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Geschichte

Sieglinde Ziegler

Aithiopika IV 1-12: Ein philologischer Kommentar zu den Aithiopika von Heliodor

ISBN: 978-3-95934-895-9

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im vorliegenden Buch wird die Aithiopika des Heliodor von Emesa aus philologischer Sicht intensiv untersucht. Textstellen aus den ersten 12 Kapiteln des vierten Buchs, die sowohl für den Fortgang der Handlung als auch die Veranschaulichung der ausgefeilten Erzähltechnik Heliodors wesentlich sind, werden kommentiert. Dabei werden markante textkritische Auffälligkeiten, die Einbettung der einzelnen Passagen in den Gesamtzusammenhang sowie die Entschlüsselung bzw. Aufdeckung von Intertextualitäten weitgehend berücksichtigt. Auch die Charakterisierung der auftretenden Personen und ihre einzelnen Verhaltensweisen finden Beachtung.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Kapitel IV: Kalasiris berichtet vom glücklichen Ausgang des Wettlaufes und von den anschließenden ersten Annäherungsversuchen des übermutigen Theagenes. Knemon ist entzückt von dieser Geschichte und bedrängt Kalasiris mit der Bitte, ihm trotz fortgeschrittener Stunde den weiteren Verlauf der Ereignisse zu erzählen. Kalasiris berichtet daraufhin von den quälenden Stunden der folgenden Nacht, in denen er aufgrund des mysteriösen Orakels und der Ungewißheit seines weiteren Schicksals keinen Schlaf fand. Daß auch Charikleia in dieser Nacht kein Auge zu machte, kann Kalasiris vor Knemon inzwischen mit Gewißheit behaupten, weil er diese Information am kommenden Tag von ihrem besorgten Vater Charikles erhielt. 2.4.1. Übersetzung: 1) ‘Nachdem er das halbe Stadion vollendet hatte, Knemon, wandte er sich ein wenig um, bedachte Ormenos mit einem mißtrauischen Blick, hob den Schild in die Höhe, richtete seinen Nacken auf und stürzte – den Blick ganz auf Charikleia gerichtet – wie ein Geschoß auf das Ziel zu. Und so ließ er den Arkadier um eine Menge von Klaftern hinter sich, die an Zwischenraum im Nachhinein ausgemessen wurde. 2) Als er nun auf Charikleia zulief, fiel er mit voller Absicht an ihre Brust – denn er konnte freilich dem Schwung des Laufes keinen Einhalt gebieten –, und als er mit dem Palmzweig bekränzt wurde, blieb es mir nicht verborgen, daß er die Hand des Mädchens küßte.’ ‘Du bist mein Retter’, sagte Knemon, ‘weil er gesiegt und sie geküßt hat. Aber was geschah danach?’ ‘Du warst (bisher) nicht nur unersättlich im Zuhören, sondern auch vom Schlaf unbeeindruckt: Obwohl bereits wahrlich kein geringer Teil der Nacht vergangen ist, bleibst du standhaft wach und zeigst angesichts der Geschichte, wenngleich sie sich auch noch in die Länge zieht, keinerlei Ermüdungserscheinungen.’ 3) ‘Ich tadle auch Homer, Vater, weil er behauptet, wie bei allen übrigen Dingen gebe es auch Übersättigung an Liebe, einer Sache, die meiner Beurteilung nach keinerlei Übersättigung mit sich bringt, weder wenn sie infolge von sinnlicher Lust erreicht wird noch wenn sie einem (nur) zu Ohren kommt wenn aber jemand auch noch von der Liebe des Theagenes und der Charikleia erzählt, wer wäre dann so stählern oder hätte ein Herz von Eisen, daß er nicht gerührt würde, auch wenn er ein Jahr lang zuhörte? Deshalb halte Dich an dem fest, was danach kam!’ 4) ‘Theagenes also, Knemon, war bekränzt und als Sieger ausgerufen worden, begleitet von den wohlwollenden Zurufen aller, Charikleia aber – nachdem sie Theagenes erneut gesehen hatte – war nun ganz klar besiegt und ergab sich ihrer Leidenschaft noch mehr als vorher. Denn das gegenseitige Erblicken von Verliebten wird zur Erinnerung des Leidenden und die Betrachtung entzündet aufs Neue die Gedanken wie es bei Holz durch Feuer geschieht. 5) Und jene, als sie nach Hause gekommen war, verbrachte eine Nacht, ähnlich den vorangegangenen oder sogar noch schmerzlicher, ich aber war wieder schlaflos, weil ich überlegte, wohin wir uns unbemerkt zur Flucht wenden könnten, und darüber nachdachte, an welchen Ort der Gott die jungen Menschen letztendlich schickte. Daß die Flucht nur über das Meer zu bewerkstelligen war, erkannte ich, indem ich von dem Orakelspruch inhaltlich das Nutzenbringende zu Hilfe nahm, wo er sagte, daß sie, nachdem sie die Woge zerschnitten, zu dem Land gelangen würden, das von der Sonne dunkel gefärbt ist […]. 