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Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wenn Kinder mit ihren Großeltern sprechen, treffen unterschiedliche Repräsentanten von divergenten Gruppen eines Sprachsystems aufeinander. Im Extremfall offenbart sich auf der einen Seite ein veralteter Wortschatz und auf der anderen Seite ein innovativ wirkender Sprecherkreis, dessen Vokabular in mancher Hinsicht nicht mit dem Wortschatz der ersten Gruppe konvergiert. Die Grenzen dieser Gruppen sind sowohl dynamisch als auch individuell zu verstehen. Ein Jugendlicher aus der heutigen Zeit könnte zwar mit einem älteren Menschen nahezu problemlos kommunizieren, doch hätte diese Konstellation mit Sicherheit an diversen Stellen Kommunikationsstörungen zur Folge. Einerseits kann man dafür der Individualität des jeweiligen Vokabulars die Verantwortung auflasten, doch andererseits sind besonders die Störungen, die bei der Kommunikation zwischen Personen unterschiedlicher Subgruppen eines Sprachsystems auftreten, ein Indiz dafür, dass die Sprache einem Wandel unterliegt. Eine Art ‘Wandel’ ist dementsprechend innerhalb von wenigen Generationen anhand unterschiedlicher Merkmale und Eigenschaften nachweisbar. Um den genannten Nachweis belegen zu können, legt diese Arbeit das Hauptaugenmerk auf die Sprache des Fußballs, die in Form von Berichterstattungen in diversen Zeitungsverlagen archiviert vorzufinden ist. Der Fokus im Analyseteil liegt aufgrund des Untersuchungsmaterials ausnahmslos auf dem Wandel innerhalb der Berichterstattung, der wiederum konzeptionell mündliche Elemente aufweist. Im ersten Schritt soll zunächst das Phänomen ‘Sprachwandel’ sowohl theoretisch als auch exemplarisch dargestellt werden. Im zweiten Teil dieser Arbeit geht es schließlich um die Fußballsprache und die damit zusammenhängende Fußballberichterstattung. Hierzu sollen grundlegende Fragen geklärt, die Fußballsprache als Fachsprache aufgezeigt und die Entwicklung der Berichterstattung thematisiert werden. Im Hauptteil geht es schließlich um das Zusammenführen der ersten beiden Teile, um in der Folge die Fußballberichterstattung in Bezug auf den Sprachwandel analysieren zu können. Für dieses Vorhaben wurden authentische Zeitungsberichte aus den Archiven verschiedener Verlage und Redaktionen herangezogen, wobei sich diese Arbeit vorwiegend auf die Ausgaben des Hamburger Abendblattes und des Weser-Kuriers während der Weltmeisterschaften von `54, `74, `90 und 2010 konzentrieren wird. Hier wurden gezielt die Jahre, in denen Deutschland Weltmeister geworden ist, ausgewählt und zusätzlich um die Berichte der Weltmeisterschaft von 2006 ergänzt, um Fußballereignisse der Vergangenheit und Gegenwart als Vergleichsmaterial für die Analyse einsetzen zu können. Diese Arbeit verfolgt demnach das Ziel, das Phänomen des Sprachwandels auf verschiedenen Ebenen aufzuzeigen und stellenweise mögliche Ursachen zu liefern.
