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- Deutschland 2002: Eine Freizeit- und Erlebnisgesellschaft? Eine kritische Analyse der Theorien von Gerhard Schulze und Horst W. Opaschowski
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 196
Abb.: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das vorliegende, im Jahre 2002 erstellte Fachbuch, beschäftigt sich mit dem kritischen Vergleich zweier Gesellschaftsmodelle, der Erlebnisgesellschaft von Gerhard Schulze, und der freizeitorientierten Erlebnisgesellschaft von Horst W. Opaschowski. Sowohl Schulze, als auch Opaschowski, gehen von der Prämisse einer Wohlstands- und Überflussgesellschaft aus. Eine rastlose Erlebnisorientierung sei das signifikante Merkmal vielfältiger gesellschaftlicher Ausprägungen. Beide Autoren blenden Probleme der Knappheit aus und behaupten für die Mehrzahl der Gesellschaftsmitglieder, dass sie mit nahezu gleichen Möglichkeiten an der behaupteten Erlebnisgesellschaft partizipieren könnten.. Die vorliegende Ausarbeitung zeigt auf, das eine angemessene soziologischen Betrachtung, zu einem anderen Gesellschaftskonzept führen muss, als beide Autoren vorgeben.
Textprobe: Kapitel 2.2., Historische Entwicklung des Freizeitbegriffs in Deutschland: Nach Opaschowski kann der Ursprung des Begriffs ‘Freizeit’ in Deutschland um das Jahr 1350 herum datiert werden. Der Begriff ‘frey zeyt’ beschrieb hier den verbindlichen, vom König ausgesprochenen, Rechtsanspruch auf eine sichere Passage der Wege von und zu Märkten, hatte also nichts mit dem heutigen Freizeitverständnis zu tun. Für die Entwicklung des heutigen Freizeitverständnis sieht Opaschowski den Ausgangspunkt in der lutherischen Reformationszeit ab dem Jahre 1517. Prägend für diese Zeit war demnach die Bildung einer protestantischen Berufsethik, womit der Beruf einen Pflicht- und Selbstzweckcharakter bekam. Die strenge Verpflichtung der Menschen auf den Beruf, lösten bei diesen nun Wünsche nach einem Gegenpol aus, welches sich darin äußerte, daß man nach Lebensalternativen Ausschau hielte .’Die Polarisierung von öffentlicher Pflicht und privater Neigung ...führte schließlich im Bewußtsein der Menschen zu einer radikalen Trennung von öffentlicher und privater Sphäre, von determinierter Zeit (=Arbeitszeit) und disponibler Zeit (=,Freizeit’).’ In der Folgezeit bildeten sich nun, lt. Opaschowski, zunehmend die Gegensätze Berufsleben und Privatleben, respektive Arbeit und Freizeit, heraus. Opaschowski sieht auch hier den Ausgangspunkt für eine Betrachtungsweise, in der die Freizeit von der Arbeit dominiert wird, welches Opaschowski, wie noch später ausführlicher dargestellt werden soll, anders interpretiert. Opaschowski sieht in seiner Betrachtungsweise vor allem drei Strömungen, die seit dem 16.Jahrhundert an der Bildung des heutigen Freizeitverständnisses in Deutschland beteiligt seien. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß diese Betrachtungsweise von pädagogisch geprägten Erörterungen ausgeht . Somit liege der erste Entwicklungsstrang auch im Einfluß der Schulpädagogik, die sich mit dem Aufkommen der Pflichtschulen entwickelte. Hier sieht Opaschowski den Ausgangspunkt für die Trennung von Arbeit und Freizeit, von Fremd- und Selbstbestimmung, indem Schülern neben ihrem Unterricht, eine wie auch immer geartete Freizeit gewährt wurde. Ein zweiter Entwicklungsstrang sei aus der Entwicklung der protestantischen Seelsorge begründet. Hier lägen die Schwerpunkte auf dem Besinnungscharakter der Freizeit, eine Zeit der Ruhe, aber auch