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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 192
Abb.: 34
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Würden sie einem absoluten Laien ohne einschlägige Ausbildung und ohne jegliche Praxis den Entwurf, den Bau und die Inneneinrichtung eines anspruchsvollen Bauwerkes wie einer barocken Klosterkirche anvertrauen ? Und würden Sie ihn – wenn erfolgreich – in ihrer Korrespondenz lediglich als einen ,dazemallen in arbeith alda gestandtenen maler….’ bezeichnen ? Sollten sie diese Fragen verneinen und sich auch noch wundern, warum dieser nun erfolgreiche Architekt später nie mehr zu Bauvorhaben herangezogen wurde, dann stehen sie dort, wo der Autor dieser Arbeit begonnen hat, die tradierte Baugeschichte der ,Asamkirche’ zu Weltenburg zu hinterfragen. Die Darstellung dieses Barockjuwels als Gesamtkunstwerk der Asambrüder war ohne Zweifel ein Hauptargument jener Kräfte, die sich vor allem aus kulturellen Gründen letztendlich erfolgreich für die Wiederbesiedelung des 1803 aufgehobenen Klosters eingesetzt haben. Die Asamkunst ist auch heute Leitmotiv für den Besucherstrom der jährlich Hunderttausende zum Besuch der Benediktinerabtei am malerischen Donaudurchbruch anregt. Der Autor hat sich diesem Thema mehrere Jahre gewidmet und kommt nicht zuletzt auf Basis neuer Materialuntersuchungen zu einer neuen Baugeschichte, eine Geschichte von Asambrüdern lediglich als Freskanten und Stuckateuren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3., Der kunsthistorische Kontext: 3.1., Die Barockarchitektur in Bayern: In Deutschland setzte die Rezeption des Barock in allen seinen Ausprägungen mit Verzögerung ein. Dies ist vor allem auf den 30jährigen Krieg zurückzuführen, der eine kulturelle Wüste hinterlassen hatte. Die Belebung dieser Wüste erforderte Im-pulse von außen, die allerdings erst in der Mitte des 17.Jahrhunderts zum Tragen kamen. Sie kamen vor allem aus Italien, aber auch aus Österreich und Frankreich. Den Weg nach Bayern fanden sie sowohl über die Kirche, als auch über die Fürsten-höfe, vorrangig über die Wittelsbacher. Beim italienischen Barock unterscheiden wir den römischen Hochbarock mit seinen zeitlos-klassizistischen Fassaden, den die Kongregationen förderten und den schwungvolleren Barock, der in der Mitte des 17.Jahrhunderts vom römischen Baumeister Francesco Borromini (1599-1667) in die Baupraxis eingeführt wurde. Er fand vor allem durch die bayerische Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen (1636-1676) seinen Weg über die Alpen. Borrominis Ideen, denen in Rom der Durchbruch versagt geblieben war, wurde in Henriettes Heimat Norditalien rezipiert, wo er vom Theatinermönch, Architekt, Baumeister und Mathematiker Guarino Guarini (1624-1683) weiterentwickelt wurde. Wenn Henriette Adelheid, die Guarini sehr schätzte, den Meister auch nicht dazu bewegen konnte ihr nach München zu folgen, so kamen mit Agostino Barelli, dem Erbauer der Theatiner¬kirche und Architekten bzw. Baumeister¬familien wie Giovanni Antonio Viscardi und die Zuccallis immerhin Künstlerpersönlichkeiten nach München, die Guarinis Ideen verinnerlicht hatten. Neben dem italienischen Barock hinterließ auch der von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt in den österreichischen Erblanden geprägte ,Kaiserstil’ seine Spuren. Er wurde durch Fischer im nahen Salzburg heimisch, die Schönborns trugen ihn mit Prachtbauten in Pommersfelden und Würzburg weiter nach Westen. Nicht zu unterschätzen sind auch die etwas später wirksam werdenden französischen Impulse, die von Josef Effner (1687-1745) und François de Cuvilliés dem Älteren (1695-1768) ausgingen. Wenn auch nicht immer so spektakulär wie die Prunkbauten der Wittelsbacher, so war die kirchliche Bautätigkeit im Barock dennoch deutlich umfangreicher als im gehobenen profanen Bereich. Dahinter stand einerseits das Streben jene Neu- oder Umbauten zu realisieren, die das Tridentinum gefordert, der Krieg aber verhindert hatte, anderseits der Wille zur Repräsentation. Träger der Impulse waren vor allem die Kongregationen, wobei dem 1534 gegründeten Jesuitenorden eine Schlüsselrolle zukam. Das energische