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Gesellschaft / Kultur

Wolfgang Daspelgruber

Arbeits- und Sozialbeziehungen zwischen Zeitarbeitern und Festangestellten

ISBN: 978-3-95935-102-7

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Seit den 80er Jahren fordert der deutsche Arbeitsmarkt eine Deregulierung und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen – seit den 90ern steigen folglich atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit, befristete Beschäftigung, freier Dienstvertrag, neue Selbstständigkeit und Zeitarbeit. Heutzutage ist es üblich, dass externe oder flexible Arbeitskräfte zentrale Positionen in einem Unternehmen bekleiden, bei denen es früher als selbst¬verständlich galt, dass diese Stellen von der Stammbelegschaft besetzt werden. Dies hat laut Grafl drei Gründe: erstens der Wandel zu Globalisierung und Informationsgesellschaft, zweitens veränderte Anforderungen an das Erwerbsleben (Frauenquote, Individualisierung etc.) und drittens Ergebnisse eines seit den 80ern gegen Arbeitslosigkeit reformierten Arbeitsmarktes. Auch hilft es dem unter Kosten- und Konkurrenzdruck stehenden Unternehmen. Das Normalarbeitsverhältnis hat für Angestellte Existenzsicherung durch einen festen Vertrag und höheres Gehalt sowie gesellschaftliches Ansehen voraus, wohingegen die atypische Beschäftigung die Vorteile einer kurzfristigen, günstigen und flexiblen Anstellung bietet. Ziel der vorliegenden Studie ist nun, die zweiseitige Betrachtung der Arbeits- und Sozialbeziehungen zwischen den Festangestellten und den Zeitarbeitskräften darzustellen. Welche Spannungen und Konflikte gibt es zwischen Festangestellten und Zeitarbeitern? Identifizieren sich Zeitarbeiter und Festangestellte gleichermaßen mit dem Unternehmen? Fühlen sich Zeitarbeiter im Vergleich zu Festangestellten benachteiligt? Und wie werden Zeitarbeiter von den Festangestellten wahrgenommen?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.5. Vor- und Nachteile von Zeitarbeit aus der Sicht von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen: Personalfirmen sind, wie der Name schon sagt, vor allem auf Personal angewiesen. […] Ist die verliehene ‚Ware‘ schlecht, wird sie vom Kunden wieder zurückgeschickt, ist sie gut, wird versucht, sie fix zu behalten, wogegen sich der Verleiherbetrieb jedoch mehr oder weniger erfolgreich zur Wehr setzt. Die ‚Ware‘ Leiharbeitskraft wird möglichst preiswert den Kunden angeboten, was eine niedere Entlohnung von Leiharbeiter und Leiharbeiterin zur Folge hat (Hofer, 1991, S. 33). Wie das vorangegangene Zitat von Hofer zeigt, ist aufgrund des Dreiecksverhältnisses der Zeitarbeit viel Konfliktpotenzial vorhanden. Zeitarbeit hat für die Arbeitskraft als auch für den Beschäftiger viele Vor- und Nachteile. Folgend werden die positiven und negativen Aspekte von Arbeitskräfteüberlassung aus der Sicht des Unternehmens und des Individuums dargestellt. Positive Aspekte von Zeitarbeit aus ArbeitgeberInnensicht: Ein großer Vorteil von temporärer Arbeit ist für Betriebe der flexible Personalstand, mit dem unterschiedliche Kapazitätsauslastungen bewältigt werden können. In Bezug auf Fehlzeiten ist die Zeitarbeit ein positives Tool für Unternehmen, da in schlank strukturierten Organisationen kaum Personalersatz für Urlaubs-, Mutterschutz oder sonstigen Fehlzeiten vorhanden ist. Die Arbeitskräfteüberlassung bietet Unternehmen die Möglichkeit die Arbeitszeiten zu flexibilisieren. Des Weiteren bieten Personaldienstleister immer mehr zusätzliche Dienste von der Buchhaltung bis zum HR-Management an. Somit können sich Betriebe auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Temporär Beschäftigte können in einem Unternehmen aufgrund ihrer breiten Erfahrungen innovative Lösungen von Problemen und Abläufen erkennen. Ein wichtiger Grund, warum Konzerne und Unternehmen auf Zeitarbeit zurückgreifen, ist die Kosteneinsparung beim Recruitingprozess, der vom Personalverleiher durchgeführt wird (Flenreiss, 2004, S. 16f). Der ÖGB und die Arbeiterkammer sehen in der Zeitarbeit den Vorteil, dass bei Produktionsspitzen anstatt (oft) illegaler Überstunden überlassene Arbeitskräfte eingestellt werden. Des Weiteren können Unternehmen aufgrund des zusätzlichen Personals Aufträge annehmen, die sich auf Überstundenbasis nicht rentieren würden. Betriebswirtschaftlich positiv aber von den Gewerkschaften bekämpft wird die Tatsache, dass temporär Beschäftigten oft zu wenig bezahlt wird (Heinz-Ofner & Schindler, 2012, S. 4). Negative Aspekte von Zeitarbeit aus ArbeitgeberInnensicht: Ein offensichtlicher Nachtteil von Zeitarbeit für Unternehmen ist die Einarbeitungsphase der