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- Der Einfluss des Elternmilieus auf den Medienumgang der Kinder
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Nutzung medialer Geräte bei Kindern ist stark angestiegen, besonders Familien unterer sozialer Gesellschaftsschichten wird unterstellt, durch erhöhten Medienkonsum ihre Kinder zu schädigen. Diese Analyse überprüft den Zusammenhang zwischen Medienverhalten von Kindern und der Schicht- bzw. Milieuzugehörigkeit ihrer Eltern. Dazu wird das Nutzungsverhalten der Kinder im Umgang mit dem Fernsehen, Computer und Internet dargestellt sowie die Funktion und der Aufbau von Schichtungs- und Milieumodellen beschrieben. Die Auswertung der Ergebnisse der verwendeten Studien belegt, dass Medien im Leben der Kinder eine große Bedeutung einnehmen. Es zeigt sich ferner, dass die einzelnen Schichten und Milieus Unterschiede in ihrem Nutzungsverhalten zeigen.
Textprobe: Kapitel 3.1 Soziale Schichten: In Deutschland gibt es verschiedene Schichten innerhalb des Gesellschaftssystems, die sich in Ober-, Mittel- und Unterschicht gliedern. Das Modell der sozialen Schichten entstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und fand in Europa erst nach dem zweiten Weltkrieg allgemeine Verwendung (vgl. Hradil 1987, S. 74). Schichtkonzepte beschreiben die Struktur sozialer Ungleichheit als ein vertikal abgestuftes Gefüge von Gruppierungen mit jeweils besseren oder schlechteren Lebensbedingungen, die in mehr oder minder engen Zusammenhang mit der jeweiligen beruflichen Stellung stehen (Hradil 1987, S.7). Demnach haben Menschen, die gesellschaftlich weniger angesehene Berufe oder untergeordnete Stellungen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten ausüben, unter Umständen schlechtere Lebensbedingungen als Menschen in gut bezahlten und angesehenen Berufen, unabhängig von Fähigkeiten und Kompetenzen wie zum Beispiel Soziabilität oder Intelligenz. Sie sind vorwiegend nach beruflichen Eigenschaften bzw. ihrem Bildungsstand kategorisiert.Eine soziale Schicht fasst Menschen, je nach Einkommen, Berufs- und Bildungsstand, zusammen: Eine soziale Schicht besteht aus Menschen, die einen ähnlichen Status innerhalb einer oder mehrerer Dimensionen sozialer Ungleichheit innehaben. (…) Zur Ermittlung der Stellung eines Menschen im gesamtgesellschaftlichen Schichtungsgefüge kombiniert man in der Regel seinen Bildungs-, Berufs- und Einkommensstatus (Hradil 2012, S. 158). Der Begriff Schichtungsgesellschaft bezeichnet die Differenzierung und Hierarchisierung von Personen und Personengruppen nach mehreren sozialen Merkmalen: Beruf, Einkommen, Bildung, Vermögen, Hausbesitz, Wohnumfeld etc. Diese Merkmale (Indikatoren) bilden die Grundlage der Einstufung in eine gesellschaftliche Rangskala oder Schichtungspyramide (…). Das Grundmuster der Schichtungspyramide ist ein Dreier-Schema. Es zeigt die Hierarchisierung von Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht (Schäfers 2012, S. 233). Allgemeingültige und klar formulierte Definitionen der einzelnen Gesellschaftsschichten sind kaum zu finden, oftmals sind nur vage Beschreibungen charakteristischer Schichtmerkmale verfügbar. Der Begriff Unterschicht beschreibt eine Bevölkerungsgruppierung, die, verglichen mit anderen sozialen Schichten , über die geringsten materiellen, kulturellen und gesellschaftlichen Ressourcen, wie über das geringste Sozialprestige verfügt (www.suchtmittel.de). Unterschicht ist ein soziologischer