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- Elf schwere Jahre in Hamburg-Harburg: Pastor Krieter und die Kirchengemeinde St. Franz-Josef in den Jahren 1923 bis 1934
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Karl-Andreas Krieter, von 1923 bis 1934 Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Hamburg-Harburg /Wilstorf, galt vielen Menschen seiner Zeit als bedeutende und liebenswerte Persönlichkeit. Der hier vorgelegte erste Teil seiner Biografie beschreibt sein Leben und Wirken als katholischer Geistlicher vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte. Er durchlebt die Not der Inflationszeit und die Goldenen Jahre der Weimarer Republik. Er leidet persönlich unter der Weltwirtschaftskrise. Das Ende der Demokratie und die ersten beiden Jahre der Hitler-Diktatur beeindrucken Pastor Krieter und seine Gemeindemitglieder zutiefst. Zugunsten der Anschaulichkeit kommen historische Quellen in diesem Buch so oft wie möglich selbst zu Wort. Auf diese Weise werden auch bisher noch nicht beschriebene Einzelheiten der allgemeinen Ortsgeschichte Harburgs erstmals zugänglich gemacht.
Textprobe: Kapitel 2, Die ‘Große Politik’ und Harburg während der ersten Hälfte der 20er Jahre: Wie schon geschildert, litten die Deutschen zu Beginn der 20er Jahre schwer unter den Folgen des Weltkrieges. Das demokratische System war noch nicht gefestigt, bei vielen Menschen sogar verhasst. Die Bürger wurden in kürzesten Abständen zu Wahlentscheidungen von großer Tragweite aufgerufen. Separatisten wollten für einzelne Landesteile die Trennung vom Deutschen Reich erkämpfen. Links- und rechtsradikale Putschisten drängten zur Macht. Selbst wenn Pastor Krieter es gewünscht hätte, so wäre es doch unmöglich gewesen - von allem Politischen unberührt - ein Leben im religiösen Winkel zu führen. Deswegen müssen im Folgenden die ‘große Politik’ und ihre Auswirkungen auf das politische und wirtschaftliche Geschehen in Harburg ausführlich dargestellt werden. Pastor Krieter war Mitglied in der ‘Deutschen Zentrumspartei’, der Partei der Katholiken. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, dass er sich durch Zeitungslektüre regelmäßig über die Ereignisse in Deutschland und Harburg unterrichtet hat. Seine wichtigste Informationsquelle waren die ‘bürgerlichen’ ‘Harburger Anzeigen und Nachrichten’ (= ‘HAN’). Diese Zeitung stand während der Zwanziger Jahre - und noch zu Beginn der 30er Jahre - dem Christentum positiv gegenüber. An hohen kirchlichen Festtagen - Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten - gaben die ‘HAN’ auf ihrer Titelseite christlichen Betrachtungen ganzseitig Raum. Das geschah zwar aus protestantischer Sicht, aber wie sollte das anders sein, da die Katholiken in Harburg und Wilhelmsburg nur etwa 14% der Bevölkerung ausmachten. Über wichtige Ereignisse in der katholischen Kirche wurde in den ‘HAN’ dennoch berichtet. Samstags boten die ‘HAN’ allen christlichen Glaubensgemeinschaften eine Rubrik für ‘Gottesdienstliche Nachrichten’ an. Selbstverständlich hat Pastor Krieter auch die ‘Germania’, die Zeitung seiner ‘Zentrumspartei’, gelesen, aber der Parteizeitung fehlte der Bezug zum Ortsgeschehen. Für das Jahr 1933 ist bewiesen, dass Pastor Krieter die ‘Westdeutsche Arbeiterzeitung’ in mehreren Exemplaren für Gemeindemitglieder in der Borromäus-Bücherei bereithielt. 