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Geisteswissenschaften

Wolfgang Krumm

US-Medien und Vietnamkrieg: Welche Rolle spielten die Medien im Vietnamkrieg?

ISBN: 978-3-95684-378-5

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 36
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Einstieg erfolgt über die Geschichte des Vietnamkriegs, an dem sich die US-Amerikaner ab dem Jahr 1964 aktiv beteiligten. Danach wird die Rolle der Medien in den USA während des Vietnamkriegs beleuchtet. Sowohl die Printmedien als auch das Fernsehen berichteten darüber. Zuerst eher mäßig und dann immer ausführlicher, wobei die Berichterstattung zur Tet-Offensive den Höhepunkt darstellte. Die Medien konnten ohne Zensur berichten und taten dies anfangs auch recht positiv, wurden aber durch die Stimmungsentwicklung in der Bevölkerung auch immer kritischer. Die Berichterstattung der Medien über die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg war größtenteils sehr kritisch, dennoch waren sie das Sprachrohr an die Öffentlichkeit. Zu der Fragestellung, inwiefern die Medien den Vietnamkrieg beendet haben, gibt es zwei sehr gegensätzliche Antworten, jedoch können von beiden Positionen Argumentationen übernommen werden.

Leseprobe

Textprobe: 3.2, Rolle des Fernsehens: Das Medium Fernsehen spielte im Vietnamkrieg eine wichtige Rolle, denn ‘Vietnam was America’s first true televised war’. (Hallin, D.: The uncensored war, S. 105). Im Kontext der Berichterstattung von Kriegen stellte der Vietnamkrieg also einen wichtigen Meilenstein dar. Denn zum ersten Mal berichtete das Medium Fernsehen vom Kampfeinsatz amerikanischer Soldaten und war keiner Zensur unterzogen. (vgl. Löffelholz, M.: Krieg als Medienereignis, S. 44). Die umfangreiche Berichterstattung des Fernsehens führte auch deswegen zum Begriff des ‘Krieg im Wohnzimmer’. Und gerade weil es für Amerika der erste Fernsehkrieg war, und es dafür noch keine Erfahrungswerte gab, was die Rolle des Fernsehens und die Auswirkungen ihrer Berichterstattung angeht, führte dies zu vielen Vermutungen und Thesen. Tatsache ist, dass es in Amerika zur Zeit des Vietnamkrieges 100 Millionen Fernsehapparate gab. Diese zeigten in den Wohnzimmern der Amerikaner zum ersten Mal die Bilder von Militäraktionen, Kampfhandlungen, verletzten und getöteten Menschen und gaben eine gewisse Authentizität des Krieges wieder. (vgl. Beham, M.: Kriegstrommeln, S. 87). Ab Mitte der 1960er Jahre wurde das Fernsehen die wichtigste Informationsquelle für einen Großteil der amerikanischen Bevölkerung und hatte vielleicht den größten Einfluss auf die amerikanische Öffentlichkeit. (vgl. Hallin, D.: The uncensored war, S. 106). Während zu Beginn des Krieges sich die Berichterstattung des Fernsehens durch Patriotismus auszeichnete, änderte sich dies jedoch im Verlauf des Krieges und es wurden immer kritischere Töne angeschlagen. Die Bezeichnung ‘Krieg im Wohnzimmer’ verdiente sich der Vietnamkrieg aber erst mit der Tet-Offensive. Sie kommt daher, weil die amerikanischen TV-Sender jeden Abend Bilder aus Vietnam in die Haushalte brachten. Zwischen 1968 und 1973 hatten Berichte über den Krieg in Vietnam in den Nachrichten einen Anteil von 20 bis 25 Prozent. (vgl. Löffelholz, M.: Krieg als Medienereignis, S. 44f). Die meisten Journalisten vertraten dabei keineswegs pazifistische Ideale, sondern führten einfach ihren Job aus, indem sie über den Krieg berichteten. Wirkliche Kampfszenen wurden aber im Fernsehen kaum gezeigt. Dafür wurden meistens Hubschrauber beim Start und der Landung gezeigt, Soldaten, die sich im Dschungelgebiet bewegten, oder es wurden sogar Kampfhandlungen für das Fernsehen nachgespielt. Die Fernsehberichterstattung zeichnete sich vor der Tet-Offensive nur selten durch kritische Töne aus, zum großen Teil wurden die amerikanischen Handlungen in Vietnam unterstützt. Am 