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- Auf der Suche nach dem Denken und der Sprache: Phylogenetische und ontogenetische Entwicklungen des Sprachursprungs. Versuch einer interdisziplinären Betrachtung
Gesellschaft / Kultur
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
-Wie war der Sprachursprung? -Gibt es Beweise über die Anfänge des Denkens und der Sprache? -Welche sind die bedeutendsten Faktoren der Menschwerdung bzw. des Denkens und der Sprache? -Wie kommt es zum selbstverständlichen Erwerb der Sprache von Kindern? -Welche sind die Behauptungen der aktuellen Wissenschaftsarbeiten? Anhand einer interdisziplinären Studie wird in dem Buch versucht, diese Fragen von den berühmten aber auch neuen Wissenschaftlern zu beantworten.
Textprobe: Kapitel 1.7.2.3, Die Koevolution von Memen und Genen: Chomsky meint, dass die natürliche Selektion weder den Ursprung der Universalgrammatik noch die Evolution der Sprache erklären kann, sondern sich ,rein zufällig’ entwickelt haben (vgl. Blackmore 2000:160). Doch die vorsichtige Antwort Blackmores (2000:163) darauf lautet, dass der Sprachursprung mit der Komplexität unseres Soziallebens zusammenhängt, denn soziale Primaten müssen Dinge wie Bündnisse, Familienbeziehungen, Hierarchien und die Vertrauenswürdigkeit einzelner Gruppenmitglieder verstehen. Nach dem britischen Psychologen Dunbar (vgl. Blackmore 2000:163f) ist die Funktion der Sprache der Klatsch, der als Ersatz für soziale Fellpflege gilt, um die Gruppe zusammenzuhalten. Deacon (vgl. Blackmore 2000:165) betrachtet die ,symbolische Referenz’ (Gebrauch von willkürlich gewählten Symbolen) als den Selektionsdruck für die Evolution des Hominidengehirns. So bietet die Memetik nach Blackmore (2000:168) neuen Zugang zur Evolution der Sprache , denn sie sieht die Sprache als Produkt genetischer und memetischer Selektion. Blackmore (2000:168) erklärt ihre Theorie weiter: Die menschliche Sprachfähigkeit stellte primär für die Meme einen Selektionsvorteil dar, nicht für die Gene. Die Meme veränderten dann die Umwelt, in der die Gene selektiert wurden, und zwangen sie so, immer bessere memverbreitende Apparate zu bauen. Mit anderen Worten besteht die Funktion von Sprache darin, Meme zu verbreiten. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Meme nach Blackmore (2000:169) zu diktieren, d.h. es wurden die Gene, die für die Ausbreitung dieser Meme verantwortlich sind, weiterentwickelt, daraus resultiert laut Blackmore auch die dramatische Zunahme der Gehirngröße. Die Mem-Gen-Koevolution funktionierte nach Blackmore (2000:175) so, dass Leute mit den besten Memen (Reden) bevorzugt kopiert wurden. So vermutet Blackmore (2000:177), dass die gesprochene Sprache eine fast unausweichliche Konsequenz der menschlichen Selektion ist, denn erstens sind Laute gute Kandidaten für eine sehr fruchtbare Weitergabe von Verhalten, zweitens können Worte ,den Prozess digitalisieren’ und seine ,Wiedergabetreue erhöhen’ und drittens ist Grammatik ein Folgeschritt für Wiedergabetreue, Verbreitungsrate und Langlebigkeit. Zusammenfassend sieht die memetische Theorie die Lösung des Sprachursprungs so: Mit der Entwicklung der Imitation vor etwa 2,5 bis 3 Millionen Jahren entstand nach Blackmore (2000:180) ein zweiter Replikator, das Mem, so dass die Menschen begannen, einander zu kopieren, wobei nur die qualitativ hochwertigen Meme Erfolg hatten, d.h. die