2.1, Bürgerkriegsgefahr: Als Pastor Krieter am 30. September 1923 seinen Dienst in Harburg antrat, waren erst vier Tage vergangen, seit die Reichsregierung den passiven Widerstand im Ruhrgebiet beendet hatte. Ebenfalls vier Tage vorher war der militärische Ausnahmezustand über das gesamte Deutsche Reich verhängt worden, weil die politisch rechts orientierte bayerische Landesregierung damit gedroht hatte, Bayern vom Reich abzuspalten. Die deutschen katholischen Bischöfe ließen am Tage der Amtseinführung des neuen Pastors von St. Franz-Josef, am 30. September 1923, von allen Kanzeln ein Hirtenwort verlesen. Es wendete sich gegen die separatistischen und nationalistischen Unruhen in Deutschland und verdeutlichte allen Katholiken die Bürgerkriegsgefahr. Ob der Hirtenbrief während der Amtseinführung des Pastors Krieter verlesen worden ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Jedenfalls ist der Inhalt des Briefes Pastor Krieter bekannt geworden. Schon am nächsten Tag, am 1. Oktober 1923, putschte in Küstrin die ‘schwarze Reichswehr’ gegen die Reichsregierung. Dieser Putsch wurde von der regulären Reichswehr gewaltsam unterdrückt, ebenso die kommunistisch gelenkten Arbeiteraufstände vom 20. bis 24. Oktober in Hamburg. Sachsen und Thüringen, München und das von Frankreich / Belgien besetzte Rheinland waren die nächsten Brennpunkte des Zeitgeschehens. Pastor Krieter lehnte als Geistlicher und Mitglied der ‘Zentrumspartei’ politischen Radikalismus grundsätzlich ab. Im Einklang mit allen deutschen Bischöfen fürchtete er aber die gottlosen Sozialisten und Kommunisten mehr als die Rechtsradikalen. Deswegen wird er aufgeatmet haben, als Sachsen und Thüringen von der Reichswehr erfolgreich besetzt wurden. Die links orientierte Regierung Sachsens wurde durch einen Reichskommissar abgelöst. In Thüringen mussten die kommunistischen Minister aus der Landesregierung ausscheiden. Am 8. und 9. November 1923 versuchten Adolf Hitler und der Weltkrieg-General Erich Ludendorff einen Putsch gegen die bayerische Landesregierung und die Reichsregierung in Berlin. Die ‘HAN’ titelten dazu am 10. November: ‘ Jämmerliches Ende des Hitler-Putsches in München - Ludendorffs Blamage.’ Am 13. November schrieb dieselbe Zeitung unter der Überschrift ‘Der Münchener Revolutionsbräu-Film’: ‘Die Aufmachung des Hitler-Ludendorff-Putsches machte einen ausgeprägt kinomäßigen Eindruck. Der Überfall im Bierkeller, die Revolverknallerei, die erzwungene Beteiligung mit vorgehaltener Schusswaffe, das alles wirkte durchaus theatermäßig. Und wenn der Österreicher Hitler erklärte, `der Freitag findet entweder in Deutschland eine nationale Regierung oder uns tot´ und wenn Ludendorff `von einem Wendepunkt in der Weltgeschichte´ sprach, so wirkt das wie eine Groteske.’ Pastor Krieter war nicht allein mit der Meinung , die separatistischen Unruhen im Rheinland seien für das Deutsche Reich viel gefährlicher als der Hitlerputsch. 2.2, Das ‘Wunder der Rentenmark’ und der ‘Dawes-Plan’: Am 23. November 1923 wurde Kanzler Dr. Gustav Stresemann durch ein Misstrauensvotum der Reichstagsabgeordneten gestürzt. Die SPD-Abgeordneten waren mit Stresemann unzufrieden, weil die Reichsregierung gegen die linksorientierten Regierungen Sachsens und Thüringens militärisch vorgegangen war, im Fall der rechtsorientierten Landesregierung Bayerns aber stillgehalten hatte. Reichspräsident Ebert empfand das Verhalten der SPD als töricht. Er sagte seinen Parteigenossen: ‘Was euch veranlasst, den Kanzler zu stürzen, ist in sechs Wochen vergessen, aber die Folgen eurer Dummheit werdet ihr noch zehn Jahre spüren’. Tatsächlich hatte Kanzler Stresemann Großes geleistet. Unbeirrt von allen