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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 276
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) ist ein in sich abgestimmtes Medizinsystem und damit eine differenzierte ganzheitliche Medizin. Ihr somatisches sowie geistig-spirituelles Medizinkonzept vermag alle Bereiche der menschlichen Wesenheit zu erfassen, einschließlich deren psychosozialen Kompetenz. Dies entspricht den Ansichten der modernen westlichen psychosomatischen Medizin über ein ,Body-Mind-Konzept', wonach sich die individuelle Geisteshaltung des Patienten auf das Entstehen und Bestehen von Krankheit und Gesundheit auswirken kann. Dies entspricht auch dem Konzept der ganzheitlichen Salutogenese. Die Miteinbeziehung der Motivation des Arztes und seiner Zentrierung auf den Patienten teilt die Auffassung vom Arzt-Patienten-Arbeitsbündnis der modernen westlichen Medizin. Die gesundheitliche Verfassung des Arztes bestimmt seine therapeutische Qualität, gemäß dem salutogenetischen Grundsatz, wonach ein Arzt nur soviel Gesundheit vermitteln kann, wie er für sich selbst aufzubringen imstande ist. Indem die TTM alle Erfordernisse einschließlich Gesundheitserziehung, -förderung, Prävention und Rehabilitation abdeckt, erfüllt sie alle Anforderungen der westlichen Medizin. Gemäß ihrer Ausbildungsstruktur kann die TTM den Anspruch einer universitär gestützten Medizin erheben.

Leseprobe

Textprobe: Abstract: In der modernen westlichen Gesellschaft verlieren immer mehr Menschen ihren Bezug zu den traditionellen moralischen Werten, was sich auf ihre Lebens-Orientierung auswirken kann. Dies begünstigt die Entstehung psychischer Störungen und hierüber induzierter psychischer und somatischer Erkrankungen. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach neuen, möglicherweise mehr zeitgemäß empfundenen ethischen Richtlinien. Hierfür wird sich neben einer in jüngster Zeit diskreten Renaissance des Christentums zunehmend fernöstlichen Philosophien zugewandt, vor allem dem Buddhismus, da dieser die Eigenverantwortlichkeit für das persönliche Heil außerhalb einer Doktrin betont. Große Anziehungskraft hat neben dem Hinayana und dem Zen-Buddhismus vor allem der Vajrayana diese tibetische Modifikation des Buddhismus ist ein Synkretismus aus Buddhismus, dem Bön als der traditionellen Religion Tibets sowie aus alten schamanistischen Vorstellungen von zahllosen Dämonen und Geistern. Diese sind in der Tibetischen Medizin als Störelemente und Krankheitsauslöser manifest und als mögliche Krankheitsursachen anerkannt, im Gegensatz zu allen anderen etablierten Medizinauffassungen. Hierbei ist es wichtig festzuhalten, dass die Tibetische Medizin als ein universitäres Studium einen scholastischen Hintergrund hat. Der Vajrayana gesteht das allen buddhistischen Traditionen gemeinsame Ziel der Erleuchtung dem Bewusstsein eines jeden Menschen als bereits grundsätzlich vorhanden zu. Allerdings bezeichnet er es als durch Geistesfehler verschleiert und verschüttet. Dadurch ist er besonders offen für die Diskussion Bewusstseins beeinträchtigender Faktoren und somit für die Bewusstseinsfindung. Mit der Interpretation des Menschen innerhalb eines holistischen Konzeptes als untrennbare Einheit aus Körper, Bewusstsein und Geist bietet der Vajrayana, ebenso wie die Tibetische Medizin als seine praktische Umsetzung, Varianzen der Blickwinkel für die Problematik psychischer und psychisch induzierter Störungen. Daraus definiert er sich als traditionelle Philosophie, deren Grundaussagen mit den modernen Erkenntnistheorien übereinstimmen. Einführung: Zu den Grundwerten aller menschlichen Gemeinschaften gehört der Wunsch nach Überleben, körperlichem Wohlbefinden sowie Leistungsfähigkeit, entsprechend dem biopsychosozialen Modell wird hierdurch die Eigenverantwortlichkeit des Individuums betont. Dies wirkt sich sowohl auf die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit als auch auf deren Umsetzung mit den daraus