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- Beckham - Der Weg vom Sport- zum Popstar: Eine medienökonomische Analyse
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 152
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
David Beckham war ein überdurchschnittlich begabter Fußballspieler, der außergewöhnlich gute Flanken schlagen und tolle Freistöße schießen konnte. Andererseits ist er aber auch der wohl meistfotografierte Sportler der Welt, Trendsetter, tätowierte Mode-Ikone mit Hang zum Extravaganten, führt eine skandalträchtige Ehe mit einem Ex-Spicegirl und wechselt seine Frisuren so häufig wie andere Menschen ihre Kleidung. Die Frage ist nun was überwiegt? Ist Beckham Sportler oder doch schon eher Popstar? Metaphorisch gesprochen könnte man sich eine Waage mit zwei Gewichten vorstellen. Die beinahe schon philosophische Frage lautet dann, ist eines der beiden Gewichte schwerer als das andere und bringt somit die vorhandene Balance aus dem Gleichgewicht? Diese Studie stellt einen Versuch dar, diese Fragestellung aus einer medienökonomischen Perspektive zu beantworten. Es soll dabei nicht nur um einen Vergleich der Person, bzw. des Stars David Beckham mit Film- oder Popstars gehen, sondern auch um dessen Hauptbetätigungsfeld. Anders ausgedrückt soll auch der Sport, insbesondere der professionelle Fußball mit anderen Bereichen der Unterhaltungsindustrie wie Film oder Musik verglichen werden. In dieser Abhandlung soll das bisher relativ wenig Untersuchte Verhältnis zwischen Sport und Unterhaltung, sowie die veränderte Bedeutung des Sports, insbesondere des Fußballs näher beleuchten.
Textprobe: Kapitel 3.5, Die Auswirkungen des ,magischen Dreiecks’ auf den Fernsehsport: Medien und Wirtschaft haben den Sport in den letzten Jahrzehnten bewusst oder un¬be-wusst erheblich verändert. So wird beispielsweise im Fußballsport zwar immer noch mit ei¬nem Ball auf zwei Tore gespielt, aber ansonsten erinnert im heutigen kommerziellen Medienspektakel nur noch wenig an den Fußball aus den Tagen Fritz Walters, Becken-bauers oder Pe¬les. Reichen nun die zu konstatierenden Ver¬änderun¬gen aus, bzw. haben diese das Unter¬haltungspotenzial des Sports in einem sol¬chen Maße er¬höht, dass man vom Sport als Teilbereich der Unterhaltungsindustrie sprechen kann? Das der Sport allgemein und der Profifußball im Besonderen zweifelsohne Unterhal-tungspo¬tenzial besitzt, lässt sich anhand weniger Stichworte beschreiben: Dynamik, Emotion, Span¬nung, Abwechslung, einfache Regeln, offener und messbarer Aus¬gang (Sieg, Remis, Nieder¬lage, Rekorde,...etc.) oder auch die ,Serilialität’ der Wett¬kämpfe (Turniere, Liga, Welt¬cup,...etc.) – all das wird den Zuschauern entweder direkt vor Ort präsentiert oder eben via Medien ins eigene Wohnzimmer übermittelt. Insbesondere das Fernsehen verfährt dabei nach der von Gary Whannel formulierten Prämisse: ,ein Ma-ximum an Aktion in minimaler Zeitspanne’. Die angesprochenen veränderten Präsentations- und Inszenierungsformen des Sports, sowie dessen wachsende Kommerzialisierung veranlassen Autoren wie beispielsweise Christoph Fi¬scher dazu sich eindeutig zu positionieren und Sportler als die ,Leis¬tungs-produzenten der Un¬ter¬haltungsindust¬rie’ zu bezeichnen. Schaffrath argumentiert ähn-lich und spricht davon, dass der Sport ,zu einer unverzichtbaren Ware der Unterhal-tungsindust¬rie geworden’ sei. In Strukturanalysen von Fernsehangeboten nimmt der Sport jedoch häufig eine Art ,Zwitter¬stellung’ ein, d.h. es erfolgt