Anfeindungen durch die nationalen Parteien hatte Dr. Stresemann den Ruhrkampf abgebrochen. Nur dadurch war es möglich gewesen, am 16. Oktober die ‘Rentenmark’ als eine Zwischenwährung einzuführen. Am 15. November hatte die Ausgabe der ‘Rentenmark’ begonnen. Am 20. November war der Kurs der Papiermark zwangsweise auf dem Stand von 4,2 Billionen für einen Dollar fixiert worden. Eine Billion Papiermark entsprach damit einer Goldmark. Die ‘HAN’ hatten am 19. November 1923 noch schwere Bedenken und brachten die Überschrift: ‘Die Schwergeburt der Rentenmark’. Doch das Wunder geschah. Die deutsche Währung stabilisierte sich im Dezember 1923. Dieses Wunder hatte allerdings zur Folge, dass fortan alle Bürger des Deutschen Reiches unter härtesten Sparmaßnahmen der Regierung zu leiden hatten, selbstverständlich auch Kirchenbeamte wie Pastor Krieter. Neuer Reichskanzler wurde am 30. November 1923 der Katholik und Vorsitzende der ‘Zentrumspartei’, Dr. Wilhelm Marx. Dr. Gustav Stresemann blieb Außenminister. Hauptgegenstand der Außenpolitik war weiterhin das Bemühen, die finanziellen Belastungen, die sich aus den Reparationsforderungen der Siegermächte ergaben, erträglicher zu machen. Zur Regelung der Reparationsfragen schlug die britische Regierung die Einberufung einer internationalen Sachverständigenkonferenz vor. Der Plan des amerikanischen Finanzfachmannes Charles G. Dawes kristallisierte sich während der Konferenz als gemeinsame Basis der Sachverständigen heraus. Der Dawes-Plan sah die Vergabe eines Goldkredites an Deutschland in Höhe von 800 Millionen Goldmark vor. Damit sollten die deutsche Währung gedeckt und deutsche Reparationszahlungen an die Siegermächte ermöglicht werden. Diese Reparationszahlungen sollten von einer Milliarde Goldmark im ersten Jahr auf 2,5 Milliarden im fünften Jahr ansteigen. Danach sollten sie mindestens auf dieser Höhe bleiben, zuzüglich eines Zuschlags je nach dem Wohlstand Deutschlands. Ein Ende der Zahlungen wurde nicht festgelegt. Abgesehen von den finanziellen Bestimmungen sah der Plan ausdrücklich vor, dass die von Frankreich und Belgien besetzten Gebiete des Deutschen Reiches geräumt würden. Aus Sicht der deutschen Regierung, die langfristig auf weitere Herabsetzung der Reparationsforderungen hinarbeiten wollte, waren die Vorteile des ‘Dawes-Plans’ größer als die Nachteile. Die nationalen Parteien dagegen entfachten einen Sturm der Entrüstung gegen die Annahme des ‘Dawes-Plans’, vor allem weil der Paragraf 231 des Versailler Vertrages die Grundlage des Planes war. Dieser Paragraf sprach Deutschland die Alleinschuld am Weltkrieg zu. Es ist anzunehmen, dass Pastor Krieter in seinem Urteil über den Dawes-Plan hin- und hergerissen war. Einerseits sollte er als Mitglied der ‘Zentrumspartei’ die rationale Politik seines Kanzlers und Parteivorsitzenden, Marx, gut heißen. Andererseits waren die Parolen der nationalen Parteien, die gegen den Dawes-Plan kämpften, für Finanz-Laien verständlicher und emotional sehr beeindruckend. 