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- Geschichte des modernen Fotojournalismus: Ursprünge und Entwicklung 1850 - 1990
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im Fokus der Untersuchung steht die Aufgabe, die Forschungslage zum Thema Fotojournalismus darzustellen, und zwar im Hinblick auf folgende Fragestellungen: Wie und wann entstand der moderne Fotojournalismus und wer prägte ihn? Wie verlief die Entwicklung des Fotojournalismus bis in die jüngere Zeit? Was ist moderner Fotojournalismus überhaupt? Für die vollständige Beantwortung dieser Fragen werden Entstehungsgründe, Akteure, Stilarten, Beeinflussungen, Theorien, Merkmale sowie Themenfelder untersucht. Berührungspunkte und Abgrenzungsprobleme speziell mit anderen Kanälen wie Kunst werden bearbeitet. Ist die Nähe zur ästhetischen Bildgestaltung ein trennender Widerspruch, in dem sich der Anspruch auf Wahrheit und Objektivität des Fotojournalismus diametral mit dem der Subjektivität und ‚Schönheit’ in der Kunst gegenüberstehen? Die Studie umfasst 14 Kapitel und orientiert sich chronologisch an der Entwicklungsgeschichte des Fotojournalismus. Die Untersuchung beginnt mit den fotojournalistischen Ansätzen, die vor dem Ersten Weltkrieg zu beobachten waren. Anschließend skizziert der Autor die Bedingungen, welche zur Entstehung des modernen Fotojournalismus in Deutschland zwischen 1914 – 1927 beigetragen haben. Darüber hinaus schließen sich die Weiterentwicklung in der Weimarer Republik und die Ausbreitung und Etablierung des Fotojournalismus in anderen europäischen Ländern (u.a. die Illustrierte ‚Vu’) sowie in den USA( u.a. das LIVE-Magazin) an. Der amerikanischen ‚Farm Security Administration‘ wird ein Kapitel gewidmet. Danach erfolgt die Untersuchung des Fotojournalismus in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit (u.a. die Fotoagentur Magnum sowie H. Cartier-Bresson). Die sogenannte Live-Fotografie wird im Hinblick auf Herausbildung, Weiterentwicklung und Theorie beleuchtet. Beschrieben wird ebenfalls der langsame Niedergang der Illustrierten, die quasi die Existenzbedingung der Fotojournalisten bedeuten. Weiterführend beschäftigt sich der Autor mit den aktuellen Tendenzen innerhalb des Fotojournalismus sowie Theorie und Kritik desselben. Ein abschließendes Resümee steht am Ende der Studie.
Kapitel 2.2, Die Gründung der ersten Illustrierten im 19. Jahrhundert: Fast gleichzeitig kam es neben der Erfindung der Fotografie zu den ersten Gründungen von Illustrierten. Die allererste Wochenschrift, die den Bildern eine größere Rolle als den Texten zumaß, war die 1842 gegründete Illustrated London News. Es war die gleiche Illustrierte in der Roger Fenton seine Fotografien aus dem Krimkrieg veröffentlichte. Kurze Zeit später schossen die Illustrierten in allen Teilen der Welt wie Pilze aus dem Boden. Der Siegeszug der Illustrierten hatte begonnen. Schnell verfügte fast jedes Land über reich bebilderte Zeitschriften, welche mit Hilfe von Schnellpressen vervielfältigt wurden und schon Auflagen von mehr als 100 000 Exemplaren pro Ausgabe verkaufen konnten. Die Abbildungen in den Zeitschriften bestanden zu 100 Prozent aus Holzstichen, die von sogenannten Xylografen nach Vorbildern wie Naturskizzen, Zeichnungen, Gemälden und zunehmend nach Fotografien angefertigt wurden. Nötig waren exakt arbeitende, geschickte Handwerker, welche die Vorzeichnung auf dem Holzblock ausstanzten. Die Tatsache, dass für jeden Holzstich eine Vorzeichnung unabdingbar war, hemmte die Ausbreitung der Fotografie in den Printmedien noch gewaltig. Für die wenigen Fotografien, welche um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Zeitungen abgedruckt wurden, bedeutete das einen großen Qualitätsverlust und das Fehlen der spezifischen Eigenarten des Mediums Fotografie. Das damals unlösbare Problem waren die Halbtöne (die Grauwerte) der Fotografie, das heißt bei der Transformation in einen Holzstich versuchten die Xylografen, dies ‚mit mehr oder weniger eng gestichelten Schraffierungen oder Linien zu lösen. Unter einem solchen Holzschnitt stand dann ´nach einer Daguerreotypie´ oder ´nach einer Photographie´, doch konnte mit diesem manuellen Verfahren weder die Genauigkeit noch die gleiche Tonwertabstufung wie bei der Photographie selbst erreicht werden‘. Zu dieser Zeit spielte die Fotografie noch eine kleine Rolle hinsichtlich des Einflusses auf die