31. Januar 1968 verfolgte ein großer Teil der Amerikaner die Tet-Offensive im Fernsehen. Dabei wurden der Bevölkerung verletzte Soldaten, getötete Menschen, eine fast zerstörte Botschaft und die öffentliche Erschießung eines Vietcong-Soldaten mitten in Saigon vor Augen geführt. Diese schonungslose Brutalität versetzte die amerikanische Bevölkerung in einen Schockzustand. Etwa 700 Journalisten brachten die Bilder in 50 Millionen amerikanischer Haushalte. (vgl. Frey, M.: Geschichte des Vietnamkrieges, S. 165f) Dabei kamen Chaos und Verwüstung zum Vorschein, die der CBS-Nachrichtensprecher Walter Cronkite mit den Worten ‘Was um alles in der Welt geht dort vor? Ich dachte, wir wären dabei, diesen Krieg zu gewinnen!’ zum Ausdruck brachte. (a.a.O. S. 166). Trotz der militärischen Niederlage für den Vietcong waren die amerikanischen Bürger darüber geschockt, was sie während der Tet-Offensive im Fernsehen sahen, da sie aufgrund positiver Meldungen über den Kriegsverlauf auf so etwas nicht eingestellt waren. Die Folge waren Antikriegsdemonstrationen und ein deutliches Sinken der Kriegsbegeisterung. Somit waren diese Kämpfe schon ein einschneidendes Ereignis. ‘With Tet, Vietnam finally got America’s attention. Millions of Americans watched the battle for Saigon on the evening news, and many who were not personally involved took notice for the first time. In the winter dusk of America as 1968 proceeded, dreadful sights were broadcast. The cameras recorded burnings, executions, even the sight of American soldiers falling in battle.” (Stone, R.: The Vietnam Experience, S. 108). Wenn man auf die Rolle der Medien eingeht und speziell auf die des Fernsehens, dann werden sehr oft Ereignisse, die sich bei den Kämpfen zum Zeitpunkt von Tet abgespielt haben, herangezogen. Hierbei wird betont, dass dieses Ereignis die gewaltige Macht der Medien demonstriert hat. Aber man sollte auch beachten, dass ‘Tet was less a turning point than a crossover point, a moment when trends that had been in motion for some time reached balance and began to tip the other way.” (Hallin, D.: The uncensored war, S. 168). Auf jeden Fall war Tet ein Zeitraum, in dem außergewöhnlich viel von Seiten der Journalisten berichtet worden ist. Die Berichterstattung im Fernsehen lag vor Tet bei etwa 5.9 %, während der 2 Monaten nach dem Tet-Ereignis bei 20 % und ging danach wieder auf 9,8 % zurück. (siehe Hallin, D.: The uncensored war, S. 169). Bemerkenswert sind auch die folgende Zahlen. Fernsehberichte über Verluste bei der Zivilbevölkerung und die Zerstörung von Städten wurden vor Tet 0.85 mal pro Woche gezeigt und während der zwei Monate von Tet 3.9 Mal pro Woche. Man sieht also den deutlichen Anstieg der Berichterstattung. Auch Berichte über militärische Verluste wurden vor Tet 2.4 Mal pro Woche gezeigt und während Tet 6.8 Mal. Es wird deutlich, Tet war der erste ununterbrochene Zeitraum, in dem wirklich grausame und erschütternde Bilder über die Fernsehbildschirme liefen. (siehe Hallin, D.: The uncensored war, S. 171). Mit den Kriegsbildern während Tet hatten sich auch die Bilder des Fernsehens verändert: ‘the ‘guts and glory” image of the pre-Tet Period was gone forever.” (Hallin, D.: The uncensored war, S. 174) Die Fernsehberichte nach der Tet-Offensive zeichneten sich durch eine mehr und mehr kritischere Haltung aus. Dabei wurde im Fernsehen gezeigt, wie die amerikanischen Soldaten dem Guerilla-Kampf des Vietcongs nicht gewachsen waren. Man sah bestens ausgestattete amerikanische Soldaten, die sich in großen Mengen bewegten, aber keinen Feind vorfanden. Dazu kam, dass ab dem Jahre 1965 einmal pro Woche die Zahl der getöteten amerikanischen Soldaten über den Bildschirm lief. Auch wurden die Grausamkeiten der Kämpfe immer mehr vor Augen geführt, indem über das Leiden amerikanischer Soldaten und vietnamesischer Zivilpersonen