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- Wirkung von Musik: Eine Bestandsaufnahme bisher vorliegender wissenschaftlicher Erhebungen
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Musik gehört in unserer Kultur zum Alltag. Sie umgibt uns von morgens bis abends, erwünscht oder unerwünscht, bewusst oder unbewusst, im Vordergrund oder als akustischer Hintergrund. Jeder weiß, oder hat es zumindest schon einmal gehört, dass Musik uns beeinflussen kann und teilweise auch soll. Doch nur wissenschaftliche Studien beweisen letztlich die umstrittene Wirkung von Musik. In dieser Arbeit werden sämtliche bisher veröffentlichte Studien, Experimente und Untersuchungen ab dem frühen 19. Jahrhundert zusammengefasst, die die Wirkung von Musik auf unseren Organismus nachweisen. Ziel der Arbeit ist es, einen umfassenden Einblick in die bisher bewiesene Wirkung von Musik zu geben.
Textprobe: Kapitel 4.3, Einsatz von Musik: Musik wird in einem weiten Umfeld unseres täglichen Lebens eingesetzt, sei es um durch sie abzulenken oder um durch sie die Aufmerksamkeit auf etwas bestimmtes zu richten. Kurz gesagt, dient Musik im Alltag stets dazu, etwas ganz gezielt zu bewirken. Lautsprechermusik (auf Reisen im Auto, Flugzeug etc, Warteräume, beim Einkauf, am Arbeitsplatz und zu Hause) wird auch als funktionelle Musik bezeichnet. Sie tritt kaum in den Vordergrund und ist den meisten nicht bewusst. Es gibt nicht viele Untersuchungen über ihre Wirkung. Die wenigen, die über Kaufhausmusik veröffentlicht wurden, konnten erhoffte Wirkungen (wie z.B. erhöhtes Kaufverhalten, Umsatzsteigerung, Verbesserung der Mitarbeiterkommunikation, angenehmere Atmosphäre etc.) nicht bestätigen. Untersuchungen über Musik am Arbeitsplatz konnten Leistungssteigerungen beweisen. Musik wird in der Werbung eingesetzt, mit dem Ziel die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf die Werbung zu lenken. Hierfür werden Fanfaren, Jingles und Anklänge an bekannte Volks- oder Kinderlieder gewählt um die Werbung einprägsam zu gestalten oder sogar ein bestimmtes Image zu präsentieren, das die Zielgruppe anspricht. Untersuchungen ergaben jedoch kein eindeutig positives Ergebnis, im Gegenteil, sie zeigten, dass rhythmisch gesprochene Werbung deutlicher das Kaufverhalten und den Erinnerungswert steigert als musikunterlegte Werbespots. Zur funktionellen Musik gehört außerdem die Filmmusik, deren Einsatz darauf zielt erwünschte Emotionen zu verstärken. Musik für politische Zwecke zu nutzen hat in der Geschichte vor allem im dritten Reich und in der DDR große Bedeutung erreicht. Doch die Anfänge liegen im alten China und der griechischen Antike, wo die Organisationsstruktur von Musik und Staat als Abbild einer harmonischen Weltordnung aufgefasst wurde. Es ist klar, dass Untersuchungen zur Wirkung der Musik auf die Erfüllung politischer Ziele in den meisten Fällen (SS-Zeit) schwierig durchführbar gewesen sind. Es gibt allerdings ein Buch, das in der ehemaligen DDR erschienen ist, welches den gezielten Einsatz von Musik in der damaligen Politik beschreibt. (siehe weiterführende Literatur). In der Medizin wird seit ca. 60 Jahren Musik eingesetzt, wie zum Beispiel in der Anästhesie bei Operationen, in der Zahnmedizin, in der Gynäkologie und in Neurologie und Rehabilitation. Zahlreiche Untersuchungen haben die angst- und schmerzlösende Wirkung dieser (anxiolytischen) Musik bewiesen. 5, Untersuchungen: 5.1, 1000 v. Chr. bis zum 19. Jahrhundert: Bei vielen Autoren kann man lesen, wie über Erfahrungen mit Musik berichtet wird. Erste Belege finden sich in antiken Schriften wie zum Beispiel von Pythagoras (um 500 v. Chr.) oder Aristoteles (um 350 v. Chr.). 296 v. Chr. untersucht bereits Herophikos den Zusammenhang zwischen Musikhören und Puls des Menschen. Diese Wissenschaftler beschreiben Musik als Produkt mathematischer und physikalischer Prozesse. Sogar in der Bibel findet sich ein Beleg für die Wirkung von Musik. Im 1. Buch Samuel wird von dem israelischen König Saul berichtet (ca. 1020 bis 1000 v. Chr.), welcher von einer psychischen Krankheit befallen war und von seinen Ärzten erfolglos behandelt wurde. Daraufhin ließ er den Harfenspieler und Hirten David an den Königshof kommen. Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde es Saul leichter, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm. Der wohl bekannteste Arzt der Spätantike Galen (um 200) empfiehlt Musik zur Behandlung Wahnsinniger. Quintiliamus (um 250) behauptet sogar, dass zu jedem krankhaften psychischen Zustand ein musikalisches Heilverfahren passe, welches von der Seele erkannt wird und so heilt. Im 10. Jahrhundert findet man im islamischen Reich schon gewisse Regeln zum Umgang mit Musik im Krankenhaus: Musik soll hier 1. allgemein Freude anregen, 2. den Schlaf fördern, 3. Appetit und Verdauung fördern und 4. Wahnsinnige beruhigen. Ibn al- Qifti (arabischer Gelehrter, gestorben 1248) berichtet von al- Kindi, der zu einem Kranken gerufen wurde, der vom Schlag getroffen war. Dieser ließ vier Lautenspieler kommen, die vor dem Patienten spielten und dabei dessen Hand ergriffen. Während des Spielens wurde sein Puls stärker und nach einiger Zeit fing der Kranke wieder an sich zu bewegen. Einige Freunde Martin Luthers (1483 bis 1546) besuchen diesen in Erfurt und finden ihn bewusstlos am Boden liegend, da er zu lange gefastet hat. Sie versuchen ihn mit den üblichen Mitteln wieder zu beleben. Doch als dies erfolglos bleibt fällt ihnen ein was sie über die Wirkung von Musik wissen und beginnen zu singen. Nach einiger Zeit kommt Luther zu sich und singt mit seinen Freunden bis tief in die Nacht hinein. Im 15./ 16. Jahrhundert wird schwangeren Frauen viel Musik verordnet und wenn die Kinder einmal auf der Welt sind, so wird auch deren Leben von Musik dominiert. So wird z.B. ruhigen, trägen Kindern Musik nach dem Stillen vorgespielt um deren Appetit anzuregen. Bis in das 18. Jahrhundert hinein hält sich dieses Verhalten, denn Musik wird in vielen Adelshäusern nach dem Mittagessen angesetzt um die Verdauung zu unterstützen. 1618 begründet René Descartes eine physikalisch orientierte Affektenlehre und erreicht damit einen großen Fortschritt in der Musikwissenschaft. Leibnitz (1646 bis 1716) berichtet darüber, dass Schläge, Takt und die Kadenz der Trommel zunächst die Luft und dann die Lebensgeister seiner Patienten positiv beeinflussen können. Er spricht dabei vom unbewussten Zählen der Seele . Musik wird im 18. Jahrhundert auch zur Steigerung der Erotik und der sexuellen Potenz verwendet und zugleich als Mittel gegen Impotenz und Liebestollheit eingesetzt.