Textprobe: Kapitel 3.1.2, Kurzer Einblick in die Fußballsprache: Der Fußball hat ganz offensichtlich ein eigenes Vokabular geschaffen, dessen Wörter im Allgemeinen nur im Kontext des Fußballs gebraucht werden. Von den Begriffen ‘Abseits, Elfmeter, Doppelsechs, Flankengott, Hattrick, Fallrückzieher, Viererkette, Grätsche, Bananenflanke, Rote Karte, tunneln, Libero, …’ hat nur ein Bruchteil den Weg in die Standardsprache gefunden. Unter Punkt 3.1.3 werden diesbezüglich Beispiele vorgestellt. Das Vokabular des Fußballs nutzt umgekehrt auch Begriffe der Standardsprache, denen neue Bedeutungen zukommen, wie etwa bei ‘Tor, Verlängerung, Schwalbe, Doppelpass, Schuss, Sturm, Flanke, Ecke, auswechseln, kombinieren, gehalten, Einwurf, …’. Unzählige neue Begriffe entstehen auf kreative Art und Weise, indem z.B. Wörter zu einer Komposition verbunden werden, von denen einige gelegentlich eine sehr kurze Lebensdauer haben. Diese sogenannten Unikate werden häufig von Kommentatoren produziert und sollen unter anderem im Rahmen der anschließenden Analyse – sofern diese in den Berichten auffindbar sind - herausgefiltert und thematisiert werden. Greift die Fußballwelt ein solches Unikat auf und etabliert es im Sprachgebrauch, bezeichnet man es eher als Neologismus, wobei diese Bezeichnung kritisch zu betrachten ist, da sie auch nur temporär zutreffend ist. Aufgrund der Herkunft des Fußballspiels und der zunehmenden Globalisierung, finden sich zahlreiche Anglizismen im Vokabular, wie z.B.: ‘Goalgetter, Teamplayer, Training, Golden Goal, Keeper, Manager, Coach, Merchandise, Fanbase, Joker, Knockout, man of the match”. Diese und weitere Phänomene sind ebenso Teil der Untersuchung. Burkhardt erklärt die Metonymie als ‘wichtigstes Begriffsbildungsprinzip’ der Fußballsprache, denn erst durch sie lassen sich komplizierte Spielvorgänge mit wenigen Worten wiedergeben. Als Beispiel hierfür wählt er den für Kommentatoren typischen Satz: ‘Er köpfte die Ecke ins Tor!’ Erkennbar ist, dass eine aufwendige Spielbeschreibung entfällt, indem die ‘Ecke’ für die gesamte Durchführung des Eckstoßes bis vor das Tor steht und diese ‘Ecke’ sogar in das Tor befördert werden kann. Ein weiteres Beispiel wäre: ‘Das war ein klarer Elfer!’ In diesem Fall besagt der geforderte Elfmeter, dass eine Regelwidrigkeit im Strafraum vorlag, die der Schiedsrichter mit einem Strafstoß hätte ahnden müssen, dieses aber unterließ. Die Metonymie wird im Fußball demnach für sprachökonomische Zwecke verwendet. Ein weiteres wichtiges Stilmittel ist die Metapher, die auffällig häufig gebraucht wird. Ein denkbarer Satz mit beiden Mitteln wäre z.B.: ‘Der Keeper wollte den Kasten sauber halten, aber die Kugel zappelt im Netz!’. Das Tor wird zu Beginn metaphorisch als Kasten dargestellt und am Ende metonymisch auf das daran befestigte Netz reduziert. Die Fußballsprache darf als Fachsprache betrachtet werden, da sie Fachvokabeln beinhaltet, die zum Regelwerk gehören und Spielsituationen beschreiben. Am häufigsten treten allerdings Mischformen von Alltags- und Fachsprache auf. Aus diesem Grund muss man differenzieren: Die Fachsprache ist sehr spezifisch und für Externe nicht immer nachvollziehbar, wo hingegen der Fußballjargon mit weniger Fachvokabeln auskommt. Außerdem gibt es noch die Reportsprache, die fachsprachliche Elemente aufweisen kann und darüber hinaus Zusatzinformationen (z.B. Wetterbedingungen) liefert. Beispiele für die Fußballfachsprache sind ‘Rote Karte, Foul, Strafraum’, die grundlegend für das Regelwerk sind. Für den Fußballjargon sind besonders treffende Umschreibungen und Synonyme exemplarisch, wie etwa ‘Kugel, lange Ecke, kurzer Pfosten’. Bezüglich der Reportsprache wird gern auf Phraseologismen zurückgegriffen, wie z.B. ‘Das nächste Spiel ist immer das schwerste!’. Wiedererkennungswert haben die Berichte eines Autors demnach am deutlichsten in der Form der Reportsprache. Burkhardt fasst diese drei Bereiche – Fußballfachsprache, Fußballjargon, Reportsprache – und zusätzlich die Fansprache unter dem Begriff ‘Fußballsprache’ zusammen. Er betont aber, dass sich die lexikalischen Bereiche nur schwerlich voneinander trennen lassen und meint hierzu: ‘…in einem Zeitungsartikel, der eigentlich zur Reportsprache gehört, müssen natürlich auch Fachsprache und Jargon verwendet werden, weil sich ohne Rückgriff auf deren Wortschätze die sportlichen Ereignisse nicht ausreichend beschreiben ließen.’