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- Das Arbeitsbeschaffungsprogramm unter Hitler: Der Abbau der Massenarbeitslosigkeit im Dritten Reich von 1933-1936
Geschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zur Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 umfasste die Arbeitslosigkeit in Deutschland ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung, die industrielle Produktionskapazität lag fast zur Hälfte brach. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 und wirtschaftspolitische Zurückhaltung der Regierungen Brüning, Schleicher und Papen schufen eine Rekordarbeitslosigkeit von über 6 Millionen Menschen. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 setzte die Regierung Hitler ein Arbeitsbeschaffungsprogramm in Kraft, durch welches mit den verschiedensten Maßnahmen zur Beeinflussung des Arbeitsmarktes innerhalb von 4 Jahren Vollbeschäftigung erreicht werden konnte. Neben dem Interesse am Aufstieg der NSDAP, ihrer Machtpolitik und Deutschlands Rolle im 2. Weltkrieg, fragt sich die Geschichtswissenschaft verstärkt nach der Strategie des Regimes zum schnellen Aufschwung der deutschen Wirtschaft und dem Weg zur Vollbeschäftigung. Eine Hauptfrage beschäftigte sich hierbei vor allem damit: Welches Gewicht hatten solche zivilen Projekte beim Abbau der Massenarbeitslosigkeit gegenüber denen, die klar der Aufrüstung dienten?
Textprobe: Kapitel 3.2. Das Wirtschaftliche Sofortprogramm der NSDAP: Die Wirtschaftsprogramme der NSDAP vor dem Regierungsantritt sind kaum in einen geschlossenen, von Einheitlichkeit geprägten Rahmen einzugliedern. Aufgrund der propagandistischen Zwecke jeder Rede oder jedes Zeitungsartikels kann von einer klar geformten Meinung zu Wirtschaftsproblemen und Lösungsmöglichkeiten nicht gesprochen werden. So vertraten die Nationalsozialisten in ihrem 25-Punkte-Programm einerseits die Maxime Gemeinnutz geht vor Eigennutz und unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke , andererseits aber verpflichtete sich die Partei zur Verteidigung des Privateigentums und zur Abkehr von der Konfiszierung bäuerlichen Bodens. Es wird deutlich, dass wirtschaftspolitische Fragen vorerst in den Hintergrund gedrängt und bei öffentlichen Veranstaltungen das Programm für jede Bevölkerungsschicht zurechtgebogen wurden. Unklare wirtschaftspolitische Prinzipien der NSDAP lassen David Schoenbaum 1968 schließen: Das Programm vom Februar 1920 ließ genug Spielraum, um außer Juden, Kapitalisten und Kriegsgewinnlern jedem zu gefallen. Das 25-Punkte-Programm der NSDAP wird u.a. geleitet von den Forderungen nach dem Prinzip Land und Boden zum Nutzen einer ausreichenden Ernährung der Bevölkerung und für zusätzliche Ansiedlungsmöglichkeiten, nach der Brechung der Zinsknechtschaft , der Forderung nach der Verstaatlichung von Trusts und damit der staatlichen Gewinnbeteiligung an Profiten der Großbetriebe, außerdem der stärkeren Unterstützung des Mittelstandes. Das entscheidend grundlegend Neue ist die Ankündigung einer aktiven staatlichen Beschäftigungspolitik, bei der es sogar zur Einführung der Arbeitspflicht kommen sollte. Schon weit vor den Beschäftigungsprogrammen der Weimarer Regierungen gab die NSDAP vor, Lösungswege zu haben. So wurde schon 1920 über die Möglichkeit der Finanzierung dieser Programme nachgedacht, wobei 25% der benötigten Mittel durch Einsparungen an Unterstützungsleistungen, 50% durch Steigerung der Steuereinnahmen und der Rest durch produktive Kreditschöpfung aufgebracht werden sollten. Diese Praxis der produktiven Geldschöpfung wurde zwar von den Regierungen Papen und Schleicher zur Reife entwickelt, angewandt wurden sie letztlich durch Adolf Hitler. Entscheidend war, dass die NSDAP innerhalb der 20er Jahre keine direkten Lösungsmöglichkeiten für die Wirtschaftsprobleme dieser Zeit