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- Außerschulischer Lernort Zoo: Das Potenzial zoologischer Gärten für den Erdkundeunterricht
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Außerschulisches Lernen als Baustein eines handlungsorientierten Unterrichts ist schon lange Zeit wichtiger Bestandteil der geographiedidaktischen Diskussion. Der Neuwieder Zoo ist der größte Zoologische Garten in Rheinland-Pfalz, der jedes Jahr von einer Vielzahl an Schulklassen aus der Umgebung im Rahmen von Wandertagen oder des Biologieunterrichts besucht wird. Doch ist auch die Durchführung von unterrichtszielorientiertem Erdkundeunterricht in einem Zoo denkbar? Was kann im Hinblick auf die Inhalte und Ziele des Geographieunterrichts sinnvollerweise in einem Zoologischen Garten behandelt und wie könnten konkrete Unterrichtssequenzen im Zoo gestaltet werden? Im Rahmen der vorliegenden Arbeit möchte der Autor das Potenzial eines Zoobesuchs im Hinblick auf durchzuführende geographische Unterrichtseinheiten aufzeigen und konkrete Unterrichtsbeispiele für den Zoo Neuwied entwickeln. Dabei werden in Kapitel 2 zunächst eine ausführliche Beschreibung des Außerschulischen Lernens sowie dessen Einordnung in die Geographiedidaktik vorgenommen. Abschnitt 3 beleuchtet Aufgabenbereiche und historische Entwicklung von Zoologischen Gärten und Zoopädagogik. Zudem erfolgen eine ausführliche Vorstellung des Neuwieder Zoos und die Analyse potenzieller Unterrichtsmöglichkeiten vor dem Hintergrund aktueller Erdkunde-Lehrpläne. Kapitel 4 beschreibt schließlich die Entwicklung zweier möglicher Einheiten für den Erdkundeunterricht im Zoo Neuwied. Abschnitt 5 zeigt mögliche Entwicklungstendenzen für die zukünftige Einbeziehung von Zoobesuchen in den Geographieunterricht im Hinblick auf die sich ständig verändernde Bildungslandschaft sowie die sich wandelnde Rolle der zoologischen Gärten auf.
Textprobe: Kapitel 3, Der außerschulische Lernort Zoo: 3.1, Geschichte und Aufgaben Zoologischer Gärten: Laut der EU-Richtlinie (EG-Zoo-Richtlinie) zur Haltung von Wildtieren in Zoologischen Gärten (Zoos) aus dem Jahr 1999 sind unter dem Begriff ‘Zoo’ ‘dauerhafte Einrichtungen, in denen lebende Exemplare von Wildtierarten zwecks Zurschaustellung während eines Zeitraums von mindestens sieben Tagen im Jahr gehalten werden […]’ zu verstehen. Der Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) sieht den Zoo als ‘Bildungseinrichtung, die den Besuchern Kenntnisse von der Vielfalt der Tierwelt und Einsichten in biologische und ökologische Zusammenhänge vermitteln soll’. In Deutschland sind derzeit 49 Zoologische Gärten unter wissenschaftlicher Leitung im Verband Deutscher Zoodirektoren organisiert. Darüber hinaus existieren über 200 weitere Zoos, Tier- und Wildparks die der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) oder dem Deutschen Wildgehege-Verband (DWV) angehören, sowie etwa 500 öffentliche Einrichtungen wie Kleinzoos, Tiergehege, Vogelparks oder Aquarien, die nach der EU-Zoorichtlinie als ‘Zoo’ zu bezeichnen sind. Im Jahr 2007 zählten die VDZ-Zoos in Deutschland rund 32 Millionen Besucher aller Altersklassen und sozialer Schichten, von denen 90% den Zoo in erster Linie aufsuchten um Tiere zu sehen. Damit kann man Zoos ‘heute ohne weiteres als die größten naturwissenschaftlichen Schulen bezeichnen’. Die Geschichte der Zoologischen Gärten reicht bis weit in die Vergangenheit zurück und brachte viele unterschiedliche Formen und Interpretationen hervor. Bereits in frühen Hochkulturen Nordafrikas, Indiens und Chinas wurden Wildtiere mit weltlichem oder religiösem Hintergrund gehalten. Während der römischen Antike wurden sie der Natur zu großen Stückzahlen entnommen, um für Jagd- und Kampfspiele vorrätig zu sein. In Europa wurde im Jahr 1662 im französischen Versailles erstmals eine geplante, in sich geschlossene Anlage zur Wildtierhaltung