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- Rosia Montana und der Kampf um ihr ökologisches Gleichgewicht: Europas größtes Goldvorhaben in Rumänien - Eine Gradwanderung zwischen Ökologie und Ökonomie
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Rosia Montana ist ein altes Bergwerk in Rumänien, in dem schon zu Zeiten der Römer Gold und Silber abgebaut wurde. Diese Tradition des Minenabbaus sorgte lange Zeit für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region, trug jedoch auch ökologische und sozioökonomische Schäden mit sich. Über diese Gradwanderung zwischen Ökonomie und Ökologie mit den entsprechenden Folgen für die Gegend um Rosia Montana wird ein Überblick gewährt, um den Einsatz der dahinterstehenden Kräfte und die rumänische Berichterstattung darüber zu analysieren. Besprochen werden hierfür die Wochenzeitung Dilema veche sowie die Tageszeitung Adevarul. Die Zeitungen scheinen als geeignet für die Analyse, da sie als repräsentativ für die derzeitige Zeitungslandschaft gelten. Im Fokus der vorliegenden Arbeit steht die Textanalyse. Hierfür werden repräsentative Textteile von Zeitungsartikeln herangezogen, um deren Wortfelder zu analysieren. Durch diese Analysen kann am Ende der Arbeit geschlussgefolgert werden, wie sich die rumänische Sprache in Dilema veche und Adevarul zum Thema ‘Rosia Montana’ gestaltet, um damit auch einen Einblick in die derzeitige sprachliche Gestaltung der rumänischen Zeitungslandschaft zu geben.
Textprobe: Kapitel 2, Rosia Montana - Lokalisierung und Kontextualisierung: 2.1, Wo liegt Rosia Montana: Die Goldmine Rosia Montana befindet sich im Bezirk Alba, 16 km östlich von Câmpeni und 128 km süd-westlich von Cluj Napoca. Die Mine umfasst etwa 550 km2, auch bekannt als ‘das goldene Viereck’ vom Apuseni Gebirge in Siebenbürgen, in Abbildung 1 wird dieses Viereck rot hervorgehoben. Hier lagern bis dato die größten Gold- und Silbervorkommen Europas, Schätzungen zufolge 300 Tonnen Gold und 1600 Tonnen Silber (vgl. Servida et al. 2013: 14). Dieses Goldvorkommen möchte derzeit die Rosia Montana Gold Cooperation (RMGC) abbauen, welche zu 80,69% in Besitz des kanadischen Bergbauunternehmens Gabriel Resources Ltd. ist, die restlichen 19,31% hält die staatliche Minvest Rosia Montana S.A. (vgl. Gabriel Resources 2014). Das Abbauvorhaben stößt auf viel Kritik seitens der lokalen Bevölkerung. Nicht nur die Umsiedelungen und die Zerstörung von Kulturräumen, die für die Flutung des Areals notwendig wären, werden dabei kritisiert, auch die mögliche Verseuchung des Grundwassers durch den Einsatz von Zyanid, das für den Abbau benötigt wird, macht den Kritikern Sorge. Daher äußern neben der lokalen Bevölkerung auch nationale und internationale Akteure Bedenken. Mit den privaten und staatlichen Betreibern des Goldabbauunternehmens RMGC treten zwei Interessensgruppen auf, die nicht zwangsläufig dieselben Ziele mit dem Projekt verfolgen. Die wirtschaftlichen Überlegungen eines internationalen Minenkonzerns sind nur schwierig mit den Umwelt- und Menschenrechtsstandards eines demokratisch geführten EU-Staates vereinbar. Auf diese Gradwanderung zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und demokratischer Pflicht in Zeiten der Globalisierung wird im nächsten Kapitel noch näher eingegangen, da es den Kontext der Zeitungsberichterstattung vertieft. Insbesondere, da sich die Berichte über Rosia Montana den Vorwurf der politischen Korruption und Medienmanipulation gefallen lassen müssen (vgl. Daub 2012). 2.2, Fakten zum RMGC-Projekt: Laut Aussagen der rumänischen Regierung und der RMGC würde das Projekt rund 2,3 Milliarden US-Dollar (USD) abwerfen, bei einem geschätzten Goldpreis von 1,2 USD pro Unze . Der wirtschaftliche Nutzen für Rumänien läge dabei bei etwa 5,2 Milliarden USD (vgl. derstandard.at 2013). Folgende Infobox bietet eine Übersicht über das Ausmaß der Investitionen und konkretisiert das Vorhaben. Die Datengrundlage stellt Bran (2010: 111-112) in ihrer Abhandlung: ‘Ecological processes under the impact of globalization: contradictory trends or subjective interpretations?’ zur Verfügung, wo sie sich mit dem Fallbeispiel Rosia Montana auseinandersetzt. Infobox - das RMGC-Projekt: Abbaulizenz: 2.388 Hektar. Abbauvorhaben: 218 Millionen Tonnen (pro Jahr 13 Millionen Tonnen Erz, mit einem max. Inhalt von 1,52 Gramm Gold pro Tonne Erz, sowie 7,47 Gramm Silber). Betroffene Gebiete: 4 der 16 Siedlungen um Rosia Montana werden umgesiedelt Das sind 960 Familien (2.064 Personen). Bereits erworbenes Eigentum: 77% des für das Zustandekommen des Projekts benötigtes Eigentum wurde bereits erworben, 140 Häuser (von denen 33 historische Denkmäler sind) stehen noch aus, Kirchen und Friedhöfe werden ebenfalls umgesiedelt. Abtransport: 23 Lastwägen mit 150 Tonnen Kapazität werden das Erz transportieren. Dauer des Projekts: 2-3 Jahre wird es dauern, bis Erz abgebaut werden kann, die Installierung erfolgt 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Danach folgen 17 Jahre Abbau, und schließlich 2 Jahre Endarbeiten. 2.3, Historischer Abriss: Den ersten Beleg für die Existenz von dem Goldabbaugebiet Rosia Montana lieferte der Fund von etwa 25 Wachstafeln, die zwischen 1786 und 1855 gefunden wurden und auf die Zeit der Römer hinweisen, wo das Gebiet noch ‘Alburnus Maior’ genannt wurde. Auf den Wachstafeln wurden etwa die Verträge um den Abbau des Goldes oder des Verkaufs- und Einkaufspreises der Sklaven, sowie Arbeits-, Darlehen- oder Mietverträge festgehalten. Die Mine war das bedeutsamste Goldabbaugebiet in der römischen Provinz Dakien: ‘Exploatarile de aur de la Alburnus Maior au fost sistematic organizate pe o arie întinsa din jurul localitatii antice. Se crede ca, în perioada de maxima activitate, la minele din Alburnus Maior lucrau circa 20.000 de muncitori, care trimiteau la Roma 4.000 de kg de aur pe an’ (Enciclopedia României o.J.). Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte bereicherten sich verschiedene Herrscherhäuser daran, vor allem zur Zeit Maria Theresias (1717-1780) wurde das Gebiet mit Hilfe deutscher Bergarbeiter wieder intensiv abgebaut. Rosia Montana wurde zu einer wichtigen finanziellen Stütze der Machthaber in Rom, Budapest, Wien und Moskau. Die ansässige Bevölkerung hatte meist nur wenig davon (vgl. Wikipedia 8, 2014). 1948 wurde die Mine verstaatlicht und unterstand somit zur Gänze dem ‘kommunistischen’ Machthaber Ceausescu. Bis 1990 wurde intensiv abgebaut, fernab von ökologischen und sozialen Standards: ‘The complete lack of environmental safety measures, and the unavailability of clean technologies, has led to the intense pollution of surface waters and soils, the creation of acid mine drainage, and erosion, for example. The pollution was considerably enhanced by the storage of mine tailings on unprotected land and comprised high levels of heavy metals and toxic substances used in the processing of metal ores’ (Stefanescu, Robu, Ozunzu 2013: 7720). Nach dem revolutionärem Staatsstreich von 1989 sanken die staatlichen Investitionen und der Abbau stagnierte. Der Minenarbeiterstand wurde innerhalb der folgenden 15 Jahre dreimal abgebaut, sodass 2006 nur mehr 380 Mitarbeiter im Goldabbau beschäftigt waren. Damals sagte der Gouverneur der rumänischen Nationalbank: ‘The [Romanian] state is no longer interested in the gold production. Gold is a commodity. You go to the market and if you need it you buy’ (Sîntimbreanu 2009: 46 zitiert nach Zaharia 2010: 4). Diese Haltung, wo dem Goldabbau jedwede Förderung von staatlicher Seite entzogen wird, scheint in Anbetracht der heutigen innerpolitischen Lage sehr interessant und zeigt einen Wandel in der politischen Debatte zu diesem Thema. Das Projekt Rosia Montana war seit den 90er Jahren immer Thema, aber selten Hauptpunkt auf der politischen Agenda. Das Bergwerk lag aufgrund des Widerstandes der Zivilbevölkerung still. Diese protestierten gegen den Abbau der Edelmetalle, welche mithilfe von hochgiftigem Zyanid abgebaut werden, und gegen die Zerstörung des traditionellen Kulturraums (vgl. Konzett 2013). Bevor Rumänien 2007 der EU beitreten durfte, musste es sich zu einer Stilllegung und Sanierung des Gebietes verpflichten, was bis dato nur bedingt gelang (vgl. Zaharia 2010: 4, Servida et al. 2013: 16): ‘Although the mining operations ceased completely in 2006, the existing risks to the environment and ecosystems are still very high’ (Stefanescu, Robu, Ozunu 2013: 7720).
Teresa Nöbauer studierte Internationale Entwicklung, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Rumänistik an der Universität Wien und an der Babes-Bolyai-Universität in Klausenburg, Rumänien. Ihre Studienschwerpunkte waren Integration, Migration, ‘cultural studies’ und die EU. Derzeit ist sie in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.