erkennen ließ. Bis Ende 1930 war die Wirtschaftsauffassung der NSDAP noch im Entstehungsprozess begriffen und wirtschaftstheoretisch kaum unterbaut. Von konkret konzipierten Wirtschaftsprogrammen kann zu dieser Zeit keine Rede sein. Ein Blick auf das Sofortprogramm aus dem Jahre 1932 zeigt, dass alle Programme zur Wirtschaft vor 1930 danach nicht praktisch angewandt wurden und die Verfechter dieser Prinzipien, wie Gottfried Feder und Otto Wagener, nach der Machtergreifung in Vergessenheit gerieten. Das Sofortprogramm der NSDAP zur Rettung der Wirtschaft wurde von Gregor Strasser im Deutschen Reichstag am 10. Mai 1932 vorgetragen. Im Hinblick auf die Reichstagswahlen vom Juli 1933 sollte ein Wirtschaftliches Sofortprogramm der NSDAP entworfen werden, welches auf dem Fundament der Vergabe von öffentlichen Aufträgen zur Belebung des Binnenmarktes und zur Aktivierung der vorhandenen Mittel beiträgt. Unsere Wirtschaft krankt nicht daran, dass die Produktionsmittel fehlen, sondern daran, dass die vorhandenen Produktionsmittel nicht ausgenutzt werden , hieß es darin. In diesem Sinne betraf das die vorhandenen, aber nicht genutzten Arbeitskräfte, welche durch organisierte harte Handarbeit reaktiviert hätten werden können. In diesem Punkt waren sich die Nationalsozialisten sicher, dass bei aller Programmatik nur diejenige Partei an der Macht bleibt, welche den Menschen Arbeit verschafft. Harold James betont: Arbeitsbeschaffung diente im Grunde hauptsächlich als Instrument sozialer Integration. Diese sollte erreicht werden indem man, mit Hinblick auf das im Programm proklamierte Recht auf Arbeit , eine direkte Arbeitsbeschaffung mit Hilfe produktiver Kreditschöpfung einleitete. Beim Vergleich des Sofortprogrammes mit denen der letzten Präsidialkabinette ist festzustellen, dass die sogenannten Reformer in der NSDAP vorhandene Pläne teilweise wiederaufnahmen. Avraham Barkai charakterisierte diese Gruppe von Reformern so, dass er ihnen eine ideologische Verwandtschaft mit dem Nationalsozialismus abspricht sie, so Barkai, nur ins rechte Lager wechselten, weil sie dort vielleicht mehr Gehör finden konnten. Trotz der unterschiedlichen Auffassungen von Reformern und Partei einigten sich die Nationalsozialisten auf dieses von Wirtschaftsexperten ausgearbeitete Sofortprogramm . Selbst bei der späteren Umsetzung dieser Theorien in die gängige Praxis orientierten sich die Nationalsozialisten an die Hauptpunkte ihrer Forderungen aus dem Sofortprogramm . Jürgen Stelzner dazu: Die nationalsozialistischen Vorschläge brachten zur Hauptsache keinen neuen Gedanken, sie fußten vielmehr auf dem Geistesgut der Reformer. Georg Strasser verbreitete in seiner vorgetragenen Rede zum Sofortprogramm konkrete Vorschläge zur Arbeitsbeschaffung, wie den Ausbau des Straßennetzes, die Verbesserung der landwirtschaftlichen Infrastruktur oder die Förderung privater oder öffentlicher Bauvorhaben. Vorgesehen war ein finanzieller Rahmen von 10 Milliarden RM, welcher bis zu 2 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen sollte. Das nationalsozialistische Sofortprogramm lehnte sich in seinen Hauptforderungen an den von den Freien Gewerkschaften des ADGB 1931 vorgelegten WTB-Plan, da, so Strasser, dieser ein Programm vorsieht, über das man absolut reden kann, und bei dem wir jederzeit unter entsprechenden Bedingungen zur Mitarbeit bereit sind. Dabei muss vor allem noch einmal auf das Stichwort produktive Kreditschöpfung eingegangen werden, durch welche die NSDAP den Wirtschaftsaufschwung in Gang setzen wollte. Mit diesem Prinzip der direkten und kreditfinanzierten Arbeitsbeschaffung sah die Partei schon 1932 eine Möglichkeit, die Talfahrt der deutschen Wirtschaft durch Einleiten von zusätzlichen Geldmitteln zu stoppen. Diese Gruppe von Wirtschaftstheoretikern, welche den späteren Theorien