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- „Wir lernen gemeinsam verschieden zu sein“: Die Arbeit in leistungsheterogenen Gruppen - aus der Sicht von Schülerinnen und Schülern
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Heterogenität ist ein viel diskutiertes und vielseitig beäugtes Thema, dass vorwiegend in Bezug auf Lerngruppen erörtert wird. Überwiegend ist es so, dass aus der Sicht von Lehrkräften die Heterogenität bekämpft und immer mehr aufgegliedert werden soll, um somit eine homogene und effektivere Lern- Arbeits-Gruppe zu erhalten. ‘Was bedeutet Heterogenität an unseren Schulen? Wie viel Verschiedenheit können wir aushalten? Die Antwort ist einfach: Nicht viel.’ (Ratzki 2005).Dieses provokante Zitat aus einem Diskurs von Anne Ratzki in ‘Heterogenität als Chance’ (Hrg. BRÄU/SCHWERDT 2005) wirft den Gedanken auf, ob diese Aussage auch auf Schülerinnen und Schüler zutrifft oder nur das Empfinden der Erwachsenen widerspiegelt!? Der Fokus dieser Studie liegt auf den SuS selbst. Wie ist ihre Perspektive? Wie empfinden sie die Leistungsheterogenität in ihren Lerngruppen? Wie sehr nehmen SuS Unterschiede wahr? Stört es sie, sehen sie sie mehr als Hindernis, wollen sie das stärkere oder schwächere SuS ausgeschlossen werden, nehmen sie es vielleicht gar nicht wahr oder finden es möglicherweise sogar gut? Ziel dieser Studie ist es, mit Hilfe der Fragebogenevaluation hervorzubringen, ob sich SuS in leistungsheterogenen Lerngruppen wohl oder unwohl fühlen. Aus den Ergebnissen soll abgeleitet werden, ob es aus der Sicht von SuS sinnvoll ist, Lerngruppen weitestgehend leistungshomogen zu gestalten oder dem entgegen leistungsheterogen zu belassen und darüber hinaus die Vielfalt zu nutzen.
Textprobe: Kapitel 2, Begriffsdefinitionen: 2.5, ‘Motivation’: Im weiteren Verlauf der Arbeit ist die ‘Motivation’ in verschiedensten Zusammenhängen für Argumentationen und Rückschlüsse von Bedeutung und wird daher im Folgenden kurz erläutert. RICHARD DECHARMS definiert bereits 1979 das alltags sprachliche Verständnis von ‘Motivation’, als ‘eine milde Form der Besessenheit’ (DECHARMS1979, S.75) und fasst damit in einem Satz zusammen was die gesamte ‘Motivation’ antreibt. Nach DECHARMS ist die ‘Motivation’ das, was in einer Person etwas bewirkt, dass dazu führt, dass sie aus eigenem Antrieb heraus auf ein Ziel hin arbeitet und in dieser Situation nur das eine Ziel vor Augen hat (vgl. DECHARMS 1979). ‘Motivation’ bedeutet motiviert zu sein, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. REINBERG formuliert es ähnlich wie DECHARMS so, dass für etwas in hohem Maße motiviert zu sein bedeuten kann, ‘dass Jemand alle Kräfte mobilisiert um etwas Bestimmtes zu erreichen, sich durch nichts davon abbringen lässt, nur noch das eine Ziel vor Augen hat und darauf fixiert ist und nicht eher ruht bis er es erreicht hat.’ (RHEINBERG 2002, S. 16). Kurz fasst RHEINBERG den Motivationsbegriff wie folgt in drei Punkten zusammen: Erstens hat Jemand ein Ziel, für dass er sich zweitens anstrengt und drittens ablenkungsfrei bei der Sache ist (vgl. RHEINBERG 2002). Er sagt aber auch, dass ‘Motivation’ eine Größe ist, die in ihrer Intensität variieren kann (vgl. RHEINBERG 2002). In unterschiedlicher Intensität ist die ‘Motivation’ auch für meine Arbeit wichtig. In abgeschwächter, aber nicht weniger wichtiger Form, ist sie der Antrieb, den ich im Vorfeld erzeugen wollte, mit dem die SuS den Fragebogen bis zur letzten Frage ehrlich und überlegt ausfüllen und sich für das Thema interessieren sollen. Im weiteren Verlauf der Auswertung wird der Motivationsbegriff wichtig im