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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gobineau - ‘Die Ungleichheit der Menschenrassen’ Dieses Werk gilt als das Hauptwerk Gobineaus und steht im Mittelpunkt dieses Buches. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung von anderen Menschen ist ein Thema, dass immer noch von aktueller Brisanz und täglich in den Medien zu finden ist. Doch ist dies ein neues Phänomen? Kam der Rassismus in Deutschland und Europa erst Mitte des 20. Jahrhunderts auf? Beschäftigt man sich mit dem entsprechenden Themenfeld, so lässt sich sehr schnell erkennen, dass das Denken in rassischen Kategorien keineswegs ein neues Denken ist. Es ist auch kein Phänomen, welches sich erst im erst im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte, sondern es lassen sich diesbezüglich Spuren bis zu Aristoteles zurückverfolgen. Es wird sich dabei aber zeigen, dass es in der langen Geschichte dieser Entwicklung Veränderungen im Erklärungsmuster gab, um Unterschiede zwischen Menschen zu begründen. Basierend auf dem vorhandenen Forschungstand und unter starker Bezugnahme auf die entsprechende Fachliteratur erfolgt in diesem Buch die Darstellung der Rassentheorie Gobineaus. Dabei werden die wesentlichsten Thesen Gobineaus sowie die Erklärungsmuster für seine Annahmen und Aussagen in seinem ‘Essai’ herausgearbeitet. Die Analyse wird sich sowohl auf die Vorläufer von Gobineau als auch auf die Folgen des Essais beziehen. Insbesondere soll auch seine Wirkung auf den Rassismus des 20. Jhdt. beleuchtet werden. Um das Werk besser einordnen zu können, wird im Vorfeld untersucht, was unter ‘Rasse’ - auch aus heutiger Sicht - zu verstehen ist. Es geht hierbei vor allem um die Problematik des biologischen und des soziologischen Rassenbegriffs sowie dessen Wandel. Darüber hinaus wird auf das Problemfeld von Rassismus und Rassentheorien eingegangen. Auch hierbei wird die entsprechende Fachliteratur stark herangezogen und der Versuch eines Abrisses als Gesamtschau unternommen. Im Anschluss an die eigentliche Analyse des Essais, exemplarisch an den wichtigsten Kernthesen herausgearbeitet, wird sich in zwei weiteren Kapiteln mit der Wissenschaftlichkeit des Werkes sowie mit seiner Beurteilung in der Literatur auseinandergesetzt. Durch diesen Gesamtansatz soll eine Analyse des Essais und seiner Folgen, unter Einbeziehung der geschichtlichen Entwicklung von Rassismus und des Rassenbegriffs, vor allem im euroamerikanischen Raum, erfolgen und der entsprechende Forschungsstand beleuchtet werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.5, Lamarckismus und Darwinismus: Zwei zentrale Begriffe der Abstammungslehre sind die der Selektion und der Verer-bung. Die Theorie über die Vererbung geht dabei auf Lamarck und die der Selektion auf Darwin zurück. Die Selektionstheorie Charles Robert Darwins (1809-1882) war von der Abstammungstheorie Lamarcks kaum beeinflußt. Sein Hauptwerk ‘Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtauswahl’ (1859) stellte einen Wendepunkt in der Geschichte der Biologie dar. Darwin nahm die Übervölkerungsthese des Nationalökonomen Thomas Robert Malthus, nach welcher jede Bevölkerung dazu tendiere, sich ungeachtet der Begrenztheit der ihr zur Verfügung stehenden Nahrungsmitteln zu vermehren, zum Ausgangspunkt seiner Selektionstheorie. So schrieb er: ‘Da also mehr Individuen ins Leben treten als bestehen können, so muß auf jeden Fall ein Kampf ums Dasein stattfinden, entweder zwischen Individuen derselben oder verschiedener Arten oder zwischen Individuen und äußeren Lebensbedingungen.’ Dabei betonte Darwin, daß jede natürliche Variation, wie gering sie auch sein mag und unabhängig davon, wie sie entstanden sei, zur Erhaltung des Individuums beitragen und sich auf seine Nachkommen vererben würde. Diese hätten dann mehr Chancen, am Leben zu bleiben. Dieses Prinzip, das jede geringfügige, wenn nur nützliche Veränderung, konserviert, nannte Darwin natürliche Selektion. Der eigentliche Kern des Darwinismus liegt dabei in der Annahme, daß die Herausbildung neuer Arten und damit die gesamte natürliche Entwicklungsgeschichte durch das Selektionsprinzip und damit durch die natürliche Auslese zu erklären sei. Die Variation sah Darwin dabei als gegeben an, die Selektion entscheide dann im Kampf ums Dasein, welche sich durchsetzt und welche nicht. Die Darwinsche Evolutionstheorie war lange Zeit sehr umstritten, da sie eine Ablehnung der biblischen Schöpfungsgeschichte sowie der Sonderstellung des Menschen im biologischen System beinhaltete. Im Lamarckismus dagegen entstehen die richtigen Variationen aufgrund der Milieueinflüsse und Lebensgewohnheiten. Diese würden dann durch Vererbung bewahrt. Diese erste Abstammungstheorie stammte von Jean-Baptiste de Monet Chevallier de Lamarck (1744-1829) und wurde schon ein halbes Jahrhundert vor Darwins Selektionstheorie formuliert. Der französische Naturforscher begründete eine transformistische Entwicklungslehre, die ganz auf dem Begriff der Vererbung aufbaute. Kernstück des Lamarckismus ist die (heute als unhaltbar erwiesene) Annahme, daß gewohnheitsmäßige funktionelle Anpassungen der Individuen direkt auf die Nachkommen weitervererbt würden. Eine Akkumulation von immer besseren individuellen Anpassungen über Generationen führe zur Entstehung neuer Arten. Artgemäße Anpassung könne nach Lamarck auf eine erbbedingte Kumulation individueller Anpassungen zurückgeführt werden. Im lamarckistischen Verständnis der Entwicklungsgeschichte sei daher kein Platz für Mutation und Selektion. Die Hauptfaktoren der natürlichen Variation und ihrer Bewahrung seien die direkte Einwirkung des Milieus, der Lebensgewohnheit und die Vererbung auch erworbener Eigenschaften. Durch Herbert Spencer, der die These der Vererbung erworbener Eigenschaften unter dem Dach seiner allgemeinen Evolutionstheorie in der Biologie verwendete und in die Soziologie überhaupt erstmals einführte, erlangte diese These am Ende des 19. Jahrhunderts eine ungeheure Verbreitung. 3.6, Bildung von Rassenhierarchien bis Gobineau: Schon im Zeitalter der Aufklärung hatte sich die Anthropologie als Wissenschaft zu konstituieren begonnen. Zunächst machten sich die Wissenschaftler - wie oben ausgeführt - an die Klassifizierung der Menschen, an die Katalogisierung im Geiste der erwachenden Naturwissenschaften. Aus diesen Klassifizierungen ging fast immer hervor, daß der Vorrang der weißen ‘Rasse’ gebührte. So wurden im 18. Jahrhundert erstmals Rassenhierarchien aufgestellt. Das große Problem und damit auch die Gefahr bei der Bildung von Rasseneinteilungen lag darin, daß die Anthropologen des 18. und 19. Jahrhunderts sich nicht darauf beschränkten, die Menschengruppen nur nach ihren physischen Merkmalen zu gliedern, sondern daß sie daraus weitere Schlüsse zogen. Diejenigen, die die Klassifikation vor-nahmen, maßten sich das Recht an, den zu definierenden Menschengruppen verschiede-ne Eigenschaften zuzuordnen. Von den physischen Merkmalen schlossen sie auf geistige oder moralische. So stellten sie Hierarchien von ‘Rassen’ auf. Die eigene ‘Rasse’ war die ‘Rasse’ des Fortschritts und der Wissenschaft. Die anderen ‘Rassen’ wurden als minderwertig oder sogar als degeneriert bezeichnet. Bei der Bildung von Rassenhierarchien spielte auch der Glaube an angeblich nicht oder nur langfristig veränderbare ‘Rassen’ eine Rolle. Da diese ‘Rassen’ mit bestimmten Charaktereigenschaften verknüpft wurden, die höchstens durch biologische Prozesse der Rassenvermischung zu verändern seien, galten die Rassenhierarchien in der Regel als nicht veränderbar. Außerdem gehörte nach damaliger Ansicht zu den zentralen Eigenschaften von ‘Rassen’ ihr Status