eine Zeit der freien Beschäftigung und Geselligkeit. Opaschowski sieht hier den Ausgangspunkt für Bibelkreise, aber auch Singe-, Wander- und Gymnastikfreizeiten. Ein dritter Entwicklungsstrang sei die Entwicklung der Sozialpolitik. Hier stünde das Verständnis im Vordergrund, das mit Freizeit eine von der Arbeit freie Zeit gemeint sei, sowie das Freizeit und Arbeit als Gegenbegriffe zu verstehen seien. Fixpunkte dieses Entwicklungsstranges wären die Arbeiterbewegungen, sowie die Bildung heutiger Arbeitsstandards, wie des 8-Stunden-Tages, der 5-Tage Woche und des 6-Wochen-Urlaubs. 2.3. Grundlagen der Freizeittheorie von Horst W. Opaschowski: Opaschowski spricht sich vehement für den Einsatz eines multikausalen Erklärungsansatzes aus, mit dem heutige und künftige Freizeitentwicklungen zu erklären seien. Es sei von einer Vielzahl von Einflußgrößen auszugehen, die auf das Freizeitverhalten einwirkten. Einflußgrößen auf das Freizeitverhalten seien demnach die gesellschaftliche Situation, die persönliche Situation, die Wohnsituation die Arbeitssituation, und die Freizeitsituation. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, daß man von den wechselseitigen Beziehungen dieser Einflußgrößen ausgehen müsse. So wirke die Situation bei der Arbeit ebenso auf das Verhalten der Freizeit ein, als das auch davon auszugehen sei, das ein bestimmtes Freizeitverhalten, das Verhalten am Arbeitsplatz beeinflusse. Quintessenz dessen sei, das man von der monokausalen Betrachtungsweise abkommen müsse, daß die Freizeit in starkem Maße von der Arbeit abhängig sei. Vielmehr tritt Opaschowski für eine Erneuerung der Begriffsbildungen ein. Freizeit müsse in einem ganzheitlichen Forschungsansatz, als Teil der Lebenszeit verstanden werden. Freizeit sei somit losgelöst von der Arbeit, als ‘freie Zeit’ zu verstehen. Diese ,freie Zeit’ sei zu charakterisieren durch : Möglichkeiten der Wahl, bewußte Entscheidungen, und soziales Handeln. Für Opaschowski ist eine Definition von freier Zeit in diesem Sinne ein ‘positiver Freizeitbegriff’, der helfe, die künstliche Teilung der Lebenswelt in Arbeit und Freizeit aufzuheben, und auf alle Gruppen der Bevölkerung übertragbar sei. Er schlägt weiterhin vor, den Begriff ‘Lebenszeit’ einzuführen, der die Begriffe Arbeitszeit und Freizeit nur implizit beinhaltete. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, das Opaschowski zwar anstrebt sich von dem Begriff der ,Freizeit’ zu lösen, dies jedoch weder im diskutierten Werk, noch in parallel erscheinenden, oder auch in folgenden Veröffentlichungen durchhält. So beschäftigen sich auch nachfolgende Titel explizit mit Problemen der Freizeit. Die Tatsache, daß Opaschowski anderseits dann tatsächlich auch ,ganzheitliche’ Probleme der ,Lebenszeit’ problematisiert, und die noch zu erarbeitenden Freizeitdefinitionen dabei zunehmend in den Hintergrund treten, ist dann zwar auch eine Konsequenz seiner interdisziplinären Ausrichtung, aber eben auch ein Indiz für eine uneinheitliche wissenschaftlichen Perspektive. Hierdurch ergeben sich in der Kenntnisnahme seiner Veröffentlichungen immer wieder Konflikte und Widersprüche, indem ältere Freizeit-konzepte und neuere Lebenszeitkonzepte willkürlich miteinander vermengt werden, so z.B. in seinem bereits erwähnten Einführungswerk von 1997, welches an anderer Stelle noch ausführlicher dokumentiert werden soll. Im Folgenden soll nun nachvollzogen und analysiert werden, wie Opaschowski den Begriff der Lebenszeit definiert.
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