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Geisteswissenschaften

Christina Bost

Untersuchungen zum Siedlungswesen der Treverer

ISBN: 978-3-95820-074-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der keltische Stammesverbund der Treverer siedelte im Gebiet von Hunsrück, Eifel und Vogesen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, auf der Grundlage von Schriftquellen, insbesondere Gaius Iulius Caesars Commentarii de bello gallico, archäologischem Fundmaterial sowie Erkenntnissen aus Nachbarwissenschaften mittels eines wirtschaftsgeschichtlichen Ansatzes, der die Bereiche Landwirtschaft, Handel und Handwerk beleuchtet, ein Gesamtbild der Wirtschaft im Kulturraum der Treverer im 1. Jh. v. Chr., der Zeit des römischen Ausgreifens nach Gallien, zu entwerfen. Die Autorin fragt nach den Strukturen der treverischen Wirtschaft, möglichen Schwerpunkten und regionalen Ausdifferenzierungen. Zu Beginn der Thesis wird die Ereignisgeschichte der Treverer kurz skizziert. Anschließend konzentriert sich das Untersuchungsfeld auf drei Fallbeispiele: 1. den Titelberg in Luxemburg, der den mit dem römischen Terminus oppida bezeichneten protourbanen Großsiedlungen zugeordnet werden kann, 2. Das von 400 v. bis 400 n. Chr. belegte Gräberfeld Wederath/Belginum im ländlichen Siedlungsraum des Hunsrück, 3. Den Ringwall von Otzenhausen, eine befestigte Anlage im nördlichen Saarland, kleiner als die oppida. Die aus den Untersuchungen resultierenden Folgerungen zur wirtschaftlichen Aktivität der Treverer werden im Zwischenfazit eines jeden Fallbeispiels und abschließend in den Schlussbetrachtungen zusammengefasst.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Das Untersuchungsfeld: 3.1, Der Titelberg in Luxemburg: Im Südwesten des heutigen Großherzogtums Luxemburg zwischen den Gemeinden Pétange, Differdange nahe der Ortschaft Lamadelaine liegt der Titelberg. Sein etwa 50 Hektar großes Hochplateau überragt mit seinen 130 Metern steil abfallenden Hängen das Tal der Chiers, eines Nebenflusses der Maas. Die Region gehört zum Lothringischen Schichtstufenland. Die muschelkalk-, sandstein-, ton- und insbesondere ergiebigen eisenerzführenden Schichten als auch die weitläufigen fruchtbaren Böden des Luxemburger Gutlandes boten dem Menschen seit jeher beste Voraussetzungen. Zahlreiche Bodenfunde belegen eine Besiedlung des Hochplateaus seit der Späthallstatt- und Frühlatènezeit, um 600 v. Chr. Im ersten Jahrhundert vor Christi Geburt errichtete hier der keltische Stamm der Treverer eine befestigte Großsiedlung, ein 43 Hektar großes, von einer mächtigen 2700 Meter langen Wallanlage umschlossenes Areal, auf dem sich ein wirtschaftliches und politisches Zentrum der Treverer entwickelte – die Forschung hat hierfür den Begriff oppidum übernommen. Im Zusammenhang mit der Neuorganisation der Provinzen und dem Ausbau der Fernstraßen in augusteischer Zeit, der Gründung der neuen römischen Stadt Augusta Treverorum um 16 v.Chr. und einem gesteigerten Import mediterraner Luxusgüter und Gebrauchsgegenstände verlor das Oppidum auf dem Titelberg seine wirtschaftliche Bedeutung und schrumpfte zu einem provinzialrömischen vicus, der nach Germanenüberfällen im 3. Jh. n. Chr. wiederaufgebaut und im 5. Jahrhundert endgültig aufgegeben wurde. 3.1.1, Fundsituation und Quellenlage: Von der Blütezeit des Oppidums zeugt die Befestigungsanlage, bestehend aus Haupt- und Randwall, welche heute zu einem immer noch imposanten, bis zu 10 Meter hohen Erdwall verfallen ist. Die Plünderung der Mauern und Straßen als kostenloses Baumaterial im 18. Jahrhundert und der Abbau von Eisenerzen seit Mitte des 19. Jahrhunderts führte jedoch zu tiefgreifenden Veränderungen der natürlichen Topographie und der archäologischen Ausgangssituation. Die Bodenstruktur wurde zudem durch Stolleneinbrüche, die hierdurch verursachten Rutschungen und die landwirtschaftlicher Nutzung der Innenfläche verändert. Die Eingriffe von Bergbau und Ackerbau, die eine Erforschung der gesamten Innenfläche des Oppidums zunichtemachen, führten durch die Vermischung