2.3, Die Reichstagswahl vom 4. Mai 1924 und die Wahl der Bürgervorsteher in Harburg: Weil es abzusehen war, dass die Abstimmung über die Gesetze zum ‘Dawes-Plan’ negativ verlaufen werde, erhoffte sich die Regierung Marx von Neuwahlen eine positive Veränderung. Sie löste den Reichstag im März auf und schrieb für den 4. Mai 1924 Neuwahlen aus. In Harburg fand am 4. Mai - also gleichzeitig mit der Reichstagswahl - die Wahl des Bürgervorsteherkollegiums statt. Diese Kommunalwahl war von besonderer Bedeutung, weil die Bürgervorsteher Ende des Jahres einen neuen Oberbürgermeister zu wählen hatten. Der amtierende Oberbürgermeister, Denicke, musste aus Altersgründen aus dem Amt ausscheiden. Zu den fünf Kandidaten der ‘Zentrumspartei’, die in Harburg zur Bürgervorsteher-Wahl antraten, gehörten der Rektor der Katholischen Volksschule I, Bernhard Backs, und der Arbeiter Johannes Hasselberg aus der St. Franz-Josef-Gemeinde. Das für Pastor Krieter zuständige Wahllokal im Wahlbezirk 32 war ‘Dittmers Tivoli’, Reeseberg 38. Die Kommunalwahl am 4. Mai 1924 brachte der ‘Bürgerlichen Liste’ in Harburg eine knappe Mehrheit vor den Sozialdemokraten. Die Reichstagswahl brachte ganz andere Ergebnisse. Die radikalen Parteien von rechts und links erzielten große Stimmengewinne. Zum ersten Mal zogen Nationalsozialisten in den Reichstag ein. Als Abgeordnete der ‘Deutschvölkischen Freiheitspartei’ übernahmen sie 32 Sitze. Bei der Wahl zum Reichstag erhielt das ‘Zentrum’ 807 Stimmen, bei der Wahl zum Bürgervorsteher-Kollegium Harburgs 842 Stimmen. Bei beiden Wahlen erreichte das ‘Zentrum’ nicht einmal 50 % der rund 2.000 Katholiken erreicht, die sonntags den Gottesdienst in den beiden katholischen Kirchen Harburgs besuchten. Das war für Pastor Krieter und seine geistlichen Mitbrüder in Harburg sehr enttäuschend. Am 29. August fand die Abstimmung über die Annahme der ‘Dawes-Gesetze’ im Reichstag statt. Trotz der Stimmengewinne der Radikalen bei der letzten Reichstagswahl wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Abgeordnetenstimmen erreicht. Nach der Annahme der Dawes-Gesetze und der damit verbundenen Zusage der Siegermächte, die besetzten Reichsgebiete in absehbarer Zeit zu räumen, glaubte Dr. Marx, er könne Abgeordnete der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) als Minister für seine Regierung gewinnen. Das gelang ihm nicht. Daraufhin trat die Regierung Marx zurück. Reichspräsident Ebert musste den Reichstag auflösen und zum 7. Dezember 1924 erneut Wahlen ausschreiben. Zum zweiten Mal in ein und demselben Jahre fanden Reichstagswahlen und die dazugehörigen Wahlkämpfe statt. Bei diesen Wahlen verloren die radikalen Parteien viele Stimmen, die sie in der vorhergehenden Wahl errungen hatten. In der neuen Reichsregierung unter dem parteilosen bisherigen Finanzminister Luther, die im Januar 1925 gebildet werden konnte, befanden sich Minister aus der Deutschen Volkspartei (DVP), aus der ‘Zentrumspartei’ und erstmals Minister aus der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Dr. Gustav Stresemann blieb Außenminister. 2.4, Dr. Walter Dudek wird Oberbürgermeister von Harburg: Die im Mai gewählten Bürgervorsteher Harburgs wählten am 7. Oktober 1924 im zweiten Wahlgang Dr. Walter Dudek, einen Sozialdemokraten, zum neuen Oberbürgermeister von Harburg. Von den 44 Bürgervorstehern hatten 22 für Dr. Dudek gestimmt. 15 Stimmen waren von den Bürgervorstehern der SPD gekommen und 7 Stimmen von den Bürgervorstehern der Mieterpartei. Die ‘HAN’ zeigten sich entrüstet, dass die Fraktion der Mieterpartei Dr. Dudek ihre Stimmen gegeben hatte. Es war in den ‘HAN’ zu lesen: ‘Die Mieterfraktion will aber eine wirtschaftliche Fraktion vertreten und verdankt über die Hälfte ihrer Mandate bürgerlichen Stimmen. Diese dürften sehr enttäuscht sein und der Mieterfraktion bei den nächsten Gemeindewahlen ihre Quittung nicht vorenthalten.’ Dr. Dudek trat sein Amt am 2. Januar 1925 an. Während einer Feier zur Amtseinführung bestätigte der Lüneburger Regierungspräsident Krüger seine Wahl. 2.5, Der Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert: Am Samstag, den 28. 