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Geschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Was war das erste Hörspiel? Wie ist es entstanden? Welche Rolle spielte das Hörspiel in der NS-Zeit? Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Zeit. Es erklärt in verständlichen Worten diese Kunstform an sich, ihre Entstehung und analysiert ihren Stellenwert im Umfeld der anderen Künste. Diese, bisher wahrscheinlich umfassendste Aufarbeitung der Geschichte des Hörspiels, soll neben einem wissenschaftlichen Anspruch auch den interessierten Laien ansprechen. Das Werk zieht einen Bogen von den Anfängen des Hörspiels 1924 über die erste Blütezeit des Hörspiels, das Hörspiel in der NS-Zeit, die zweite Blütezeit, die Hörspielkrise der Sechzigerjahre über die Achtziger und Neunziger, bis hin zur Gegenwart und in die Zukunft.
Textprobe: Kapitel 2.2, ‘Zauberei auf dem Sender’: Hans Flesch bediente sich bei seinem Hörspiel (Erstsendung 24.10.1924) eines Tricks. Das Publikum glaubte, dass es nur zufällig Zeuge eines Geschehnisses auf dem Sender sei. Genau einen Tag vorher, hatten sich andere Autoren eines ähnlichen Kniffes bedient. Pierre Cusy und Gabriel Germinet gaukelten den Zuhörern vor, sie wären zufällig Zeugen eines Schiffsunglücks. Sie übermittelten die fiktiven Funksprüche über den Sender. Im Anschluss an das Spiel klärten sie die Hörer auf. In Fleschs Stück ging es darum, dass ein Zauberer nicht offiziell beim Rundfunkprogramm mitarbeiten darf und deshalb den Ablauf des Programms in Unordnung bringt. Obwohl Schwitzke das Stück als eine ‘Verulkung’ des Rundfunks bezeichnete, bietet es doch interessante Einblicke in die erste Zeit des Hörspiels. Man erkennt an den beiden Stücken, worum es in den Anfängen des Hörspiels bereits gegangen war um die Möglichkeiten, die das Medium bietet. Diese Möglichkeiten waren noch beschränkt, man konnte Rauschen erzeugen, die Stellung des Mikrophons verändern oder einen Ausfall simulieren. Man wollte ausprobieren, was alles möglich war. Sowohl technisch, als auch den Zuhörer betreffend. Neu an ‘Zauberei auf dem Sender’ war, dass zum ersten Mal das Medium an sich zum Thema, ja zum Inhalt, wurde. Oft überlesen wird dabei der Untertitel ‘Versuch einer Rundfunkgroteske’. Es ist eben eine Groteske, es ist nicht ernst zu nehmen. Die Groteske spielt mit ironischen Mitteln, mit Übertreibungen und mit dem Komischen, ja fast Närrischen, was Flesch zur Genüge auskostet. Nicht zu vergessen ist die Selbstironie, die Flesch einbringt. Er selbst war ja künstlerischer Leiter des Südwestdeutschen Rundfunkdienstes. Für diese Ironie lassen sich zahlreiche Beispiele finden. So zum Beispiel zu Beginn des Stückes, als der Sender sich nicht mehr ausschalten lässt und die Zuhörer alles mitbekommen, was in der Sendekabine passiert. Die Märchentante ist in das Studio eingedrungen und stört den Betrieb. Ein erboster Zuhörer ruft an: ‘Sprecher (am Telephon): ‚Hier Sendestation. Jawohl es wird gesendet. – Es ist ein Zwischenfall –. So, das ist recht, daß sie Ihre zwei Mark im Monat bezahlt haben. Aber deshalb kann doch einmal…’’ Als der Sender dann nur noch ein heilloses Durcheinander aus Stimmen, Geräuschen und Musik sendet, finden auch technische Begriffe Erwähnung. Es wird zum Beispiel laut überlegt, ob vielleicht das Kontrollpult defekt ist oder eine andere Sendestation stört. Als dann der Zauberer auftaucht und erklärt, dass er für die Verwirrungen verantwortlich ist, werden mehrere Themen angesprochen, die mit der Funktion des Rundfunks zu tun haben. Der künstlerische Assistent erklärt, dass der Zauberer bei ihm war und sich beworben hat. ‘Künstlerischer Assistent: ‚Er wollte Taschenspielerkunststücke im Sender machen, Sachen, die man nur sehen kann, im Rundfunk. Er wollte im Sender zaubern…’’ Der Zauberer will den Leuten auch etwas zum Sehen geben. Fast scheint er die Radioempfänger der Hörer in Fernsehgeräten verwandeln zu wollen. ‘Zauberer: ‚Ich habe mich gerächt. Ich habe eine Lektion erteilt, aber keine Esperantolektion. Eine Zauberlektion. Sie wollten nicht an mich glauben. Ich habe sie gezwungen, an mich zu glauben. Warum erlaubten sie mir nicht, den Leuten meine Kunststücke im Sender vorzumachen harmlose, fröhliche Zaubereien, die die Leute erfreut hätten, ich bat sie doch dringend genug, mir zu glauben, daß die Rundfunkhörer, kraft meiner Macht Funkzuschauer werden könnten. Sie haben mich ausgelacht! Die Leute hätten all diese lustigen Dinge in ihren Elektronenröhren, in ihren Detektoren gesehen, gesehen, ja, Herr Doktor, gesehen, so wie sie mich hier vor sich stehen sehen. Ja, mehr noch, so wie dieselben Rundfunkhörer mich auch jetzt sehen. (zum Apparat) Meine Damen und Herren, sehen Sie fest – ganz fest in Ihren Apparat, in die Glühfarben ihrer Verstärkerröhren, auf das Kristall ihres Detektors – ich zähle bis drei – auf drei sehen sie mich alle, Achtung, eins – zwei…’’ Das Ende des Stückes ist wieder selbstironisch. Der Leiter kann sich nicht damit abfinden, dass der Zauberer Chaos in den Sender gebracht hat. Er erklärt alles für Unsinn, was der Zauberer erzählt und versucht hat. ‘Der Leiter (zum Zauberer): ‚…Ich gebe zu, daß wir alle oft nicht aufpassen und daß wir, wenn wir nicht aufpassen, besiegt werden können. Aber letzten Endes wollen wir die Ordnung und Sie die Unordnung, und sicher ist die Ordnung das Richtige und die Unordnung das Falsche. Wenn wir also wollen, dann müssen wir stärker sein als Sie. Jawohl, mein Lieber. Jetzt spielen wir noch einmal, aber jetzt wird’s! Los, die schöne, blaue Donau’’
Johannes Schwamberger hat Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und hat sich bereits während seines Studiums für die Vermischung und gegenseitige Beeinflussung verschiedener Kunstformen interessiert. Nach seinem erfolgreichen Abschluss an der Universität Innsbruck hat der Autor bei mehreren Zeitungen und Radiosendern im deutschsprachigen Raum gearbeitet, bevor er die Seite gewechselt hat . Er ist derzeit Pressesprecher und PR-Verantwortlicher des Universitätsklinikums Innsbruck sowie mehrerer anderer Tiroler Krankenhäuser.
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