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Gesellschaft / Kultur

Nicola Hundt / Clara van Hövell / Clara van Hövell

Akademisierung in der Pflege: Aktueller Stand und Zukunftsperspektiven

ISBN: 978-3-95935-118-8

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 200
Abb.: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Akademisierung in der Pflege ist ein Thema, welches in den vergangen Jahren zunehmend an Relevanz gewonnen hat. Mehr und mehr etablieren sich an deutschen Hochschulen grundständige Pflegestudiengänge, bei denen die Studierenden im Rahmen dualer Studienprogramme neben der beruflichen Ausbildung auch einen Bachelorabschluss in der Pflege erwerben. Bundesweit drängen somit nach und nach studierte Pflegekräfte auf den Arbeitsmarkt. Welche genauen Tätigkeitsfelder die Absolventen dieses in Deutschland neuartigen Studienmodells in der Pflege einnehmen werden und wie die Einrichtungen des Gesundheitswesens die Qualifikationen der Absolventen bestmöglich nutzen können, ist häufig noch unklar. Aus diesem Grund beschäftigt sich das vorliegende Buch mit genau dieser Problematik. Im Rahmen leitfadengestützter Interviews wurden die Einschätzungen verschiedener Expertengruppen erfasst. Die Auswertung der erfassten Daten erfolgt mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3. Konzeptspezifikation (Hundt): Wie bereits beschrieben, ist es das Ziel einer qualitativen Forschung, Phänomene aus der Sichtweise einzelner Personen zu erfassen und zu erkunden. Hierbei ist es unabdingbar in der Forschung verwendete Begrifflichkeiten zunächst eindeutig zu definieren und voneinander abzugrenzen. Die Phase im Forschungsprozess, in der solche theoretische Klärungen erfolgen, bezeichnet man als Konzeptspezifikation (Schnell, Hill & Esser, 2013, S. 117-118) oder auch als dimensionale Analyse (Zetterberg, 1973, S. 105). Im Folgenden sollen nun für die vorliegende Forschungsarbeit relevante Begrifflichkeiten definiert werden. Diese sind insbesondere Bestandteil der verschiedenen Leitfäden und insofern auch Grundlage der durchzuführenden Interviews. Hierbei ist es wichtig, dass die relevanten Begrifflichkeiten sowohl für den Interviewer als auch für den Befragten zuvor eindeutig definiert sind, sodass hierdurch Verzerrungen vermieden, beziehungsweise minimiert werden können. Es wird darauf verzichtet, die in den Leitfäden verwendete Begrifflichkeiten Erfahrungen und Akzeptanz zu definieren, da diese dem alltäglichen Sprachgebrauch zuzuordnen sind. Ebenfalls wird die von Schnell, Hill & Esser vorgeschlagene Phase der Operationalisierung nicht durchgeführt, da dies nach Meinung der Autorinnen im Rahmen dieser Arbeit nicht zielführend ist. Die Operationalisierung von Begrifflichkeiten spielt besonders in der Auswertung von quantitativen Erhebungen eine größere Rolle, da die Operationalisierung eines Begriffes in der Angabe einer Anweisung besteht, wie Sachverhalte, die der Begriff bezeichnet, gemessen werden können (Schnell, Hill & Esser, 2013, S. 117). Zudem setzt eine Operationalisierung grundsätzlich eine ausführliche Bedeutungsanalyse voraus, welche die Autorinnen als zu weit führend einschätzen und aus diesem Grund darauf verzichten (Bortz & Döring, 2006, S. 63-64). Nachfolgend werden nun für die Forschungsarbeit relevante Begrifflichkeiten definiert. Duales Studium: Die Hochschulrektorenkonferenz (2014b) definiert ein duales Studium wie folgt: Ein Duales Studium verbindet das Hochschulstudium mit einer Berufsausbildung oder mit Berufspraxis in einem Unternehmen. Anders als beim Teilzeitstudium ist ein Duales Studium dadurch gekennzeichnet, dass die beruflichen bzw. berufsbildenden Elemente integraler Bestandteil des Studiengangs sind . Auch Boguth (2011, S. 59) definiert das duale Studium als …ein Studium an einer Universität oder (Fach-) Hochschule mit integrierter oder verzahnter Berufsausbildung beziehungsweise Praxisphasen in einem Unternehmen . Es existieren hierbei unterschiedliche Formen, wie ein duales Studium strukturiert sein kann, wie bereits im Kapitel 2.3 Strukturelle Besonderheiten der primärqualifizierenden Studiengänge in der Bundesrepublik Deutschland beschrieben wurde. Speziell im Bereich der Gesundheitsfachberufe bedeutet dual , dass es im Rahmen der Ausbildung zwei Lernorte gibt – Hochschule und Berufsfachschule. Die schulische Berufsausbildung und das Studium verlaufen zeitweise parallel (Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V., 2012, S. 1). Ab dem