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Geisteswissenschaften

Stephanie Hilbert

Sprechakttheorie: Ein Überblick

ISBN: 978-3-95684-395-2

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Pragmatik untersucht die Sprache als Form sozialen Handelns, als Interaktion zwischen Kommunikationspartnern in konkreten Situationen und die entsprechend dazugehörenden Regeln dieses Sprachgebrauchs. ‘Thema der Pragmatik ist das, was im Sprachgebrauch die Form und/oder die Interpretation sprachlicher Äußerungen regelhaft beeinflusst kraft der Tatsache, dass Sprache in einer Situation und zur Kommunikation, zum sprachlichen Handeln mit andern, gebraucht wird.’ Die verbale Kommunikation ist eine besondere Form menschlichen Verhaltens, welche in kleinen pragmatischen Einheiten, den Sprechakten, analysiert wird. Die Sprechakttheorie beschäftigt sich mit der Handlungsfähigkeit der Sprache, die über grammatikalische und lexikalische Kompetenz von Produzent und Rezipienten hinausgeht. Diese Studie setzt sich kritisch mit der Sprechakttheorie auseinander, indem sie ihren Wert zur Beschreibung sprachlicher Kommunikation hinterfragt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3., Wann ist ein Sprechakt ein Sprechakt?: Austin geht beispielsweise davon aus, dass ‘etwas sagen etwas tun heißen kann’, falls bestimmte Bedingungen erfüllt sind, die er ‘felicity conditions’ nennt. Diese beinhalten u.a. die Bedingung, dass der Kontext, in dem der Sprechakt stattfindet, stimmen muss und dass der Sprecher seine Äußerung ernst und aufrichtig äußert. Für Austin ist also klar, dass das Verstehen der Intention des Sprechers durch die Hörer für das Gelingen eines Sprechaktes kaum ausreicht. Für Searle ist es unabdingbar, dass der Sprecher eine bestimmte Intention mit seiner Äußerung verfolgt. Vollzogen ist der Sprechakt nur dann, wenn der Hörer diese Intention erkennt. Austin und Searle betrachten Sprecher und Hörer nur als Rollen in einem abstrakten ‘setting’. Für Searle ist die Äußerungssituation vollkommen überflüssig, da der Sprecher und der Hörer allwissende Figuren sind, die nicht auf Teilung ihres Wissens angewiesen sind. Austin sieht die Äußerungssituation nur als konventionalisiertes Handlungsschema und auch er betrachtet die Akteure als allwissend. 4., Sprechakttheorie nach Austin: 4.1., performative und konstatierende Äußerungen: Einerseits gibt es beschreibende Sätze, die wahrheitsfähig sind, sich folglich als wahr oder unwahr herausstellen können. Sie werden als konstativ bezeichnet. Bsp. Die Erde ist rund. Heute ist Montag. Andererseits gibt es Sätze, mit denen man Handlungen vollzieht, diese werden als performativ bezeichnet. Die sogenannten performativen Verben beschreiben nicht nur einen außersprachlichen Vorgang durch sprachliche Mittel, sondern in diesen Verben treffen Benennen und der Vollzug des Benannten zusammen. Diese Deklarativsätze werden nicht mehr dazu gebraucht um festzustellen, ob eine Aussage wahr oder falsch ist. Bsp. Ich erkläre Dir den Krieg. Ich erhebe Einspruch. Es ist nicht möglich den Wahrheitsgehalt dieser Sätze festzustellen. Als Beispiele für performative Äußerungen nennt Austin eine Schiffstaufe, die Bitte um Entschuldigung oder jemandem einen Rat erteilen Handlungen, deren Vollzug anders als verbal ausgeführt nicht möglich wären oder nicht denselben eindeutigen Effekt hätten. So würde es etwa keinen Sinn ergeben, wenn irgendjemand zur Schiffstaufe lediglich eine Flasche Sekt an das Schiff werfen würde, denn dieses gelingt nur in Verbindung mit dem passenden Ausspruch, z.B. ‘Ich taufe dieses Schiff auf den Namen ...’. Hier wird deutlich, dass das Gelingen einer performativen Äußerung von gewissen Bedingungen abhängt. Ist beispielsweise der Redner nicht in der Lage, einen derartigen Akt zu vollziehen, oder wird auf einen ungeeigneten Gegenstand Bezug genommen, dann gelingt es ihm nicht, einfach durch Aussprache der Wendung den geplanten Akt zu vollziehen. Der Aspekt der Unaufrichtigkeit spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wer etwa ein Versprechen vorträgt, ohne aber tatsächlich die Absicht zu haben, dieses Versprechen auch einzuhalten, missbraucht laut Austin die Formel ‘Ich verspreche...’. Zusätzlich kann eine performative Äußerung misslingen, wenn derjenige, der sie geäußert hat, seine damit eingegangene Verpflichtung im Nachhinein bricht. Austin nennt diesen Punkt ‘Bruch der Verpflichtung’. Es ist nicht klar zwischen den Arten des Misslingens zu unterscheiden, weshalb es häufig zu Überschneidungen kommt. Um konstative von performativen Verben zu unterscheiden, gibt es nach Austin verschiedene Überprüfungsmöglichkeiten: Kann bei der Äußerung eine Einschätzung in wahr oder falsch vorgenommen werden? Falls ja, handelt es sich um konstative, andernfalls um performative Äußerungen. Durch das Einfügen des Wortes ‘hiermit’ in die Präsens-Äußerung fällt die Unterscheidung in konstativ und performativ leichter. Bsp. Hiermit erkläre ich Dich zum Klassensprecher. Hiermit gehe ich sonntags in die Kirche. Hiermit lese ich das Buch zuende. Es lässt sich leicht feststellen, dass die letzten beiden Aussagen nicht performativ sind, da sie grammatikalisch und syntaktisch nicht mehr korrekt zu sein scheinen. Im Zuge des Vergleiches konstatierender und performativer Äußerungen stellte Austin die Analogie fest, dass man niemals auch nur eine Äußerung vorbringen kann, ohne eine Sprachhandlung zu vollziehen. Notwendig sei eine Theorie dieser Sprachhandlungen, in der der Gegensatz von performativen und konstatierenden Äußerungen kaum erhalten bleiben kann.

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