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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Meiji-Zeit (1868-1912) stellt in der Geschichte Japans und der japanischen Sprache ein besonderes Kapitel dar, war sie doch geprägt von einem Streben nach nationaler Einheit und Identität, ausgelöst durch den Fall des Tokugawa-Shogunats, die Öffnung des Landes zum Westen und die darauffolgende plötzliche und intensive Konfrontation mit den westlichen Mächten, gegen die sich Japan über zweihundert Jahre lang fast gänzlich abgeschottet hatte. Westliche Einflüsse hatten aber nicht nur Auswirkungen auf Gesellschaft und Wissenschaft, sondern haben die japanische Sprache zu dieser Zeit erheblich geprägt. Wie jede andere natürliche Sprache ist auch die japanische zu jeder Zeit Einflüssen ausgesetzt, die Veränderungen etwa in Grammatik, Vokabular oder Aussprache verursachen, doch ist der Wandel der Meiji-Zeit insofern von besonderer Bedeutung, als er sehr bewusst erlebt wurde und äußerst rapide von statten ging.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Veränderungen des Wortschatzes und der Grammatik: 5.1, Erweiterung des Wortschatzes: 1886 machte J.C. Hepburn in der dritten Überarbeitung seines japanisch-englischen Wörterbuches die Anmerkung, dass er seit der ersten Ausgabe 1867 mehr als 10.000 neue Wörter hinzugefügt habe. Diese starke Erweiterung des Lexikons über eine Zeitspanne von nur 20 Jahren steht in engem Zusammenhang mit den Sprachreformen der Meiji-Zeit (SHIBATANI 1990: 145), denn mit der Öffnung Japans zum Westen und der daraus folgenden Verbreitung westlichen Wissens ging auch die Notwendigkeit neuer Begriffe zum Ausdruck der neuen Ideen einher. Dies geschah hauptsächlich durch die Übersetzung fremdsprachlicher Begriffe ins Japanische, indem bereits existierende Schriftzeichen zu neuen Wörtern kombiniert wurden (kango) oder durch die Entlehnung der fremdsprachlichen (d.h. nicht chinesischen) Wörter (gairaigo). 5.1.1, Lehnübersetzungen (kango): Die Signifikanz von Übersetzungen in Meiji-Japan für die Modernisierung der japanischen Sprache wurde bereits in Kapitel 3 angesprochen. Sino-japanische Begriffe machten bereits seit der Nara-Zeit einen großen Teil des japanischen Vokabulars aus (FRELLESVIG 2010: 258). Das Problem, wie unbekannte Wörter und abstrakte Ideen oder Konzepte ins Japanische zu übertragen waren, wurde von den damaligen Übersetzern durch die Prägung neuer Wörter gelöst. Dazu wurden häufig im Japanischen nicht gängige Begriffe aus alten chinesischen Klassikern entlehnt und entweder in einer sich leicht unterscheidenden oder einer völlig anderen Bedeutung als Übersetzung des westlichen Begriffes verwendet. Als Beispiele für ersteres nennt MEYER (2005: 159) kyôwa (Republik), jiyû (Freiheit) und shinri (Wahrheit), für die zweite Entlehnungsmethode jindô (Humanität), kakumei (Revolution) und soshiki (Organisation). Verbreitet war auch die völlige Neuerschaffung sino-japanischer Begriffe durch die Neukombinierung existierender chinesischer Schriftzeichen, deren einzelne Bedeutungen auf die Bedeutung des neuen Wortes verwiesen zum Beispiel kojin (Individuum), kenri (Recht), sonzai (Existenz) oder kindai (Moderne) (MEYER 2005: 159). Es kam auch vor, dass mehrere verschiedene Übersetzungswörter für einen fremden Begriff geschaffen wurden, die eine Zeitlang parallel verwendet wurden, bis sich schließlich eine Form einbürgerte. Ein Beispiel hierfür ist der Begriff Demokratie, der im heutigen Japanisch üblicherweise durch minshushugi oder das Lehnwort demokurashii ausgedrückt wird. Während der Meiji-Zeit wurden aber außer minshushugi noch viele weitere mögliche Lehnübersetzungen verwendet: heiminshugi, minseishugi, shuminshugi, gasshûshugi und zahlreiche andere. Auch nach der Meiji-Zeit wurde noch Begriffe geprägt dazu zählen zum Beispiel minponshugi und minshûshugi. All diese Begriffe trugen unterschiedliche Bedeutungs-Nuancen und konnten sich gegen minshushugi, das schon in der frühen Meiji-Zeit gebraucht wurde, nicht durchsetzen (MEYER 2005: 170-209). Viele dieser während der Meiji-Zeit geprägten Begriffe gehören heute fest zum japanischen Vokabular (insbesondere zum akademischen, politischen und intellektuellen) und wurden sogar in die chinesische und koreanische Sprache übernommen (FRELLESVIG 2010: 409). 