Meme mit hoher Wiedergabetreue, hoher Vermehrungsrate und Langlebigkeit. So entstand Blackmores Ansicht zufolge (2000:180) aus der erfolgreichen Kopie der Laute eine gesprochene grammatikalische Sprache, und sie behauptet weiter, dass sich ausschließlich die besten Sprecher dieser Sprache miteinander paarten und zu einem natürlichen Selektionsdruck führten, der die entsprechende Gene der Gehirnvergrößerung zur erfolgreichen Verbreitung der Meme schuf. Mit dem Beginn der Imitation setzt nach Blackmore (2000:180) auch eine gemeinsame Evolution zwischen den Genen und Memen bzw. Gehirnvergrößerung und Sprache ein. Blackmore (2000:182) unterscheidet drei Haupttypen der Wechselbeziehungen zwischen Genen und Memen: Gen-Gen-Interaktionen, Gen-Mem-Interaktionen und Mem-Mem-Interaktionen. Weiterhin teilt Blackmore (2000:185) die Interaktionen in zwei Kategorien ein: diejenigen, in der die Gene die Evolution der Meme antreiben, und diejenigen, in der die Meme die Evolution der Gene antreiben. Mit der Entstehung der Imitationsfähigkeit konnten laut Blackmore (2000:193) drei neue Prozesse in Gang kommen: Erstens die memetische Selektion, zweitens die genetische Selektion, die auf die Fähigkeit hinwirkt, die neuen Meme zu imitieren, drittens die genetische Selektion, die auf Paarung mit den besten Imitatoren hinwirkt. D.h. der erste Schritt zur memetischen Verbreitung der neuen Ideen und Verhaltensweisen (z.B. Werkzeugherstellung, Töpferei, Tanzen, Singen und Sprechen usw.) der zweite Schritt der Meme schafft den besten Nachwuchs, und der dritte Schritt wirkt sich auf die Wahl des Geschlechtspartners von vorherrschenden Memen aus (Blackmore 2000:193). Dabei bemerkt Gregory (1981), dass kulturelle Artefakte nicht nur Intelligenz erfordern, sondern ihrem Besitzer auch Intelligenz verleihen (vgl.Blackmore 2000:196). Schließlich ist nach Blackmore (2000:213) eine Tatsache zu bemerken, dass seit Mitte des 20. Jahrhunderts sexuelle Meme unser Leben in einer Art und Weise beeinflussen, die wenig oder nichts mit Genen zu tun hat. 2, Die aktuellen Ansätze über die ontogenetische Entwicklung des Sprachursprungs: 2.1, Der nativistische Ansatz: 2.1.1, Biologische Grundlagen der Sprache (Lenneberg): Lenneberg (1996:452ff, Herv. im O.) geht in seiner biologischen Theorie der Sprachentwicklung von fünf allgemeinen Prämissen aus. Erstens: Die kognitive Funktion ist artspezifisch , wobei Lenneberg (1996:452f) bezüglich des menschlichen Verhaltens bestimmte Hirnfunktionen als Vermittler zwischen sensorischem Input und motorischem Output betrachtet. Zweitens: Spezifische Eigenschaften der kognitiven Funktion werden in jedem Mitglied der Art repliziert, d.h. auch wenn es zwischen allen Lebewesen individuelle Differenzen gibt, ähneln die Mitglieder einer Art einander sehr stark (Lenneberg 1996:453). Drittens: Kognitive Prozesse und Fähigkeiten differenzieren sich im Verlauf der Reifung spontan. Dies erläutert Lenneberg (1996:454) so, dass organische Architektur den Bedingungen entspricht, die innerhalb des reifenden Individuums erzeugt werden. Viertens: Bei der Geburt ist der Mensch unreif bestimmte Aspekte des Verhaltens und der kognitiven Funktionen treten erst während der frühen Kindheit auf. Der postnatale Reifegrad des Menschen (Gehirn und Verhalten) ist weniger fortgeschritten als der der anderen Primaten (Lenneberg 1996:454). Fünftens: Bestimmte soziale Phänomene unter