geschaffen – die Menagerie Louis XIV. Der erste für Bürger zugängliche Zoo, welcher im Rahmen der Französischen Revolution entstand und den Tierbestand der königlichen Menagerie aus Versailles übernahm, wurde 1793 im Jardin des Plantes von Paris eröffnet. Zum ersten Mal kommt ihm dabei explizit die Bildungsaufgabe zu, die Besucher für die Schönheit und Vielfalt der Natur zu sensibilisieren. Im 19. Jahrhundert wurde eine Vielzahl weiterer Zoos weltweit gegründet, wie beispielsweise in London, Berlin, Köln, Tokio und New York. Die Gehegegestaltung der Tiere orientierte sich an naturnahen oder exotischen Darstellungsweisen mit burgähnlichen oder morgenländischen Bauten. Der deutsche Tierhändler Carl Hagenbeck sorgte für eine Revolution der Tierhaltung als er 1907 den ersten gitterlosen Tierpark in Hamburg-Stellingen eröffnete. Die Tiere waren durch Gräben voneinander getrennt, wobei insbesondere seine Raubtierschlucht als große Sensation galt. Die Idee, Tiere in Freigehegen und als Gesellschaften zu halten, wurde in der nachfolgenden Zeit von vielen Zoos aufgegriffen und weiterentwickelt. Nach dem zweiten Weltkrieg, in dem viele Zoologische Gärten zerstört und infolgedessen langsam wieder aufgebaut wurden, gab es bis in die 70er Jahre hinein viele wichtige Fortschritte, wie beispielsweise die Erkenntnis artgerechter Haltungsbedingungen, die Verbesserung der Tiermedizin und erfolgreichere Tiernachzuchten, um den Wildtierbestand in freier Wildbahn nicht weiter dezimieren zu müssen. Im Rahmen der Haltungsbedingungen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass grundlegende Ökofaktoren für eine bestimmte Tierart nicht durch schlichte Imitate zu ersetzen sind, sondern Substitute geschaffen werden müssen, die in erster Linie denselben Bedeutungswert aufbringen. Steril wirkende Unterkünfte sorgten in den 80er und frühen 90er Jahren für vermehrte Zookritik, was die Zoologischen Gärten dazu zwang, auch optisch naturnahe Lebensräume anzubieten, denn nur ‘wenn die Zoobesucher die Haltungsumstände der Zootiere akzeptieren, kann der Zoo sein Bildungsprogramm vermitteln’. Die technischen Möglichkeiten ganze Landschaften anderer Klimazonen nachzuempfinden, wie z.B. Urwald- oder Wüstenhäuser, haben vielen Zoos seit den 90er Jahren um weitere Attraktionen ergänzt. Die hohen Betriebskosten werden auf unterschiedliche Weise, je nach Gesellschaftsform, aufgebracht. Neben Eintrittsgeldern, Spenden und Erlösen aus Tierverkäufen erhalten die Zoos u.a. auch Zuschüsse von Städten oder Gemeinden, welche bei städtischen Einrichtungen i.d.R. einen größeren Anteil ausmachen als bei Privatzoos. Eine Möglichkeit von Kosteneinsparungen sind Spezialisierungen, wie es beispielsweise der Alpenzoo in Innsbruck tut, indem er ausschließlich in den Alpen beheimatete Tierarten beherbergt. Die dargestellte Entwicklung beinhaltet grundlegende Aspekte, die zu der offiziellen Zielsetzung moderner Zoologischer Gärten beiträgt. Zoos wollen Natur- und Artenschutz betreiben, die Volksbildung fördern, der Forschung und Wissenschaft dienen sowie Erholungsraum bieten. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte kam der Natur- und Artenschutzfunktion aufgrund entscheidender Veränderungen eine zunehmend wichtigere Bedeutung zu. Die Gegenwart ist Zeuge des größten Artensterbens seit Beginn des Känozoikums vor etwa 65 Millionen Jahren und bis heute galt noch nie ein einziges Lebewesen für einen Rückgang der biologischen Vielfalt in diesem Ausmaß als verantwortlich. Das explosionsartige Bevölkerungswachstum, welches bis Mitte des 21. Jahrhunderts zu einer Gesamtpopulation von ca. 9 Milliarden Menschen führen wird, verursacht die zunehmende Erschließung natürlicher Ressourcen, belastet Böden, Gewässer und Atmosphäre und zerstört die letzten natürlichen Lebensräume der Tierwelt. Beispielsweise war die Zeitspanne einer einzigen Generation ausreichend, um 50% der artenreichsten tropischen Regenwälder zu vernichten. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts 20-50% aller Arten aussterben werden. Die Tierbestände verschiedener Arten sind in Zoos zunehmend größer als in deren ursprünglichen Lebensräumen. Aus diesem Grund ‘erhalten heute die modernen Zoologischen Gärten eine neue Arche Noah-Funktion, indem sie anstatt des Sammelns möglichst vieler Tierarten mit koordinierten Erhaltungszuchtprogrammen einen Beitrag zur Bewahrung der Biodiversität leisten’ müssen. Bereits seit den 70er Jahren bestehen internationale Kooperationen von Zoos untereinander und mit anderen Gremien, wie der Weltnaturschutzorganisation mit dem Ziel der Arterhaltung. 1985 wurde das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) ins Leben gerufen. Das Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 limitierte den Fang und den kommerziellen Handel mit bedrohten Tierarten und förderte somit ebenfalls die Bestrebungen, den Tierbestand in den Zoos durch gezielte Zucht- und Austauschprogramme sicherzustellen. Die Leitlinien Zoologischer Gärten als Natur- und Artenschutzzentren wurden 1993 in der ‘Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie’ definiert. Auch die bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnte EG-Zoo-Richtlinie von 1999 verpflichtet die Zoos in Artikel 3 zu einer Beteiligung an ‘Forschungsaktivitäten, die zur Erhaltung der Arten beitragen, und/oder an der Ausbildung in erhaltungsspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten und/oder am Austausch von Informationen über die Arterhaltung und/oder gegebenenfalls der Aufzucht in Gefangenschaft, der Bestandserneuerung oder der Wiedereinbürgerung von Arten in ihren natürlichen Lebensraum’. Außerdem appelliert sie daran ‘die Aufklärung und das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Bezug auf den Erhalt der biologischen Vielfalt, insbesondere durch Informationen über die zur Schau gestellten Arten und ihre natürlichen Lebensräume’ zu fördern. Daraus gehen explizit die beiden weiteren Aufgaben der Zoos, Bildung und Forschung, hervor. Aufgrund der enormen Besucherzahlen im Vergleich zu anderen Einrichtungen bieten sich dem Zoo besondere Möglichkeiten Menschen für die Natur und deren Schutzbedürftigkeit zu sensibilisieren. Nicht nur Artenkenntnis oder darüber hinausgehendes kognitives Wissen sollen vermittelt, sondern Einstellungen erzeugt werden um ein Problembewusstsein und Engagement im Natur- und Artenschutz zu fördern. Der Bildungsauftrag der Zoologischen Gärten bzw. das Bildungspotenzial im Hinblick auf den Schulunterricht sind wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit und werden im weiteren Verlauf erneut aufgegriffen und schwerpunktmäßig behandelt. Die in Zoologischen Gärten verrichtete Forschungsarbeit ist ebenfalls eng mit der Natur- und Artenschutzfunktion verbunden. Wertvolle Daten bezüglich Biologie, Verhaltensweisen oder Krankheitsbildern werden, oft bei in freier Wildbahn nur schwer zu untersuchenden Tieren, gewonnen und ausgewertet, um Lebensbedingungen und Fortbestand der Tiere weiter zu verbessern bzw. zu sichern.
Christian Groß wurde 1981 in Koblenz geboren. Von 2002 bis 2005 absolvierte er ein Duales Studium an der Berufsakademie Mannheim mit den Abschlüssen Diplom-Betriebswirt (BA) sowie Bachelor of Arts. Im Anschluss nahm der Autor ein Lehramtsstudium für die Fächer Geographie und Sport auf. Mit Erfolg legte er im Jahr 2009 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen an der Universität Koblenz-Landau und im Anschluss im Jahr 2011 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ab. Seit seinem erfolgreichen Abschluss des pädagogischen Vorbereitungsdienstes am Studienseminar für Gymnasien in Heppenheim (Hessen) arbeitet der Autor als Lehrer an einem Gymnasium.
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