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Gesellschaft / Kultur

Corinna Köhldorfer

Blut, Rache, Gewalt. Die Inszenierung von Weiblichkeit in Filmen von Quentin Tarantino

ISBN: 978-3-95935-060-0

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Unser Leben wird durch Geschlechtervorstellungen geprägt und dementsprechend ist es nicht wirklich überraschend, dass auch im Film und Fernsehen präsentierte Geschlechtsrollen Einfluss auf unser Denken nehmen. Gerade für die politikwissenschaftliche Kulturforschung können Filmanalysen sehr wertvoll sein. Diese Studie beschäftigt sich mit der Inszenierung und Darstellung von Weiblichkeit in Filmen von Quentin Tarantino. Die behandelten Filme sind Kill Bill, Teil 1 & 2, Death Proof – Todsicher und Inglourious Basterds. In der Untersuchung spielen primär Geschlechterdarstellungen, Geschlechterverhältnisse und Repräsentationen sowie auch die Aufbrechung derselben eine wichtige Rolle. Für diese Arbeit, die eine figurenzentrierte Analyse der weiblichen Charaktere anstrebt, ist eine Untersuchung der Repräsentation und Inszenierung von Weiblichkeit wichtig. Eine derartige Untersuchung erfordert zur Vollständigkeit auch eine Analyse der männlichen Rollen. Welche Frauenbilder liefert uns der Regisseur in seinen Filmen? Halten sie an alten Geschlechtervorstellungen und Stereotypen fest oder zeigen sie uns etwas Neues, Fortschrittliches? Im Laufe der letzten Jahre haben sich die normativen und diskursiven Filmdarstellungsformen von Frauen und Männern geändert. Die Repräsentation der Geschlechter hat Einfluss auf das Verhalten der Menschen. Das Publikum kann sich mit den gezeigten Figuren identifizieren, die performativen Handlungen der SchauspielerInnen suggerieren den ZuseherInnen das richtige Verhalten von Mann und Frau. Doch einige FilmemacherInnen lassen ihre Figuren diese bekannten Rollenmuster ablegen. Sie erschaffen dabei weibliche Helden, die männlich codierte Eigenschaften besitzen. Werden diese neuen Frauenfiguren Einfluss auf das Denken und Verhalten der Gesellschaft haben?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1.2, Charakteranalysen: Die Braut/Black Mamba/Beatrix Kiddo (Uma Thurman) – die blonde Amazonenkriegerin und Löwenmama: Die Heldin der Kill Bill Filme ist im gesamten ersten Teil namenlos und wird nur als die Braut bezeichnet, wann immer einer der anderen Charaktere ihren Namen ausspricht, wird darüber ein lauter Biep-Ton gelegt, ihr Name wird also für das Publikum zensiert. Aber nicht nur die Identität der Braut, auch ihre eigentliche (Lebens-)Geschichte bleibt zum größten Teil ein Rätsel für das Publikum. Beispielsweise erfahren wir wesentlich mehr über O-Ren Ishiis Leben und Werdegang, als über den der eigentlichen Heldin. Wir wissen nichts über ihre Familie, wir erfahren nicht, wie sie Bill kennen gelernt hat und wann und wie sie sich ineinander verliebt haben. Auch ist uns nicht einmal bekannt, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass sie eine der besten und gefährlichsten Killerinnen der Welt geworden ist. Was wissen wir also? Wer ist die Braut aka Beatrix Kiddo: Nun zuerst einmal ist sie eine große, schlanke und blonde Frau, und eine überaus gefährliche Killerin. Zu Beginn von Volume 1 ist Beatrix aber vor allem eines, ein (weibliches) Opfer ihres Ex-Geliebten und seiner Untergebenen. Sie ist verletzt, röchelt und ist in diesem Moment absolut wehrlos. Dann schießt ihr Bill eine Kugel in den Kopf. Vier Jahre später erwacht Beatrix aus dem Koma, und weint über ihr verlorenes Baby. Aber dennoch zeigt sich gleich, was für eine starke Frau sie ist. Sie kann sich überaus schnell mit der neuen Situation abfinden, statt dass sie verzweifelt, lautet ihre Devise, stets angreifen. Schnell hat sie ihren Racheplan gefasst und eine Todesliste ihrer Peiniger erstellt. Im Kampf gegen Oren-Ishiis Privatarmee den Verrückten 88 zeigt sich, dass die Braut, wie viele andere Actionhelden, über geradezu übermenschliche Kräfte und Fähigkeiten verfügt, wobei aber trotzdem gezeigt wird, dass sie, ebenso verwundbar ist, wie jeder andere. Trotzdem, ein normaler Mensch könnte es wohl niemals mit einer derartig hohen Anzahl an Gegnern