weder eine eindeutige Klassifizierung als Informa-tion noch als Un¬terhaltung, sondern irgendwo dazwischen. Dies erscheint einerseits un¬erheb¬lich, da nach dem Ansatz von Früh der Fernsehsport analog zu fast allen Fern-sehan¬geboten als Unterhaltung, bzw. positiv erlebte Makroemotion rezipiert werden kann , an¬derer¬seits zeigt dies je¬doch eine ge¬wisse Unsicherheit bei der Einordnung des Sports auf. Gary Whannel spricht vom sportlichen Wettkampf als Transforma¬tionspro-zess, wobei rea¬listi¬sche Informationen und Un¬terhaltung zumeist miteinander in Kon-flikt stehen. In gewisser Hinsicht stellt Sport selbst in seiner heuti¬gen Form bei¬des dar, d.h. er hat so¬wohl Informations-, als auch Unterhal¬tungs¬charakter. Gleich spricht denn auch, in An¬lehnung an den Medienkritiker Neil Postman vom Sport als ,Infotain-ment’ . Wäh¬rend der Begriff bei Postman jedoch eine extrem medien¬kriti¬sche Färbung hat, verwen¬det Gleich diesen relativ wert¬neutral um auf die un¬terschiedlichen Dimensi-onen des Sports hinzuweisen. Unbestrit¬ten ist jedoch, dass gerade der Aspekt der Un-terhal¬tung in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich an Gewicht gewonnen, d.h. das Unter¬haltungs¬potenzial des Sports sich erheblich vergrößert hat. Natürlich möchten die Konsumenten des Fernsehsports über das sportliche Gesche¬hen infor¬miert, darüber hinaus jedoch mehr und mehr auch unterhalten wer¬den. Gleich stellt tref¬fend fest, dass ,nur für einen kleineren Teil der Zuschauer [...] Sport pri¬mär Informati¬ons- und Modelfunktion’ hat. Dieser eher kleinen Gruppe geht es zu¬nächst einmal darum, sich über die Leistungen der Athleten und Teams, deren Spiel¬strategien, Techniken und Taktiken zu informieren um anschlie¬ßend das Gese¬hene als Vergleichs-modell bzw. Vorbild für eigene sportliche Aktivi¬täten nutzen zu können. Wesentlich größer ist jedoch die Gruppe derjenigen Perso¬nen, die im Kon¬sum sportli¬cher Darbie-tungen etwas Sensationelles und Spektakulä¬res, sprich Unter¬haltung in Form positiver Emotionen suchen. Gerade diese Unterhaltung, bzw. das, was Früh als ,ange¬nehm erlebte Makroemo¬tion’ be¬zeichnet, ist jedoch beim Konsum sportlicher Leistungen, sei es direkt am Spielfeld oder via Fernsehen, jedoch nicht gewährleistet. Das Erreichen positiven Erlebens ist auf den Verlauf, die Qua¬lität und nicht zuletzt das Ergebnis des jeweilig konsu¬mierten Sporter¬eignisses angewiesen. 3.5.1 Offenheit sportlicher Wettkämpfe und das Risiko möglicher ,Nicht-Un¬terhal¬tung’,Football is a simple game: 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win.’ Anders als es uns das berühmte Lineker-Zitat glauben machen möchte, sind Ablauf und Qua¬lität sportlicher Wettkämpfe und vor allem deren Ergebnis relativ offen, von er¬heb-lichen Unwägbarkeiten geprägt und infolgedessen kaum vorhersehbar. Konsumen¬ten sportlicher Leistungen, bzw. Wettkämpfe gehen mit dem Konsum folg¬lich ein ge¬wisses Risiko ein, d.h. sie müssen die Mög¬lichkeit in Betracht ziehen, dass Erwar¬tungen hin-sichtlich verlaufs- und ergebnisbe¬zogener Ziele nicht erfüllt wer¬den. Fußball¬spiele kön-nen vorzeitig ent¬schieden sein, Tennis¬spiele durch drü¬ckende Überlegen¬heit eines Akteurs schnell langweilig werden und das Wetter hat schon so manchen Rekordver-such in der Leichtathletik zunichte ge¬macht. Dieses von Stiehler als ,Gefährdung der Unterhaltung’ postulierte Phänomen unter-scheidet den medial vermittelten Spitzensport signifikant vom Konzert, der Soap Opera, der Samstagabend¬show oder auch dem Kinofilm. Zwar können auch dort Ablauf, Aus-gang und Qualität unbe¬kannt sein, variieren oder die auf¬gebau¬ten Erwartungen der Konsumenten enttäu¬schen, durch Vorinformationen, vorange¬gan¬gene Erfah¬rungen und Kenntnisse über Schauspieler oder Moderatoren und nicht zuletzt den fehlenden Wett-kampfcharakter dieser Darbietungen ist den¬noch eine ge¬wisse Si¬cher¬heit ge¬geben ,sich zu unter¬halten, oder auf attraktive Alternativen umzu¬schalten.’ Die be¬reits ange¬sproche-nen Veränderungen des Sports selbst, seiner Abläufe und medi¬aler Präsentati¬onsfor¬men minimieren dieses Risiko des ,Nicht-Unterhaltenwerdens’, kön¬nen es je¬doch nicht gänzlich ausschließen. Stiehler weist denn auch darauf hin, dass ,die diesbe¬züg¬liche Offenheit des Sports [...] auch durch eine noch so ausgeklügelte mediale Prä¬sentation nicht aus der Welt zu schaffen ist.’ Mögliche Strategien der Risikominimierung können seitens der Konsumenten darin be-stehen, entweder die eigenen Erwartungshaltungen von vorneherein herunterzuschrau-ben, diese rechtzeitig neu zu definieren, d.h. sich auf die Seite des vermutlich Erfolgrei-chen zu schlagen, auf ein erneu¬tes Aufeinandertreffen der Akteure zu hoffen oder eben neutral, d.h. ohne jegliche emotionale Anteilnahme zu bleiben. 3.5.2, ,Dabeisein’ und subjektive Anteilnahme Gerade die emotionale Anteilnahme ist bei der Rezeption sportlicher Leis¬tungen jedoch ein wichtiger Faktor um letztendlich unterhalten zu werden. Konsu¬menten die bei-spielsweise ein Fußballspiel neutral und ohne jegliche Anteil- oder Parteinahme ver¬fol-gen, de¬nen es quasi ,egal ist wer gewinnt’, sind zwar einerseits weitgehend vor Enttäu-schungen, bzw. negativen Emoti¬onen ,ge¬schützt’, andererseits wird sich je¬doch auch deren Unterhal¬tung in überschauba¬ren Gren¬zen halten. Man könnte es auch betriebs-wirtschaftlich aus¬drücken und sagen, dass eine niedrige Investition in Form nur geringer emotionaler Anteilnahme beim Konsum sportlicher Dar¬bietungen, auch nur geringen Ertrag, d.h. kaum Unter¬haltung generie¬rt. Je mehr ein Konsument nun investiert, d.h. je größer die emotionale Anteilnahme ist, desto grö¬ßer kann der Ertrag, damit verbunden aber auch das bereits thematisierte Risiko der ,Nicht-Unter¬haltung’ sein. Des Weiteren erfolgt die Anteil¬nahme meist nicht nur emoti¬onal son¬dern auch höchst subjektiv, d.h. Leistungen der Athleten der eigenen Mann¬schaft werden entgegen ob¬jektiver Kriterien bewertet und häufig positiver gesehen als sie es wirklich sind. Im Bereich des Fußballs spricht man nicht umsonst von der ,Ver¬einsbrille’ . Auch das Phänomen der Valenz-transforma¬tion ist beim Konsum sportlicher Darbie¬tungen zu beobachten. Negative Emotionen wie Unsicherheit, Wut oder Trauer, wel¬che beispiels¬weise im Verlauf der Rezeption eines Fußball¬spiels auftreten können, werden im Falle eines positiven Aus-gangs desselben in positive Emotionen, d.h. in Un¬terhaltung transformiert. Subjektive und emotionale Anteilnahme findet sich zwar auch in ande¬ren Bereichen wie Film oder Musik, ist jedoch im Sport zumeist wesentlich stär¬ker ausgeprägt. Die ,gefühlte Beteiligung’ am sportlichen Geschehen, welche bei Konsumenten sub-jektiv, entweder medial vermittelt oder live im Stadion wahrgenommen wird, ist für viele Konsumenten sportli¬cher Dar¬bietungen primäres Ziel der Sportrezeption, Unterhaltung ist meist eher ein angenehmer Nebeneffekt. Fans einen Fußballvereins gehen natürlich ins Stadion um ,ihre’ Mann¬schaft siegen