert, ob bestimmte Methoden bevorzugt werden und wie Lehrkräfte und Schülerschaft davon profitieren. Da diese Untersuchung anhand von Interviews durchgeführt wurde, sollen nun zuerst theoretische Grundlagen geklärt werden, bevor anschließend auf die Interviews an sich und deren Auswertung eingegangen wird. 3.1 Theoretische Grundlagen zur qualitativen Sozialforschung: In dieser Arbeit liegen Interviews mit Lehrkräften vor, in welchen reale Erfahrungen und Ansichten über einen bestimmten Sachverhalt gegeben werden. In diesem Fall bezieht sich dieser Sachverhalt auf den schulischen Kontext, auf das Thema Inklusion im Englischunterricht und dessen Durchführung in den Einrichtungen. Die Untersuchung ist somit der empirischen Sozialforschung zuzuordnen, da hier soziale Tatbestände systematisch erfasst und gedeutet werden (vgl. Atteslander 2003:3). Empirisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass theoretisch formulierte Annahmen an spezifischen Wirklichkeiten überprüft werden. (ebd.:5) Systematisch heißt, dass die Daten nach bestimmten Regeln gewonnen werden müssen, damit die gelieferten Erkenntnisse auch durch Dritte nachvollzogen werden können (vgl. ebd.). Zu sozialen Tatbeständen, welche empirisch untersucht werden können, zählen beobachtbares menschliches Verhalten […], Meinungen, Informationen über Erfahrungen, Einstellungen, Werturteile [oder] Absichten. (ebd.: 4) Diese Daten können mit Hilfe von Beobachtungen, Experimenten, Befragungen oder Inhaltsanalysen erhoben werden. Bei der Durchführung von Datenerhebungen in der empirischen Sozialforschung unterscheidet man zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung. In der quantitativen Forschung wird Verhalten in Form von zahlenmäßigen Ausprägungen und Zusammenhängen möglichst genau beschrieben, indem einem Merkmal systematisch eine bestimmte Menge an Zahlen zugeordnet wird, die seine verhältnismäßige Ausprägung beschreibt (vgl. ebd.: 18). Überwiegend werden von Methoden wie Fragebögen oder quantitativen Interviews Gebrauch gemacht. Da bei der quantitativen Sozialforschung eine große Anzahl an Stichproben verwendet wird, sieht man hier von einer Einzelfallbetrachtung ab, um so zu möglichst repräsentativen Resultaten zu gelangen (vgl. ebd.: 20). Ergebnisse werden gewonnen, indem im Voraus eine oder mehrere Hypothesen deduktiv gebildet und anschließend mit den erhobenen Daten überprüft werden (vgl. Kromrey 2006: 29). 3.1.1 Qualitative Sozialforschung: Die qualitative Sozialforschung bildet keine vorherigen Hypothesen, sondern setzt im Forschungsfeld direkt an, wodurch möglichst authentische Erfahrungen dokumentiert werden sollen (vgl. ebd.: 30f). Ihr Ziel ist nicht die Realität mit Hilfe von Zahlenwerten zu beschreiben. Vielmehr sollen subjektive Sichtweisen und die dahintersteckenden Motive rekonstruiert werden. Die quantitative Forschung ist somit eher an der Messbarkeit eines Gegenstandes interessiert, wohingegen die qualitative Forschung Sinn- und Bedeutungszusammenhänge herauskristallisieren möchte (vgl. Wagner et al. 2009: 214). Somit werden subjektive Einstellungen und Handlungen von Menschen zum Hauptgegenstand, es wird versucht Erlebnisse, Denken, Handeln oder Gefühle zu verstehen. Dies soll durch direkten und persönlichen Austausch geschehen und nicht durch repräsentative Ergebnisse einer großen Stichprobe. Darum werden in der qualitativen Sozialforschung kleinere Stichproben verwendet, welchen individuell größere Aufmerksamkeit geschenkt und mehr Bedeutung zugesprochen wird (vgl. Kuckartz 2012: 18). Ist über das Forschungsfeld bisher wenig bekannt, kann man auch von einer explorativer Untersuchung sprechen, welche sich in der qualitativen Sozialforschung bewegt. Die Exploration gestattet in gewissem Maße eine offenere Forschung, da der Forscher von einer Forschungslinie auf eine andere überwechselt, neue Punkte zur Beobachtung im Verlauf der Untersuchung dazu nimmt und sich in neue Richtungen bewegt, an die vorher gar nicht gedacht wurde. (Lamnek 2010: 23) Doch bedeutet diese Flexibilität nicht, dass die Untersuchung ziellos vonstatten geht. Vielmehr wird eine allgemeine Perspektive erst im Verlauf der Untersuchung konkreter, da durch die Interviews Aspekte betrachtet werden können, welche zuvor nicht bekannt waren (vgl. ebd.: 23f.). Bei der qualitativen Sozialforschung sollten vier Grundprinzipien berücksichtigt werden: Kommunikation, Offenheit, Vertrautheit und Fremdheit, sowie Reflexivität. Das Prinzip der Kommunikation sagt aus, dass jede Interviewsituation eine Kommunikationssituation darstellt, in welcher der Interviewende Zugang zu dem Sinnsystem der Erzählperson finden (Helfferich 2009:79) kann. Die entstehenden Daten sind in der qualitativen Forschung überwiegend Texte, meist Aufzeichnungen verbaler Äußerungen in durchgeführten Interviews. Dennoch stellen sie Kommunikationssituationen dar, aus welchen sich folglich Zugang zum Sinn der Befragten ergibt. Dafür ist es nötig, dass der Interviewende Offenheit gegenüber dem Befragten besitzt, um so den Sinn des Interviewpartners, welcher sich möglicherweise von dem des Forschers unterscheidet, verstehen zu können (vgl. ebd.: 24ff). Vertrautheit und Fremdheit beschreibt in diesem Fall die Positionierung von Erzählpersonen und Interviewenden (ebd.). Fremdheit meint hierbei das Anerkennen von Unterschieden zwischen den Gesprächspartnern. Zur Aufgabe des Forschers gehört es, Handeln und Bewusstsein des Befragten zu begreifen und sich darauf einzulassen. Gleichzeitig darf er seine eigenen, für ihn als selbstverständlich geltenden, Denkmuster nicht auf den Gesprächspartner übertragen. In diesem Zusammenhang spielt auch das Prinzip der Reflexivität eine wichtige Rolle. Persönliches Vorwissen, eigene Vorstellungen, Erwartungen und Werte müssen bei der Befragung, sowie bei der Auswertung reflektiert werden (vgl. ebd.). Gerade bei der Verwendung von Interviews muss das eigene Denken reflektiert werden, um den eigenen Einfluss kontrollier- und nachvollziehbar zu machen. Ohne die nötige Reflexivität kann es passieren, dass sich der Interviewende den fremden Deutungen des Befragten verschließt, was dann gegen das Prinzip der Offenheit wirken würde und das Interview an sich verfälschen könnte. Die Untersuchung zu dieser wissenschaftlichen Hausarbeit ist der qualitativen Sozialforschung zuzuordnen. Durch Interaktion mit individuellen Personen werden Informationen über deren soziale Realität erfragt und anschließend vorgestellt. Mit Hilfe von Leitfaden-Interviews, genauer spezifiziert Experten-Interviews, wurden Daten erhoben und ausgewertet.

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ISBN: 978-3-95935-596-4
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