aufnehmen. Auch ihre Waffe, laut Hattori Hanzo das beste Schwert, das er je gemacht hat , ist besser, als alle anderen Schwerter. Das zeigt sich vor allem in einer Kampfszene, als sie das Samurai-Schwert eines Gegners mit ihrem Schwert mühelos kaputtschlägt. Im Finale mit Oren begegnet sie ihrer Feindin mit großem Respekt und als Oren sich für eine zuvor ausgesprochene Beleidigung entschuldigt, nimmt Beatrix diese bereitwillig an. Auch im Kampf mit Vernita ist sie fair. Nachdem deren Tochter nach Hause gekommen ist, schlägt sie vor den Todeskampf zu verschieben. Eine Reaktion, die Vernita durchaus überrascht. Beatrix meint dazu: Mir fehlt es vielleicht am Mitgefühl und Erbarmen, nicht aber an Vernunft . Als Vernita Beatrix aber hinterrücks mit einer Schusswaffe angreift, verteidigt sich diese und tötet Vernita mit einem gezielten Wurf ihres Messers. Dass Vernitas kleine Tochter Nikki, wohl wegen des Schusslärms, plötzlich in der Türe steht, und ihre tote Mutter sieht, tut Beatrix jedoch leid. Es scheint, als ob Beatrix einen Kampf-Ehrenkodex verfolgt, sie tritt ihren Gegnern mit Achtung und Respekt entgegen. Da sie sich ihrer Stärke und ihrer kämpferischen Fähigkeiten durchaus bewusst ist, unterschätzt sie allerdings ihren Feind Budd, dem es beinahe gelingt sie zu töten. Diesen Fehler begeht sie bei Elle Driver nicht, immerhin ist diese ja schon seit langem ihre Erzfeindin. Vielleicht zieht sie es deshalb vor, diese zu blenden, statt sie, wie die anderen zu töten. Denn für Elle ist dies wohl das schlimmere Schicksal. Anders verhält es sich, als sie sich zur Nummer 1 ihrer Todesliste, ihrem Ex Bill aufmacht. Bei ihrem Ex-Geliebten greift sie zu Beginn sogar vorsichtshalber lieber zur Schusswaffe, als zum Schwert. Aber der Mann, der sie stets bei ihrem Nachnamen nennt (Kiddo), hat sie wieder ausgetrickst und erwartet ihr Kommen. Es zeigt sich, dass Beatrix Bill wirklich sehr geliebt hat, und bereit war alles für diesen Mann zu tun. Bis sie etwas noch mehr geliebt hat als ihn, nämlich ihr Baby. Mit dem Wissen, dass sie ihr altes Leben als Mutter nicht mehr fortsetzten könne, hat sie beschlossen, Bill und ihren Beruf als Killerin hinter sich zu lassen. Unter dem Namen Arlene Machiavelli hat sie versucht sich ein neues Leben aufzubauen. Doch Bill hat ihr diese Möglichkeit genommen. Unsere weibliche Hauptfigur ist selbstbewusst und stark, sie bringt die Handlung des Films aktiv voran und kontrolliert die Geschehnisse, indem sie selbst ihre Gegner aufsucht und den Kampf mit ihnen sucht. Der Grund für ihre Handlungen bleibt jedoch ein typisch weiblich codierter . Hauptmotivation für Beatrix blutigen Rachefeldzug ist ja in erster Linie ihre (verhinderte) Mutterschaft. Und die biologische Fähigkeit, Kinder zu bekommen, ist etwas das nur Frauen vorbehalten bleibt. Vernita Green/Jeanne Bell/Copperhead (Vivica A. Fox) – die brave Hausfrau: Die ehemalige Killerin Vernita hat sich zum Zeitpunkt von Beatrix´ Besuch offenbar schon aus dem Attentatsgeschäft zurückgezogen und ihren Decknamen Copperhead abgelegt. Unter dem neuen Namen Jeanne Bell lebt die Afroamerikanerin jetzt in einem beschaulichen, amerikanischen Vorort von Pasadena. Dort führt sie nun ein Leben als Hausfrau, Mutter und Ehefrau eines Doktors, in ihrer Freizeit trainiert sie eine Baseballmannschaft. Tarantino baut hier offensichtlich den Stereotyp der Vorstadtidylle und der amerikanischen Hausfrau mit ein. Jedoch wird diese vermeintliche Normalität durchbrochen, als Vernita nach dem Türöffnen sofort einen Kampf mit ihrer Besucherin, Beatrix beginnt. Der gefährliche Kung Fu Kampf gerät aber aufgrund des Austragungsortes zu einer Parodie. Die beiden Frauen verwüsten das Wohnzimmer, und sind gerade dabei einen Messerkampf zu starten, als Vernita´s kleine Tochter Nikki von der Schule nachhause kommt. Die Frauen beschließen, sich an anderem Ort für den finalen Kampf zu treffen. Auch hier sorgt Tarantino für einen parodistischen Moment: Die Frauen stecken die Messer weg und begeben sich gemeinsam in die Küche, wo Vernita Beatrix einen Kaffee macht, als ob es den Todeskampf gerade eben nicht gegeben hätte. Dabei versucht Vernita durchaus, den Kampf zu verhindern, indem