2.5. Kapitel V: Als Kalasiris am nächsten Morgen bei Charikles zuhause erscheint, findet er dessen Hausgenossen aufgrund von Charikleias besorgniserregendem Zustand in heller Aufregung. Er verspricht sofortige Abhilfe, bittet dafür jedoch alle Anwesenden, sich zu entfernen. Nachdem ihm dies gelungen ist, bietet er der vor lauter Liebe schon ganz entkräfteten Charikleia eine amüsante Kostprobe seiner Scharlatanerie, die von dem Mädchen natürlich sofort als solche durchschaut wird. In einem anschließenden persönlichen Gespräch versucht Kalasiris, Charikleia ein Geständnis ihrer Liebe zu Theagenes zu entlocken – zunächst allerdings noch ohne Erfolg. Nichtsdestotrotz läßt es das Mädchen nicht unversucht, von Kalasiris Näheres über den schönen Thessalier zu erfahren. Bevor sich Kalasiris schließlich auf dem Heimweg macht, legt er ihr noch ans Herz, sich ihm möglichst bald anzuvertrauen, zumal ihre Krankheit gerade erst im Entstehen und somit noch leicht zu heilen sei. 2.5.1. Übersetzung: 1) Auf die Frage, wohin sie zu begleiten seien, fand ich letztendlich nur eine Lösung, wenn ich auf irgendeine Weise in den Besitz der Stirnbinde gelangen könnte, die zusammen mit Charikleia ausgesetzt worden war, auf der, wie Charikles behauptete gehört zu haben, eine Erzählung über sie eingestickt sei. Denn es war wahrscheinlich, anhand dessen sowohl die Heimat als auch die von mir bereits vermuteten Eltern des Mädchens zu erfahren und daß sie vielleicht sogar vom Schicksal dorthin geführt würden. 2) Als ich nun frühmorgens zu Charikleia kam, traf ich alle Hausgenossen in Tränen aufgelöst an, und am meisten Charikles ich näherte mich und fragte: ‘Was ist das für eine Aufregung?’ Dieser aber antwortete: ‘Die Krankheit meiner Tochter hat sich verschlimmert und hat sie eine lange, schlimmere Nacht als vorher auf die Probe gestellt.’ ‘Steh auf!’, sagte ich, ‘und ihr übrigen geht alle hinaus! Jemand bringe mir meinen Dreifuß, Lorbeer, Feuer und Weihrauch, und nicht ein einziger soll mich bedrängen, solange bis ich zu mir rufen lasse.’ 3) Charikles bat um diese Dinge und es geschah so. Und nachdem ich mir etwas Ruhe genommen hatte, begann ich wie auf der Bühne mit der Schauspielerei, zündete den Weihrauch an und schwenkte den Lorbeerzweig immer wieder vom Kopf bis zu den Füßen Charikleias, währenddessen ich natürlich mit flüsternden Lippen ein Gebet sprach und schläfrig mehr wie ein altes Weib vor mich hin gähnte, und erst spät und schleppend hörte ich auf, wobei ich viel leeres Geschwätz über mir und dem Mädchen ausgoß. 4) Diese aber schüttelte immer wieder energisch den Kopf und lächelte verstohlen, womit sie andeuten wollte, daß ich zwecklos herumirrte und ihre Krankheit nicht erkannte. Schließlich setzte ich mich nah zu ihr und sagte: ‘Nur Mut, liebe Tochter, Deine Krankheit ist harmlos und leicht zu heilen. Ein Zauber hat Dich berührt, vielleicht schon als Du den Festzug begleitetest, sicherlich aber als Du den Siegespreis verliehen hast. Ich habe sogar eine Vermutung, wer (Dich) so sehr behext hat. Es ist Theagenes, der bewaffnet den Wettlauf bestritten hat. Es blieb mir nicht verborgen, wie er Dich oft genau angesehen und sein Auge allzu keck (auf Dich) geworfen hat.’ 5) Sie aber entgegnete: ‘Jener, sei es nun, daß er so geschaut hat oder nicht, es möge ihm sehr gut gehen! Wessen (Sohn) ist er eigentlich und woher kommt er? Denn ich sah viele, die seinetwegen ganz außer sich waren.’ ‘Daß er dem Stamme nach Thessalier ist’, sagte ich, ‘hast Du ja schon vorher durch den Herold vernommen, als er ihn ausrief aber er bezeichnet sich selbst als Nachkomme von Achill, und mir scheint er gewiß die Wahrheit zu sagen, wenn es anhand der Größe und Schönheit des jungen Mannes bewiesen werden muß, Eigenschaften, die die edle Abkunft von Achill bezeugen. Bis auf daß er nicht so hochfahrend und übermütig ist wie jener, sondern die Kraft seines Geistes mit Liebenswürdigkeit ausgleicht. 6) Aber obgleich er so beschaffen ist, soll er Schmerzlicheres erleiden als das, was er getan hat. Denn er besitzt einen feindlichen Blick und hat Dich mit seinem Auge verhext.’ ‘Ach Vater’, sagte sie, ‘Dank sei Dir, weil Du Dich derart um mich sorgst, warum aber verwünschst Du den, der mir vielleicht gar kein Unrecht angetan hat? Ich leide nicht an einem Zauber, sondern, wie es scheint, an einer anderen Krankheit.’ 7) Und doch verbirgst Du’, entgegnete ich, ‘mein liebes Kind, und sagst nicht voller Vertrauen, wie wir Dir Hilfe verschaffen könnten? Bin ich Dir denn nicht ein Vater dem Alter nach und mehr noch durch meine Fürsorge? Bin ich denn nicht Deinem Vater ein Vertrauter und von gleicher Gesinnung? Offenbare mir, woran Du leidest! Du hast in mir mein Ehrenwort, wenn Du willst auch durch einen Eid bekräftigt: Sprich im Vertrauen und fördere nicht auch noch das Leiden, indem Du sein Ausmaß verschweigst. Denn jedem schnell erkannten Leiden ist zu helfen – das von viel Zeit begleitete ist jedoch nahezu unheilbar. Denn das Schweigen ist der Krankheiten Nahrung – Ausgeplaudertes hingegen ist leicht zu lindern’ […].

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