möglicherweise erwachsenden Folgen aus. Das Zusammenwirken körperlicher und psychischer Faktoren für Entstehung und Verlauf von Krankheiten sowie für den Erhalt der Gesundheit ist unbestritten, das Verhältnis zwischen Geist und Körper lässt sich nicht trennen. Generationenlang stand jedoch nur der Körper im Mittelpunkt, der so häufig geäußerte Wunsch nach einem gesunden Geist in einem gesunden Körper prägte eine Körperausbildung, in der sich der Geist mit dem Körper formt. Dies entsprach einer Konditionalbeziehung, in der bestenfalls als Endergebnis eine Art Parallelität steht, die zudem über die Qualität der Gesundheit des Geistes nichts aussagt. Im Gegensatz zur eindeutigen, stofflich vorgegebenen Definition des Körpers ist der Geist ein sehr vieldeutiger Begriff. Er erfüllt als Gegensatz zu Materie und Körper, als Vernunft, als Erkenntnisvermögen, als religiöses Prinzip, als Lebenseinstellung bis zur Intelligenz, ein Spektrum, dessen Teilaspekte jedoch in der Summe nicht für eine eindeutige Identifikation ausreichen. Ergänzend hierzu beschreibt die Psyche die Begriffe Seele, Geist, Bewusstsein, Ich, Selbst. Generell verkörpert sie das seelisch-geistige Leben im Gegensatz zum körperlichen Sein. Entsprechend bemüht sich der heutige Mensch im Bedürfnis nach geistiger Identifikation um ein zunehmendes Individualisierungsbewusstsein, um in seinem Tun und Denken authentisch, eigenverantwortlich und bewusst zu sein. Diese psycho-emotionale Selbstfindung ist ein ureigenes menschliches Bedürfnis, das sich gerade nach den traumatischen Erfahrungen der beiden Weltkriege zunehmend etabliert, als ein gesellschaftlich-historisch gewachsener Anspruch. Die Furcht vor einem Identitätsverlust innerhalb einer amorphen Masse generierte das Bedürfnis nach psycho-sozialer Integration in die jeweilige private wie auch berufliche Umwelt. Von dieser Umwelt wird allerdings die gleiche Kompetenz erwartet, die man sich selbst anzueignen trachtet. Daher entspricht die beabsichtigte Übereinstimmung der eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen mit den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen ausschließlich subjektiv gesteuerten Handlungsergebniserwartungen. Diese richten sich folglich primär nach emotional intuitiven Vorgaben, die bei Stimmigkeit in der Konsolidierung vornehmlich psychischer Strukturen zur Stärkung und Stabilisierung vorhandener Ressourcen und Widerstandskräfte führen. Im Negativfall divergiert der Blickwinkel der eigenen Vorstellungen mit dem der Umwelt, sodass sich Störungen auf der psychischen und sodann projektiv auf der somatischen Ebene etablieren können. Dies ist insofern nicht ungewöhnlich, weil psychische Ressourcen vom Betroffenen rational-emotiv erfasst werden und sich daher nicht ausschließlich rational kontrollieren lassen, da die gewonnenen Einsichten wiederum aus einem emotionalen Blickwinkel geprägt werden. Diese Sichtweise stellt auch das jeweilige Gesundheitsempfinden in den Bezug zum Gesundheitsbedürfnis. Indem die Bewertung der persönlichen Gesundheit als eine primär subjektive Erfahrung in unterschiedlichen Gewichtungen unterschiedlicher Faktoren erfolgt, wird sie generell weitgehend von Laienvorstellungen geprägt und entzieht sich daher ausschließlich rationalen Kategorisierungen. Tatsächlich betrifft Gesundheit die Synthese aus rationalem und emotionalem Denken, als Grundlage eines ausgewogenen gesundheitlichen Kontinuums. In dem Maße, wie der Mensch lernt, seine für ihn passende Umwelt zu gestalten, also auf physische, psychische oder soziale Determinanten zu achten, gewinnt die Relation zum jeweiligen biopsychosozialen Gleichgewichtszustand an Bedeutung innerhalb der Gesundheitsvorstellung. Befindet sich dieses in einem Missverhältnis, leiden die psychische sowie die somatische Belastungsfähigkeit. Interpretiert man daher den Lebensablauf sowie Gesundheit und Krankheit aus kybernetischem Blickwinkel als dynamische Faktoren eines Raum-Zeit-Kontinuums, und betrachtet den lebenden