Bezug auf das erfolgreiche Arbeiten in leistungsheterogenen oder leistungshomogenen Lerngruppen. ‘Motivation’ bezeichnet seelische Prozesse, die Verhalten in Gang setzt, es in Gang hält und reguliert (vgl. DIETRICH 1972). Da sie somit kein unmittelbar wahrzunehmender Gegenstand ist, sondern eine abstrakte, gedankliche Konstruktion, die man sich bei anderen Personen immer nur durch Anzeichen erschließen kann (vgl. RHEINBERG 2002), erschließe ich mir die ‘Motivation’ der SuS aus ihrer freudigen und engagierten Arbeit an einer Sache mit der sie ein bestimmtes Ziel verfolgen. Und sei es nur den Fragebogen zu beantworten. Kurz geht es bei ‘Motivation’ immer um den Antrieb und die Regulierung und Intensität eines bestimmten Verhaltens. Nicht nur die verschiedenen Interpretationen des Motivationsbegriffs, sondern auch speziell RHEINBERG machen deutlich, dass Motivation aus vielen verschiedenen Teilprozessen und Phänomenen besteht, sodass ‘der Begriff Motivation (…) also nicht etwa eine homogene Einheit wieder (spiegelt), von der man mal mehr oder weniger hat.’ (vgl. RHEINBERG 1995, S.13). Aus diesem Grund gebe ich einen kurzen Überblick über die verschiedenen Bereiche der ‘Motivation’. Die ‘intrinsische Motivation’ bezeichnet den Ansporn etwas aus freien Stücken, aus eigenem Antrieb heraus und um seiner selbst willen zu tun. Antrieb ist hier in erster Linie das eigene Interesse, Neugier und der Spaß an der Sache selbst. So sind Freizeitaktivitäten in der Regel intrinsisch motiviert. ‘Intrinsische Motivation’ ist leistungsfördernder. Dies führt auch dazu, dass SuS, die in der Schule oft desinteressiert und lustlos sind, aber wiederum in Bereichen, die sie persönlich interessieren besondere Leistung bringen. Wie zum Beispiel beim Freizeitsport oder in Fächern, die ihnen besonders gut liegen. Es ist aber auch möglich und erstrebenswert, dass ein Lernstoff einen Lernenden so sehr interessiert, dass er sich freiwillig mit ihm befasst. Da dies in der alltäglichen Lernsituation eher seltener der Fall ist, müssen SuS häufig durch andere Faktoren motiviert werden. Dies führt uns zur ‘extrinsischen Motivation’. Hier steht der Wunsch im Vordergrund bestimmte Leistungen zu erbringen, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen oder Nachteile zu vermeiden. Im Unterricht wäre das der Ansporn gute Noten oder kleine Belohnungen zu bekommen und im Gegenzug dazu Strafen durch Eltern oder Lehrern zu entgehen. ‘Extrinsisch’ motiviertes Verhalten ist also in der Regel auf einen bestimmten Zweck ausgerichtet und entsteht nicht aus freien Stücken heraus. So sind nicht nur lern- sondern auch arbeitsbezogene Tätigkeiten häufig ‘extrinsisch’ motiviert. Dennoch schließen sich ‘intrinsisch’ und ‘extrinsisch’ motiviertes Verhalten nicht aus. So kann ein Arbeitnehmer in seinem Beruf ‘intrinsisch’ motiviert sein, weil er sich mit der Arbeit identifizieren kann und diese gern ausübt, obwohl er einen Lohn dafür erhält. ‘Intrinsische Motivation’ ist auf die Tätigkeit selbst gerichtet, bei der ‘extrinsischen Motivation’ dagegen ist die Tätigkeit größtenteils Mittel zum Zweck (vgl. SCHRÖDER 1977). Eine weitere Dimension von Motivation ist die ‘Leistungsmotivation’. Sie stellt einen für diese Arbeit wichtigen Bereich der Motivation dar. Vor der ‘Leistungsmotivation’ steht das ‘Leistungsmotiv’. Im Gegensatz zur ‘extrinsischen Motivation’ geht es beim ‘Leistungsmotiv’ allein um die individuelle Freude am Erleben der eigenen Tüchtigkeit und nicht um die Folgen und das Ergebnis der erbrachten Leistung (vgl. CARL-DUISBERG-GYMNASIUM Wuppertal, abgerufen am: 20.03.2011). Ein ‘Leistungsmotiv’ ist auch das Bedürfnis etwas Schwieriges zu schaffen, zu erreichen oder zu verstehen. Die aus dem ‘Leistungsmotiv’ resultierende Anstrengung, die ‘Leistungsmotivation’, ist die Motivation etwas persönlich Anspruchsvolles zu vollbringen, um sich anschließend am Erfolg zu erfreuen.’ (CARL-DUISBERG-GYMNASIUM, abgerufen am: 20.03.2011). RHEINBERG bekräftigt dies in dem er sagt, dass ein Verhalten im psychologischen Sinn nur dann leistungsmotiviert ist, wenn es auf die Selbstbewertung eigener Tüchtigkeit zielt, und zwar in Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab, den es zu erreichen oder zu übertreffen gilt (vgl. RHEINBERG 2002, S.62). ‘Leistungsmotivation’ ist eine Verhaltensbereitschaft, die bei verschiedenen Kindern in unterschiedlichem Ausmaß in Richtung Misserfolgs- und Erfolgsmotivation ausgeprägt ist. Sie trägt zur Erklärung der Leistungsdifferenzierung (neben Faktoren wie z.B. Begabung), welche im Verlauf dieser Arbeit ebenfalls von Bedeutung ist, zwischen den Kindern bei. Die ‘Leistungsmotivation’ kann nicht nur unterschiedlich ausgeprägt sein, sondern auch in verschiedene Richtungen gehen (vgl. PERREZ 1985, S.108). Die ‘Lernmotivation’ ist maßgeblich für den Lernerfolg verantwortlich und kann vom Lehrenden beeinflusst und sogar erzeugt werden (vgl. MIETZEL 1986, S.257). Sie setzt sich im Speziellen mit den motivationalen Bedingungen des Lernens auseinander. Eine weitere wichtige Dimension von Motivation ist somit die ‘Lernmotivation’. In ihr laufen die zuvor erläuterten Motivationsbereiche zusammen. Sie steht laut STANGL für vielfältige kognitive und emotionale Prozesse und kann somit als ein Sammelbergriff für alle emotionalen und kognitiven Prozesse verstanden werden, welche dem Lernenden helfen etwas Neues zu lernen (vgl. STANGL, abgerufen am: 20.06.2012). Wichtig ist hierbei, dass die Ausprägung eines Lernenden abhängig von dessen Persönlichkeitsmerkmalen und den Anreizen der Situation selbst ist, welche durch den Lehrenden beeinflusst werden können. Darüber hinaus stellen soziale Lernmotive eine weitere Grundlage für Lernbereitschaft dar. Es ist also sehr wichtig, dass SuS eine positive Beziehung zur Lehrkraft haben (vgl. STANGL, abgerufen am: 20.06.2012) und sich in der Lerngruppe und Lernumgebung wohlfühlen. Dass die Anreizregulierung, bzw. Motivationssteigerung durch den Lehrenden beeinflusst oder gar gesteuert werden kann, ist die Grundlage für die Motivationssteigerung der SuS im Unterricht. ‘Menschen - und vor allem Kinder und Jugendliche - sind mit dem Bedürfnis ausgestattet, die Welt und alles, was darin ist, zu verstehen, um darin erfolgreich handeln zu können. Nicht alle Gegenstände erschließen sich von selbst die allermeisten erfordern Vermittlung.’ (SPECK-HAMDAN 2004, S.6). Dieses Grundbedürfnis Neues zu entdecken und zu verstehen kann besonders im Unterricht genutzt werden, um Motivation zu erhöhen und somit auch die Lernbereitschaft und den Lernerfolg zu steigern.
Vanessa Scheer, MA, wurde 1980 in Herford geboren. Ihr Studium zur Lehrerin der Sekundarstufe I. schloss die Autorin im Jahr 2012 an der Universität Bielefeld mit dem akademischen Grad Master of Education erfolgreich ab. Bereits während des Studiums und vor dem Referendariat arbeitete sie als Lehrerin und Sozialarbeiterin an einer weiterführenden Schule. Besonders die soziale Arbeit mit Schülerinnen und Schülern an Brennpunktschulen hat sie motiviert sich der Thematik des Fachbuches zu widmen und eine Studie für und mit Schülerinnen und Schülern durchzuführen, die einen Perspektivwechsel vollzieht.
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