gegenreformatorische Engagement der Jesuiten hatte rasch zu einer Vormachtstellung im Konzert der Kongregationen geführt. Da dieses Enga-gement mit den politischen Zielen der katholischen Fürsten weitgehend korrelierte, wurden sie in mehrfacher Hinsicht gefördert. Was das Konzil von Trient betrifft, so wurden die Jesuiten nicht nur zur treibenden Kraft bei der Organisation sondern auch bei der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse im Bildungs- und –für uns von be-sonderem Interesse- auch im Baubereich. In Rom hatte man mit der Mutterkirche des Ordens (Il Gésu) den Prototyp einer Predigerkirche geschaffen, an dem sich auch andere Kongregationen und die Bischofskirchen orientierten. Vom Bautypus her handelt es sich um eine Wandpfeilerkirche, die Schütz als ,römischen Saalbautypus mit Abseiten’ bezeichnet. Nach Bayern kam er 1597 mit dem Münchner Großbau St. Michael. Breitenwirkung erzielte man aber erst mit einem schlichteren Musterbau, der Studienkirche in Dillingen. Der aus Graubünden gebürtige Hans Alberthaler errichtete dort 1617 nach Vorgaben des örtlichen Jesuitenkollegiums einen bescheidenen Wandpfeilerbau, bei dem die Belichtung über die Abseiten erfolgt. Diese Konstruktionsweise bot mehrere Vorteile. Die Wandpfeiler sorgten für solide Widerlager der Haupttonne und ermöglichten größere Spannweiten. Darüber hinaus bot diese Konstruktion viel Platz für Seitenkapellen, was vor allem für Klosterkirchen von Vorteil war, da dort mehrere Mönche gleichzeitig zelebrieren konnten. Die Bedeutung der Studienkirche lag überdies im Umstand, dass ihre Konstruktion so einfach war, dass‘ jeder ländliche Maurermeister, ja selbst jeder halbwegs interessierte Bauherr sie ohne weiteres lernen konnten.’ Frater Philipp Plank, der wichtigste Barockbaumeister der Franziskaner und Bau-meister in Weltenburg, errichtete nach diesem Prinzip die meisten seiner Klosterkir-chen, so auch die Schutzengelkirche in Straubing. Das Wandpfeilersystem empfahl sich auch als kostengünstigste Lösung bei der Einwölbung älterer, flachgedeckter Kirchen. Auch in diesem Bereich war Plank tätig. So wölbte er in den Jahren 1696 bis 1699 die romanische Kirche in Landshut nach dem Wandpfeilerprinzip ein. Henriette Adelheids Vorliebe für italienische Baumeister beruhte auf der Überzeu-gung, dass die ein¬heimische Baumeistergilde ,piu idioti nel edificare’ wäre. Als sich die heimischen Zünfte gegen diese Zurücksetzung zur Wehr setzen, ordnete 1670 ein kurfürstlicher Erlass an, dass bayerische den ausländischen Künstlern vorgezogen werden sollten. Dieser Erlass hatte allerdings keine unmittelbaren und drastischen Auswirkungen, er trug aber dennoch dazu bei, dass nun wieder verstärkt heimische Künstler engagiert wurden. Sie formulierten die italienischen, österreichischen und französischen Impulse zunehmend eigenständig um und entwickelten eine Formensprache, die den bayerisch-österreichisch-böhmischen Spätbarock von 1700 bis 1780 prägen sollte. Wann sich der Barock zum Rokoko weiter entwickelte ist in Bayern (aber nicht nur dort) ebenso umstritten wie die Frage, ob er überhaupt als eigenständige Kunstform gelten kann. Klarer definiert ist das Ende des Bayerischen Barock, einschließlich des Rokoko. 1770 erging ein kurfürstlich bayerisches Generalmandat, der dem kirchli-chen Bauwesen einschließlich dessen Finanzierung strenge Regeln auferlegte, indem er ,alle überflüßigen Stukkador- und andere öfters ungereimte und lächerliche Zierrathen [un-tersagte]’Wo ist nun die Abteikirche Weltenburg zu verorten ? Weltenburg steht mit seiner kompromisslosen Orientierung an Pozzo und dem römischen Hochbarock am Anfang der barocken Eigenständigkeit Bayerns, als Zentralbau kann er hingegen als zukunftsweisend gelten.

Über den Autor

Hans-Christian Egger wurde 1940 in Wien geboren. Im Zuge seiner Laufbahn als Berufsoffizier entwickelte sich sein besonderes Interesse an Geschichte der Zeit und der Kunst und publizierte auch. Im Ruhestand widmet er sich diesen Studien auch im Rahmen der Universitäten und schloss sie bislang mit Doktoraten in Geschichte, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte ab.

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