ersten, spätestens aber ab dem dritten Ausbildungshalbjahr wird das Studium aufgenommen. Die Berufsausbildung schließt mit der staatlichen Abschlussprüfung – das Studium mit dem Bachelorabschluss ab. Je nach Modell können Teile der berufsschulischen Ausbildung auf das Studium angerechnet werden. Grundständige Akademisierung / Primärqualifizierung: Grundständige Studiengänge führen zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Hierunter fallen alle Bachelor-Studiengänge sowie Diplom-, Magister- und Staatsexamensstudiengänge (Hochschulrektorenkonferenz, 2014c). Insofern führt auch der Studiengang Pflege Dual der Fachhochschule Münster zu einem grundständigen akademischen Abschluss. Weiter heißt es: In der Regel ist der erfolgreiche Abschluss eines grundständigen Studiengangs die Voraussetzung dafür, sich in einen weiterführenden Studiengang einschreiben zu können – so auch bei dem genannten Studiengang. In einem System mit gestuften Studienabschlüssen ist der Bachelor der erste berufsqualifizierende Hochschulabschluss und der Regelabschluss eines Hochschulstudiums (Kultusministerkonferenz, 2013, S. 146). Derzeit werden in Deutschland etwa 7000 grundständige Studiengänge angeboten, die zu einem Bachelorabschluss führen. Hierbei werden – je nach Ausrichtung – unterschiedliche Bezeichnungen verwendet: Bachelor of Arts (B.A.), Bachelor of Science (B. Sc.), Bachelor of Engineering (B. Eng.) oder Bachelor of Laws (L.L.B.). Häufig wird auch der Begriff der akademischen Primärqualifizierung genutzt. Dies bedeutet, dass sich durch ein Studium für den Beruf qualifiziert werden kann. Primärqualifizierende Studiengänge führen dann zu zwei Abschlüssen: durch eine staatliche Prüfung wird die Berufsbezeichnung erworben und mit dem Bachelor ein erster akademischer Grad (Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V., 2012, S. 1). Herkömmliche Ausbildung: Als herkömmliche Ausbildung bezeichnen die Autorinnen die Berufsausbildung der Gesundheits- und Kranken- sowie Kinderkrankenpflege, wie sie bisher durch das Krankenpflegegesetz und durch die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege einheitlich geregelt ist – ohne Anwendung der enthaltenen Modellklausel (§4 Abs. 7 KrPflG). Die schulische Ausbildung findet demnach im Rahmen der herkömmlichen Ausbildung an Berufsfachschulen für Krankenpflege statt und dauert in Vollzeit drei Jahre, in Teilzeit bis zu fünf Jahre (Bundesagentur für Arbeit, 2014). Sie gliedert sich in 2100 Theoriestunden und 2500 Praxisstunden und schließt mit einer staatlichen Prüfung ab (§4 Abs. 1,2,3 KrPflG §1, Abs. 1 KrPflAPrV). Die Ausbildung in der Krankenpflege nimmt in Deutschland eine Sonderstellung im Berufsbildungssystem ein, da sie nicht unter das Berufsbildungsgesetz fällt. Für die Ausbildung zu den in diesem Gesetz geregelten Berufen findet das Berufsbildungsgesetz keine Anwendung (§22 KrPflG). Den einzelnen Bundesländern bleibt im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben eine Kultushoheit, was zu einer unterschiedlichen und länderspezifischen Strukturierung der Curricula führt (Schewior-Popp, 2005, S. 21). Für das Land Nordrhein-Westfalen bedeutet dies, dass die theoretische Ausbildung an Schulen des Gesundheitswesens (auch häufig Krankenpflegeschulen genannt) stattfindet. Verbindlich für die Ausbildungsplanung und -durchführung ist seit 2004 die Ausbildungsrichtlinie für staatlich anerkannte Kranken- und Kinderkrankenpflegeschulen in NRW . Grundständig akademisierte Pflegekräfte: Wenn in der vorliegenden Studie der Begriff grundständig akademisierte Pflegekräfte verwendet wird, so ist hiermit eine Pflegekraft gemeint, die neben der herkömmlichen Ausbildung ein duales Studium in der Pflege absolviert hat. Hierbei soll nicht zwischen Pflegenden der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder Altenpflege unterschieden werden. Kompetenz: In Bezug auf seinen Bedeutungsgehalt kann das Konstrukt Kompetenz unterschiedlich definiert und aufgefasst werden und hat auch in der Alltagssprache vielfältige Bedeutungszuschreibungen inne. Die für die Bildungsforschung relevante alltagssprachliche Bedeutung ist Kompetenz als Synonym zu Fähigkeit (Hartig & Klieme, 2007, S. 5 Bibliographisches Institut, 2013a). Im Kern geht es um die Fähigkeiten und Dispositionen zur Bewältigung kontextspezifischer Anforderungen (Schaper, 2012, S.12). Ähnlich ist die Formulierung des Kompetenzbegriffs des Arbeitskreises Deutscher Qualifikationsrahmen: Kompetenz bezeichnet im DQR die Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten zu nutzen und sich durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten . Kompetenz wird in diesem Sinne als umfassende Handlungskompetenz verstanden (AK DQR, 2011, S. 8). Hartig & Klieme beschreiben den Kompetenzbegriff folgendermaßen: Kompetenz zeigt sich im je situativen Bewältigen von Anforderungen (in der Performanz des Handelns), wird aber als Disposition interpretiert. Dementsprechend ist Kompetenz kontextualisiert und spezifisch, aber auf Transfer und Verallgemeinerung angelegt. Kompetenz bezieht sich sowohl auf Handlungsvollzüge als auch auf die ihnen zugrunde liegenden mentalen Prozesse und Kapazitäten, zu denen Kognition, Motivation und Volition bzw. Wissen und Können sowie Bereitschaften und Einstellungen gehören (2007, S. 3). Da in dieser Forschungsarbeit Experten aus der Berufspraxis befragt werden, ist der Begriff der beruflichen Handlungskompetenz zu erläutern, denn diese auszubilden ist das übergeordnete Ziel eines berufsdidaktischen Ansatzes. Mit der beruflichen Handlungskompetenz ist die Befähigung für bestimmte berufliche Handlungsfelder gemeint. Sie wird als Fähigkeit verstanden, aus einer Wissensbasis heraus eine unendliche Vielzahl von situationsadäquaten Handlungen generieren zu können (Schaper, 2012, S. 16). Hierzu gehören nach Franke zwei zentrale Komponenten: die Fähigkeit zur Situationswahrnehmung bzw. –orientierung im Sinne einer angemessenen inneren Modellierung von Handlungssituationen einerseits und die Fähigkeit zur handlungsbezogenen Situationstransformation andererseits. (2005, S. 66). Die Dimensionen der beruflichen Handlungskompetenz werden in verschiedener Literatur in Fach-, Methoden-, Personal- (bzw. Selbst-) und Sozialkompetenz untergliedert (Schaper, 2012, S. 16-17 Kultusministerkonferenz, 2007, S. 10-11). Arbeitsfeld: In der Gesundheits- und Krankenpflege sind die Arbeitsfelder sehr heterogen. Synonym hierfür können die Begriffe Tätigkeitsbereich oder Aufgabengebiet verwendet werden (Bibliographisches Institut, 2013b). Es ist erkennbar, dass ein Arbeitsfeld eng mit den entsprechenden Aufgaben, die eine arbeitende Person mit diesen inne hat, verbunden wird. Speziell in der Gesundheits- und Krankenpflege werden Arbeitsfelder häufig nach ihren Arbeitsorten differenziert (ambulant – stationär, Krankenhaus – Altenheim – häusliche Pflege – Beratungseinrichtungen) oder aber nach einem jeweiligen Fachgebiet (Psychiatrie – Rehabilitation – Dialysezentrum). Einsatzbereiche: Als Einsatzbereiche sind im Folgenden die praktischen Anteile der Berufsausbildung gemeint. Synonym kann der Begriff Einsatzort verwendet werden. Die praktische Ausbildung wird an einem Krankenhaus oder mehreren Krankenhäusern und ambulanten Pflegeeinrichtungen sowie weiteren an der Ausbildung beteiligten, geeigneten Einrichtungen, insbesondere stationären Pflegeeinrichtungen oder Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt (§4 Abs. 2 KrPflG). Entsprechende Einsatzbereiche mit einer Stundenvorgabe und Themenbereiche der praktischen Ausbildung sind in Anlage 1 der KrPflAPrV festgelegt. 3.4. Auswahl eines Forschungsdesigns (van Hövell): Man kann in der qualitativen wie auch in der quantitativen Forschung zwischen verschiedenen Forschungsdesigns / -plänen unterscheiden. Das Forschungsdesign umfasst auf formaler Ebene Untersuchungsziel und –ablauf (Mayring, 2002, S. 40). Von dem Untersuchungsplan unterscheiden sich die konkreten Untersuchungsverfahren, wie die Methoden der Datenerhebung, Datenaufbereitung, und –auswertung (ebd.). Bei der folgenden Beschreibung zu verschiedenen Forschungsdesigns beziehen sich die Autorinnen auf die Ausführungen von Mayer (2011, S. 124ff.).

Über den Autor

Nicola Hundt, 1986 in Wesel geboren, entschied sich nach der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und beruflicher Tätigkeit im Bereich der Akutgeriatrie im Jahr 2009 für ein Studium der Pflegepädagogik im Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Münster. Durch eine studienbegleitende Tätigkeit als Betreuerin von Studierenden des Pflege-Dualstudiengangs entstand ein großes persönliches Interesse für das Thema Perspektiven akademisierter Pflegekräfte , mit dem sich das vorliegende Buch auseinandersetzt. Derzeit arbeitet die Autorin als Berufspädagogin im Gesundheitswesen an einer Krankenpflegeschule.

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ISBN: 978-3-95935-596-4
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