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- Die Februarkämpfe 1934 in Wien Meidling und Liesing: Ein Bürgerkrieg, der keiner war
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 228
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Habsburgmonarchie wurde 1918 die Erste Republik mit freien Wahlen ausgerufen. Es bildeten sich rasch Wehrverbände aus den ehemaligen Militärangehörigen, welche sowohl von der Christlichsozialen Partei (Heimwehr), als auch von der Sozialdemokratischen Partei (Schutzbund) vereinnahmt wurden. Das Ziel der rechtsgerichteten Verbände war die Abschaffung des demokratischen Parlamentarismus. Nach der Ausschaltung des Parlaments 1933 und des Verbots des Schutzbundes kam es bei einer Waffensuche in der Linzer Parteizentrale (Hotel Schiff) zum Schusswechsel. Die Unruhen breiteten sich vorwiegend in den Städten Linz und Wien sowie in den Industriegebieten Oberösterreichs und der Steiermark aus. Neben der allgemeinen Situation wird in diesem Buch besonders über die Zusammenstöße in den Wiener Bezirken Meidling und Liesing berichtet. Diese beiden Bezirke wurden in der bisherigen Literatur nur nebenbei erwähnt. Mit Hilfe der Methode Oral-History (mündlich überlieferte Geschichte) wurden Befragungen von noch lebenden Zeitzeugen, welche damals Kinder waren, und deren Nachkommen durchgeführt. Sowohl Meidling als auch Liesing waren Arbeiterbezirke, in denen Fabriken, Handwerks-, Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt waren. In Meidling wurde besonders im Verlauf der Längenfeldgasse, beim Margaretengürtel, der Flurschützstrasse, der Aßmayergasse, der Philadelphiabrücke, der Straßenbahnremise Koppreitergasse, der Hohenbergstraße und dem Indianerhof (siehe Buchumschlag), gekämpft. In Liesing gab es starke Kämpfe in der Elisenstraße, beim Treyel und bei den Kampfhandlungen an der Philadelphiabrücke. Umfangreiche Namenslisten von Verletzten und Toten konnten erstellt werden. Es wird auch von der Flucht der Sozialdemokraten in die CSR, der Sowjetunion und nach Spanien berichtet. Die Studie ist ein regionaler Bericht zur lokalen Geschichte der Kämpfe in diesen Bezirken, eine Geschichte von unten mit neuen Erkenntnissen, welche in dieser Form noch nicht bekannt und aufgearbeitet wurde.
Textprobe: Kapitel 5.4.1, Josef Gerl: Einer der Teilnehmer bei dieser Demonstration war der junge Arbeiter Josef Gerl. Er musste mit ansehen, wie diese jungen Sozialisten aus Liesing (Hans Fröhlich war ein persönlicher Freund von Gerl, mit dem er zusammen im Victor-Adler-Heim gearbeitet hatte), von einer faschistischen Ortswehr oder Gendarmen erschossen wurden. Da drängte es ihn, die gefallenen Genossen durch eine Tat gegen das Regime zu rächen. Für Josef Gerl handelte es sich um ein Erlebnis, das ihn aufwühlte. Er wurde nicht müde, zu erklären: Diesen Mord an zwei Jugendfunktionären dürfen wir nicht tatenlos hinnehmen. Es gilt, zurück zu schlagen, Signale zu setzen, den Kampf gegen die faschistischen Mörder zu verschärfen, ihn härter, konsequenter als bisher zu führen . Er besorgte sich Ammonitpatronen, mit denen er in der Nacht des 20. Juli 1934 mit seinen Freund Rudolf Anzböck einen Signalpfosten der Donauuferbahn sprengte. Die Sprengung richtete keinen großen Schaden an. Auf der Flucht wurden die beiden in der Nähe des Ostbahnhofs angehalten Gerl widersetzte sich und schoss den Wachebeamten nieder, es konnten aber beide verhaftet werden. Die Regierung hatte wenige Tage vorher, am 12. Juli 1934, angeblich zur Abschreckung von Naziterrorakten, die Todesstrafe für Sprengstoffdelikte eingeführt. Gerl nahm alle Schuld auf sich, am 24. Juli 1934 wurde er von einem Standgericht zum Tod verurteilt. Der Tschechoslowakische Gesandte Fierlinger wollte bei Kanzler Dollfuß und Kardinal Innitzer eine Begnadigung erwirken, beide ließen sich aber verleugnen. Josef Gerl wurde am 24. Juli 1934 um 20:20 Uhr gehenkt, Bundeskanzler Dollfuß hat ein Gnadengesuch und Interventionen abgelehnt. Einen Tag später wurde er selbst Opfer eines nationalsozialistischen Attentats. Am 25. Juli 1934 wurde Bundeskanzler Engelbert Dollfuß bei einem versuchten Nazi-Putsch im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz von dem Nationalsozialisten Otto Planetta unter der Mitwirkung Franz Holzwebers ermordet. Beide waren ehemalige Angehörige des Österreichischen Bundesheeres. 5.4.2 Originalbericht der Gendarmerie - Predigtstuhlwiese: Im Anhang befindet sich ein Originalbericht der Gendarmerie, welcher von einer Kommunistischen Demonstration in Kaltenleutgeben Waffengebrauch mit tödlichem Ausgang spricht. Es gibt auch einen Beschwerdebrief des Evangelischen Kirchenrates. Inhalt: Eine evangelische Jugendgruppe, welche mit der geheimen Versammlung der Sozialdemokraten auf der Predigtstuhlwiese nicht in Verbindung stand, kehrte aus einem Ferienlager aus der Ortschaft Sulz nach Wien heim. Sie wurde ebenfalls von den Heimwehrleuten und der Gendarmerie aus Kaltenleutgeben angehalten, die Jugendlichen kurzzeitig verhaftet, zum Gendarmerieposten gebracht und laut Auskunft einiger Teilnehmer dieser evangelischen Veranstaltung, einige Stunden festgehalten, sowie teilweise misshandelt.
Mag. Dr. phil. Josef Fiala wurde 1943 in Wien geboren. Nach seiner Berufsausbildung zum Elektromechaniker für Röntgen- und Elektromedizin wandte er sich nach dem Besuch von Seminaren und einer Management-Schule, der kaufmännischen Tätigkeit zu. Nach dem Ende des Berufslebens in verschiedenen Branchen und Positionen, letztendlich als Geschäftsführer und Betriebsleiter in der chemischen Industrie, absolvierte er das Studium der Geschichte an der Universität Wien und schloss es erfolgreich mit dem Magister der Philosophie ab. Danach begann er ein Doktoratsstudium der Geschichte, welches er im Herbst 2013 erfolgreich mit dem Doktor der Philosophie beendete. Sein erstes Buch: ‘Österreicher‘ in den SS-Einsatzgruppen und SS-Brigaden. Die Tötungsaktionen in der Sowjetunion1941-1942 erschien im Herbst 2010. Mit dem vorliegendem Buch möchte er zur weiteren Aufhellung der Februarkämpfe 1934 beitragen, da über die beiden Wiener Bezirke Meidling und Liesing keine wissenschaftlichen Berichte vorliegen. Bereits einige Jahre vor und während des Doktoratstudiums entwickelte der Autor starkes Interesse am Thema dieses Buches. Der Autor ist auch Gast-Dozent mit unterschiedlichen Themen an einigen Wiener Volkshochschulen, verschiedenen Vereinen und Körperschaften.
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