Lebewesen entstehen durch spontane Verhaltensanpassung des wachsenden Individuums an das Verhalten anderer Individuen seiner Umgebung (Lenneberg 1996:454f). Auch das Überleben der Arten hängt nach Lenneberg (1996:455) häufig von der Entwicklung von Mechanismen für soziale Kohäsion oder soziale Kooperation ab. Weiterhin erläutert Lenneberg seine Theorie, wobei Sprache Lenneberg (1996:455f) als Manifestation artspezifischer kognitiver Merkmale betrachtet, die als Folge der biologischen Besonderheiten die menschliche Kognition ermöglicht, d.h. Sprache hängt von der menschlichen Kognition ab. Lenneberg (1996:456) plädiert für anatomische und physiologische Betrachtung der Sprache, weil man nur so das Phänomen Sprache erklären kann, die Alternative wäre nach Lenneberg beschreibend. Dabei sieht Lenneberg (1996:456) für das Sprachverhalten die Hirnfunktion als zentralen Faktor. Die biologischen Eigenschaften von Kognition setzen nach Lenneberg (1996:456) den Variationen der natürlichen Sprachen feste Grenzen. Unsere kognitiven Prozesse enthalten ein Potential für Sprache, ein Vermögen zu einem Kommunikationssystem, das sich nach Lenneberg (1996:457) ontogenetisch im Verlauf der physischen Reifung entwickelt und von der gesprochenen Sprache der Umgebung, die als Rohmaterial für die Sprachentwicklung gesehen wird, ausgelöst wird. Die Sprachentfaltung sieht Lenneberg (1996:457, Herv. im O.) als ein Prozess der Aktualisierung, in dem latente [verborgene] Struktur in realisierte Struktur transformiert wird , wobei Lenneberg (1996:458) anmerkt, dass diese latente Struktur vorhanden sein kann, aber auch nicht aktualisiert werden kann. Die Sprachbereitschaft nennt Lenneberg (1996:458) das Stadium des Ungleichgewichts , das vom zweiten Jahr bis zur Pubertät dauert, wo ein konstanter Zustand erreicht wird. Der Aktualisierungsprozess ist nach Lenneberg (1996:458) universell. Obwohl das Sprachverhalten der Umgebung eine erregende Wirkung auf den Aktualisierungsprozess hat, ist es aber nach Lenneberg (1996:460f) nicht als passives Vehikel, sondern als autonome Einheit zu betrachten, die selbst die Sprache konstruiert. In der Geschichte der Art waren nach Lenneberg (1996:470) die Veränderungen der zugrunde liegenden Struktur langsamer als die Veränderungen der Oberflächenstruktur. Und da sieht Lenneberg (1996:470) den Kern der Erklärungen: Das tiefe und grundlegende Vermögen zur Sprache kann nur durch sehr kleine Schritte verändert werden, weil nur aus einer sehr geringen Variabilität selegiert werden kann.
Ruzhdi Kicmari ist 1971 in Kosovo geboren. Anfang 90er Jahre kam er nach seinem drejährigen Studium der Literaturwissenschaft in Prishtina nach Deutschland. In Deutschland studierte er an der Universität Essen Germanistik, Kommunikationswissenschaft und Sozialwissenschaft auf Magister. Seine Magisterarbeit wurde mit der Maximalnote 1,0 bewertet. Kicmari arbeitet seit etwa 10 Jahren als Integrationskursleiter und -prüfer. Er leitet Orientierungskurse und gibt Kommunikationstraining an den weiterführenden Schulen. Kicmari ist auch als Übersetzer für die Sprachen Albanisch-Deutsch vom Oberlandesgericht Hamm ermächtigt und als Dolmetscher beeidigt. Zurzeit arbeitet er an seine Promotion Bilinguale Sprachbiographien. Ein empirischer Beitrag anhand albanischsprachiger kosovarischer Migranten in Deutschland.
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