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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Anfang der 1980er Jahre: das Vietnamkriegstrauma sitzt tief, die USA stecken in einer Krise – einer Maskulinitätskrise, die auch im Film zu einem präsenten Thema wird. Als Errettung aus diesem Trauma steigt eine neue Filmfigur empor: Ein Mann, dessen überaus muskulöser Körper ihn zu einem gewalt- und leidensbereiten Menschen macht. Ein Mann, der seinen körperlichen Exzess ausstellt und dessen Muskeln, dessen hard body unbestreitbar macht, dass er im Alleingang die USA retten kann und wird. Sein Körper ist der Nationalkörper und dieser wird gesundet und gestählt. Schauspieler wie Sylvester Stallone, Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger und Mel Gibson sind die neuen hypermaskulinen Helden, die in Action- Filmen von Rambo bis Terminator die maskulinen Tugenden Mut, Loyalität, Ausdauer, Patriotismus, physische Kraft und Durchhaltevermögen sowie Einfallsreichtum verkörpern.Was ist also Maskulinität, so wie sie sich in dieser exzessiven Zurschaustellung ablesen lässt? Diese Arbeit versucht sich diesen Körpern durch Filmanalysen und unter Zuhilfenahme historischer, psychoanalytischer, semiotisch-politischer, aber auch phänomenologischern Theorie zu nähern.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Walk like a man, talk like a man: Handlungen, Eigenschaften, Figuren der Maskuliniät: Wie bereits in Abschnitt 2.1 erörtert, lässt sich Maskulinität nicht nur an den Körpern an sich ablesen, sondern auch an der filmischen Handlung. Gleiches gilt für die Figuren, deren Konstellationen untereinander und in Bezug auf die innerdiegetische Welt sowie deren Verknüpfung zum Starimage des Schauspielers und den weiteren Filmen der oft mit Sequels bedachten Werke. Es stellt sich also die Frage, ob sich narrative bzw. performative Muster innerhalb des zu betrachtenden Filmkanons finden lassen, die eine gesamtkonzeptuelle Betrachtung der Filme im Actionmodus und deren Aussage über die amerikanische Maskulinität im Film der 1980er Jahre treffen lassen. 3.2.1, Figuren: Beim Betrachten des vorliegenden Filmkanons kann festgestellt werden, dass die überwiegende Mehrheit der Hauptfiguren Soldaten oder Polizisten (bzw. FBI/CIA-Agenten) sind und damit die uramerikanische Maskulinitätsfigur schlechthin verkörpern. Eine weitere eindeutige Tendenz ist feststellbar: Betrachtet man die Filmrollen der zu analysierenden Schauspieler in Bezug auf Yvonne Taskers Einteilung in die zwei Bodybuilder-Typen strong, silent bodybuilder (Stallone, Schwarzenegger, Norris) und strong, wise-guy (Willis, Russell, Gibson), so kann abgeleitet werden, dass vor allem erstere Gruppe einem regelrechten type casting als Soldat/Polizist/Agent unterzogen wurde und die Mehrheit der Filme Werke sind, die im Actionmodus stattfinden. Schwarzenegger beispielsweise verkörpert in neun von zehn seiner Filme in den 1980er Jahren diese Rolle. Norris spielt in allen seinen dreizehn Filmen diesen Typus Stallone in sieben von zehn Filmen (die ROCKY-Reihe ausgenommen). Die Rollenverteilung in der zweiten Gruppe ist heterogener, doch auch hier ist eine Tendenz zu Polizisten/Soldatenrollen eindeutig erkennbar, wenn die Filme, die nicht im Actionmodus stattfinden herausgefiltert werden (Anhang A). Die Antagonisten dieser harten, soldatischen Figuren lassen sich ebenfalls grob in zwei Kategorien einteilen: Einerseits stehen die Filmhelden Vertretern bestimmter Institutionen (meist der eigenen Regierung) oder Trägern nicht-amerikanischer Maskulinitätskonzepte gegenüber, die oftmals durch einen soften Körper gekennzeichnet sind. Als Paradebeispiel für den soften Vertreter der Regierung dienen Rambos Antagonisten aus den ersten beiden Teilen: Sheriff Teasle, der übergewichtige Vertreter des Gesetzes, und Marshall Murdock, der ewig schwitzende Regierungsvertreter, der schon die Hitze Thailands nicht verträgt. Andererseits werden den Protagonisten ebenfalls harte Körper gegenübergestellt, die sich auf den ersten Blick kaum von den Hauptfiguren unterscheiden lassen (beispielsweise die Figur Hans Gruber (Alan Rickman) aus DIE HARD). Auffällig wird bei der Betrachtung der Figuren und damit der filmischen Welten, dass hier fast gar keine weiblichen Charaktere zu finden sind. Die filmischen Welten sind männlich, Frauen kommen nur am Rand vor. 3.2.2, Handlungen: Und selbst