Organismus als ein autonomes, sich selbstregelndes offenes System, das sich in ständiger interaktiver Auseinandersetzung mit seiner Umwelt befindet, können sich Steuerungs- und Regulationsstörungen Krankheit auslösend auswirken. Die hierdurch implizierten Krankheitsbilder können sich den herkömmlichen Erwartungen an Krankheitsverlauf und –verhalten entziehen, mit möglichen Auswirkungen auf sämtliche Lebensabläufe. Störeinflüsse können daher, abgesehen von genetischen und traumatischen Faktoren, der gesamten Umwelt entstammen. Autonome Erkennungs- und Korrekturmechanismen innerhalb eines Regelsystems als Parameter für Gesundheit bzw. Krankheit, sowie Vernetzungen und Wechselwirkungen biologischer Systeme untereinander und mit der Umwelt, beurteilt die herkömmliche Medizin skeptisch. In ihrer Auffassung vom menschlichen Organismus ist sie zwar weiterhin dem Maschinenmodell verhaftet, hat sich allerdings mittlerweile deutlich vom Dualismus von Körper und Seele entfernt. Sie beruft sich auch weiterhin auf ihre lineare, monokausale Sichtweise. Die Begründungen, woraus seelische Störungen entstehen, weshalb und wie sie sich auf das jeweilige Regulationsverhalten auswirken und die individuelle Gesundheit beeinflussen können, erfordern jedoch einen anderen Blickwinkel. Andere Kulturen kommen mit weniger Aufwand und ohne interne Divergenzen zu denselben Ergebnissen. Dies gilt vor allem für den Buddhismus und die Tibetische Medizin, als die modizierten, praktischen Umsetzung seiner Philosophie. Psychogene Blockaden in somatischer Projektion werden in der westlichen Medizin-Kultur erst seit S. Freud (1856-1939) akzeptiert. Gesundheits-politisch sind sie erst in den 1960er und –70er Jahren anerkannt worden, als anlässlich der Anti-Psychiatrie-Debatte die Etikettierung psychischer Störungen als Krankheiten kritisiert wurde. Wegbereitend für einen gesellschaftlichen Stimmungswandel war die sozialpolitische Reform durch die antiautoritäre Studentenbewegung. Seit der Psychiatrie-Enquete 1975 hat sich in der Identifizierung und Versorgung psychisch Kranker vieles verbessert. Nach einer Studie einer Krankenkasse* mussten im Jahr 2007 in Deutschland erstmals mehr Behandlungstage für psychische Störungen aufgewendet werden, als für die sonst prioritären Kreislauf- und Krebserkrankungen. Mit der Sensibilisierung für die Bedeutung psychischer Faktoren als Determinante für das subjektive Gesundheitsempfinden wächst auch, zumindest bei den Betroffenen, die Bereitschaft zur Öffnung für Blickwinkel, die die herkömmliche Lehre nicht ausfüllen kann. Dies gilt auch für den Begriff der psychogenen Blockade als Regulationshindernis auf der somatischen Ebene. Für die Tibetische Medizin dagegen sind psychische Vorgänge als krank-, gesundmachende sowie gesund erhaltende Faktoren bereits vor dem im 11. Jh. Verfassten Grundlagenwerk Gyüshi anerkannt. Demnach liegt die ausschließliche Ursache für Erkrankungen in geistiger Fehlhaltung. Dies gilt für sämtliche Traditionen des Buddhismus. Allerdings bietet nur die Tibetische Medizin die Kombination aus geistiger und körperlicher Heilung. Mytho-historisch liegen ihre Ursprünge 1500 v.Chr. In den Veden, einem der ältesten Heilsysteme, das sich auf den hinduistischen Schöpfergott Brahma selbst bezieht, bis sie schließlich im 8. Jh. Nach Tibet gelangte. Es handelt sich somit um ein historisch gewachsenes, in sich geschlossenes, philosophisches System. Seit ca. 50 Jahren ist die Tibetische Medizin mit der Flucht des Dalai Lama nach Indien zurückgekehrt und befindet sich seitdem in Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Kriterien des Westens. Indem sich jedoch die Tibetische Medizin als die praktische Übertragung eines philosophischen Konzeptes unter Einschluss der gesamten Umwelt mitsamt ihren Mythen darstellt, ist sie unter den Blickwinkeln der westlichen Medizin nur partiell erfassbar, obwohl sie einen universitären Ausbildungsstandard hat. Auch dieser ist nicht mit den westlichen kompatibel. Anderseits