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- Alamannen in Aalen: Die ältesten Zeugnisse germanischer Aufsiedlung nach dem Abzug der Römer
Geschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Beim Bau der Westumgehung von Aalen (Ostalbkreis) wurden 1997-1998 zahlreiche archäologische Fundstücke und Überreste von Baustrukturen unverhofft zu Tage gefördert. Während einer Notgrabung durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg wurden mehrere Holzpfosten geborgen, die sich im feuchten Milieu des Sauerbachtalgrunds hervorragend erhalten hatten. Eine chronologische Auswertung datierte diese Bauhölzer auf die letzten Jahre des 3. Jhs. n.Chr. Bei einem Teil der umfangreichen Keramikfunde handelte es sich nach Augenschein der Ausgräber um Bruchstücke germanischer Gefäße. Der Fundplatz Aalen-Sauerbach lieferte somit die bislang ältesten absolut-datierten Hinterlassenschaften von Alamannen, die vormals römisches Reichsgebiet nach der Rückverlegung des Limes wieder aufgesiedelt haben. Im Rahmen dieser archäologischen Studie werden sowohl die baulichen Strukturen als auch das Fundmaterial vorgelegt und interpretiert.
Textprobe: Kapitel I, Einleitende Grundlagen: 1, Forschungsgeschichte: Zeugnisse der Besiedlung Aalens und der näheren Umgebung aus vorgeschichtlicher und römischer Zeit sowie aus dem Mittelalter sind zahlreich auf uns gekommen. Frühalamannische Funde dagegen fehlten bislang jedoch gänzlich. Eine Siedlungs-kontinuität im Raum Aalen bis ins Frühmittelalter, nach Aufgabe der römischen rechts-rheinischen Gebiete um 260 n. Chr., der Rückverlegung des Limes und dem Abzug von zumindest großen Teilen der romanisierten Bevölkerung, ließ sich archäologisch nur schwer nachweisen. Dies änderte sich im Frühsommer des Jahres 1997, als im Zuge des Baus der B 29 die Westumgehung Aalen errichtet wurde. Als Teil dieser Straßenbaumaßnahme entstand im Ortsteil Unterrombach-Hofherrnweiler der Rombachtunnel, was eine zeitweilige Umleitung des Sauerbachs erforderte. Beim Ausbaggern des neuen Bachbettes fielen Herrn G. Werner aus Dewangen, einem aufmerksamen Beobachter der Erdarbeiten, zahlreiche Scherben und Holzreste im Aushub auf. Herr Werner verständigte daraufhin das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, welches eine Rettungsgrabung noch im ersten Abschnitt der Tunneltrasse veranlasste. Die Grabungsflächen (s. Frontispiz) befinden sich innerhalb der Flur ‘Spagenfeld’ und umfassen gemäß Liegenschaftskataster die Parzellen 2249 und 2249/1 sowie den Ostteil der Parzelle 2243. 1997 wurden zunächst zwei Abschnitte mit einer annähernd gleichen Breite von rund 32 m und einer Länge von 20 m (Fläche 1) und 80 m (Fläche 2) archäologisch untersucht. Die Lage in der Talaue hatte im Süden von Fläche 1 zu einer hervorragenden Konservierung von organischem Material geführt. So fanden sich in den Feuchtsedimenten von Altmäandern des Sauerbachs zahlreiche Hölzer und Pfosten, die – neben weiteren naturwissenschaftlichen Untersuchungen –, eine Dendrodatierung des Fundplatzes möglich machten. Die Ergebnisse werden weiter unten vorgestellt. Im Spätherbst 1998 erfolgte die Untersuchung einer dritten Fläche mit den Maßen 25 x 15 m westlich von Fläche 1, womit die Gesamtgrabungsfläche gut 3.700 m² einschloss. Der Fundplatz ‘Aalen-Sauerbach’ gehört daher zu den wenigen bislang grösserflächig ergrabenen frühalamannischen Siedlungen, von Ausnahmen wie Mengen oder Heidenheim-Schnaitheim, ‘Fürsamen’ abgesehen. Damit trägt die nachfolgende Auswertung der Ausgrabung hoffnungsvoll zumindest in Teilen dazu bei, ein etwas umfassenderes Bild von frühalamannischen Siedlungsstrukturen und Lebensbedingungen gewinnen zu können. 