wenn Frauenfiguren nur Nebenrollen sind, so ist es doch beachtlich, dass die maskulinen Helden kaum Interesse an ihnen haben. Hier wird auffällig wie asexuell die harten Filmhelden sind. So nutzt Colonel Braddock (Chuck Norris) in MISSING IN ACTION nicht die Chance mit Miss Fitzgerald einen Schlummertrunk im Bett zu genießen, sondern benutzt sie ausschließlich als Alibi für seine nächtliche Tour. Auch Rambo (Sylvester Stallone) ist nicht an der schönen Geheimagentin Co Bao nicht sonderlich interessiert es gibt nur einen Kuss nach welchem die Frau exakt eine Filmminute später erschossen und somit der filmischen Welt entledigt wird. Zwei Filmminuten nach ihrem Tod hat sie für Rambo auch keine weitere Relevanz mehr. Dutch (Arnold Schwarzenegger) wäre es ein leichtes die gefangene Rebellin in PREDATOR zu umgarnen oder sexuell zu nötigen. Doch den gesamten Film über hat er keinerlei Ambitionen. Und selbst McClane (Bruce Willis) der in DIE HARD verheiratet ist und sich im gleichen Haus wie seine Frau befindet, wird über das Vehikel der Geiselnahme von ihr getrennt (wohl gemerkt war er es auch schon vorher, denn er blieb in New York während sie an die Westküste zog) und muss sich nicht weiter mit ihr beschäftigen. Anstelle der heterosexuellen Verbindung tritt in den Filmen nun eine homosoziale Verbindung, die die filmische Welt männlich und damit auch maskulin hält und so einen Ort schafft, in dem sich die Maskulinität ohne großartig störende Faktoren (wie beispielsweise Frauen und ihre eigenen Machtansprüche) regenerieren und ausleben kann. Dabei sind homosoziale bzw. brüderliche bzw. (Ersatz)-väterliche Verbindungen ein hilfreiches Vehikel. So bekommt Riggs (Mel Gibson) in allen LETHAL WEAPON Teilen seinen Partner Murtaugh (Danny Glover) zur Seite gestellt (und dessen Frau, die nicht kochen kann und somit Katalysator zur tieferen Verbrüderung wird, denn nichts schmiedet so zusammen wie ein gemeinsamer Feind ). Rambo ist in allen drei Teilen mit seinem väterlichen Freund Colonel Trautman vereint, den er im dritten Teil sogar selbst rettet und nebenbei fast Ziehvater eines anderen Kindes – natürlich eines Jungen – wird. Tango (SylvesterStallone) hat Cash (Kurt Russell). McClane hat seinen Partner über Funk Al Powell (Reginald VelJohnson). Einzige Ausnahme scheint hier RoboCop zu sein, steht ihm doch in Officer Anne Lewis (Nancy Allen) eine Frau zur Seite. Doch bei genauerer Betrachtung ist diese zwar biologisch weiblich, doch ebenfalls Trägerin von Maskulinität, wenn auch einer verminderten. Schwarzenegger hingegen arbeitet in seinen Filmen meist im Alleingang. Die antagonistischen Figuren wiederum bilden eine Klammer, die das Terrain der richtigen amerikanischen Maskulinität absteckt. Sie sind entweder zu soft oder zu hart. Dies lässt sich aber nicht nur an ihren Körpern ablesen und an ihrer grundsätzlichen Figuration erahnen, sondern zeigt sich vor allem durch ihr Handeln. Die soften Antagonisten sind Symbole, die die dem Maskulinitätskonzepts inhärente Abneigung gegen Bürokratisierung und die der maskulinen Individualität Einhalt gebietenden Großstrukturen anzeigen. Oft sind sie auch Träger eines Verrats am Protagonisten und damit Hort von Unmoral – ebenfalls ein massiver Verstoß im Sinne des Konzepts. Damit werden sie sowohl auf körperlicher als auch auf der Ebene der Handlung als nicht maskulin dargestellt. Gleichzeitig liefern sie aber genügend Trigger für den Protagonisten sich selbst als amerikanischen Prototypen für Maskulinität darzustellen – eben indem er gegen sie kämpft und gewinnt – und das mit einer intakten Moral. Dass er dabei oft außerhalb der gesetzlichen Ordnung antreten muss, steht außer Frage, denn der Held arbeitet nur nach seiner idiosynkratischen Vorstellung von Moral, Vernunft und Gerechtigkeit – ganz wie seine Vorgänger im Westernfilm. Die harten Gegner wiederum sind mahnende Zeichen einer möglichen Perversion der amerikanischen Maskulinität, die einhergeht mit dem Verlust der dem Konzept inhärenten Moralvorstellung. Dieses System wird nun innerhalb der Filme je nach Schauplatz angepasst […].

Über den Autor

Beatrice Behn ist Filmwissenschaftlerin und Filmkritikerin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Filmgeschichte und Filmkörpern im Ausnahmezustand, vor allem im Bereich der Gender Studies und des Körpers als politisches Medium.

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