Begriff, der keine Abwertung enthält, für den einfachsten Rang in einer gesellschaftlichen Hierarchie. Zur Unterschicht gehören demnach Menschen, die bei uns wegen geringer Bildung und Ausbildung einfachere Tätigkeiten ausüben, meist schwere körperliche oder schmutzige Arbeit (www.enzyklo.de). Mittelschicht ist der neuere Begriff für Mittelstand. Damit meint man Schichten der Bevölkerung, die weder eindeutig zu den schlechter bezahlten Arbeitern gehören (Lohnabhängige), noch zu den sehr gut Verdienenden (www.enzyklo.de). Der Begriff Oberschicht ist eigentlich ein Hilfsbegriff für die soziologische Aufgliederung einer Bevölkerung: Er meint die materiell hervorragend ausgestattete und meist politisch einflußreiche [sic!] Bevölkerungsschicht (www.enzyklo.de). Bei der hierarchischen Klassifizierung von Individuen innerhalb eines Sozialsystems durch verschiedene Statusklassen unterscheiden die meisten deutschen Forschungsinstitute fünf Kategorien: Oberschicht (z.B. hochrangige Beamte, Manager großer Unternehmen, Oberschicht der Angestellten), obere Mittelschicht (z.B. Manager mittelständischer Unternehmen, Stellvertreter), mittlere Mittelschicht (z.B. Beamte, mittleres Management, Manager von Klein- und Mittelbetrieben), untere Mittelschicht (z.B. Beamte in niedrigen Stellungen, Eigentümer von Klein- und Mittelbetrieben, Büropersonal, Handwerker), Unterschicht (z.B. ungelernte Arbeiter, Arbeitslose) und untere Unterschicht (z.B. Rentner, verwitwete Personen, Gelegenheitsarbeiter) (vgl. www.wirtschaftslexikon24.com). Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht bringt Konsequenzen für deren Mitglieder mit sich und grenzt sie gegenüber anderen Schichten ab. Die Herkunft aus einer bestimmten sozialen Schicht bzw. Erwerbsklasse hat in Deutschland nach wie vor einen besonders starken Einfluss auf den späteren Status des Menschen (Hradil 2012, S. 177). Die jeweilige Schichtzugehörigkeit hat viele Konsequenzen, aus denen die Vor- bzw. Nachteile der Schichtzugehörigkeit erst wirklich deutlich werden: Wer einer höheren Schicht angehört, denkt und handelt im Allgemeinen optimistischer, leistungsorientierter, planender, zukunftsorientierter und durchsetzungsfähiger. Die Mitglieder höherer Schichten sind seltener krank, leben länger, werden weniger straffällig und verfügen über größere Netzwerke mit mehr »Beziehungen«. Die Kinder haben bessere Bildungschancen usw. (Hradil 2012, S. 158). Im Umkehrschluss lassen sich so die Lebensbedingungen für Mitglieder der unteren Schichten ableiten. Sie sind demnach eher pessimistisch, planlos sowie weniger durchsetzungsfähig und legen weniger Wert auf Leistung und ihre Zukunft. Dazu sind sie öfter krank, straffällig und haben eine kürzere Lebensdauer. Auch die Bildungschancen ihrer Kinder sind aufgrund ihrer Schichtzugehörigkeit herabgesetzt. Wer einer bestimmten Schicht angehörig ist, erfährt nicht nur die unmittelbaren Vor- und Nachteile eines bestimmten Bildungsgrades, eines Berufsstatus und einer bestimmten Einkommensstufe. Die Schichtzugehörigkeit, insbesondere eine lange währende, hat Folgen, die ihrerseits in vieler Hinsicht Vor- und Nachteile mit sich bringen (Hradil 2012, S. 174). Dies zeigt sich z.B. in den Bereichen Erziehung, Gesundheit und Partizipation. Eltern aus mittleren und höheren Schichten erziehen ihre Kinder anders als Eltern aus unteren Schichten. Sie zielen eher auf die Selbstständigkeit und den Leistungswillen der Kinder ab, während die unteren Schichten eher die