eines John M. Keynes anhingen, veröffentlichte das Wirtschaftsdenken des Keynesianismus in Ansätzen schon vor seinem eigentlichen Namensgeber aus diesem Grund von Abelshauser auch deutsche Keynesianer vor Keynes betitelt. John M. Keynes stellt in seinem 1932 erschienenen Buch Vom Gelde Anleitungen auf, mit Hilfe dieser Maßnahmen eine Krisenbekämpfung innerhalb der Wirtschaft durchzuführen sei. Keynes Vorstellungen beruhten darauf, dass die Regierung die Wirtschaft durch Vergabe öffentlicher Aufträge ankurbelt. So konnte der Staat seine Volkswirtschaft näher an eine Vollbeschäftigung heranführen, indem er einerseits die Geldmenge vermehrt oder andererseits durch, z.B. günstigere Zinsen, die Investitionstätigkeit anregt und selbst zusätzlich autonome Investitionen tätigt. Wird die Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen effektiven Nachfrage durch Staatsausgaben angestrebt, so kann nach dem keynesianischen System in einer Situation der Arbeitslosigkeit (Depression) ein Defizit im staatlichen Haushalt in Kauf genommen werden, wenn dieses über den Konjunkturzyklus in einer Hochkonjunktur wieder ausgeglichen wird. Öffentliche Aufträge werden an Privatfirmen vergeben, diese müssen, um die Aufträge zu bewältigen, mehr Arbeiter einstellen. Die Geldmittel für diese öffentlichen Aufträge werden durch produktive Kreditschöpfung vorfinanziert, also vom Staat zur Verwendung vorgestreckt. Die finanziellen Mittel gelangen über die Firmen an die Arbeiter, welche nun durch ihre gestärkte Kaufkraft wiederum ein Potential darstellen, aus dem der Staat durch z.B. Steuern Nutzen schöpfen kann und sein vorgestrecktes Geld in Verbindung einer erholten Wirtschaft zurückerhält. Die Gefahr, die von den Regierungen Brüning bis Schleicher durch diese Art und Weise der Finanzierung befürchtet wurde, dass durch zusätzliche Geldeinleitung in den Wirtschaftskreislauf eine Inflation entstehen könnte, ließ diese Kabinette von diesem Schritt absehen. Adolf Hitler selbst, der diesen Weg später ging, war sich der Gefahr einer inflationären Entwicklung völlig bewusst und versuchte sie, nicht nur aus propagandistischen Zwecken, jederzeit aufzuzeigen. Um diese Gefahr zu vermeiden, stellte Hitler nach seiner Art die nötigen Werkzeuge dagegen: Inflation hat man, wenn man sie haben will. Inflation ist mangelnde Disziplin.[...] Ich werde dafür sorgen, dass die Preise stabil bleiben. Dazu habe ich meine SA. Jedoch stellt Herbert Kunz zu Recht die These auf, dass die Anwendung der keynesianischen Wirtschaftstheorien aufgrund der hohen Defizite immer auch eine Gefahr für den Staat beinhaltet. Selbst bei einer dadurch funktionierenden Wirtschaft müsste die Umsetzung dieser Theorie irgendwann ausgesetzt werden, um eine gesunde Struktur der Ökonomie zu bewahren. Problem, so Kunz, bleibt der Ausgleich der Staatsschulden, der dann wiederum die Kaufkraft der Menschen und die Industrie durch hohe Steuersätze schwächt. Für die Regierung Hitler stellte sich dieses Problem nicht. Entscheidend war die Beschaffung von Finanzmitteln auf einfachem Wege, die Defizite würde eine erstarkte deutsche Wirtschaft immer ausgleichen können.
André Bastisch wurde 1974 in Schmölln geboren. Sein Studium der Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Philosophie an der Technischen Universität Dresden schloss er im Jahre 2001 mit dem akademischen Grad des Magister Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in der Recherche historischer Dokumente, Ton- und Videoaufzeichnungen aus der Zeit des Nationalsozialismus. So konnte er während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in London im Deutschen Historischen Institut und dem Huntley Film Archiv auch wichtige Informationen sammeln, die als Basis für diese Abhandlung dienen.
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