5.1.2, Lehnwörter (gairaigo): Fremdwörter, die nicht chinesischer Herkunft sind, werden im Japanischen als gairaigo (wörtl. ‘von außen kommende Wörter’) bezeichnet. Der Begriff gairaigo kam während der Meiji-Zeit in Gebrauch und wurde zuerst 1895 von Ueda Kazutoshi als japanisches Äquivalent zum deutschen Wort ‘Fremdwort’ gebraucht (FRELLESVIG 2010: 404). Die ersten solcher Lehnwörter, die ins Japanische aufgenommen wurden, brachten die Portugiesen, Spanier und Niederländer ab der Mitte des 16. Jahrhunderts ins Land. Während der Tokugawa-Zeit reduzierte sich der Kontakt mit dem Westen aufgrund der Abschottung des Landes auf die Niederlande, womit Niederländisch während dieser Zeit als die Sprache des Westens galt. Erst mit dem Ende der Isolation und dem Beginn der Meiji-Zeit nahmen auch Begriffe aus anderen westlichen Sprachen (insbesondere Englisch, an zweiter Stelle Französisch und an dritter Stelle Deutsch (HAARMANN 1989: 302)) Einzug in das japanische Vokabular. Englisch verdrängte schließlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts Niederländisch von seiner Position (SHIBATANI 1990: 148). Gairaigo wurden grundsätzlich phonetisch entlehnt und entweder mit chinesischen Zeichen (z.B. ‘Club’: ‘???”, heute jedoch vorwiegend ‘???”) oder in der Silbenschrift Katakana wiedergegeben (MEYER 2005: 160). Während durch die Wiedergabe durch Katakana lediglich die Aussprache angezeigt wird, geben die chinesischen Zeichen zusätzlich Hinweise auf die Bedeutung des Fremdwortes. Es fällt auf, dass sich nicht-englische gairaigo häufig auf bestimmte Spezialgebiete konzentrieren, die Hinweise darauf geben, in welchen Bereichen der Sprachkontakt besonders intensiv gewesen sein muss im Falle der deutschen Sprache sind dies hauptsächlich die Bereiche der Medizin, Philosophie und des Bergsteigens (HAARMANN 1989: 302). In der Anfangsphase der fremden Entlehnungen wurde die phonetische Entlehnung manchmal mit einem neugeprägten sino-japanischen Wort kombiniert. Dabei verwies der sino-japanische Begriff auf die Bedeutung des Wortes, während die fremde (zumeist englische) Aussprache in Katakana angegeben wurde zum Beispiel: ??(????????) (von engl. dining room). Auf diese Weise sollte die sino-japanische Lesung (ursprünglich jikidô, heute in der Bedeutung ‘dining room’ shokudô) unterdrückt werden (FRELLESVIG 2010: 409). Hier setzte sich zumeist eine Form (kango oder gairaigo) durch manchmal blieben aber auch lange beide Begriffe erhalten (z.B. ‘kenchiku’ und ‘birudingu’ für Gebäude), wobei der gegenwärtige Trend die phonetischen Entlehnungen bevorzugt und die sino-japanischen Prägungen zumeist verdrängt (SHIBATANI 1990: 150, 153).

Über den Autor

Ilona Meier, B.A., wurde 1989 in Düsseldorf geboren. Ihr Studium der Asienwissenschaften mit dem Schwerpunkt Japan schloss die Autorin im Jahre 2012 nach einem einjährigen Studienaufenthalt an der renommierten Waseda Universty in Tokyo, Japan, erfolgreich ab. Ihre Faszination für die japanische Sprache und deren Entwicklung im Laufe der Zeit motivierten sie, sich dem Wandel der japanischen Sprache während der Meiji-Zeit zu widmen. Neben ihrem weiterführenden Studium der Übersetzungswissenschaften arbeitet sie nun als freiberufliche Übersetzerin in London.

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