Regelbefolgung und bloße Unterordnung anstreben. In unteren Schichten sprechen Familien weniger als in Familien der mittleren und höheren Schichten. Dabei sind die Sprache und die Erziehung der unteren Schichten nicht schlechter als die der oberen Schichten, sie sind der jeweiligen Umwelt angepasst (vgl. Hradil 2012, S. 174f). Die Zugehörigkeit zu einer Schicht zeigt sich auch in ungleichen Gesundheitschancen. Je höher die Schichtzugehörigkeit eines Menschen ist, desto seltener ist er krank und umso höher seine Lebenserwartung. Dies geschieht durch direkte, äußere Einflüsse, z.B. ungesunde Wohn- und Arbeitsbedingungen und indirekte, psychisch vermittelte Mechanismen, z.B. fehlende Überzeugungen, das eigene Leben und die eigene Gesundheit erfolgreich gestalten und kontrollieren zu können. Dazu kommt, dass Menschen der unteren Schichten sich häufiger gesundheitsschädlich verhalten, z.B. durch mangelnde Vorsorgeuntersuchungen, falsche Ernährung, Bewegungsarmut und Rauchen (vgl. Hradil 2012, S. 175). Auch die gesellschaftliche Partizipation ist eine Frage der Schichtzugehörigkeit. Angehörige der höheren Schichten sind häufiger Mitglieder in Vereinen, Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen, übernehmen Ehrenämter und sind in den Formen politischer Partizipation überrepräsentiert. Da sie öfter wählen und demonstrieren sowie sich an Volksabstimmungen und Bürgerinitiativen beteiligen, mehrt sich der politische Einfluss der oberen Schichten (vgl. Hradil 2012, S. 176). Die soziale Herkunftsschicht ist entscheidend für die Frage, ob ein Kind Mitglied in einem Verein oder in einer sonstigen Gruppe ist. (…) Bei Kindern der Oberschicht ist diese Mitgliedschaft eine soziale Selbstverständlichkeit – quasi eine Art Norm (95%). Dagegen ist nicht einmal die Hälfte der Kinder aus der Unterschicht (42%) institutionell eingebunden (Leven/Schneekloth 2010, S. 104). Das Schichtsystem ist dabei keineswegs starr und gleich bleibend, die sozialen Gefüge verändern sich und die Grenzen der Gesellschaftsschichten verschieben sich. Das Gefüge sozialer Schichtung ist zwar insgesamt relativ stabil, dennoch hat es sich gerade in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Zum Teil kehren sich lange währende Entwicklungstendenzen um (Hradil 2012, S. 173). Es sind kaum noch klar erkennbare Grenzen zwischen den einzelnen Schichten feststellbar, Sozialforscher fügen Schichtgrenzen willkürlich als Ordnungslinie in das Oben und Unten der sozialen Schichtung ein. Eine grobe Untergliederung des Schichtgefüges in obere, mittlere und untere Schichten zeigt Größenveränderungen auf. Diese zeigen, dass sich die unteren Schichten allmählich nicht mehr in den unteren Zonen des Arbeitsmarktes befinden, sondern am unteren Rand oder sogar unterhalb des Arbeitsmarktes. Die Zahl der unteren Schichten nimmt zu, immer mehr Menschen ordnen sich der Unterschicht zu (vgl. Hradil 2012, S. 174). Die Dominanz der Mittelschicht, die seit Mitte der 90er Jahre schrumpft, verschwindet und immer weniger Menschen fühlen sich ihr zugehörig, die einst überlegene Mittelschicht gilt immer weniger als Vorbild. Die Ausrichtung auf die Lebenswelt und die Interessen der Mittelschicht durch Strategien politischer Parteien, Lehrpläne und Fernsehprogramme erfolgt in einem geringeren Ausmaß (vgl. Hradil 2012, S. 173). Die oberen Schichten sind immer zahlreicher besetzt. Sie haben, aufgrund ihrer Lebensweisen und Mentalität, zunehmend den Stand kultureller Leitbilder inne