als entweder überlegene und/oder unterlegene ‘Ras-se’. Diese neue Anthropologie war damit auch die Rechtfertigung für die Sklaverei und koloniale Expansion. So waren die führenden amerikanischen Anthropologen überzeugte Anhänger der Sklaverei. Um ihren Ansichten in dieser Frage ein wissenschaftliches Fundament zu geben, machten sie sich daran, die natürliche Minderwertigkeit der Schwarzen zu beweisen. Der Kolonialismus fand nunmehr seine Rechtfertigung in der Anthropologie. Damit entstand im Endeffekt aber auch der Rassismus, sei es in Form von Rassenhaß oder Rassendiskriminierung, als eine Erklärungs- und Rechtfertigungsideologie. Dies war eine Ideologie der materiellen, militärischen und technischen Überlegenheit der Europäer seit ihrer Expansion in Übersee. Auf dem Höhepunkt der Aufklärung und zu Beginn der industriellen Revolution bildete sich der Rassismus als ein Ideologiesystem auf beiden Seiten des Atlantiks heraus und erreichte im Imperialismus als höchstem Stadium euroamerikanischer Expansion den Gipfel seiner gemein-euroamerikanischen Ausformung, mit nationalen Varianten in Europa und den USA. 4, Rassenkonflikte, Rassismus und Rassentheorien: 4.1, Einige Ausführungen zum Rassismus: Rassismus ist eine moderne Erscheinung. Nach Geiss läßt sich Rassismus als ‘[...] Gebäude systematisierender Ideen begreifen - niedergeschrieben und veröffentlicht in Büchern, Aufsätzen, Artikeln und Gesetzen -, das über die zentrale Bedeutung von ‘Rasse’, wie auch immer definiert, in Gesellschaft, Politik und Geschichte Auskunft gibt’ . Elemente des Rassismus sind dabei Xenophobie, Endogamie, Adelsstolz und Blutreinheit, Ethnozentrik und Sklaverei. Seit dem 19. Jahrhundert wurde ein solcher Rassismus allmählich zur Handlungsanweisung für den Umgang mit ‘rassisch’ Andersartigen. In die Praxis umgesetzt wurde sie im 20. Jahrhundert, vor allem im Dritten Reich. In der neuen Welt artikulierte sich Rassismus allerdings schon seit dem späten 18. Jahrhundert als Rechtfertigung der Sklaverei gegen den wachsenden Druck einer aufklärerischen Öffentlichkeit. Rassismus ist im engeren Sinn ein auf objektive Überlegenheit und subjektives Überlegenheitsgefühl der weißen Euroamerikaner gegenüber ihrer Umwelt seit dem späten 18. Jahrhundert gegründetes Verhalten. Dieses Verhalten ist geprägt durch das Umschlagen von einer bisher noch nicht wertenden zu einer allmählich rassistischen Benutzung des Schlüsselbegriffs ‘Rasse’ seit 1775, also dem Jahr, in dem Kant und Blumenbach den Rassenbegriff in Deutschland einführten. Damit zeichnete sich eine Grenze zwischen dem eigentlichen Rassismus und dem ‘Proto-Rassismus’ ab. Die Charakterisierung des Rassismus und seine Verknüpfung mit realhistorischen Prozessen gestattet es, durch seine universalhistorische Konzeption als Weltproblem, eine Periodisierung zur Geschichte des Rassismus einzuführen. Dabei lehnen sich die Zäsuren zur Abgrenzung einer weiteren und einer engeren Vorgeschichte eng an große Daten der allgemeinen Weltgeschichte an. Das große Epochenjahr 1492 eignet sich zur Abgrenzung dieser engeren von der weiteren Vorgeschichte. Die globale Expansion Europas in Übersee durch die Entdeckung Amerikas lieferte wesentliche historische Voraussetzungen zum Aufbau der euroamerikanischen Vormachtstellung. Seit dem späten 18. Jahrhundert vergrößerte sich diese dann vor allem auf der Grundlage der Industrialisierung. Mit der Industriellen Revolution wurde die industrielle Phase der Zivilisation erreicht. Es ergab sich eine Pyramide oder Hierarchie der Entwicklung zum Fortschritt, in der Höherstehende unter ihnen Stehende verachteten. Dieser ‘universale Verachtungsmechanismus’, gespeist aus dem sozioökonomischen Entwicklungsgefälle, war eine weltweite elementare Voraussetzung für Rassismus und seine Vorformen.

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