keltischer und römischer Siedlungsschichten zu Zweitlagerungen von Fundstücken und somit zur Zerstörung von Fundzusammenhängen, was eine genaue Datierung des Fundmaterials erschwert. Ebenso erschwert die kaiserzeitliche Überbauung des späteren Vicus die Erforschung der keltischen Siedlungsschichten. Nach ersten Freilegungen von Grabanlagen und einer kaiserzeitlichen Badeanlage am Ende des 19. Jahrhunderts ließen eine große Anzahl keltischer Fundmünzen auf den Stellenwert dieser Höhensiedlung in vorrömischer Zeit schließen. Die ersten wissenschaftlich geführten Ausgrabungen begannen Anfang des 20.Jahrhunderts. Grabungen am Wall lassen mehrere Bauperioden erkennen: die ersten drei Wallkonstruktionen aus der Spätlatènezeit wurden jeweils durch Feuer zerstört, in der vierten Phase begegnen wir der Bauweise des murus gallicus, wie sie uns von Caesar geschildert wird , diese Befestigung verfiel, ebenso die neuerrichtete Wallanlage in nachcaesarischer Zeit. In spätkeltischer Zeit (Latène D2) dürfte die Siedlung mit etwa 30 Hektar ihre größte Ausdehnung erreicht haben, die Randbereiche zum Wall blieben unbebaut. Das Osttor wurde mit dem Westtor durch eine zentrale Straße verbunden, an die sich beiderseitig Siedlungsstrukturen in Form rechtwinklig zur Hauptstraße ausgerichteter Hausgrundrisse anschlossen. Im östlichen Bereich des Oppidums wurde mithilfe von Luftbildern und geophysikalischen Vermessungen ein Graben entdeckt, der ein circa 10 Hektar großes Areal umschloss. Zahlreiche Knochenfunde von Tieren, Münzen, Keramikscherben und Fibeln aus diesem Grabungsabschnitt datieren in die Spätlatènezeit bis in frühaugusteische Zeit. Besonders markant heben sich aus dem Fundmaterial Amulett artige Waffen in Miniaturform sowie menschliche Schädelfragmente heraus, was die Interpretation nahe legt, auf eine spätkeltischen heiligen Bezirk gestoßen zu sein, der durch einen Umfassungsgraben vom öffentlichen, profanen Leben abgeschirmt wurde. Diese Kultanlage könnte auch beim Gründungsgedanken des Oppidums eine Rolle gespielt haben. Die bisherigen Forschungsergebnisse sichern eine kontinuierliche Besiedlung des Oppidums in keltischer Zeit. Eine hohe Funddichte in augusteischer Zeit weist auf eine Neustrukturierung der Siedlungsorganisation hin. Eine in das erste Jahrhundert n. Chr. datierte deutlich geringere Fundmenge bestätigt das Ende der Blütezeit auf dem Titelberg und den Wandel zum ländlichen Vicus. Im Folgenden sollen Fundmaterialien, die einen tieferen Einblick in die Bereiche Landwirtschaft, Handel und Handwerk der Treverer bieten sowie deren Aussagegehalt ausführlicher betrachtet werden. Hierzu stützt sich die Verfasserin der vorliegenden Arbeit vornehmlich auf die Studie von J. Metzler. 3.1.1.1, Landwirtschaft: Die bisherigen Forschungsergebnisse lassen keine klaren Aussagen über eine landwirtschaftliche Nutzung des Titelbergs zu, hierzu sind Erkenntnisse zukünftiger Forschungen abzuwarten. Das Fundmaterial im zentralen Siedlungsbereich unterstreicht eher den handwerklichen Charakter des Oppidums. Es könnten lediglich kleinere Hofbereiche für die Haltung von Kleinvieh, wie zum Beispiel Hühner, Enten oder Ziegen oder das Anlegen eines kleinen Gemüsegartens angenommen werden, eine mögliche landwirtschaftliche Nutzung der unbebauten Randbereiche am Wall konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Im osteologischen Material weist ein hoher Anteil von 53 % Schweineknochen und 34 % Rinderknochen sowie Knochenmaterial von Hühnern, Enten, Hunden und Wasservögeln eindeutig auf Tierhaltung hin. Knochen und ganze Skelette von Pferden und Rindern wurden im Heiligtum nachgewiesen. Wildtierknochen sind im Oppidum dahingegen selten – ein Beweis dafür, dass die Jagd dem Adel vorbehalten war. Die Versorgung der Einwohner durch Ackerbau und Viehzucht als auch die für die berühmte treverische Reiterei notwendige Pferdehaltung müssen mit Sicherheit auf den fruchtbaren Böden in der Umgebung das Oppidums gesucht werden, in Einzelgehöften, Gehöftsiedlungen oder Landgütern des treverischen Adels, wie sie