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Geisteswissenschaften

Andreas Schellenberg

Pietismus und Pädagogik: Analysen anhand ausgewählter neuzeitlicher Quellen

ISBN: 978-3-95549-452-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Über die Verantwortung der Erziehung wird heute von Eltern und Pädagogen immer wieder kontrovers debattiert. Doch bereits vor der Aufklärung des Volkes im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Erziehung von armen Kindern vom Pietismus große Bedeutung zugeschrieben. Der Pietismus ist die bedeutendste religiöse Erneuerungsbewegung des deutschen Protestantismus nach der Reformation. Die pietistische (christliche) Pädagogik wird in der Wissenschaft als Endpunkt der frühneuzeitlichen Pädagogik und als Übergang zur Aufklärung gesehen. In dieser Arbeit werden drei der bedeutendsten Vertreter des Pietismus (P. J. Spener, A. H. Francke und N. L. von Zinzendorf) bezüglich ihrer pädagogischen Grundansätze analysiert. Die Analyse der Quellen erstreckt sich von dem Verständnis über den Eigenwillen des Kindes bis zu dem pädagogischen Umgang mit Zwang, Zucht und Zuchtanwendung.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Die Quellenanalyse: 4.2, Über die Verantwortung: Da nun die Zielsetzung der Erziehung und dessen Bedeutung im vorhergehenden Abschnitt 4.1 analysiert wurde, soll im folgenden Abschnitt die Erziehung unter dem Aspekt der Verantwortung der Eltern, der Erzieher und des sozialen Umfelds thematisiert werden. Demzufolge rücken weitere konkrete Fragen, die im Folgenden analysiert werden, in das Betrachtungsfeld: Wer trägt die Verantwortung für die Kindererziehung und welche Bedeutung wird der Erziehung beigemessen? Wie wird die Verantwortung aufgeteilt und welche Begründungen werden dafür angeführt? Wie stellen sich die drei Vertreter des Pietismus eine erfolgreiche Umsetzung der christlichen Erziehung vor? Nach der Analyse der Vertreter sollen ihre Ansichten miteinander verglichen werden, um Übereinstimmungen und Unterschiede herauszuarbeiten. 4.2.1, Verantwortung der Eltern, Erzieher und Gesellschaft: Da Philipp Jakob Spener selbst nie eine öffentliche Schule besucht hatte, versteht er sich nicht als optimaler Fachmann, um die Erzieher zu unterweisen. ‘Ich erkennen auch mit demselben / daß freylich an dem mangel der jugend und dero erziehung / ob zwar nicht bloß dahin alles / dannoch ein so grosses / gelegen seye […].’ Die Kindererziehung sieht er als eine wichtige Aufgabe, um die Gesellschaft zu verbessern. Aber das wäre zu kurz gefasst, wenn das die ganze Auffassung wäre. Die Hauptverantwortung für die christliche Kindererziehung liegt bei den Eltern und den Taufpaten. Wie ich also erkenne / daß an der jugend mit grossem ernst gearbeitet werden müsse / so muß mit nicht wenigerem ernst darnach getrachtet werden / wie wir auch an den alten etwas u. zwar so vieles ausrichten mögen / daß sie tüchtig und geschickt werden / durch gute zucht und vermahnung zu dem HERRN / unsere intention bey den ihrigen werckstellig zu machen. Spener thematisiert die Verantwortung der Eltern, die zur christlichen Erziehung ihrer Kinder verpflichtet sind, und stellt sie damit als eine nicht weniger wichtige Zielgruppe in den Fokus. Er möchte die erzieherische Verantwortung der Eltern ganz bei den Eltern lassen. Sein seelsorgerliches Anliegen ist vor allem auf die Eltern gerichtet, indem er die Frage stellt, wie Eltern befähigt werden können, dass sie ihre Kinder christlich erziehen. Um Erfolg in der christlichen Erziehung zu haben, reicht es nicht aus, dass nur die Eltern in die Verantwortung genommen werden. Die Erziehung muss ‘den bereits alten und erwachsenen so zu haus als in den schulen geschehen.’ Eine erzieherische Rundumbetreuung für das Kind bringt Spener hier zum Ausdruck. Das erzieherische Anliegen muss von allen Beteiligten geteilt werden, um das Ziel - die wahre Gottseligkeit - zu erreichen. Die Eltern tragen die Hauptverantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Und damit werden sie auch automatisch zum Haupthindernis, wenn sie ihrer erzieherischen Pflicht nicht nachkommen. Spener wirft den Eltern ‘boßheit und nachläßigkeit’ vor, die die Arbeit der Erzieher wieder zerstören. Die Eltern tragen laut Francke eine besondere Verantwortung für die christliche Erziehung ihrer Kinder. Auch wenn sie andere mit der Erziehung der Kinder beauftragen, werden sie von ihrer Verantwortung nicht entbunden. Zu diesem Stück ist aber von nöthen (1) daß nicht etwa die Eltern oder andere Anverwandte meynen / es sey genug / wann sie ihren Kindern einen Praeceptoren halten / und im übrigen selbst denen Kindern mit bösen Exempeln fürgehen oder die Kinder mit ihrer un=ordentlichen Liebe wieder verzärtlen / wann sie der Praeceptor durch gute Zucht gebessert hat […]. Die Eltern stehen in der Gefahr die pädagogische Arbeit der Erzieher an ihren Kindern zu verderben. In dem Augenblick, wo die Eltern selbst den Kindern ein schlechtes Vorbild sind, wird die pädagogische Glaubwürdigkeit der Erzieher untergraben und die pädagogischen Bemühungen stehen in größter Gefahr. Die Eltern müssen die Arbeit der Erzieher nicht nur theoretisch befürworten, sondern auch durch ein gutes Vorbild dahinter stehen. Um christliche Erziehung erfolgreich gestalten zu können, müssen alle Beteiligen, die einen Einfluss auf die Kinder haben, zusammenarbeiten. Dem Problem mit dem schlechten Vorbild der Eltern, begegnete Francke, indem er das Wort Gottes als Richtschnur für das Leben der Kinder, gegen die Lebenspraxis der Eltern stellte. Der Heiland wurde als das eigentliche Vorbild für alle Tätigkeiten und Handlungen gegenüber den Eltern gestellt. Damit bekommen die Erzieher die Hauptlast für die pädagogische Arbeit zu tragen. Francke setzt die ‘Ehre Gottes’ stets als höchste Priorität seiner Erziehung voraus. Die Ehre Gottes soll in allen Dingen sowohl dem Kind, als auch dem Erzieher stets vor Augen sein. Dementsprechend tragen die Erzieher mit ihren Qualitäten, aber auch ihren Defiziten, als wichtigste Menschen mit einen großen Teil an Verantwortung, für den Erfolg der Erziehung bei. Die Motivation der Erzieher ist somit die entscheidende Kategorie, von der der Erfolg in der Erziehung abhängig gemacht wird. Für einen Erzieher bedeutete dies zum Beispiel, dass das Ziel, eine mögliche Beförderung, für die Ehre Gottes zurück genommen werden musste. Anschließend behauptet Francke, dass die wahre Frucht der Erziehungsarbeit erst dann hervorkommen kann, wenn ein Erzieher alles ohne eine schädliche ‘Neben=Absicht’ verrichtet. Denn sobald die Ehre Gottes auch nur im Geringsten verletzt wird oder nicht gefördert wird, ist der Erfolg der Erziehung in Gefahr. Den Erziehern werden die Kinder zu Pflege anvertraut, die Kinder werden ihnen bildlich auf ihre Seele gebunden. Dies Bedeutet für die Erzieher, um mit Francke zu sprechen, ‘daß Gott eines jeglichen Kindes Blut von ihrer Hand fordern wird, das durch ihre Schuld und mutwillige Verwahrlosung verlorengeht.’.

Über den Autor

Andreas Schellenberg, M. A, wurde 1979 in Russland geboren. Sein Studium der Theologie an der Southwestern Baptist Theological Seminary (Texas) schloss der Autor im Jahre 2008 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Anschließend folgte ein Lehramtsstudium an der Universität Siegen, das er im Jahre 2013 in den Fächern Geschichte und Evangelische Theologie absolvierte.

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