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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 204
Abb.: 50
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Film- und Fernsehserien haben gerade im digitalen Zeitalter einen bedeutenden Einfluss auf die RezipientInnen. Insbesondere erfolgreiche Fernsehserien wir How i met your mother erfreuen sich einer hohen Beliebtheit und verzeichnen auch im deutschsprachigen Raum hohe Einschaltquoten. Diese Studie beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Inszenierung der drei männlichen Hauptfiguren in der Serie. Die theoretische Grundlage bildet dabei der Ansatz des Doing Gender und der Geschlechterstereotypen. Auch die theoretischen Ansätze der Männlichkeitsforschung, der hegemonialen Männlichkeit und des sozialen Habitus werden hinzugezogen und auf die Theorie der parasozialen Interaktion Rücksicht genommen. Als Methode dient ein vom Autor erstellter Online-Fragebogen, an dem 240 Personen teilnahmen. Die Studie arbeitet fünf Männertypen mit Hilfe einer Faktorenanalyse heraus und überprüft, welchen der drei männlichen Hauptcharaktere die TeilnehmerInnen welchen Männertypen zuteilen. Daraufhin wird eine funktionale Inhaltsanalyse mit einem Kategoriensystem durchgeführt, das auf den Männertypen basiert. Durch die Verbindung von Rezipientenbefragung und funktionaler Inhaltsanalyse mit Hilfe eines Kategoriensystems schafft dieses Werk eine Basis für weitere Studien und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Forschungsstand.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.5, Das System der hegemonialen Männlichkeit: ‘Wir müssen den Betrachtungshorizont erweitern und Männlichkeit nicht als isoliertes Objekt verstehen, sondern als Aspekt einer umfassenderen Struktur’ (Connell 2006: 87). Connell zeigt in seinem Werk ‘Der gemachte Mann’ vier Versuche auf den Begriffe Männlichkeit zu definieren: Die essentialistische Definitionen von Männlichkeit versucht einen Aspekt zu finden, der das Prinzip der Männlichkeit ausmacht, wie zum Beispiel Risikofreudigkeit oder Aggression. Dieser Versuch schwächelt aber daran, dass der essentielle Aspekt nicht zielgerichtet ausgewählt und diese Auswahl nur schwer begründet werden kann. Der positivistische Ansatz versucht eine einfache Definition von Männlichkeit zu finden. Es wird versucht ein Muster der Männlichkeit zu finden und darzustellen. Dieser Versuch hat die Schwäche, dass er von angeblich neutralen Vorstellungen ausgeht, die aber schon auf Annahmen über das Geschlecht basieren und ist auch in anderen Punkten anzuzweifeln. Normative Definitionen von Männlichkeit hingegen stellen dar, wie Männer sein sollen. Sie definieren einen Standard, der eine Norm fordert, was einen Mann ausmacht. Semiotische Ansätze beschreiben Männlichkeit durch ein System symbolischer Differenzen, wobei sich Männlichkeit und Weiblichkeit gegenüberstehen (vgl. Connell 2006: 88ff). Um Männlichkeit genauer zu analysieren, gebraucht Connell das Prinzip des sozialen Geschlechts, das sich dadurch definiert, dass es ‘genau in dem Ausmaß existiert, in dem die Biologie das Soziale nicht determiniert’ (Connell 2006: 92). Um die Struktur des sozialen Geschlechts beschreiben zu können, stellt Connell ein dreistufiges Modell vor: Er unterscheidet dabei Machtbeziehungen, Produktionsbeziehungen und emotionale Bindungsstruktur unterscheidet (vgl. Connell 2006: 94). Die Machtbeziehungen zeichnen sich durch die Dominanz der Männer und die Unterordnung der Frau aus, die trotz Widerständen weiterhin bestehen. Die Produktionsbeziehungen stellen den Unterschied in der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern dar, während die emotionale Bindungsstruktur das sexuelle Begehren beschreibt (vgl. Connell 2006: 94ff). Außerdem stellt Connell die These auf, dass sich das soziale Geschlecht mit anderen Faktoren wie zum Beispiel Rasse überschneidet. ‘Hegemoniale Männlichkeit kann man als jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis definieren, welche