zu sehen, d.h. unter¬halten zu werden, sie tun es aber auch dann, wenn diese Unterhaltung nicht zu erwarten ist und nehmen selbst extrem ne¬gative Emotionen in Kauf. Wir alle kennen die Bilder weinen¬der Fußballfans nach Nie¬derlagen oder Ab¬stiegen ihrer Mannschaft und niemand wird in diesem Zusammenhang von Unterhal¬tung sprechen wollen. Der englische Autor Nick Hornby bringt es in seinem Buch ,Fe¬ver Pitch’ auf den Punkt indem er schreibt: ,Ich ver¬liebte mich in den Fußball [...] plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein wür¬den’ Sport und gerade Fußball können Unterhaltung sein, müssen es aber nicht zwangsläufig. Bleibt die Frage, ob Mediensport in seiner aktuellen Form dennoch soviel Unterhaltungspotenzial besitzt, um ebenso wie Film- oder Musikbusiness als ein Teilbereich der Unterhaltungsindustrie firmieren zu können, ob Sport quasi ein ,Dallas with balls’ ist, wie es O`Conner und Boyle nennen. Man könnte es wie Schauerte formulieren und den Mediensport als eine Art Label bezeich¬nen, unter dem ,die drei Segmente Sport¬system, Medien und werbetreibende Wirtschaft firmieren und das fast uneinge¬schränkt der Unterhaltungsindustrie zuzuordnen ist.’ Das ,fast’ ist hierbei jedoch von Bedeu¬tung. Sicherlich hat sich das Unterhaltungspo¬tenzial und auch die ökonomische Bedeu¬tung des Sports in den letzten Jahren und Jahr¬zehnten deutlich erhöht, falsch wäre es je¬doch ihn mit Sektoren wie dem Film- oder Musikbusi¬ness gleichzusetzen. Anders als diese ist (Fernseh-)Sport selbst in seiner ak¬tuellen Form nicht ausschließlich auf unter¬haltende und ökonomische Aspekte ausge¬richtet – und wird es hoffentlich auch niemals sein. Der medial vermittelte Sport ist zwar einerseits eine ,arbeitsteilig erzeugte Ware’ , andererseits werden sportliche Wett¬kämpfe aber durch ihre mediale Vermitt¬lung nicht vollkommen auf ihren monetä¬ren Tauschwert re¬duziert. So sehr beispielsweise das ,Drumherum’ des Fußballs mittlerweile medial inszeniert und kommerzialisiert sein mag, das eigentliche Fußballspiel ist nach wie vor ein sportli¬cher Wettkampf. Gerade die angesprochenen Besonderheiten des Sports wie die beste¬hende Unsicherheit bezüglich des Ablaufs, der Qualität und des Ergebnisses tragen nicht unerheblich zur medialen Attraktivität desselben bei. Aufgrund dessen kann trotz aller medialer Insze¬nierung beispielsweise bei der Live-Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen das Eintreten, was Adelmann und Stauff als einen ,Einbruch der Reali¬tät’ bezeichnen, d.h. das Spiel kann anders als erwartet ablaufen und somit für die Konsumenten nicht unterhaltend sein. Eine Zuordnung des Sports zur Unterhaltungsindustrie erfolgt somit unter gewissen Einschränkungen. Dies gilt es einerseits zu berücksichtigen wenn im Folgenden der Sport, insbesondere der Fußball mit ,anderen’ Bereichen der Unterhal¬tungsindustrie verglichen wird, andererseits aber auch schon in Hinblick auf die Frage, ob ein David Beckham Sportler oder eher Popstar ist.
Sebastian Schütz wurde 1978 in der Hansestadt Bremen geboren. Sein Studium der Sport- und Politikwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen schloss der Autor 2006 mit dem akademischen Grad Magister Artium erfolgreich ab. Sebastian Schütz arbeitet heute als selbstständiger Grafikdesigner/Illustrator, sein Interesse am Sport und gerade dessen ökonomischen und soziologischen Fragestellungen hat er sich jedoch bis heute erhalten.
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