sie Beatrix zu überzeugen versucht, dass sie jetzt eine Andere sei und sich geändert hätte. Auch zeigt sie Beatrix ein Bild ihrer Tochter (obwohl sie diese ja gerade eben selbst gesehen hat) und bittet um Rücksicht und Mitgefühl, was Beatrix aber ablehnt. Nun zeigt sich, dass Vernita keine faire Kämpferin ist. Während Beatrix mit der Kaffeetasse abgelenkt an der Wand steht, holt sie eine Cornflakes-Packung hervor, in der sich eine versteckte Schusswaffe befindet. Hinterrücks und ohne Vorwarnung feuert Vernita eine Kugel auf Beatrix ab, verfehlt diese jedoch. Beatrix ihrerseits handelt aber und wirft ihr Messer nach Vernita. Diese stirbt. Doch trotz ihrer Mutterschaft hält sich hier das Mitgefühl des Publikums in Grenzen. Es weiß, welche Rolle Vernita in der Vorgeschichte der Braut gespielt hat und außerdem war ihr eben geleisteter, hinterhältiger Mordversuch feige und unehrenhaft. O-Ren Ishii/Cottonmouth (Lucy Lui) – der Boss im Geisha-Gewand: Die halb japanisch, halb chinesische O-Ren Ishii (geboren auf einer amerikanischen Armeebasis in Tokio) ist wohl einer der interessantesten Charaktere der Kill Bill Filme. Wahrscheinlich deshalb, weil wir von keiner der anderen Figuren so viel über ihr Leben und ihren Werdegang erfahren, wie von O-Ren. Während die Geschichte unserer Heldin Beatrix zu einem großen Teil im Dunkeln bleibt wird O-Rens Werdegang offen gelegt. Tatsächlich ist es Beatrix selbst, die uns O-Rens Geschichte erzählt, während sie gerade in Bucks Pussy Wagon sitzt, und damit beschäftigt ist, ihre Zehen nach der langen Zeit im Koma, wieder zu bewegen. O-Rens Lebensgeschichte wird als Manga-Comic/Anime gezeigt. Wir erfahren, dass O-Ren bereits als Kind ihre Eltern verloren hat. Diese wurden vor ihren Augen vom Yakuza Boss Matsumoto getötet. O-Ren liegt bei der Ermordung ihrer Eltern versteckt unter dem Bett. Sie sinnt auf Rache und schleicht sich mit gerade einmal 11 Jahren bei Matsumoto ein, der pädophil ist, und tötet ihn. Sie setzt also ihre (kindlich) weiblichen Reize ein, um ihr Ziel zu erreichen, sich an dem Mörder ihrer Eltern zu rächen. Ähnlich wie Beatrix, hat sie also ihren ganz eigenen Rachefeldzug gekämpft.Schon wenige Jahre später, mit 20 gehört O-Ren laut Beatrix, zu den weiblichen Topkillern der Welt . Doch damit hat sie ihr Ziel noch nicht erreicht, sie wird zum Oberhaupt der japanischen Unterwelt indem sie den Vorsitz des Hohen Yakuza – Rates einnimmt (mit Bills Hilfe). Das diese Position gerade für eine Frau - noch dazu eine, die nicht rein japanischer Abstammung ist - wirklich sehr ungewöhnlich ist, versteht sich wohl von selbst. Nur einmal gab es eine Diskussion darüber, dass eine japanisch-chinesische Amerikanerin Boss aller Bosse Tokios werden konnte. Boss Tanaka sieht in O-Rens Ernennung eine Beleidigung für den Hohen Rat und bringt dies auch deutlich zum Ausdruck. O-Ren reagiert darüber überaus heftig, schlägt sie ihm doch mit ihrem Samurai-Schwert den Kopf ab, und stellt daraufhin klar, dass dieses Thema niemals wieder zur Sprache kommen darf: Als eure Vorsitzende möchte ich euch ermutigen von Zeit zu Zeit, auf respektvolle Weise meine Gedanken zu hinterfragen. Wenn ihr von einem meiner Vorhaben nicht überzeugt seid ist es das Klügste mir das mitzuteilen, aber erlaubt mir euch zu überzeugen. Und ich verspreche euch hier und jetzt, kein Thema wird jemals Tabu sein – abgesehen von dem Thema natürlich das gerade zur Sprache kam. Aber solltet ihr es wagen, entweder meine chinesische oder amerikanische Herkunft negativ zu erwähnen, zahlt ihr mit eurem Kopf dafür. Genau wie dieses abgefuckte Arschloch hier. Also, wenn einer von euch dreckigen Scheißkerlen noch irgendwas dazu zu sagen hat, dann ist jetzt der Richtige Zeitpunkt . – O-Ren Ishii. Eine Rede, die ihr wohl endgültig den Respekt ihrer Untergebenen verschafft haben dürfte, oder diese zumindest in große Furcht versetzt hat. Als Boss aller Bosse verfügt O-Ren nicht nur über einen (weiblichen) Bodyguard, sondern auch gleich über eine eigene Privatarmee – Die verrückten 88 . Und tatsächlich muss Beatrix, bevor sie gegen O-Ren antritt, gegen diese Armee kämpfen.

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