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- Zum Leben erweckt: Vom Comic zum Trickfilm
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 44
Abb.: 42
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Vieles wurde über die Anfangszeit des Kinos geschrieben. Über seine Schwierigkeiten als neues Medium und seine Probleme mit der Etablierung einer Erzählweise. Der Zeichentrickfilm wurde hingegen bisher nur stiefmütterlich behandelt. Nur einige wenige Forscher schrieben über den Trickfilm, zudem meist erst ab der Zeit nach Mickey Maus. Dieses Werk geht dem Ursprung des Trickfilms auf den Grund. Seine Geschichte von den ersten Geräten, die eine Illusion von Bewegung erzeugten, über die ersten Aufführungen mit dem ‚Praxinoskop’ bis hin zu Stuart Blacktons Film ‚Humorous Phases of Funny Faces’ wird kurz beleuchtet, jedoch immer mit dem Fokus auf die Frage: Wie erzählt der stumme Trickfilm? Denn klar ist, der Trickfilm musste, wie der Realfilm, seine Sprache erst finden. Doch bedienen sich diese Medien derselben Sprache oder weisen sie Unterschiede auf? Und welche Rolle spielte der Comic bei der Entwicklung einer Erzählstrategie des Zeichentrickfilms? Denn diese Medien sahen sich in der Anfangszeit mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Der frühe Film sowie Trickfilm und der Comicstrip mussten mit visuellen Mitteln dem Rezipienten eine verständliche Geschichte übermitteln. Der Comic hatte mit den Sprechblasen schon eine Lösung etabliert, um Dialoge zu visualisieren. Doch war dieses Instrument wirklich der richtige Weg, um dem Film zum Sprechen zu bringen? Eine Analyse der stummen Zeichentrickserie ‚The Alice Comedies’, die 1923 bis 1927 von Walt Disney produziert wurde, soll Aufschluss über die gestellten Fragen geben.
Textprobe: 2.3, DER ERZÄHLER IM FILM: Es gibt mehrere Arten von Erzähler. Ein Charakter-Erzähler ist ein Charakter, der die Geschichte erzählt. Es gibt Erzähler, die nicht Teil der diegetischen Welt sind und es gibt Voice-Over Kommentatoren. Doch selten stellen wir uns den Erzähler des Films als menschliches Wesen vor. ‘[…] narration is better understood as the organization of a set of cues for the construction of a story.' Chatman würde diese Erzählung als ‘nonnarration” definieren. Hierbei handelt es sich um einen unpersönlichen Erzähler, der nicht in der Geschichte präsent ist. 3., DER TRICKFILM: ‘Traditional animation tends to imply that it is a film that tells a story in moving drawings, is usually produced on cels and contains what has been calls 'personality animation« with which the narrative’s protagonists are imbued.' Unter den Animatoren sowie Filmwissenschaftlern herrschen jedoch unterschiedliche Meinungen, wie man Animationsfilme definieren kann. Einige definieren Animationen als eine qualitative Kunstform, wohingegen andere sie als eine Filmtechnik betrachten. Unter den Rezipienten galt lange Zeit die Ansicht, dass Animationsfilme die Trickfilme der Disney Studios sind. Den frühen Animationsfilmen wurden bisher von den Historikern kaum Beachtung geschenkt. Neben dem ersten synchronisierten Mickey Maus Film ‘Steamboat Willie’ (1928) erschienen die frühen Trickfilme als obsolet beziehungsweise gerieten sie immer mehr in Vergessenheit. Wann nun genau der erste Trickfilm erstellt wurde, ist unklar. Man kann aber davon ausgehen, dass Film und Trickfilm sich parallel entwickelt haben und die gleiche Vorgeschichte haben. ‘[…] technologically, the »prehistory« of cinema and animation are inseparable’. 3.1., DIE GESCHICHTE DES TRICKFILMS: Die ersten Geräte, die eine Illusion von Bewegung erzeugten, waren der Phenakiskoscope, Stroboscope sowie Zoetropes. Emile Reynaud gilt gemeinhin als Vater des Trickfilms. Er eröffnete 1879 sein ‘Praxinoskop Theater’ und 1892 war das Praxinoskop im ‘Théâtre optique’ einem größeren Publikum zugänglich. Durch ein komplexes System aus Spiegel und Linsen projizierte Reynaud seine auf Zelluloidband handgezeichneten Bilder auf eine Leinwand. Der Apparat funktioniert ähnlich wie das Kino und erzeugte ebenso die Illusion von bewegten Bildern. Dennoch war das Praxinoskop kein bedeutender Fortschritt nach der Laterna Magica und wurde von anderen Künstlern auch kaum Bedeutung geschenkt. Eine größere Bedeutung für die Entwicklung des Zeichentricks schreiben die Trickfilmhersteller dem Daumenkino sowie den Bewegungsstudien von Muybridge und Marey zu. Ebenfalls der Zauberer George Méliès wird als Pionier angesehen, da er das Stopptrick-Verfahren in seinen Filmen verwendete. Dieses Verfahren wurde von James Stuart Blackton weiterentwickelt und beispielsweise bei seinen Filmen ‘Humorous Phases of Funny Faces’ oder ‘The Haunted Hotel’ verwendet. ‘Humorous Phases’ unterschied sich von den bisherigen Stopptrick-Filmen, da hierbei mit gezeichneten Bildern gearbeitet wurde. 