stimmen ganz wesentliche Erkenntnisse der Quantenmechanik mit denen des Buddhismus überein, und dieser wiederum bildet den theoretischen Kern der Tibetischen Medizin. Mit der Theorie des bedingten Entstehens, wonach sich jedes Sein nur durch Kausalabhängigkeiten einer Vielzahl von wechselseitig sich bedingenden Faktoren oder Verknüpfungen definieren kann, hatte sich auch A. Einstein (1879-1955) beschäftigt. Hierüber treffen sich mathematisch abstrakte Aussagen eines physikalischen Systems mit erkenntnistheoretischen Schlussfolgerungen. Die intensive Lehrer-Schüler-Beziehung des Vajrayana kann in gerade in unserer schnelllebigen Zeit psychagogoische Zuwendungen vermitteln und dadurch zur seelischen Reife beitragen. Seelische Entwicklungen und Stabilisierungen wurden früher in der Auseinandersetzung mit intimen Freundschaften oder Mentorenstrukturen gefördert, die in diesem Maße heute nicht mehr bestehen und häufig von professioneller psychotherapeutischer Seite ersetzt werden müssen. Insofern können dem Vajrayana salutogenetische Effekte zugestanden werden. Die Tibetische Medizin bezieht ihre Pathogenese auf den Grundlage des Buddhismus als primär geistige Vorgänge, die sie zur Entstehung, Manifestation und Heilung von Krankheiten ins Verhältnis setzt. Sie gibt daher geistig-spirituellen Übungen einen besonderen Stellenwert. Die dadurch induzierte Blickwinkelerweiterung ist kulturübergreifend und kann logische Erkenntnisse mit Empirie verknüpfen. In den folgenden Darstellungen kann es sich nicht um eine alle möglichen Bedürfnisse erfüllende Darstellung des Tibetischen Buddhismus und der Tibetischen Medizin handeln, es ist kaum möglich, eine über 2000 Jahre alte Weltreligion mit ihren einzelnen Schulen und Prägungen in einer überschaubaren Zeit so darzustellen, dass allen Ansprüchen Genüge getan würde. Es wurden vielmehr Auswahlen an über das Übliche hinausgehende Informationen getroffen. Im 1. Teil werden die für das Verständnis der philosophischen Grundlagen des Buddhismus erforderlichen Begriffe präsentiert, im 2. Teil werden mit der tibetischen Medizin die theoretischen und praktischen Grundlagen eines universitären Medizinsystems beschrieben. Dies geschieht zur Erleichterung der Übersicht zwar in Form eines Glossars, gleichwohl entspricht die Erklärung eines jeden Terminus in Inhalt und Umfang einem ausführlichen Kapitel, und nicht nur einer einem Glossar sonst üblichen knappen Definition. Außerdem sind die einzelnen Kapitel mit Querverweisen angereichert, um Sinnzusammenhänge mit anderen zu erleichtern. Zu Beginn jeder Begriffserklärung steht eine kurze Zusammenfassung in der Art eines herkömmlichen Glossars, sie erklärt kurz und prägnant die Eigenschaft des jeweiligen Terminus vor der sich anschließenden ausführlichen Darlegung. Alles in allem soll weder der Anspruch eines Lehrbuchs noch der Vollständigkeit bestehen, im Vordergrund steht die Darstellung von über die westlichen Anschauungen hinaus sich bietenden Ansätzen von Zuwendung durch Erweiterung an Einsicht und Blickwinkeln der Standpunkte. *GEK (Gmünder Ersatzkasse), zitiert in ZM Zahnärztliche Mitteilungen (01.08.2008)

Über den Autor

Hubertus R. Hommel wurde 1946 in Wiesbaden geboren. Nach Schulzeit und Militärdienst studierte er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Zahnmedizin. Anschließend erfolgte ein 2-jähriges Tutoriat am Pathologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, das er 1979 mit seiner Promotion zum Dr. med. dent. abschloss. Gründung einer Zahnarztpraxis in Wiesbaden. Sehr bald beschäftigte er sich intensiv mit alternativmedizinischen Heilmethoden und wurde in verschiedenen Bereichen komplementärmedizinischer Verfahren umfassend ausgebildet. Er ist Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften. Seit 2005 Master of Science (M.Sc.) in komplementären, psychosozialen und integrativen Gesundheitswissenschaften. Er ist Referent und Buchautor.

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