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- Das Straßburger Kaufhaus im Mittelalter: Entstehung, Verwaltung, wirtschaftspolitische Funktion
Geschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Einrichtung von städtischen Kaufhäusern wurde in der Forschung als die wichtigste wirtschaftstopographische Veränderung der mittelalterlichen Stadt bezeichnet. Die vorliegende Arbeit sucht die konkrete Bedeutung herauszuarbeiten, die dem 1358 errichteten Kaufhaus im Gefüge der Straßburger Wirtschaft im Spätmittelalter zukam. Damit vermag die Arbeit eine Forschungslücke zu schließen. Entstanden ist sie in der Hauptsache auf der Grundlage umfassenden zeitgenössischen Quellenmaterials, darunter die Straßburger Kaufhausordnungen, chronikalische Quellen, Ratsbeschlüsse und urkundliche Überlieferung. Neben der Rekonstruktion der Entstehung und sukzessiven Erweiterung des gigantischen Handelszentrums sowie seiner Baugestalt ergeben sich Einblicke in die beeindruckende Vielfalt der im Kaufhaus in riesigen Quantitäten feilgebotenen Handelsgüter, die ihren Weg aus weit entfernten Regionen nach Straßburg fanden. Außerdem werden die raffinierten Kontrollmechanismen des Kaufhauses und seines Personals bei der Erhebung der städtischen Handelsabgaben beleuchtet. Dies gilt insbesondere für die Messezeit – eine Hochzeit des Warenumschlags im Straßburger Handel. Entgegen den Annahmen der älteren Forschung wird dabei aufgezeigt, dass die mit dem Kaufhaus verbundene Handelspolitik des Stadtregiments nicht einseitig fiskalisch gestaltet war. Vielmehr war es sein primäres Bestreben, Straßburg für auswärtige Kaufleute zu einem attraktiven Handelsplatz zu gestalten, der entsprechende Einnahmen und Wachstum versprach.
Textprobe: Kapitel 4, Das Straßburger Kaufhaus: 4.1, Errichtung: Vor der Errichtung des Kaufhauses konzentrierte sich der Handel in Straßburg an verschiedenen Orten. Darunter waren unter freiem Himmel stattfindende Spezialmärkte sowie bestimmte Hallen und Lauben für unterschiedliche Gewerbezweige, etwa spätestens Ende des 13. Jahrhunderts solche für die Kürschner sowie die Gerber. Tuchlauben, vielleicht sogar eine Tuchhalle, existierten bereits vor dem Jahr 1298. Seit 1353 gab es einen Schlachthof. Im 1321 errichteten Rathaus diente das Untergeschoss dem Verkauf. Was fremde Kaufleute nicht sofort auf den Märkten verkauften, wurde in speziell dafür vorgesehenen ‚feilen‘ Wirtshäusern gelagert, wo die Gäste auch logierten. Dies änderte sich im Jahr 1358, als, so berichtet der Straßburger Chronist Closener (1362), daz koufhus (...) an dem Saltzhove errichtet wurde. Jakob Twinger von Königshofen fügt in seiner Chronik (1419) der von Closener übernommenen Nachricht hinzu, dass dies erbaut wurde, weil den Gästen in den Wirtshäusern dicke schade von stelende und von andern dingen widerfahren war. Mit dem Kaufhaus bot man den Kaufleuten nunmehr einen Ort, in dem sie ihre teilweise wertvollen und empfindlichen Waren trocken und diebstahlsicher lagern konnten und in dem kaufinteressierte Straßburger Kaufleute die Ware begutachten konnten. Einerseits steigerte man damit die Attraktivität des Handelsplatzes, andererseits ließ sich im Kaufhaus die Besteuerung der Waren leicht durchführen. Die Lage des Gebäudes war dabei sorgfältig bedacht. Mit seiner Längsseite stieß es an das Ufer der Ill, wodurch auf dem Wasserweg ankommende Waren ohne längere Transportwege in das Kaufhaus gebracht