berichtet wurde. (vgl. Kunczik, M.: Propaganda und Berichterstattung im Krieg, S. 43). Wenn es um die Rolle des Fernsehens im Vietnamkrieg geht, gibt es die weitverbreitete Meinung, dass dem amerikanischen Fernsehzuschauer jeden Tag über das Fernsehen Tod und Zerstörung präsentiert wurde. Tatsache ist, dass ein großer Teil der Berichterstattung sich mit ‘American boys in action’ beschäftigte. Diese Berichte fürs Fernsehen entstanden durch Fernsehcrews, die sich mit amerikanischen Soldaten im Dschungel bewegten. Dabei muss man aber beachten, dass dies nicht gleichbedeutend damit war, dass jeder Fernsehbericht die ganze Schrecklichkeit und Grausamkeit des Krieges zeigte. Bis zum Zeitpunkt der Tet-Offensive zeigten nur 22% aller Fernsehberichte tatsächliches Kampfgeschehen. Und dies bestand meistens auch nur aus dem Geräusch von explodierenden Granaten oder dem Rattern von Maschinengewehren. Etwa 24% aller Fernsehberichte zeigten Bilder von Toten oder Verwundeten und auch hier wurde häufig nur gezeigt, wie verwundete Soldaten in einen Hubschrauber gebracht wurden. In der Zeit vor der Tet-Offensive wurden bei 167 Fernsehberichten gerade einmal in 16 davon mehr als ein Toter oder Verwundeter gezeigt. (vgl. Hallin, D.: The uncensored war, S. 129f). Warum aber wurden nun so wenige blutige Szenen des Vietnamkrieges im Fernsehen gezeigt? Dies lag zum einen daran, dass man die Familien der getöteten Soldaten schützen wollte und daher diese Bilder nicht gezeigt wurden, zum anderen aber auch daran, dass es sehr selten direkten Kontakt mit dem Feind gab. (vgl. Hallin, D.: The uncensored war, S. 130). Neben den Fotos war das Fernsehen ein visuelles Medium, das zum ersten Mal zum Einsatz kam und somit ‘der erste Krieg also, der auch im Wohnzimmer erlebt wurde.’ Zu Beginn des Krieges wirkten einige Bilder im Fernsehen so echt, ‘weil sie von einem neuen Medium vermittelt wurde, dessen Mythos es ist, gleichsam ein ‘Augenzeuge’ aus der Distanz zu sein.’ Mit der Zeit wurden die Bilder aber auch immer missverständlicher und unwirklicher. ‘Denn wer z. B. konnte schon die immer wiederkehrenden Aufnahmen von startenden und landenden Hubschraubern, aus denen man blind in den Dschungel schoß, in das Kriegsgeschehen einordnen?’ (Mönch, W.: Lost in the surreal contexts, S. 684f) Auch muss man beachten, dass Bilder im Fernsehen recht vieldeutig interpretiert werden können. (vgl. Hallin,D.: The uncensored war, S. 131). Die Fernsehberichte brauchten für ihren Weg von Vietnam nach Amerika und zur Bearbeitung ungefähr 30 Stunden. In New York wurden sie dann ausgestrahlt. Im Gegensatz zur Berichterstattung im Irak war es also der erste TV-Krieg, aber nicht der erste, der live gesendet wurde. (vgl. Katz, E.: Das Ende des Journalismus, S. 7) Während des Vietnamkrieges wurden, im Gegensatz zu später, kaum Spielfilme über dieses Thema gedreht. Das hatte folgende Gründe. Bei der Bevölkerung wurde der Krieg in Vietnam immer unbeliebter, so dass es schwierig war, darüber einen Film zu drehen. Die Bevölkerung war aufgrund des Krieges gespalten, wodurch nur die eine oder andere Gruppe angesprochen werden konnte. Ein weiterer Grund war, dass man den Vietnamkrieg jeden Tag im Fernsehen anschauen konnte. ‘Television gave Vietnam a saturation coverage, leaving very little space for Hollywood to get a look in - yet at the same time it effectually distanced events by making the war as regular an entertainment piece as TV soap opera’. (Weigel-Klinck, N.: Die Verarbeitung des Vietnam-Traumas im US-amerikanischen Spielfilm seit 1968, S. 27) Das Bedürfnis nach Vietnamkriegsfilmen war also nicht vorhanden, da die Bevölkerung jeden Tag mit Kriegsbildern versorgt wurde. Auch war es nur mit Hilfe des Department of Defense möglich, die benötigten Sachen für einen Film zu bekommen.

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