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- Das Bild Brasiliens in der deutschen Presse: Eine inhaltsanalytische Studie der Amtszeit von Präsident Lula in den Jahren 2003 bis 2010
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Brasilien ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem Deutschland eine strategische Partnerschaft hat. Die deutsch-brasilianischen Beziehungen sind politisch, wirtschaftlich und kulturell breit verankert. Beide Länder verfolgen außenpolitisch gemeinsame Ziele. Neben der Reorganisation der Vereinten Nationen und der Erweiterung des Sicherheitsrates treiben Brasilien und Deutschland eine Reform der globalen Finanzordnung voran. Auch für die internationale Klimaschutz- und Umweltpolitik zeigt man ähnliche Interessen. Diese basieren auf gemeinsamen Werten wie Sicherheit, Stabilität und Wohlstand. Brasilien ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Lateinamerika. Mit mehr als 1000 Unternehmen ist São Paulo einer der größten Standorte der deutschen Wirtschaft weltweit. Durch zahlreiche bilaterale Projekte und den Austausch von Wissenschaftlern wurde die Kooperation auch im Bereich von Kultur und Bildung vertieft. Obgleich die deutsch-brasilianischen Beziehungen befriedigend und vielversprechend sind, kommen den Deutschen bei Brasilien zuallererst Samba, Fußball und Sonnenschein in den Sinn. Solche Einstellungen zu kulturspezifischem Verhalten entstehen aus einem Mangel an interkulturellen Kompetenzen, aus Unwissenheit oder durch die Verknüpfung von in den Medien vermittelten Informationen mit vorhandenem Wissen.
Textprobe: Kapitel 2.3.3, Nationenbild in der Presse Das Bild, das die Presse über ein Land erzeugt und vermittelt, kann als Presseimage bezeichnet werden. Nationenbilder in der Presse sind nie vollständig, vielmehr vereinfa-chen sie häufig, was daraus folgt, da sich die vielfältigen Ereignisse nicht in Gänze dar-stellen lassen. Neben Platz-, Zeit- und Auslandskorrespondentenmangel spielt dabei die Zuarbeit durch Presseagenturen sowie die Redaktionspolitik, das Zeitungsprofil oder ein schwaches Image einer bestimmten Nation eine Rolle. Somit ist das Pressebild eines Landes eine den Lesern aufgedrängte Realitätsvorstellung eines jeden Mediums. Rezi-pienten bilden ihre Meinungen aufgrund der erhaltenen, aufgenommenen und verar-beiteten Informationen. 2.3.4, Bedeutung der Medien für die Imagebildung Wie Medien die Imagebildung beeinflussen, lässt sich gut an der Fußball-Europameis-terschaft 2012 nachzeichnen. ,Polen glänzt’ oder ,Polen ist ein dynamisches, enthusi-astisches und reizvolles Land’ titelten ,Le Monde’ und ,The Telegraph’. Die Medien vermittelten hier ein neues Polenbild. Hatten Polen zuvor das Image, dass sie gläubig, konservativ und immer unzufrieden seien, wurde während des Turniers herausgestellt, dass sie fleißige, kreative Menschen voller Ideen und Unternehmergeist sind. Die Euro-pameisterschaft 2012 macht erneut deutlich, dass auch Nationen (genau wie Personen und Produkte) über Images verfügen, die veränderbar sind. Images werden in verschiedener Weise konstruiert. Sie kommen entweder durch direkte Umweltwahrnehmung (Primärerfahrung) oder durch die Vermittlung von Wissen und Erlebnissen verschiedener Instanzen (Sekundärerfahrung) zustande. Je größer das Wissen über einen bestimmten Sachverhalt, desto realitätskonformer und ,bunter’ sind Images. Bilder benötigen stets die öffentliche Meinung, um erfolgreich sein zu können, das heißt sie müssen an virulente Vorstellungen und Haltungen in einer Gesell¬schaft anknüpfen. Die heutige Wissensgesellschaft ist so komplex und fragmentiert, dass es nicht leicht ist, das räumlich und zeitlich entfernte Weltgeschehen zu verfolgen. Daher nimmt der öffentliche Kommunikationsprozess bei der Entstehung von Images immer größere Bedeutung ein. Bei der Bildung, Vermittlung und Verbreitung der Bilder spielen die Medien eine herausragende Rolle. Insbesondere in der internationalen Be-richterstattung haben sie großen Einfluss auf die Imagegestaltung. Die Medien sind oft die einzige Quelle für Informationen aus fremden Ländern und Kulturen. Durch den Zeitdruck unterliegen auch sie immer mehr dem Einfluss von Images und Stereotypen. Journalisten pflegen (nationale) Stereotype, so dass die (Natio-nen-)Images folglich sehr stark durch die Berichterstattung geprägt werden. Und das periodische Erscheinen ist eine erfolgreiche Medienstrategie zur Beeinflussung des Bil-des der weit entfernten Wirklichkeit. Das heben auch Galtung und Ruge hervor: ,[…] the regularity, ubiquity and perseverance of news media will in any case make them first-rate competitors for the number-one position as international image-former.’ Massenmedien sind jedoch nicht im Stande, die gesamte Realität zu erfassen und abzu-bilden. Informationen, die nach verschiedenen Faktoren durch Journalisten ausgewählt und verarbeitet werden, können Images entweder unberührt lassen oder modifizieren. Auch bei den Rezipienten findet ein Auswahlprozess während der Informationsauf-nahme statt. Jeder Mensch nimmt aus dem kontinuierlichen Strom von Botschaften be-stimmte Informationen auf, die seiner Betrachtungsweise entsprechen. Je prägender eine Nachricht ist, desto ausschließlicher ist der Zugang zur Realität, die sie bildet. Der In-formationssuchende selektiert unterbewusst dissonante Nachrichten aus, um sich zu schützen. Somit sind unsere Images ausschlaggebend dafür, welche Informationen ab-gelehnt und welche verbreitet werden. Die Imagebildung in den Medien kann auf verschiedenen Ebenen ablaufen: Nicht nur durch Massenmedien und die Wahrnehmung der Mediennutzer, sondern auch durch Politik-, Wirtschaft- und Kulturexperten werden Images geprägt. Nach Bergler sind dabei bestimmte psychologische Mechanismen am Werk. Dazu gehört zunächst die ,Vereinfachung durch Typologisierung’. Um sich in der komplexen Umwelt zurechtzu-finden, selektiert und vereinfacht der Mensch Informationen. ,Verallgemeinerung von Einzelerfahrung’ ermöglicht, negativen Images entgegenzuwirken oder auch positive wieder aufzuheben. Durch ,Überverdeutlichung’ können Images des Weiteren be-stimmte Merkmale betonen und andere zugleich vernachlässigen. Schließlich erfolgt eine positive und negative ,Bewertung’. Images (vor allem Nationenbilder) unterliegen einem langen Entstehungsprozess und entwickeln sich in Abhängigkeit von politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren, wobei spektakuläre Vorkommnisse eine besondere Wirkung ha¬ben. Die von Journalisten vorgestellten Ereignisse, deren Zeuge nicht jede(r) sein kann, tragen zum Weltbild des Einzelnen bei. Mit der Veränderung der Welt ändert sich aller-dings auch die Medienlandschaft. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen in ei-nem Staat haben unmittelbare Auswirkungen auf die Rolle und Aufgabe des Journalis-ten. Durch die Globalisierung und Social Media wurde die Welt zum ,Global Village’. Je kleiner die Umwelt, desto größer werden die Informationsflut und die damit verbunde-nen Herausforderungen. Es handelt sich nämlich um Prozesse, die nationalstaatliche Grenzen überwinden. In der heutigen Zeit muss man in der Lage sein, vielschichtige Informationen und verschiedene Lebensentwürfe bewältigen zu können. Deswegen wird versucht, in der großen Menge an Informationen ,Ordnung zu schaffen’. Daraus folgt die Neigung von Menschen zur Reduktion von Komplexität. Das begünstigt vereinfa¬chende Sichtweisen. Häufig unterliegen Redakteure ,ökonomischen’ Zwängen und rei¬chern ihre Beiträge mit einfachen Formulierungen, schablonenhafter Sprache, sensa¬tionellen Fotos und reißerischen Überschriften an, was die Imagebildung in den Medien erheblich beeinflusst. Images sind zeitlich stabil und nur durch bedeutende Ereignisse veränderbar. Tendiert ein Bild zum Stereotyp, ist es nicht leicht zu beeinflussen. Außerdem sollte man sich klar machen, dass keine Anzeigenkampagne das Image wirklich ändert. Die Erwartun¬gen an die Medien sind daher übertrieben.
Monika Skarzynska, Dr., wurde 1981 in Warschau geboren. Ihr Studium der Sprachwissenschaft an der Universität Warschau schloss die Autorin im Jahre 2005 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Danach promovierte sie 2009 mit einer Dissertation über ,Die Sprache der Fernsehreportage‘ und absolvierte in dieser Zeit zahlreiche ausländische Kurse in den Bereichen Kommunikation und Medien. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in den Medien, u.a. beim Polnischen Radio in Warschau und bei Radio Arabella in München. Fasziniert von brasilianischer Kultur und Sprache, verbrachte die Autorin einige Monate in Brasilien, um sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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