MitarbeiterInnen. Dies betrifft vor allem kurze Einsätze. Auch für das Betriebsklima und das Zusammengehörigkeitsgefühl in einem Betrieb ist die Zeitarbeit wenig dienlich, da Motivation und Leistungsbereitschaft eine große betriebswirtschaftliche Rolle spielen. Des Weiteren gibt es einen Mangel an Loyalität von ZeitarbeiterInnen gegenüber dem Unternehmen. Einen weiteren Nachtteil sehen manche Studien in den Kosten der Arbeitskräfteüberlassung (Flenreiss, 2004, S. 19f). Positive Aspekte von Zeitarbeit aus ArbeitnehmerInnensicht: Zeitarbeitsfirmen beschäftigen auch Langzeitarbeitslose, ältere und körperlich beeinträchtigte Personen, die am Arbeitsmarkt nur erschwert eine feste Anstellung bekämen. Damit haben diese Personen eine reelle Chance, auf dem Umweg der Zeitarbeit in das reguläre Arbeitsleben zurückzufinden (Heinz-Ofner & Schindler, 2012, S. 4). Des Weiteren lernen ZeitarbeiterInnen aufgrund ihrer verschiedenen Einsätze nützliche Fähigkeiten und kennen verschiedenste Organisationsformen. Insbesondere die Betriebs-erfahrung in verschiedenen Unternehmen und Konzernen erweist sich als Vorteil (Lamprecht, 2009, S. 30). Negative Aspekte von Zeitarbeit aus ArbeitnehmerInnensicht: Ein Nachteil der Arbeitskräfteüberlassung ist die Flexibilitäts- und Mobilitätsanforderung an die Zeitarbeiterin bzw. den Zeitarbeiter: dies stellt eine mentale Herausforderung dar und führt teilweise bis zur sozialen Isolation. Des Weiteren kritisieren Gewerkschaften, dass die temporären Arbeitskräfte aufgrund ihrer verschiedensten Einsätze nur erschwert zu vertreten sind (Flenreiss, 2004, S. 23f). Das geringere Entgelt von Zeitarbeitskräften gegenüber dem Stammpersonal entsteht dadurch, dass sie häufig nur das im Kollektivvertrag stehende Mindestentgelt erhalten (Lamprecht, 2009, S. 30). Außerdem wird die Situation der ZeitarbeitnehmerInnen durch den Wettbewerb der Personalbereitsteller verschärft. Ursache für den Wettbewerb sind Einsparungs¬maßnahmen der Beschäftigerbetriebe, die zu Lasten der Zeitarbeitskräfte gehen (Schapler, 2008, S. 20). Ein weiterer Nachtteil für temporär Beschäftigte gegenüber der Stammbelegschaft ist überdies die kürzere Kündigungsfrist. Ferner ist es ZeitarbeiterInnen verwehrt zu streiken: wenn sie der vereinbarten Leistung nicht nachkommen, können sie umgehend an den Verleiher zurückgegeben werden (Aust, Pernicka & Feigl-Heihs, 2007, S. 233ff). Wie aus diversen Studien zum Thema Zeitarbeit hervorgeht (z.B. Specht, 2010 Riesenfelder & Wetzel, 2010), streben Zeitarbeitsunternehmen eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses an. Den Grund dafür zeigt Meinhart (2009) auf: bei einer einvernehmlichen Beendigung des Dienstverhältnisses endet die Entgeltfortzahlung mit dem vereinbarten Ende. Dies kann z.B. bei Krankenstand kürzer sein als bei einer Kündigung durch den/die Arbeitgeber/In. Der Entgeltanspruch bei Kündigung durch den/der Arbeitgeber/In dauert bis zum Ende des Krankenstandes bzw. der gesetzlich festgelegten Dauer. Die Finanzkrise ab 2007 hat Unternehmen und Konzernen gezeigt, dass ein Abbau von Stammarbeitskräften mit medialer Aufmerksamkeit einhergeht und für negative Schlagzeilen sorgt. Eine völlig andere Situation ist der Abbau von Zeitarbeitskräften, der ohne ein bedeutendes Aufsehen auch im größeren Umfang durchgeführt werden kann (Specht, 2010, S. 111). 4.6 . Typologien von ZeitarbeiterInnen: Hofer (1991, S. 218f), der zwei Jahre lang verdeckt in verschiedenen Zeitarbeitsfirmen recherchierte, zeigt vier Grundtypen von ZeitarbeitnehmerInnen auf. Typ A ist nur kurzfristig beim Personalbereitsteller beschäftigt, da er/sie versucht, über die temporäre Arbeit so schnell wie möglich zu einer festen Anstellung zu gelangen. Dabei handelt es sich um Personen, die entweder BerufseinsteigerInnen sind oder eine Berufsunterbrechung aufgrund von Kündigung, Schwangerschaft, Auslandsaufenthalt usw. hatten. Typ B versucht wie Typ A, über die Zeitarbeit eine Festanstellung zu erreichen. Zu dieser Gruppe gehören schwer vermittelbare Personen, wie körperlich Beeinträchtigte oder wenig Qualifizierte, die wenig Aussicht auf Erfolg haben. Für Typ C ist die Zeitarbeit die einzige Möglichkeit, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Zu Typ C gehören Suchtkranke, AusländerInnen und Personen die kaum mehr einer geregelten Arbeit nachgehen können. Nur eine kleine Gruppe von Personen umfasst der Typ D. Für sie ist Zeitarbeit etwas Langfristiges, da es sich hierbei um hochqualifizierte Arbeitskräfte handelt, die am Zeitarbeitsmarkt ein höheres Einkommen erzielen als in einem Normalarbeitsverhältnis.

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