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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In dieser Arbeit wird die Entwicklung aller Tempora vom Althochdeutschen bis in die heutige deutsche Sprache beschrieben, dabei wird der Übergang von den synthetischen zu den analytischen Formen der Tempora betont. Zu den wichtigsten Themen gehören die tun-Periphrase, der am-Progressiv, die Anwendungsmöglichkeiten von Futur II, der (ober)deutsche Präteritumschwund und die doppelten Perfektformen (Doppelperfekt, Doppelplusquamperfekt usw.) Es werden hier auch Funktionen und Eigenschaften der Tempora und der genannten Phänomene behandelt, sowie deren Auftreten in den Grammatikbüchern. Die Gründe zur Benutzung der Erscheinungen bietet uns die Untersuchung im Internet, wo wir den aktuellen Stand der Umgangssprache sehen können. Das häufige Vorkommen der Phänomene in der Belletristik beweist die Existenz der Randerscheinungen auch in der geschriebenen Literatursprache aus diachroner Sicht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.1.1.1, Der am-Progressiv in der populär-wissenschaftlichen Literatur: Es ist interessant, welche Stellung der am-Progressiv in der populärwissenschaftlichen Literatur einnimmt. Bastian Sicks Zwiebelfisch-Kolumnen im ‘Spiegel’ und auf ‘www.spiegelonline.de’ erklären auf populärwissenschaftlicher Weise die deutsche Grammatik und ihre Zweifelsfälle, die Bände ‘Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod’ wurden Bestseller im Rahmen der Sachliteratur. Sick beschreibt in dem Aufsatz den am-Progressiv unter einer anderen Benennung, und zwar als eine Rheinische Verlaufsform, er widerspricht seiner amerikanischen Freundin, die behauptet, dass es im Deutschen keine Verlaufsform gibt. Nach ihr ist nämlich ein wichtiger semantischer Unterschied zwischen der generellen I eat fish und der momentanen Aussage I am eating fish. Sick bietet ihr die nach ihm standardsprachlichen Varianten mit im und beim an: ‘Ich war noch im Gehen, da rief er mich noch einmal zurück.’, ‘Ich bin beim Einkaufen’, ‘Alle sind beim Essen’. Dagegen nur umgangsprachlich, aber sehr flexibel sei die Form mit am, die die Deutschlernende oft hört, sie weiß aber nicht, ob die Form auch in geschriebener Sprache möglich ist. ‘Alle sind am Jubeln, wenn Deutschland Europameister wird. Ich bin total am Verzweifeln, weil mein PC schon wieder abgestürzt ist. Wenn andere schlafen, bin ich am Arbeiten.’ ‘Das Geschäftsmodell für den Smart ist am Wanken’ - Frankfurter Allgemeine Zeitung, ‘Ölpreis weiter am Sinken’ - Kölner Stadt-Anzeiger Sick erwähnt auch Beispiele aus der Pressesprache (siehe oben) und stimmt zu, das die Erscheinung gesamtdeutsch ist, in Rheinland sei die Frequenz jedoch höher, die Formen seien dort auch bunter: ‘Tim repariert den Motor’ x ‘Tim ist am Motorreparieren’ x ‘Tim ist am Reparieren des Motors’ x ‘Tim ist den Motor am Reparieren’ Sick wird für seine Aufsätze von den wissenschaftlichen Kreisen oftmals kritisiert, ihre Folge sind jedoch heftige Diskussionen, die zur Grammatikalisierung der schon fest geankerten Erscheinungen führen können. Z.B. Sicks Überlegungen, ob der deutsche Progressiv im DaF-Unterricht weiter ignoriert werden soll, beschäftigt auch andere Wissenschaftler. 1.1.2, Anwendungsmöglichkeiten von Futur II: Das analytische Futur II, auch Futur exakt oder Perfekt Futur genannt sollte in der Basis eine künftige Handlung ausdrücken, die erst vollendet wird, bevor eine andere künftige Handlung anfängt. ‘Denn nachdem er den Rückhalt in der Partei bekommen haben wird, wird er wie wild arbeiten [...]’ Der Sprechzeitpunkt ist der Moment der Aussage, die sich auf die Referenzzeit bezieht, die zu diesem Zeitpunkt schon abgelaufen ist, es ist also Ausdruck der Vergangenheit der Zukunft. Futur II findet aber selten solche ursprüngliche Anwendung und wird entweder durch Präsens (hier fehlt die Abgeschlossenheit)/ Futur I oder oft hauptsächlich in den Satzgefügen beim Ausdruck der Zukunft durch Perfekt/ Futur I ersetzt, um eine Wortwiederholung zu vermeiden, die Satzbedeutung ändert sich in keiner Weise, es gibt auch keine besonderen stilistischen Gründe zur Wahl einer der beiden Zeitformen. Sowohl bei Futur II als auch bei Perfekt muss in diesem Fall eine temporale Angabe wie bald, morgen, nächste Woche benutzt werden, falls der Kontext die künftige Handlung nicht verrät. ‘Denn nachdem er den Rückhalt in der Partei bekommen hat, wird er wie wild arbeiten [...]’ Die weitere Bedeutung des Futur II ist meistens ein ungesichertes Vergangenheitstempus, eine gegenwärtige Vermutung über die Vergangenheit oft mit einem resultativen Charakter. Wegen des perfektiven Charakters wird Futur II in der neuesten Auflage des Duden als Futurperfekt bezeichnet. ‘Da werden Sie sich (wohl) geirrt haben = da haben Sie sich etwa geirrt. Er wird (wohl) nach Barcelona gefahren sein = Er ist vermutlich nach Barcelona gefahren.’ Götze/ Hess-Lüttich machen darauf aufmerksam, dass die Vermutung oder eine andere Modalität im Perfekt durch wohl ergänzt werden, sonst würde es sich um eine Feststellung handeln. Bei Futur II ist diese Modalkomponente fakultativ. Sowohl Futur I als auch Futur II tragen mehr Modalität als Temporalität, sie werden also oft für keine echten Tempora gehalten. In der geschriebenen Sprache ist laut Götze/ Hess-Lüttich das Futur II weitaus häufiger in Anwendung als in der gesprochenen Sprache. 1.1.3, Der (ober)deutsche Präteritumschwund: Der Schwund des Präteritums ist kein spezifisch deutsches Phänomen. Es gilt als erwiesen, dass Perfekte generell zur Ersetzung des einfachen Präteritums tendieren. Vergleiche: Engl. I was there x I have been there X Dt. ich war dort x ich bin dort gewesen. Im Schweizerdeutschen wurde das Präteritum schon längst abgeschafft. Die präteritale Form von sein hört man in der Schweiz nur bei sehr alten Sprechern. Ruth ist der Meinung, dass das indikativische Präteritum zu Beginn des 20. Jahrhunderts in keiner Region der Schweiz außer Saley im Antigoriotal vorkommt. Die schweizerischen Kinder müssen sich beim Spracherwerb keine unregelmäßigen präteritalen Verbformen aneignen, der Gebrauch des Tempussystems ist viel einfacher geworden, statt Präteritum benutzt man Perfekt, wo man nur die Hilfsverben konjugieren muss. Die ungünstige und benutzungsarme Verwendung des Präteritums in der Phase des Spracherwerbs bei Kindern untersuchte Strutzmann im österreichischen Deutsch. Unter den Grazer Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren wurde geforscht, welche Sprache sie vor allem im Nacherzählen verwenden. In der Mehrzahl gewann Präsens, dann Perfekt, Präteritum tauchte überhaupt nicht auf. Die Kinder haben bei dem Ausdruck von Vergangenheit drei Möglichkeiten und wählen vorrangig das historische Präsens aus, das für sie dank seinen mehreren Funktionen sehr bekannt und geläufig ist und erst dann kommt das analytische Perfekt logischerweise auf die Reihe, wo sie wieder nur die Präsensform konjugieren müssen, dazu noch bei lediglich zwei Verben – haben, sein. Präteritum mit seiner vorteilhaften kurzen Form aber nur mit einer Funktion scheint nicht ökonomisch gelernt und nachher benutzt zu werden.

Über den Autor

Mgr. Marek Bárta wurde 1979 in Tschechien geboren. Sein Studium der Germanistik an der Palacký Universität in Olmütz schloss der Autor im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad des Magisters erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen als freier Übersetzer und Dolmetscher. Die strengen Regeln der deutschen Grammatik führten ihn zum Verfassen dieses Buches, in dem Besonderheiten der deutschen Tempusformen behandelt werden.

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