Illustrierten. Die Gründe dafür lagen im bis dato fehlenden foto-mechanischen Verfahren der Massenreproduktion auf Zeitungspapier und in den traditionell verhafteten Sehgewohnheiten des Lesepublikums. Durch die Gewöhnung an die Holzstiche sahen die Verleger lange keine Veranlassung dieses erfolgreiche System zu ändern. Bis etwa 1880 wurden weiterhin Holzschnitte, Holzstiche oder Stahlstiche als Illustrationstechnik benutzt. Erst die Erfindung der Autotypie in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ermöglichte den nächsten Quantensprung in der Beziehung Fotografie und Illustrierte. Es handelte sich dabei um die Zerlegung des Fotos in minimale Teilchen oder Quadrate. Dies wurde erreicht, indem man das Originalfoto bzw. die fotografische Platte nochmals durch ein vorgeschaltetes Linienraster fotografierte. Dieses zweidimensionale Rasterbild wurde dann durch Ätzung in einen dreidimensionalen Druckstock übertragen und konnte zusammen mit dem Schriftletternsatz in einen Druckrahmen gespannt und in einem Arbeitsgang gedruckt werden. Stephan Henry Morgan und Max Levy in den USA sowie Georg Meisenbach in Deutschland waren namentlich die Personen, die das Halbtonverfahren oder die Autotypie erfanden und weiterentwickelten. Das neue foto-mechanische Reproduktionsverfahren verdrängte einen mehrere Jahrhunderte alten, kunsthandwerklich geprägten Fertigungsprozess und verbesserte entscheidend die Quantität und Qualität. Die Autotypie mit zeitgemäßen Modernisierungen ist heute immer noch beherrschend in Druck- und Reproduktionsverfahren. Die gesellschaftliche Bedeutung des Halbtondrucks als adäquate Reproduktionsmöglichkeit von Fotografien hebt William Ivins hervor: ‚Diese genaue Wiederholung bildlicher Darstellungen hat unabsehbare Folgen für Wissen und Denken, für Wissenschaft und Technik aller Art gehabt. Man übertreibt wohl kaum, wenn man behauptet, daß seit der Erfindung der Schrift keine bedeutendere Erfindung mehr gemacht wurde als diejenige der genau wiederholbaren Bilddarstellung.‘ Die Erfindungen der Trockenplatte, des Schlitzverschlusses im Fotoapparat und der Autotypie bedeuten die Geburtsstunde des direkt publizierbaren, dokumentarischen Fotos. Aber es musste noch ein halbes Jahrhundert vergehen, bis der technische Fortschritte auf breiter Basis griff und die Bedingungen in der Gesellschaft und des Zeitgeschehens soweit waren, einen modernen Fotojournalismus hervorzubringen. Auch die Anwendung des neuen Halbtonverfahrens in Verbindung mit der Fotografie erfolgte langsam und hatte zunächst gegenüber den gewohnten, traditionellen Techniken einen schweren Stand. Die Leser bevorzugten noch die Holzstiche, weil sie ´künstlerischer´ wirkten. Die Verleger andererseits zögerten mit Investitionen für neue Maschinen und agierten letztlich unsicher und konservativ in der Beurteilung der neuen Möglichkeiten. Abzulesen ist dies an der Einschätzung der Lage vom Chefredakteur der Illustrated London News im Jahre 1893: ‚Ich glaube, das Publikum wird der bloßen Wiedergabe von Photographien im Laufe der Zeit überflüssig. … es ist meine Absicht, auf den Seiten der Illustrated London News mehr Holzstiche zu bringen, als hier in der Vergangenheit erschienen sind‘. Die Qualität der foto-mechanischen Rasterung gegenüber dem Holzstich ließ anfänglich auch zu wünschen übrig. Die neue Methode fiel noch zu grob in der Bildstruktur und insbesondere bei der Detailerkennung aus. Aber Fortschritte in der Drucktechnik trugen zur steten Qualitätsverbesserung bei. Die Vorreiter in der Verwendung von Autotypien bildeten Wochen- und Monatszeitschriften. Die Tageszeitungen zogen erst später nach. Die Einführung der neuen Technik unterwarf den gesamten Printmedienbetrieb, einschließlich der Fotografie, einem grundlegenden ökonomischen Wandel. Die Möglichkeiten wurden größer. Die Fotos, als illustrativer Zusatz zum Artikel, bedeuteten inhaltlich einen neuen Informationsträger. Technisch sorgten sie für eine Erleichterung und Verkürzung des Arbeitsprozesses. Ökonomisch boten sie eine erhöhte Einnahmequelle.
Olaf Kunde, M.A., wurde 1972 in Dresden geboren. Sein Studium der Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden schloss der Autor im Jahr 2001 mit dem akademischen Grad der Magistra artium ab. Seit 2001 lebt der Autor in Frankreich und ist als Fotograf und Journalist tätig.
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