und treten schrittweise an die Stelle der Mittelschicht (vgl. Hradil 2012, S. 174). Mehr Einkommen, Bildung, soziale Sicherheit, Freizeit und Mobilität haben dazu geführt, dass viele Menschen über mehr Ressourcen und mehr Optionen für individuelles Handeln verfügen. Sie lösen sich dadurch von den restriktiven Verhaltensregeln der zentralen Gemeinschaften, vor allem der Familie, der lokalen Gemeinde, der Religion und der sozialen Klasse bzw. Schicht (Müller 2012, S. 196f). Die angewendeten Schichtkonzepte konnten in ihrer Schichtungsanalyse nicht alle Einflussfaktoren und Merkmale im Leben der darin verwurzelten Bevölkerungsgruppen vollständig abbilden. Sie scheinen durch die gesellschaftlichen Veränderungen immer weniger geeignet. Bereits 1987 stellte Stefan Hradil fest, dass die geläufigen Schichtkonzepte die Aufgabe der Beschreibung der Struktur sozialer Ungleichheit nicht erfüllen können , da sie zu eng angelegt , zu einfach aufgebaut , zu starr und zu lebensfern sind (Hradil 1987, S. 94). Auch neuere Schichtmodelle weisen Probleme auf, da sie lediglich Berufsgruppenmodelle darstellen, die sich auf die Erwerbssphäre konzentrieren und nichtberufstätige Gesellschaftsmitglieder nur unter Kompromissen einordnen. Sie berücksichtigen keine sozialen Ungleichheiten und gehen oftmals davon aus, dass die einzelnen Klassen ihre soziale Lage in ähnlicher Weise sehen und damit umgehen (vgl. Hradil 2001, S. 370f). Der Charakter des Schichtungsgefüges ist das Oben und Unten der Berufsstruktur. Alle Menschen, die nicht im Berufsleben stehen, lassen sich nicht, oder nur aufgrund von gewagten Annahmen in das Schichtungsgefüge einordnen. Diese Menschen, z.B. Rentner, Hausfrauen, Studierende und Sozialhilfeempfänger, machen fast die Hälfte der Bevölkerung aus. Auch die Nachteile der Migranten, Frauen, älteren Menschen und Bewohnern bestimmter Regionen oder Stadtviertel sind im Rahmen der Analyse sozialer Schichtung nicht erkennbar, außer wenn es sich um berufliche, finanzielle oder Bildungsaspekte handelt (vgl. Hradil 2012, S. 179). Herkömmliche Klassen- oder Schichtkonzepte gehen davon aus, dass mit bestimmten äußeren Lebensbedingungen bestimmte innere Haltungen einhergehen. In die Untersuchung von sozialen Lagen und Lebenslagen geht demgegenüber die Annahme mit ein, daß [sic!] die objektiven Lebensbedingungen möglicherweise, aber nicht notwendigerweise die subjektiven Lebensweisen der Menschen prägen (Hradil 2001, S. 45). Die Mentalitäten und Verhaltensweisen der Menschen fallen innerhalb gleicher sozialer Schichten durchaus unterschiedlich (und gelegentlich über Schichtgrenzen hinweg ähnlich) aus. Die Begriffe der Milieus und der Lebensstilgruppierungen dienen dazu, diese Unterschiede zu erfassen (Hradil 2012, S. 158). Diese Problematik verdeutlicht die Notwendigkeit der Entwicklung bzw. Anwendung eines neuen Modells, welches die gesellschaftlichen Veränderungen sowie die Denk- und Handlungsweisen aller Bevölkerungsmitglieder berücksichtigt und individuelle Besonderheiten beachtet.
Nina Weber, B.A., wurde 1975 in Koblenz geboren. Nach ihrer Ausbildung als Goldschmiedin und ihrer Umschulung zur Erzieherin arbeitet die Autorin seit 2004 in einer integrativen Kindertagesstätte. Ihr Studium der Pädagogik der frühen Kindheit an der Hochschule Koblenz schloss die Autorin im Jahre 2015 mit dem Bachelor-Abschluss sowie der staatlichen Anerkennung als Sozialpädagogin erfolgreich ab.
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