2, Naturräumliche Gegebenheiten: a) Topographie und Geologie: Die Fundstelle liegt 435–436 m üNN auf einem Schwemmfächer in der sanft nach Süden und Osten hin abfallenden Niederung des Sauerbachs. Der Niveauunterschied beträgt hier auf eine Distanz von 100 m knapp einen Meter. Rund 100 m östlich vereinigen sich Rombach und Sauerbach zum Aalbach, der schließlich in den Kocher mündet. Nach Westen, Norden und Osten erstreckt sich das so genannte Welland (s. Abb. 1). Es handelt sich hierbei um eine flachwellige, hügelige Landschaft im untersten Mitteljura (Opalinuston-Formation/al 1, früher Braunjura a). Sie wird geprägt von zahlreichen Mulden, breiten Tälchen und alten Rinnen sowie einigen Hangrücken und Einzelkuppen. Beispiele hierfür sind die Schillerhöhe mit dem Alenkastell im Osten und der Schradenberg im Westen. Auf dem Schradenberg findet sich darüber hinaus noch eine Kappe aus Sandsteinen der Eisensandstein-Formation. Bei der Opalinuston-Formation, die im Raum Aalen eine Mächtigkeit von 100–110 m erreicht, handelt es sich um eine Serie grauer bis blaugrauer schluffiger Tonsteine, deren Sandgehalt nach oben hin zunimmt. Aufgrund der somit oftmals schweren Böden wird das Welland größtenteils als Grünland genutzt. Die Eisensandstein-Formation bildet mit einer Mächtigkeit von ca. 45 m eine deutlich erkennbare Schichtstufe über dem Opalinuston. Die unteren Sandsteinbänke sind zumeist gelbbraun, mürbe und sanden leicht ab. Die darüber liegenden dicken Bänke und Flöze bestehen aus violettroten, eisenreichen oolithischen Sandsteinen (Brauneisenstein, Stuferz). Diese wurden im nahen Wasseralflingen bis 1948 intensiv abgebaut. Daneben finden sich kleinere Lagerstätten, die aus Ansammlungen von Toneisensteingeoden bestehen. Nach Süden, jenseits des Sauerbachs, steigt das Gelände über die höheren Schichten des Mitteljuras sanft bis mäßig steil zum Hangfuß des Albtraufs an. Hier finden sich innerhalb der Wedelstein-Formation sandig-mergelige Kalksteine, die stark mit Brauneisenooiden (Bohnerzen) durchsetzt sind. Aufgrund der relativ fruchtbaren Böden überwiegt hier der Ackerbau, lediglich die steileren Stufenhänge bedingen eine Grünlandbewirtschaftung. Der Albtrauf schließlich bildet eine Steilstufe und grenzt das tiefer liegende Albvorland deutlich gegenüber der Hochfläche der Schwäbischen Alb ab, die hier Höhen von 680–700 m üNN erreicht. Er verläuft zwischen Essingen und Unterkochen relativ geradlinig von West nach Ost und zieht danach nach Norden und Nordosten. b) Klima und Boden: Der Albtrauf wirkt als Klimascheide: Das Albvorland – hier v. a. die Südhänge – kann als mittelmäßig bis mäßig warm mit mittleren Jahrestemperaturen von 7,5–8,5 °C und durchschnittlichen Niederschlagsmengen von rund 750–800 mm eingestuft werden. Demgegenüber lassen sich Albtrauf und Schwäbische Alb als mäßig kalt bis mäßig kühl, mit Jahresmitteltemperaturen von 6,5–7,5 °C und Niederschlägen von rd. 900–1100 mm bewerten. Die vorherrschende Windrichtung ist Nordwest-Nord. Hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit lässt sich feststellen, dass die Talaue des Sauerbachs im Bereich der Fundstelle aus kalkfreien, tonigen Auensedimenten mit überwiegend Auengley–Braunem Auenboden besteht. Bei den Auensedimenten handelt es sich um vom Sauerbach über größere Strecken transportierte Abschwemmmassen, die im Überflutungsbereich der Niederung wieder abgelagert wurden. Der Boden eignet sich gut als Standort für Kulturpflanzen, weist allerdings eine mittlere bis hohe Erodierbarkeit auf.
Sascha Heckmann wurde 1971 in Erbach im Odenwald geboren. Nach dem Abitur 1991 entschied er sich zunächst für eine militärische Laufbahn. 1997 wurde er als Offizier ehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Im Anschluss arbeitete er als leitender Angestellter mehrere Jahre im deutsch- und englischsprachigen Ausland. Im Jahre 2003 setzte er einen lange gehegten Traum in die Wirklichkeit um: Er begann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. provinzialrömische Archäologie, Vor- und Frühgeschichte sowie Archäometrie zu studieren. 2009 schloss er das Studium als Magister Artium mit Prädikat ab. Derzeit arbeitet Heckmann, gefördert von der VolkswagenStiftung, als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M. an einer Dissertation zu römischen Bronzestatuen (www.grossbronzenamlimes.de).
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