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- Cannabispolitik – quo vadis? Plädoyer für eine gute Beziehungsarbeit mit Jugendlichen und gegen eine Legalisierung oder Liberalisierung der Droge Cannabis
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 170
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Cannabis ist in Deutschland zu einer attraktiven Lifestyle-Droge geworden. Interessengruppen der Industrie sehen nun auch in Europa einen Markt für Cannabisprodukte. Cannabislobbyisten haben zudem einen hohen Einfluss auf die deutsche Politik sowie über die sozialen Medien auf die wichtige Zielgruppe der Jugendlichen gewonnen. Die offene oder versteckte Cannabiswerbung steht im direkten Konflikt mit gesundheitspolitischen Zielen. Dieses Buch ist ein kritischer Beitrag zur aktuellen politischen Diskussion. Die Autoren informieren über epidemiologische, erzieherische, medizinische, psychiatrische, pharmakologische, beraterische, rehabilitative, rechtliche und politische Aspekte. Nach einer ausführlichen Diskussion der Regulierungsmodelle fassen die Autoren ihre Ergebnisse in den Cuxhavener Thesen für eine gesundheitsorientierte Cannabispolitik zusammen und fordern eine am Gemeinwohl und am Jugendschutz orientierte prohibitive Cannabiskontrollpolitik ein. Zielgruppen des Buches sind Entscheidungsträger in der Politik, Eltern und Interessierte.
Textprobe: Aus Kapitel 4 Cannabis und Medizin: […] Diese Beschreibung der Wirkungen des Cannabiskonsums macht auch sehr deutlich, warum bei regelmäßigem Kiffen und je nach dem Grad der psychischen Stabilität des Jugendlichen Reifungsprobleme vorliegen können, Schulleistungen schlechter werden können und das Kiffen Probleme in der Schul- und Berufsausbildung nach sich ziehen kann. Eva Hoch et al. Berichten im Zusammenhang mit jugendlichem Cannabiskonsum von höheren Schulabbruchraten und niedrigeren universitären Aufnahme- und Abschlussquoten: Die Effekte waren stärker, je früher der Cannabiskonsum begann und je höher er war. Zudem berichten die Autoren bezugnehmend auf das Einstiegsalter erhöhte Schulabbruchrisiken für Unter-15-Jährige, die zwischen dem 2,9- und 5,6-fachen gegenüber Jugendlichen lagen, die nie vor dem 18. Lebensjahr kifften. Auch höhere Arbeitslosigkeit, häufigere Abhängigkeit von Sozialhilfe und geringeres Einkommen mit 25 Jahren werden von den Autoren als Folgen häufigen adoleszenten Cannabiskonsums berichtet. In Fachkreisen wird auch diskutiert, ob über häufiges Kiffen vorzeitig, etwa zwei bis drei Jahre früher Psychosen ausgelöst werden können. Eva Hoch et al. präzisieren diese Angabe: Menschen, die Cannabis konsumierten, hatten dabei durchschnittlich einen 2,7 Jahre früheren Krankheitsbeginn psychotischer Störungen als die Gruppen, die keine Substanzen konsumierten . Depressive Störungen und Angststörungen können durch regelmäßiges Kiffen verstärkt werden. Wir zitieren daher noch einmal Rainer Matthias Holm-Hadulla: Bei den regelmäßig konsumierenden Jugendlichen finden wir häufig eine psychische Entleerung. Diese kann als entspannend erlebt werden, geht aber leider oft mit einer Verflachung der Affekte einher. Auch die soziale Resonanzfähigkeit kann beeinträchtigt werden. Im Denken bemerken wir ein Fading , also den Umstand, dass den Patienten die Gedanken entgleiten und sie damit einhergehend auch ihre Gefühle nicht mehr ausreichend ordnen können. Die Schäden hängen natürlich sehr von der Persönlichkeit ab. Besonders wenn eine Vulnerabilität, eine gewisse Empfänglichkeit für Depressionen, suizidale Gedanken oder Psychosen besteht, ist das Risiko sehr hoch, dass das auch passiert. Nach meiner Erfahrung leiden etwa 30 Prozent regelmäßiger jugendlicher Cannabis-Konsumenten bereits an Apathiesyndromen, Motivationsverlust, kognitiven Einschränkungen. Psychosen und Selbsttötungen sind natürlich seltener, aber in dieser Hinsicht ist jeder einzelne Fall einer zu viel . In mehreren neueren Cannabisstudien wurde der Frage nachgegangen, ob das Kiffen generell das Psychoserisiko erhöht. Der britische Forscher Stanley Amit und sein Forschungsteam haben errechnet, dass der Konsum von Cannabis das Psychoserisiko um 41 Prozent erhöht. Ein Forschungsteam um Martin Frisher fand dagegen keine Hinweise auf eine erhöhte Rate von Schizophrenie in der Bevölkerung. Marta DiForti und ihr Team vom King’s College London konnten schließlich in zwei Studien nachweisen, dass nur hochpotentes Cannabis mit einem erhöhten Psychoserisiko und obendrein mit einem um Jahre früheren Erscheinen der Psychose in Zusammenhang steht, normales Haschisch hingegen nicht. Das Forscherteam um Marta DiForti bestätigt damit eine Studie aus dem Jahr 2009, die zeigte, dass viele Cannabiskonsumierende, die an einer Psychose erkranken, eine Vorliebe für hochpotenten Cannabis haben. Umgekehrt kann auch angenommen werden, dass psychosekranke Menschen stärker dazu neigen, Cannabis mit hohem THC-Anteil zu konsumieren (sekundärer Cannabiskonsum). Gleichwohl