2. 1925, brachten die ‘HAN’ in einem Sonderdruck die Überschrift: ‘Der Zustand des Reichspräsidenten hoffnungslos.’ Weiter war zu lesen: ‘Die den Reichspräsidenten behandelnden Ärzte gaben heute Morgen 9 Uhr folgenden Bericht aus: Heute Morgen gegen 5 Uhr machte die Bauchfellentzündung plötzliche Fortschritte, der Kräftezustand des Reichspräsidenten nahm schnell ab. Zurzeit schläft der Reichspräsident die behandelnden Ärzte halten den Zustand für hoffnungslos’. Um 11 Uhr kam der nächste Sonderdruck der ‘HAN’ heraus: ‘Der Reichspräsident ist heute Vormittag 10 Uhr 15 Minuten, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, sanft entschlafen. Am 2. März brachten die ‘HAN’ auf dem Titelblatt einen ganzseitigen Bericht: ‘Zum Ableben des Reichspräsidenten Ebert.’ Der Reichspräsident war im Alter von nur 54 Jahren gestorben. Friedrich Ebert war Opfer einer rechtsradikalen Verleumdungskampagne geworden. Nationalistisch eingestellte Richter hatten im Amtsgericht Magdeburg eine ‘juristische Groteske’ aufgeführt. Nach ihrem Urteil durfte die rechtsradikale Presse behaupten, der Reichspräsident habe im Zusammenhang mit einem Streik von Munitionsarbeitern im Jahre 1918 wie ein ‘Landesverräter’ gehandelt. Diese Anschuldigungen hatte Friedrich Ebert vor einem Berufungsgericht widerlegen wollen. Seine persönliche Ehre, vor allem aber die Ehre des Präsidentenamtes waren ihm so wichtig gewesen, dass er seine Gesundheit außer Acht gelassen hatte. Er hatte einen längst vorgesehenen Operationstermin verschoben und war an einer unbehandelten Blinddarmentzündung gestorben. Am 4. März 1925 ehrte die Stadt Harburg in einer Gedächtnisfeier den verstorbenen Reichspräsidenten. Der Oberbürgermeister Dr. Dudek hielt die Trauerrede. Sie wurde in den ‘HAN’ vollständig wiedergegeben. Am selben Tag fand im Reichspräsidentenpalais in Berlin die offizielle Trauerfeier statt. Anschließend brachte ein Sonderzug den Leichnam Friedrich Eberts nach Heidelberg. Dort wurde er am 5. März beigesetzt. Am 9. März 1925 waren die Beerdigungskosten des Reichspräsidenten Anlass zu einem peinlichen Nachspiel im Reichsrat. Die Abgeordneten der KPD und der NSDAP lehnten wegen angeblich fehlender Verdienste des Verstorbenen die Übernahme der Kosten eines Staatsbegräbnisses ab. Die KPD rief dem Sozialdemokraten Ebert nach, ihm gelte über das Grab hinaus der Fluch der Arbeiter und ihrer proletarischen Partei.
Ulrich Krieter wurde 1942 in Münster geboren. Weil er Vollwaise geworden war, wurde er 1952 von seinem Onkel, dem kath. Pfarrer K.-A. Krieter, als Pflegekind aufgenommen. Bis zu seiner Volljährigkeit lebte er im Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Bonifatius in Hbg.-Wilhelmsburg. So erwarb er einen profunden Erfahrungsschatz hinsichtlich katholischer Religions- und Lebensauffassung. Nach dem Abitur studierte der Autor Geschichte und Pädagogik und - in einem Zusatzstudium ab 1970 - Sonderpädagogik und Sport. Neben seiner Lehrertätigkeit an Sonderschulen für körperbehinderte und lernbehinderte Kinder übernahm er Lehraufträge an Gymnasien, am Institut für Lehrerfortbildung Hamburg, an der Fachschule für Sozialpädagogik und an der Universität Hamburg. Seit seiner Pensionierung beschäftigt sich Ulrich Krieter mit der katholischen Kirchengeschichte Hamburgs und veröffentlichte in diesem Zusammenhang mehrere wissenschaftliche Aufsätze und drei Bücher.
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