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- Der Albaicín: Ein historischer Stadtteil zwischen Orient und Okzident
Geschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Albaicín ist ein symbolträchtiger Stadtteil Granadas, gelegen gegenüber dem größten arabischen Palast Europas, der Alhambra. Die UN-Kulturbehörde UNESCO erklärte den Albaicín 1994 zum Weltkulturerbe. Er trägt die Geschichte der Römer, der Araber und der Juden und die Entdeckung Amerikas in sich. Diese Untersuchung hat zum Ziel, die Bevölkerungsentwicklung im Albaicín in wirtschaftlicher und soziokultureller Hinsicht darzulegen und zu analysieren. Die Bewertung geschieht dabei unter Berücksichtigung der Kulturen, Glaubensrichtungen und geschichtlichen Ereignisse. Der historische Rückblick soll wichtige Entwicklungsstufen darlegen, durch die allmählich die Grundsteine für spätere Begebenheiten gelegt wurden. Die architektonischen Baustile, die für bestimmte chronologische Entwicklungen stehen und als wichtige Zeitzeugen unentbehrlich sind, geben Aufschlüsse über die Vielfalt der kulturellen Eigenarten. Die Beschreibung der Bevölkerungsstruktur soll einen Überblick über die soziokulturellen Merkmale und Aspekte und deren historische Entstehung geben. Strukturelle Veränderungen in der Bevölkerung, herbeigeführt durch kulturelle Präferenzen, wirtschaftliche Anreize oder durch die Regierungspolitik, ließen den heutigen Ort entstehen. Die Bevölkerungsdichte nimmt starken Einfluss auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Umweltveränderungen und die Lebensqualität, Faktoren, die den Alltag prägen.
Textprobe: Kapitel 3.2, Architektonisches Kulturerbe: Der heutige Albaicín beherbergt architektonische Bauten, die von verschiedenen Völkern unter dem Einfluss der jeweiligen Epoche und den historischen Ereignissen konstruiert worden waren. Die hinterlassene Architektur steht als Symbol für die gesellschaftliche Selbstdarstellung, die materiellen Voraussetzungen und die kollektiven Anstrengungen. Das Kulturerbe im Albaicín ist besonders geprägt von folgenden künstlerisch-historischen Perioden: der islamischen, der christlichen und der Periode des so genannten Mudéjar-Baustil, der sich entwickelte als die damaligen Moscheen in Kirchen umgebaut wurden. Die islamische Profanarchitektur hinterließ im Albaicín Bäder, Paläste, Befestigungsmauern und Ingenieurbauten wie das System der Zisternen. In den islamischen Kulturen diente das Bad nicht nur der Körperhygiene sondern auch der Ausübung bestimmter Rituale. Das gemeinschaftliche Bad hatte, wie bei den Römern, einen wichtigen sozialen Stellenwert. Neben privaten Badeeinrichtungen gab es öffentliche, streng nach Geschlechtern getrennte Anlagen, die so genannten Hammam. Diese Bäder bestanden meist aus einem überkuppelten Hauptraum, der mit Dampf beheizt wurde und mehreren mit Kuppeln bedeckten Nebenräumen, die oft Teil eines Moscheenkomplexes waren. Diese Badeeinrichtungen übernahmen die funktionale Gliederung der antiken Thermen und waren wie diese reich mit Marmor und Mosaiken verziert, jedoch meist wesentlich kleiner. Man konnte dort den ganzen Tag verbringen, seinen Körper pflegen, Erfrischungen zu sich nehmen und Bekannte treffen. In der Carrera del Darro befindet sich das arabische Bad El Bañuelo, bekannt unter dem Namen Bañuelo del Nogal, oder Bañuelo de los Axares, weil es sich im gleichnamigen Barrio de los Axares befindet, was soviel wie Viertel der Gesundheit und Wonne bedeutet. Dieses Viertel wurde von muslimischen Dichtern gerühmt, nicht nur wegen der günstigen klimatischen Bedingungen, sondern auch wegen seiner Bauwerke. Das arabische Bad wurde während der Epoche von Badis, dem König der Ziriden, im 11. Jahrhundert gebaut. Es gilt als das älteste und am besten erhaltene in Granada. In dieses arabische Bad passten schätzungsweise 46 Badegäste. Das Dach besteht aus einem Mauersteingewölbe mit kleinen sternenförmigen und achteckigen Öffnungen für Lichteinfall und Dampfaustritt. Die Tradition der arabischen Bäder war in den Stadtzentren und auf dem Land verbreitet. In den meisten Fällen bestanden die Bäder aus drei oder vier unterschiedlichen Räumlichkeiten: 1. al-bayt al maslaj: Vorsaal, ein Ort der Rast und Ruhe, Kleider wurden hier niedergelegt. 