werden konnten. Der Kaufhausbau reihte sich ein in die umfangreiche städtische Bautätigkeit des 14. Jahrhunderts, die Wohlstand und politische Macht der Stadt repräsentierte. Nur knapp vier Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1321, war der Pfennigturm, in dem sich die städtische Schatzkammer befand, errichtet worden. Dem gleichen Jahr entstammt auch die Pfalz, bauliches Symbol für die sukzessive Emanzipation des Rats vom bischöflichen Stadtherrn. Zu nennen ist auch die im Jahr 1388 errichtete und 1393 von Wenzel privilegierte Rheinbrücke, die aufgrund ihrer Länge von über einem Kilometer überaus bewundert wurde. 4.2, Baugestalt: 4.2.1, Ursprungsbau und Erweiterung: Das ursprüngliche, im Jahr 1358 am Ufer der Ill errichtete Gebäude maß 24 x 13 m. Damit war es deutlich kleiner als etwa das 1316/17 gebaute Mainzer oder das 1388 entstandene Konstanzer Kaufhaus. Das Gebäude war rechteckig und hatte zwei Etagen. Das Dach lief spitz zu und war mit gezackten Giebeln gesäumt. Die Fassade trug aufwändige Fresken. An der Giebelfront gab es einige kleine Fenster, die durch eine rote Umrahmung hervorgehoben wurden. Das Eingangstor befand sich auf der nicht der Ill zugeneigten Seite. Abgesehen von der farbigen Gestaltung der Fassade und der Giebel war das ursprüngliche Gebäude ein einfaches Lagerhaus, das auch keine Verkaufsarkaden aufwies. Bald reichte offenbar der Platz nicht mehr, weswegen es zu einer Erweiterung kam. Hinsichtlich des Zeitpunktes gibt es zwei widersprüchliche Nachrichten. Der Chronist des Johannes Wencker (1590-1659) berichtet, dass das Gebäude im Jahr 1389 erweitert wurde: Es sei an das alte ein gross neu haus gebauet worden, und zwar in westlicher Richtung hin zum Kran (ist das theil gegen den kran). Ein anderer Chronist datiert dagegen die Erweiterung, in der das grosse gegen St. Clausbrucke zu sehende hauss danan gebaut wurde, auf das Jahr 1371. Archäologische Befunde deuten auf eine weitere, zweite Erweiterung am Ende des 15. Jahrhunderts hin. Der gesamte Anbau hatte die imposante Fläche von 48,5 x 14,2 m und war damit bedeutend größer als das ursprüngliche Gebäude. Er bestand aus zwei großen, von einer massiven Mauer getrennten Säulenhallen. Der erweiterte Gesamtkomplex bot mithin auf zwei Stockwerken eine Nutzfläche von fast 1.990 m². Die Gebäudeseite zum Salzhof hin war mit kramläden und gaden (Marktständen) durchzogen. Zum Gebäude können in einem weiteren Sinne auch die beiden mit einem Tretrad betriebenen Kräne gezählt werden, die Königshofen zufolge 1385 vor dem Kaufhaus in Richtung der St. Nikolausbrücke errichtet wurden. Sie dienten zur Be- und Entladung der Schiffe und konnten Gewichte von bis zu drei Tonnen heben. Insbesondere Weinfässer, das Haupthandelsgut Straßburgs, konnten so problemlos bewegt werden.
Christoph Heckl wurde 1984 in Wuppertal geboren. Er studierte an den Universitäten Köln und Valencia die Fächer Deutsch, Geschichte und Spanisch und schloss im Jahr 2014 das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen mit Auszeichnung ab. Während seines Studiums arbeitete der Autor am Lehrstuhl des renommierten Mittelalterhistorikers Eberhard Isenmann. Aus der dort entstandenen Faszination für die mittelalterliche Stadt- und Wirtschaftsgeschichte ging die Beschäftigung mit der Thematik des vorliegenden Buches hervor. Momentan ist der Autor im Schuldienst tätig.
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