die momentan akzeptierte Antwort auf das Legitimitätsproblem des Patriarchats verkörpert und die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet’ (Connell 2006: 98). Connell unterscheidet verschiedene Beziehungen zwischen Männlichkeiten. Die Hegemonie bezeichnet die Dominanz einer männlichen Gruppe über die andere. Die Führungsebenen in Wirtschaft, Militär und Politik inszenieren Männlichkeit und diese wird zur Schau gestellt, wobei die Hegemonie durch Autorität gewonnen wird. ‘Hegemonie bezieht sich auf die kulturelle Dominanz in der Gesellschaft insgesamt’ (Connell 2006: 99). Bei der Unterordnung gibt es ein Verhältnis von Dominanz und Unterordnung zwischen zwei Gruppen. Dabei ist zu beachten, dass vor allem die Dominanz der heterosexuellen Männer über die homosexuellen Männer in unserer heutigen Gesellschaft laut Connell vorherrscht. Homosexuelle Männer werden unterdrückt, diskriminiert und kulturell ausgeschlossen. Bei der Komplizenschaft handelt es sich um Beziehungen unter denjenigen, die von der Geschlechterordnung profitieren, aber nicht den Risiken und Konfrontationen ausgesetzt sind. Die marginalisierte Männlichkeit ist Teil der Männlichkeit, die zwar eine gewisse Dominanz in bestimmten Bereichen der Gesellschaft hat, aber gleichzeitig eine eigenständige Form von Männlichkeit entwickelt (vgl. Connell 2006: 97ff). Laut Connell kann man in der Gesellschaft nie nur eine einzige Form von Männlichkeit beobachten. Zudem hat sich Männlichkeit im Laufe der Jahre sozial gewandelt. Das Militär zum Beispiel hat an Macht eingebüßt, während die Eliten in Politik und Wirtschaft an Bedeutung gewonnen haben. Es gibt allerdings auch Kritik an dem Ansatz der hegemonialen Männlichkeit von Connell, denn nicht ‘in allen Milieus ist Homosexualität eine ausgegrenzte Form von Männlichkeit’ (Koppetsch/Maier 2001: 28). Außerdem ist das Einverständnis in die eigene Unterordnung von zentraler Rolle im Begriff der Hegemonie. Das Modell der Machtrelationen der hegemonialen Männlichkeit kann also nur auftreten, wenn es beide Geschlechter sowie der unterdrückte Teil der Männer akzeptieren. Dass die männliche Herrschaft nicht in allen Gesellschaften und Kulturen als Faktum angenommen wird, ist ein Indiz dafür, dass das Konzept der hegemonialen Männlichkeit sehr verallgemeinernde Prinzipien entwirft und nicht auf jede Kultur zutrifft. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz der hegemonialen Männlichkeit einer der einflussreichsten und prägendsten Theorien in der Männerforschung. ‘Hegemoniale Männlichkeit ist keine stabile Größe, sondern ein kulturelles Ideal. Es muss keineswegs von einer Mehrheit von Männern gelebt werden, um bei sehr vielen als Orientierungsmuster zu gelten’ (Martschukat/Stieglitz 2008: 42). Kurz zusammengefasst wird Männlichkeit aus hegemonialer Sicht als ‘a man in power, a man with power, and a man of power’ (Kimmel 2004: 184) definiert. Die hegemoniale Männlichkeit stellte somit das kulturelle idealisierte Bild des Mannes dar, welches kulturell und gesellschaftlich anerkannt und gewürdigt wird. Hegemoniale Männlichkeit beeinflusst dadurch männliches Verhalten, obwohl dieses Ideal nicht mit der Identität der meisten Männer übereinstimmt. Es entwickelt sich ein gesellschaftliches Ideal, nach dem alle Männer in der Gesellschaft beurteilt, getestet und behandelt werden. Für Analysezwecke bietet dieses Konzept allerdings nur einen vagen Rahmen. Hier ist Bourdieus Ansatz des männlichen Habitus greifbarer.

Über den Autor

Daniel Hägele M.A. wurde in Bad Mergentheim geboren. Sein Studium der Kommunikationswissenschaft an der Paris-Lodron-Universität Salzburg schloss er im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in der Fernsehbranche. Fasziniert von populären Phänomenen wie Fernsehsehserien beschäftigte er sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung von Protagonisten in Film- und Fernsehserien, was letztendlich in dieser Studie kulminierte.

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