2. al-bayt al-barid: Saal der Erholung, es wurden Handtücher und Holzsandalen verteilt. 3. al-bayt al-wastaní: leicht temperierter Saal. 4. al-bayt as-sajun: geheizter Saal. Das Wasser war und ist ein Symbol für spirituelle und körperliche Reinheit. Es reinigt den Körper von Sünden und möglichen Verstößen gegen die Gebote des Korans. Der zeremonielle Gebrauch von Wasser, das als natürliches Reinigungsmittel eine innere Läuterung symbolisiert, ist seit der Antike bis in die heutige Zeit in zahlreichen Religionen zu finden, z.B. gilt das Taufwasser als eine Verpflichtung an die christliche Religion. Das muslimische Haus war von außen schlicht gestaltet, unabhängig von dem sozialen Status seiner Eigentümer. Denn gemäß den Worten des Propheten Mohammeds sind alle Muslime gleich, unabhängig von materiellem Reichtum. Indem man der Öffentlichkeit keine prunkvollen Fassaden präsentierte, zeigte man Respekt gegenüber den ärmeren Muslimen. Die muslimische Familie offenbarte erst in der Innenarchitektur ihre Besitztümer. Die äußeren Mauern konstruierte man sehr hoch, um die Wohnstätte von außen her abzuschirmen. Der Innenhof hatte fast immer eine rechteckige Form und bildete das Zentrum des Gebäudes. Der Patio hat seinen Ursprung in dem Atrium, dem inneren Wohnhof des antiken römischen Hauses. In der muslimischen Bauweise unterscheidet man zwei Typen von Innenhöfen, der interne Patio für Stadthäuser und der externe Patio für Landhäuser. In der Mitte des Innenhofes befindet sich eine Quelle oder ein offener Sammelbrunnen mit Pflanzen. Das muslimische Gebäude ist durch einen einzigen Eingang, der zum Schutze der Privatsphäre erst in eine Vorhalle oder je nach dem sozialen Status in einen engen Flur führt, geprägt. In der muslimischen Volksarchitektur wurden überwiegend Naturmaterialien wie Ton, Lehm, Stein und besonders für den Dachstuhl Holz verwendet. Ein bedeutender Teil der maurischen Festungsmauer ist in Granada erhalten geblieben. Zu den Überresten der Alcazaba gehören die Torbögen Puerta Monaita, Puerta Elvira und der Arco de las Pesas, die arabischen Bäder aus dem 11. Jahrhundert und der Palacio de Dar Al-Horra. Der Palacio de Dar Al-Horra aus dem 15. Jh. befindet sich in dem Callejón del Ladrón del Agua und gehörte der königlichen Nasridenfamilie. Die Bauweise verkörpert den Mischstil zwischen einem nasridischen Palast und einem Gehöft. Die Stockwerke sind um einen rechteckigen Patio angeordnet mit einem Wasserbrunnen in der Mitte. Der Name des Palastes steht für die ehrwürdige Bezeichnung einer muslimischen Prinzessin und bedeutet 'das Haus der Sultanin, Königin und Hausherrin'. Das Gebäude befindet sich in der Nähe der alten Alcazaba, auf dem Grundstück vermutete man zu früheren Zeiten den maurischen Palast des Ziridenkönigs Badis (11. Jh.). Angeblich bewohnte Fátima, die Ehefrau von Muley Hacén und Mutter des Boabdil diesen Palast.
Debora Russi studierte in Köln, Granada und Sevilla Übersetzungswissenschaft und Hispanistik mit den Schwerpunkten Geschichte, Literatur und islamische Kultur in Spanien. Während ihres Aufenthaltes in Granada entdeckte sie ihre Leidenschaft für die spanische Kultur und insbesondere die geschichtlichen Begebenheiten der Stadt Granada. Ihr Interesse galt besonders dem symbolträchtigen Stadtteil Albaicín, der gegenüber dem größten arabischen Palast Europas, der Alhambra, gelegen ist. Dieser geschichtsträchtige Ort stellt ein wertvolles Kulturerbe dar und wird in dem vorliegendem Werk ausführlich beschrieben. Die Autorin ist seit 2005 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut der Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften der Fachhochschule Köln für verschiedene internationale Forschungsprojekte tätig.
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