1907 produzierte der englische Zauberer Booth ‘Comedy Cartoons’, der dem Film ‘Humorours Phases’ von Blackton sehr ähnlich ist. 3.2., TRICKFILM ALS FIKTIONALES ERZÄHLEN: Wie schon im vorhergegangenen Kapitel kurz skizziert, entwickelte sich der Zeichentrickfilm aus dem Stopptrick-Verfahren heraus. Vor allem in Filmen über verwunschene Häuser war dieses Verfahren sehr beliebt. Jedoch hatten diese kurzen Animationssequenzen keine narrative Funktion. Ein Beispiel hierfür wäre Winsor McCay’s Comicstrip Verfilmung ‘Little Nemo’ (1911), die keinen Handlungsstrang aufweist. Lediglich der Bewegungsablauf wurde mittels Sprechblasen, wie sie schon aus den Comics bekannt waren, kommentiert. Erst durch Emile Cohl (Fantasmagorie, 1908) und Winsor McCay (Gertie the Dinosaur, 1914) bekam der Trickfilm dann auch dramatische Situationen, narrative Strukturen, Ikonographie und eine Erwartungshaltung. Um Narration im stummen Trickfilm darzustellen musste der Fokus auf der Bildkomposition und der Gestaltung der Figuren liegen. Durch eine gut gelungene visuelle Darstellung war es dem Zuschauer möglich die Handlung zu verstehen. War es mit Zeichnungen nicht möglich, so musste man auf Tricks zurückgreifen. Bei ‘Gertie the Dinosaur’ wurden beispielsweise die Instruktionen von Winsor McCay mit Stummfilmtexten eingeblendet. Nach diesen Instruktionen handelte dann der animierte Dinosaurier. Oder man griff auf den Comicstrip zurück, der schon einige Lösungen für narrative Probleme parat hatte. Infolgedessen benutze man basierend auf dem Comic im Trickfilm allgemeingültige Ideogramme oder standardisierte Gesichts- und Körperausdrücke. 3.3., ‘THE ALICE COMEDIES’: ‘The Alice Comedies’ war die erste, kommerziell erfolgreiche Serie, die von Walt Disney produziert wurde. Der Pilotfilm, den Walt in Kansas City gedreht hatte, wurde 1923 von der Verleihfirma M.J. Winkler akzeptiert und am 16. Oktober wurde ein Vertrag für zwölf weitere Folgen unterzeichnet. Dieses Datum gilt als der Beginn der Disney Company. Die ersten sechs Folgen der Serie wurden von Walt Disney alleine hergestellt. Er bediente die Kamera, führte Regie und fertigte alle Zeichnungen an. 1924 holte Walt seinen alten Freund Ub Iwerks aus Kansas City in das Produktionsteam hinzu. Dadurch stieg die Qualität der Serie an und wurde infolgedessen erfolgreicher. Walt Disney war aber ständig darum bemüht die Serie zu verbessern, so dass er alle Einnahmen einer Folge in die nächste investierte. Und dies ist das Einzigartige an den frühen Disney-Filmen. Walt Disney war ständig darum bemüht den Zeichentrick zu perfektionieren und wendete daher in seinen Filmen technische Neuerung an. So steht auch ‘The Alice Comedies’ für eine neuartige Mischung von Zeichentrick und Realfilm. Diese Art der Hybridanimation wurde bereits schon von Winsor McCay bei dem Film ‘Gertie the Dinosaur’ (1914) benutzt oder hierbei ging es jedoch weniger um die Geschichte, sondern eher um das Spiel mit der Wirklichkeit. Moreover, that trick also suggested a new possibility – and a new attraction – for film, is ability not only to conjure up a life-like illusion, but to let us enter into that fantasy space, as if we were being invited to go down the rabbit hole, to undertake the same sort of liminal exploration as Lewis Caroll’s Alice, to participate in a life of illusion. In diese Welt brachte Walt und Roy Disney Alice in der Serie. Doch das ist schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen der literarischen Vorgabe von Carroll und Disneys ‘Alice Comedies’. Zwischen 1923 bis 1927 wurden 57 Teile der Serie gedreht. Danach interessierte sich keiner mehr für Alice und es war die Zeit für eine neue Figur, ‘Oswald the Rabbit’.
Bianca Lipp, bakk.phil, wurde 1988 in Jennersdorf (Burgenland) geborgen. Seit 2006 studiert sie an der Universität Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft und Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Im Laufe ihres Studiums beschäftigte sich die Autorin mit dem Bereich Animationsstudien und Comic. Vor allem der Gegenseitige Einfluss der verschiedenen Medien und die Intermedialität einiger Filme (u.a. 'Scott Pilgrim') waren oft Themen ihrer Abhandlungen.