die vielen Adelsgräber und Gräberfelder in der näheren Umgebung nahelegen. Auch zubereitete Speisen, welche Rückschlüsse auf den Nahrungsmittelkonsum ermöglichen, müssen im Zusammenhang mit Funden umliegender Gräberfelder, die einen besseren Erhaltungszustand gewährleisten, betrachtet werden. Eingehendere Forschungen zum Siedlungsgefüge in der Umgebung des Titelbergs stehen noch aus. 3.1.1.2, Handel: Fundmünzen Die Kelten begannen um etwa 300 v. Chr. mit dem Prägen von Münzen, ausschlaggebend war hier wohl die Heimkehr gallischer Söldner aus dem Mittelmeerraum, deren Sold in Münzen ausbezahlt wurde die Kelten über-nahmen Zahlungsmittel und Prägetechnik, als Vorlagen dienten ihnen das makedonische, massilische und römische Münzsystem. Auf dem Titelberg wurden bis heute über 4000 Münzen aus keltischer Zeit erfasst, eine für keltische Großsiedlungen außergewöhnlich hohe Zahl. Ein Großteil stammt von der Oberfläche der bewirtschafteten Äcker, andere wurden aus Gruben, mittelkaiserzeitlichen Kellern oder Brunnen geborgen und deuten somit einen Münzumlauf bis in augusteische Zeit an. Bestätigt wird dieser Befund durch Verfüllungen eines Straßengrabens und angrenzender Siedlungsschichten, welche 410 keltische, 119 römische, 3 iberische und eine griechische Münze enthielten. Dendrochronologische Untersuchungen dreier verkohlter Eichenbalken aus diesen Schichten datieren auf das Jahr 31 v. Chr., die Prägezeiten verschiedener Münztypen weisen auf eine Besiedlung des Titelbergs bis in das erste Jahrzehnt v. Chr. hin. Hierbei fällt auf, dass die Zahl römischer Münzen ab dem 3. Jahrzehnt v. Chr. stark zunimmt, ebenso waren Münzen anderer gallischer Stämme vermehrt vertreten. Die Fundmünzen konnten mehr als 30 Stammesgebieten zugeordnet werden, 29 Münztypen allein den Treverern, eine Zahl, die auf eine hohe Prägeaktivität im treverischen Siedlungsgebiet schließen lässt. Nach bisherigen Erkenntnissen waren im Treverergebiet bis in die Mitte des 1.Jahrhunderts v. Chr. Münzen aus Gold, Silber und bronzelegiertem Potin in Umlauf, zwischen dem 5. und 3. Jahrzehnt v. Chr. werden die Potinmünzen durch Bronzeprägungen (ARDA und HIRTIUS) ersetzt, die letzten treverischen Bronzemünzen datieren in die letzten Jahrzehnte vor Christi Geburt. In den Jahren 1983/84 förderten Ausgra-bungen in einer holzkohlelastigen Schicht Bruchstücke tönerner Tüpfelplat-ten, keltische Münzen und Münzschrötlinge zutage, womit eindeutige Hin-weise auf eine Münzwerkstatt auf dem Titelberg vorliegen. Aufgrund der großen Menge von Potinmünzen, von denen einige noch durch Gußstege und Gußzapfen miteinander verbunden sind, ist anzunehmen, dass diese Münzen auch innerhalb des Oppidums gegossen wurden. Hinsichtlich des Gallischen Krieges fallen mehrere Münzen ins Auge: Die Bronzemünzen HIRTIUS, um 49/45 v.Chr. geprägt, beziehen sich auf dessen Statthalterschaft in den Provinzen Gallia Transalpina und Gallia Comata der schriftlose Goldaugenstater Typ 12 wird dem Trevererfürsten Indutiomarus zugeordnet die Augenstatere VOCARANT und LVCOTIOS sind vermutlich Ausdruck einer romfeindlichen Gesinnung in der Zeit des Widerstandes von 53 v. Chr. die Ende des Gallischen Krieges geprägte ARDA-Bronze ‘mit dem Reiter’, Typ 23, könnte auf einen neuen antirömisch gesinnten Stammesführer hindeuten. Aus dem Münzverlauf ließe sich eine Fürstenfolge mit jeweils kurzer Regentschaft des Indutiomarus, Cingetorix, Pottina und Arda ableiten – doch diese Deutungsversuche sind rein hypothetisch und lassen sich jederzeit durch neue Funde untermauern aber auch widerlegen.

Über den Autor

Christina Bost, B.A., wurde 1970 in Neunkirchen/Saar geboren. Ihr Studium der Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Geschichte an der FernUniversität in Hagen schloss die Autorin im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad ‘Bachelor of Arts’ erfolgreich ab. Fasziniert von antiken Kulturen widmete sie ihre Thesis dem keltischen Stammesverbund der Treverer zur Zeit des römischen Ausgreifens nach Gallien.

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