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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Literatur ist nichts Losgelöstes, sondern entsteht immer an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten. Im Falle von ‚Unterm Rad‘ erschließen sich dem Leser nicht nur Person und Schicksal von Hans Giebenrath bzw. Hermann Hesse, sondern auch die Zeit, in der er lebte, die Orte seiner Erlebnisse sowie die daraus resultierenden Lebenssituationen, d.h. der zeitliche und räumliche Kontext. Protagonist und Autor dienen als Medien zu weiterem Zusatzwissen, das eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten und interessante Fragestellungen liefert: Wie war das Leben damals im Kloster oder in der Schule? Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gab es? Was ist heute anders? Gibt es etwas, das genauso geblieben und somit übertragbar ist? Wie würde man heute handeln? Was kann man aus der Lektüre für heute lernen? Kann man die Orte noch heute auffinden? Was ist von ihnen übrig geblieben? Wie beeinflussten die Orte den Autor? Welche Bedeutung haben sie heute? Der handlungsorientierte Unterricht ist zur Erschließung der Lektüre wie auch dieser Fragen bestens geeignet. Für Klasse 9 wurde die folgende Einheit erstellt, erprobt, reflektiert und mit vielen Schülerbeiträgen ergänzt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2., Methodisch - didaktische Analyse: 2.1, Was ist handlungsorienterter Unterricht?: Schon im 17. und 18. Jahrhundert forderten führende Pädagogen wie Pestalozzi, Bacon, Comenius oder Rousseau neue Unterrichtsformen, welche die alte Buchschule ablösen sollten: handlungsintensiv sollten diese sein und die eigene Erfahrung in den Vordergrund stellen. ‘Mit Kopf, Herz und Hand und allen Sinnen solle Lernen geschehen’, postulierte Pestalozzi bereits vor über 200 Jahren und immer mehr Lehrende schlossen sich im Laufe der Zeit seiner Forderung an. Die Reformpädagogik des 19. Jahrhunderts setzte das Gedankengut kontinuierlich fort und legte besonderen Wert auf Selbstständigkeit der Schüler, praktische Tätigkeiten und Lernen durch Handeln. Der Amerikaner John Dewey beispielsweise begründete Anfang des 20. Jahrhunderts die Laborschule, in welcher das Lernen vor allem auf Erfahrung und Experiment beruht. Sein russischer Kollege Anton Makarenko sah für die Schule eine Mischung aus freiwilligem Gehorsam sowie Selbstverwaltung und nützlicher Arbeit vor. Heutzutage ist Handlungsorientierung fester Bestandteil der Didaktik und der Pädagogik in den Schulen. Damit schuf Pestalozzi die Basis für eines der erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Unterrichtskonzepte. Hilbert Meyer, Professor für Schulpädagogik im 21. Jahrhundert, definiert Handlungsorientierten Unterricht als ‘ganzheitlichen und schüleraktiven Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozesses leiten, so dass Kopf- und Handarbeit der Schüler in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander gebracht werden können.’ Meyer als auch seine Kollegen wählen hierbei bewusste den Begriff ‘handlungsorientiert’, da sie einen ausschließlich nur auf Handeln beruhenden Unterricht nicht für sinnvoll erachten, sondern eine ausgewogene Mischung aus Modellvorstellungen, praktischem Arbeiten und Phasen lehrgangsmäßigen Unterrichts favorisieren. Für den Lehrer bedeutet dies, die Inhalte, welche in den handlungorientierten Phasen erarbeitet werden sollen, sorgfältig auf ihre didaktische Funktion hin auszuwählen. Wieso ist aber handlungsorientierter Unterricht heutzutage in der Schule so wichtig? Noch stärker als je zuvor sind Schlüsselqualifikationen wie Selbstständigkeit, Kreativität, Engagement und Durchhaltevermögen nicht nur gefragt, sondern werden im Arbeitsleben ebenso selbstverständlich vorausgesetzt wie Team- und Kritikfähigkeit, Sensibilität, die Fähigkeit sich anzupassen oder das Vermögen, Vorgänge und seine eigene Position angemessen reflektieren und bewerten zu können. Diese Anforderungen hat sich unter anderem der handlungsorientierte Unterricht zum Ziel gesetzt. Handlungsorientierter Unterricht geht von der natürlich Neugier der Menschen und ganz besonders der jungen Menschen aus, von einer natürlichen Experimentierlust und davon, dass sie fragen und staunen können. Ganz bewusst sollen dabei die Unterschiedlichkeit der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt und die Fähigkeiten des Einzelnen gefördert werden. Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung und die Orientierung an den Interessen der Schüler sind nur zwei unter vielen Argumenten für diese Form des Unterrichts. Weitere Vorteile sind die höhere Beteiligung der Schüler an der Planung und Durchführung des Unterrichts und damit die höhere Identifikation der Lernenden mit dem zu erarbeitenden Gegenstand. Die selbstständige Erstellung von konkreten Handlungsprodukten ist nicht nur motivierender und spannender als üblicher Frontalunterricht, sondern auch viel anschaulicher. Beim Lernen durch Handeln werden ‘Aktion’ und Kognition’ in Einklang gebracht und der Dualismus von Handeln und Lernen überwunden. Der Begriff ‘Handlungsprodukt’ wird also in einem sehr weiten, Kopf- und Handarbeit integrierenden Verständnis benutzt und umfasst alles durch das gemeinsame Handeln von Lehrer und Schülern inszenierte (Rollenspiel, Planspiel, Streitgespräch, Aufführung) oder hergestellte (Wandzeitung, Collage, Modell, Schülerbuch, Klassenkorrespondenz, vor Ort studierte Klischees und damit verbundene Erkenntnisse) Unterrichtsmaterial, wie auch organisierte Projekte (Feste und Feiern, Exkursionen oder Ausstellungen). Schüler, die nur schwer Zugang zu einem Thema finden, können damit dort abgeholt werden, wo sie stehen. Besonders im Literaturunterricht bereitet die rein analytische Erschließung schwieriger Texte oft Probleme und führt dazu, dass die heutigen Jugendlichen immer weniger freiwillig zu Büchern greifen, die sie nicht gleich verstehen und schnell aufgeben, zumal ihnen Fernsehen und Internet einfachere Unterhaltung bieten. Handlungsorientierter Unterricht im Fach Deutsch kann helfen, die Leserschaft der Schüler zu erhalten. Zugänge bieten z.B. das Illustrieren von Texten, die musikalische Umsetzung oder die Erstellung von Collagen oder Übersichtspostern durch die Schüler selbst. Damit verbunden sind der Austausch mit Mitschülern sowie die Überarbeitung des Materials. Dies hilft schwierige Sachverhalte in einzelne Schritte zu zerlegen, an die eigene Erfahrungswelt anzuknüpfen und zahlreiche Assoziationen zu verwandten Themen zu bilden und somit besser in die Thematik hineinzufinden. Das eigene Handlungsprodukt motiviert und identifiziert einerseits, hat aber auch andererseits einen gewissen Gebrauchswert: eine Inszenierung kann in einer Aufführung enden, selbst erstellte Übersichtsposter sind ideale und verständliche Unterlagen zur Klausurvorbereitung. Innerhalb der Freiräume, in welchen die Schüler die Thematik bearbeiten, werden sie sich auch ihrer eigenen Interessen bewusst. Sie identifizieren sich mit Figuren, Situationen und Orten einer Geschichte, setzen ihre Schwerpunkte selbst und verfeinern dadurch ihre Wahrnehmungsfähigkeit. Der Prozess des Verstehens gelingt besser. Starke Schüler werden außerdem zum freiwilligen Weiterforschen animiert. Insgesamt wird bei allen die Lesebereitschaft erhöht. Überhaupt werden viel mehr Schüler erreicht als im lehrerzentrierten Unterricht, wo immer nur einer reden, immer nur einer lesen oder im Klassenplenum seine Ergebnisse präsentieren kann, während die anderen lediglich zum bloßen Zuhören gezwungen sind.

Über den Autor

Nicole Vollmer studierte Germanistik und Geographie an den Universitäten Karlsruhe und Nizza. Seit 2008 ist sie als Studienrätin im Schuldienst tätig.

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