muss auch hier geraten werden, den Konsum von Cannabis zu beenden, um das Psychoserisiko nicht noch weiter zu steigern. Auch die Vererbung scheint eine Rolle zu spielen: Je stärker die Gene in Richtung Schizophrenie weisen, desto mehr kiffen die Betroffenen. Ein Erklärungsmodell ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Hochgezüchtetes Cannabis ist zudem arm an Cannabidiol. Das ist eine Substanz, die zwar selbst keine psychoaktive Wirkung hat, den THC-Rausch aber abmildern kann. Je jünger die Person ist, wenn die Psychose zum Vorschein kommt, umso stärker wirken sich die negativen Folgen der Erkrankung auf den persönlichen Werdegang (Schul-, Hochschul- und Berufsausbildung, Eintritt in das Erwerbsleben) aus und ziehen soziale Folgeprobleme nach sich. Der Verzicht (von Erwachsenen) auf hochpotente Sorten wäre eine einfache Lösung, um das persönliche Psychoserisiko deutlich zu senken oder den Ausbruch einer bislang verborgenen Schizophrenie wenigstens um mehrere Jahre hinauszuschieben. Noch besser wäre die völlige Cannabisabstinenz. Das European Network of National Schizophrenia Networks (EU-GEI) sowie Marta diForti et al. fanden in zwei aktuellen Studien, dass die Inzidenz einer ersten psychotischen Episode (FEP) im Südosten Londons zehnmal höher lag als in Santiago de Compostela in Spanien. Die regionale Häufung widerspricht der Lehrmeinung, dass die Schizophrenie weltweit und kulturübergreifend bei etwa 1 % der Population gleich häufig auftritt. THC-Gehalte, Angebot und Konsumhäufigkeit der Cannabisdroge liegen in Großstädten wie London oder Amsterdam jedenfalls deutlich höher als in ländlichen Regionen. - Liegen die höheren Fallzahlen für Schizophrenie also an den hohen THC-Gehalten? Im weiteren Verlauf ihrer Drogenkarriere entwickeln viele regelmäßig Cannabis Konsumierende ein zunehmendes Desinteresse an ihrer Umwelt und zeigen sich zunehmend weniger belastbar. Sie hängen phasenweise nur noch ab , werden passiv und haben immer weniger tragfähige Kontakte zu Mitmenschen, was sie in Leistungssituationen in Schule und Beruf ins gesellschaftliche Abseits stellt. Sie leben dann häufig über lange Zeiträume hinweg in ihrer eigenen Welt und nehmen die Realität nicht mehr vollständig wahr. Hinzu kommt der IQ-Verlust. Frank M. Fischer sagt: Besonders bei Jugendlichen, die über Jahre konsumieren, sinkt der IQ-Wert, und zwar von 100 auf 94 Punkte . Eva Hoch et al. berichten unter Bezugnahme auf die aussagekräftigste prospektive neuseeländische Geburtenkohortenstudie von Meier et al. (2012) einen signifikanten IQ-Verlust von durchschnittlich 8 Punkten bei Probanden vom 13. bis 38. Lebensjahr in der stärksten Konsumentengruppe. Am stärksten erlitten Probanden, die vor dem 18. Lebensjahr cannabisabhängig wurden, einen realen IQ-Verlust. Dies wird u. a. durch noch nicht abgeschlossene Hirnreifungsprozesse im Jugendalter erklärt. Rainer Matthias Holm-Hadulla sagt: Statistiken belegen, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum den IQ senkt. Wenn es ihren IQ von 130 auf 120 senkt, bewältigen sie immer noch ihr Studium. Aber wenn Jugendliche sich von 100 auf 90 runterkiffen und antriebslos werden, schaffen sie die Schule nicht und haben es sehr schwer, einen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden. Ein oft tragischer Teufelskreis von sozialer Isolation und Verzweiflung mit der Hoffnung, in noch härteren Drogen etwas Glück zu finden, entsteht . In der Praxis der medizinischen Vergabe von Cannabispräparaten kommt es mitunter zu Schwierigkeiten im Arzt-Patient und im Apotheker-Patient-Verhältnis. So können Ärzte zur Ausstellung von Rezepten bzw. zum Ausstellen eines BtM-Rezeptes für eine bestimmte THCreiche Cannabis- Sorte genötigt werden. Ärztliche Verordnungen können gefälscht worden sein. Patienten können versuchen, die Rezepturzubereitung zu beeinflussen, um z. B. Cannabisblüten unzerkleinert zu erhalten. Sie können trotz BtM-Dokumentation versuchen, Cannabispräparate von mehreren, auch wohnortfernen Ärzten verschrieben zu bekommen und sich die Medikamente aus mehreren, auch wohnortfernen Apotheken zu besorgen. Sie können versuchen, bereits abgegebene Arzneimittel aus unterschiedlichen Gründen (angebliche Minderbefüllung, mangelnde Qualität, Wirkungslosigkeit usw.) zu reklamieren oder zu manipulieren. Wenn der Patient beim Arzt oder in der Apotheke strikt auf seinen Wünschen beharrt, liegt der Verdacht nahe, dass entweder ein Medikamentenfehler oder ein Missbrauch vorliegt bzw. dass der Patient cannabisabhängig ist. Hier ist ein vertrauliches Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker und die Ablehnung der Medikamentenvergabe durch den Apotheker angezeigt. Darauf weist vorsorglich und aus guten Gründen die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hin. Ähnliche Manipulationsversuche, Rezeptfälschungen, etc. sind Ärzten und Apotheken auch in anderen Zusammenhängen bekannt.
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